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Knobelritters Spielearchiv - Saustall

Art des Spiels: Krimispiel
Spieleautor:    Michael Rieneck
Verlag:         Huch! & friends
Jahrgang:       2010
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          30 bis 45 Minuten
Preis:          ca. € 28,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)

Der Allgäu. Eine ruhige Landschaft im Süden Bayerns. Bauernhöfe, Kühe, Berge, saftige Wiesen, eine richtige Idylle.

Doch die ländliche Stille des Alpenvorlands trügt. Denn in einem Saustall wird der leblose Körper des Tierarztes Hermann Aigner gefunden, unter einem riesigen Käselaib begraben. Und da die Polizei - wie es so schön heißt - die Möglichkeit eines Verbrechens nicht ausschließt, muss wieder einmal Kult-Kommissar Kluftinger die Ermittlungen aufnehmen, um herauszufinden, wer wohl der Täter gewesen sein könnte.

Ihr Spieler wisst natürlich sofort, was es bedeutet, wenn ein Krimispiel auf den Spieltisch kommt: Als Hobbydetektive sollt ihr dem Detektiven helfen, den Fall zu lösen. Üblicherweise gibt es da zwei verschiedene Vorgehensweisen. In einigen Spielen, wie etwa in dem weltbekannten "Cluedo", werden bestimmte Karten zu Beginn des Spiels beiseite gelegt. Anschließend versucht ihr durch Befragen der Mitspieler, Austauschen von Karten, Aufsuchen von Orten und ähnlichem, Informationen zu sammeln, um schließlich mit Glück und dem beliebten Ausschlussverfahren die relevanten Fakten wie Tatort, Tatwaffe und Täter zu eruieren. Andere Spiele (beispielsweise der Klassiker "Tatort Nachtexpress") bieten "echte" Kriminalfälle, bei denen ihr die Aufgabe nur mit Logik, Kombinationsgabe und genauem Bedenken aller Aussagen und Beweise bewältigen könnt.

"Saustall" gehört allerdings in keine der beiden Kategorien. Vergesst, was ihr bisher über Krimispiele wisst, denn "Saustall" verwendet keine der gängigen Schemen. Am besten ist, ich beschreibe euch mal, wie das neue Spiel von "Huch! & friends" so funktioniert.

Wo ein Mord, oder sagen wir besser: ein unerklärlicher Tod passiert, gibt es schnell ein paar Verdächtige, also Personen, die auf irgendeine Weise davon profitieren, dass das Opfer das Zeitliche gesegnet hat. So auch hier. Gleich acht verdächtige Personen haben sich gefunden. Ganz paritätisch aufgeteilt in vier Männer und vier Frauen, vom Bürgermeister Alois Argenzeller bis zur Gastwirtin Rosi Reichler. Am Tatort sind auch ein paar Beweisstücke gefunden worden, die eindeutig bestimmten Verdächtigen zuzuordnen sind, wie zum Beispiel der Rosenkranz des Pfarrers Joseph Junginger oder das Feuerzeug der Putzfrau Marianne Münzmayer. Allerdings sind die gefundenen Gegenstände sofort ins Labor gebracht worden, sodass ihr Detektive noch nicht wisst, um welche Beweisstücke es sich tatsächlich handelt.

Bevor ihr nun aber mit den richtigen Ermittlungen anfangt, gebt ihr einen Anfangsverdacht ab. Dazu verfügt ihr über einen Satz von 15 Verdachtsplättchen, die entweder einen bestimmten Verdächtigen, eines von vier möglichen Tatmotiven oder lediglich das Geschlecht des Täters betreffen. Drei beliebige dieser Plättchen legt ihr als "Anfangsverdacht" verdeckt vor euch ab, die restlichen Plättchen legt ihr auf eure Ablagebank. Im Grunde genommen ist es zu diesem frühen Zeitpunkt der Ermittlungen eine reine Mutmaßung. Als einzige Information gilt euch das eine Beweisstück, welchesihr anfangs geheim zugeteilt bekommt, es schließt die entsprechende Person als Täter hundertprozentig aus.

Ermittlungen führen heißt, die Verdächtigen nach ihren Alibis abfragen, die Alibis überprüfen, indem man Erkundigungen an den als Alibi angegebenen Orten einhebt, und die Bevölkerung nach möglichen Tatmotiven ausfragen. Im Spiel passiert dies durch Ermittlungskarten. Von den insgesamt 36 Stück hält ihr drei auf der Hand. Wenn ihr an der Reihe seid, spielt ihr eine Karte aus und zieht eine neue Karte vom Stapel nach. Je nach Art der ausgespielten Ermittlungskarte ergibt dies eine neue Information zum Fall.

So erhält jeder Verdächtige im Laufe der Partie durch eine "Motiv"-Karte eines der vier möglichen Tatmotive (Neid, Eifersucht, Rache, Habgier) zugeteilt. Durch eine "Alibi"-Karte gibt ein beliebiger Verdächtiger an, zur Tatzeit am auf der Karte angegebenen Ort (Landgasthof, Sommerrodelbahn, Freibad, Golfplatz, Bordell, Freilichtbühne, Schützenverein oder Seilbahn) gewesen zu sein. Am interessantesten sind die Karten "Zeuge/Aktion", von denen es für jeden Ort zwei Karten gibt, eine für jedes Geschlecht. Der befragte Zeuge sagt dann aus, ob er sich dort an einen Mann oder eine Frau erinnern kann. Stimmt das Geschlecht mit dem des Verdächtigen überein, der sich auf diesen Ort berufen hat, gilt dieses Alibi als bestätigt. Der Verdächtige kommt in diesem Fall als Täter nicht mehr in Frage.

Ist durch eine "Zeuge/Aktion"-Karte einmal festgelegt, ob der Zeuge an einem bestimmten Ort einen Mann oder eine Frau gesehen hat, könnt ihr die zweite Karte dazu verwenden, im Polizeipräsidium Erkundigungen einzuholen, zum Beispiel durch einen Laborbesuch, um eines der am Tatort aufgefundenen Beweisstücke einzusehen, oder durch eine "Teambesprechung", um sich geheim das Beweisstücke eines Mitspielers anzuschauen. Besonderer Bedeutung kommt auch der möglichen Aktion "Büroarbeit" zu, denn nur damit lässt sich eines eurer Anfangsverdachtsplättchen gegen eines von der Ablagebank tauschen, wenn neue Erkenntnisse bestimmte Verdächtige ausschließen oder in eine vollkommen andere Richtung deuten. Die vier Ermittlungskarten "Lodenbacher" - so lautet der Name des zuständigen Polizeidirektionsleiters - erlauben es, euch auf dieselbe Weise Informationen im Polizeipräsidium zu verschaffen.

Nach jeder Runde wird der Passat, anscheinend der Dienstwagen des kultigen Kommissars, auf der als Zeitleiste dienenden Straße um ein Feld weiterbewegt. Anschließend müsst ihr die auf diesem Feld angegebene Zahl an Verdachtsplättchen von eurer Ablagebank ganz aus dem Spiel entfernen. Sobald der Parkplatz, also das letzte Feld erreicht wird, endet das Spiel. Zu diesem Zeitpunkt sind dann alle 36 Ermittlungskarten ausgespielt, sodass jedem Verdächtigen ein Motiv zugeordnet ist, alle 8 Verdächtige ein Alibi angegeben haben, das dann von Zeugen entweder bestätigt oder widerlegt wurde.

Um den wahren Täter zu finden, wird nun ein Beweisstück nach dem anderen aus dem Labor aufgedeckt. Zu jedem Beweisstück wird überprüft, ob der dazugehörige Verdächtige ein wasserdichtes Alibi vorweisen kann. Der erste Verdächtige, dessen Alibi vom Zeugen nicht bestätigt wurde, ist damit automatisch als Mörder überführt. Im unwahrscheinlichen Fall, dass keiner der Täter sein kann, handelt es sich nicht um Mord, sondern um einen tragischen Unfall.

Mit dem Aufdecken der drei Plättchen des Anfangsverdachtes zeigt sich, wer von euch das beste kriminalistische Gespür an den Tag gelegt hat. Habt ihr die Identität des Mörders erraten, ist dies 9 Punkte wert, für das richtige Motiv gibt es immerhin noch 5 Punkte, für das passende Geschlecht nur mehr 3 Punkte. Maximal könnt ihr mit den drei Plättchen also 17 Punkte erzielen. Für jedes Fettnäpfchen, in das ihr aber im Zuge der Ermittlungen getreten seid, müsst ihr allerdings noch 2 Minuspunkte in Kauf nehmen. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt natürlich.

Fettnäpfchen? Ja tatsächlich, Kommissar Kluftinger hat nebenbei nämlich auch noch ein Privatleben und daher gewisse Verpflichtungen, wie etwa eine dringende Orchesterprobe, eine versprochene Einladung zum Abendessen, oder ein lästiger Wasserrohrbruch zu Hause. Ihr habt zu Beginn je nach Spielerzahl 1 oder 2 Verpflichtungs-Plättchen, die ihr auf einen Mitspieler ausspielen kann, der gerade am Zug ist. Dieser hat dann die Qual der Wahl, entweder der Verpflichtung nachzukommen und euch die ausgespielte Ermittlungskarte mitsamt der dazugehörigen Aktion zu überlassen, oder die Aktion selbst durchzuführen, aber dafür ins Fettnäpfchen zu treten, mit den beschriebenen negativen Folgen.

Dieses interaktive Ärgerelement fügt sich ebenso gut ins Spiel ein wie die stimmigen Texte der Zeugenaussagen und Alibis der Verdächtigen. Michael Rieneck ist es gelungen, die Romanfigur Kluftinger und das bayrische Landleben überzeugend und recht atmosphärisch in das Spiel einzubauen, was ihn zu einem richtigen Spezialisten für Roman-"Verspielungen" macht.

Wie ihr also seht, ist "Saustall" wirklich mit keinem anderen Krimispiel vergleichbar, was die Spielmechanik anbelangt. Eigentlich versucht ihr dabei im Laufe einer Partie, die Alibis und Zeugenaussagen so einzusetzen, dass sich euer anfangs geäußerter Anfangsverdacht möglichst bestätigt. Manipulation der Beweisstücke, Zurückhaltung von Zeugenaussagen und schließlich Verhaftung des erstbesten Verdächtigen, der kein Alibi aufweisen kann: Ich will ja nicht hoffen, dass diese Vorgehensweise etwas mit realer Polizeiarbeit zu tun hat, obwohl man manchmal durchaus diesen Eindruck haben könnte

;-)

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde