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Art des Spiels: Verwirrspiel
Spieleautor:    Günter Burkhardt
Verlag:         Amigo Spiele
Jahrgang:       2011
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 12,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Partyspieler ++

Wer mit den Augen denkt, hat schon verloren. Es kann doch eigentlich nichts Besonderes daran sein, eine Kartenauslage schneller als die Mitspieler hinzukriegen, auch wenn bestimmte Legeregeln einzuhalten sind! Ist es auch nicht. Zack, schon fertig und "Stopp!" gerufen. Jetzt die Kontrolle: Was, direkt die erste Karte habe ich falsch ausgelegt? Wieso das denn? Ach so, auf der ersten Karte steht zwar schwarz, aber in grüner Schrift und die zweite Karte enthält das Wort "grün". Mist, die ganze schöne Reihe umsonst aufgebaut!

Hinweis für Erziehungsberechtigte und sensible Naturen: Das Spielen dieses Spiels kann zu regelmäßigem Überschreiten der eigenen Frustbelastungsgrenze und gleichzeitig unglaublichem Suchtverhalten führen! Wie das?

In der Mitte des Tisches werden alle Farbkarten verdeckt ausgelegt bzw. als wilder Haufen verstreut. Daneben wird ein Stapel mit ebenfalls verdeckt liegenden Punktekarten gebildet. Hiervon werden so viele aufgedeckt, wie Mitspieler teilnehmen. Dabei können auch Minuspunkte auf den aufgedeckten Karten zu sehen sein.

Jeder Spieler nimmt sich irgendeine Farbkarte und legt sie offen vor sich als Startkarte ab. Gleichzeitig versuchen nun alle Spieler, als Erstes eine bestimmte Anzahl von Karten in ihrer Auslage zu haben. Dabei wird jeweils eine von den in der Mitte platzierten Karten genommen und - sofern passend - angelegt. Falls diese Karte nicht passt, wird sie offen in die Mitte zurückgeschmissen und steht somit allen Mitspielern wieder zur Verfügung. Es gilt bei der Kartenablage folgende Legeregeln zu beachten:

Wer diese Regeln beachtend als Erstes die teilnehmerabhängige Gesamtauslage erreicht, ruft "Stopp!" und beendet damit die Runde. Beginnend beim Rufer wird nun je Spieler von der Gesamtrunde kontrolliert, ob alle bisher gelegten Karten regelkonform gelegt wurden. Ist das nicht der Fall, werden die betroffene Karte sowie alle(!) nachfolgenden Karten entfernt.

Anschließend darf sich der Spieler, dessen Kartenauslage am längsten ist, zuerst eine der offenen Punktekarten aussuchen, anschließend der Zweitplatzierte und so fort. Bei Gleichstand wird die Anzahl der Wörter miteinander verglichen, der höhere Wert gewinnt.

Die nächste Runde wird präpariert, indem neue Punktekarten aufgedeckt und die verwendeten Farbkarten wieder in den allgemeinen Pool zurückgehen, dieser gemischt und neue Startkarten daraus gezogen werden. Nach dem Verteilen der letzten Punktekarten endet das Spiel. Sieger ist, wer in Summe die meisten Punkte ergattern konnte.

Dem soliden Spielmaterial, der angemessenen Schachtelgröße und der verständlichen und vollständigen Regel will ich nur diese knappen Anfangszeilen widmen. Einzig die Voraussetzung, gute Sichtbedingungen für alle Mitspieler schaffen zu müssen, um alle Farben klar voneinander unterscheiden zu können, wird hier als kleiner Malus erwähnt.

Das Spiel ist ruckzuck aufgebaut und erklärt, es weist quasi keinerlei Einstiegshürde auf. Ein großer Vorteil für ein kurzes, scheinbar sehr leichtes Spiel. Ist das kurz noch eine Interpretationssache, so lässt sich der Eindruck eines seichten Spiels dementieren. Zwar ist der grundsätzliche Mechanismus schnell durchschaut und verinnerlicht, jedoch ist die Beachtung aller Einschränkungen bei der Auslage oft schwieriger als zuvor gedacht. Eine der imposantesten und sehr selten vorkommenden Erfahrungen aus den Testspielen war die Erkenntnis, dass auch völlig überforderte Erstspieler einen spontanen Kaufwunsch äußerten. Sicherlich tragen die eingangs erwähnten Fakten ihren Anteil dazu bei, jedoch liegt das Geheimnis dieses auch aus Verlagssicht erfreulichen Testergebnisses in anderen Dingen begründet.

Man sollte gar nicht meinen, wie auch bei uns deutschen Erdbewohnern, die wir ja als besonders vorschriftsfixiert gelten, im Kopf so manches durcheinander gerät, wenn man mehrere Regeln kombiniert anwenden muss. Genau das wird den Spielern aber abverlangt und durch die parallele Spielweise zeitgleich mit den Kontrahenten wird ein Zeitdruck erzeugt, der so manche Prüfroutine unsauber werden lässt. Anders ist es nicht zu erklären, dass man eine supersolide und korrekte Auslage nach allen Regeln vor sich hat und dennoch die vermaledeite eine Karte ziemlich zu Beginn den entscheidenden kleinen Fehler aufweist, der den Rest des Gesamtkunstwerkes wertlos macht.

Genau dies ist DER Reizpunkt des Spiels: Was bei vielen anderen Spielen oft zu deutlich negativeren Bewertungen desselben führt, nämlich die Frustration, aufgrund eines Einzelfehlers zu Beginn die gesamte Runde (oder gar das Spiel) zu verlieren, stachelt hier die Gemüter eher an, es beim nächsten Mal aber garantiert besser zu machen.

Einige Spieler sind daher schon dazu übergangen, sich von der im Normalfall deutlich zu spürenden Hektik während der Auslagephase partout nicht anstecken zu lassen und ihre Auslage in aller Ruhe Stück für Stück zu erweitern. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dies für einen Spielgewinn nicht die allerschlechteste Strategie ist, da es häufig passiert, dass die eifrigeren Sammler bei der Kontrolle doch durch einen solchen Fehler ins Hintertreffen geraten. Würden jedoch alle Teilnehmer das Spiel in gleicher akribischer, aber langsamer Spielweise angehen, wäre das Spielgefühl ein deutlich anderes. Und vermutlich eher ins Langweilige tendieren.

Nein, der Reiz des Konkurrenzkampfes ist hierbei schon ein Muss, denn schließlich sorgt erst dieser für die notwendige Würze. Dies sind nun mal die Fehler in der Auslage, die (sofern nicht in der eigenen) der eigenen Schadenfreude stetig Nahrung geben. Es ist aber auch zu auffällig, wie schnell man selbst Fehler entdeckt, ist der Druck erst einmal gewichen. Kaum wurde das Stopp-Kommando gerufen, schon erblickt man bei sich einen Fehler, der einem vorher nie und nimmer aufgefallen wäre (sonst würde die Auslage nicht so aussehen). Dieses Faszinosum beschuldige ich der Verursachung des Wiederspiel- sowie des Kaufreizes bei den Testspielern.

Eigentlich ein logisch aufgebauter Gedanke, dass unter Stress Fehler gemacht werden, die bei Ausbleiben desselben vermieden worden wären. Wenn einem diese erinnernswerte Lebensphilosophie aber auf so charmante Art und Weise ins Bewusstsein gerufen wird, "wer kann dazu schon nein sagen"? Die angesprochenen Altersstufen sicher nicht, egal welchem sozialem, kulturellem oder spirituellem Hintergrund sie auch immer entstammen. Diese 20 Minuten Spielzeit dürfen im Bedarfsfall mehrmals täglich angewendet werden, ohne bleibende Nebenschäden befürchten zu müssen. Von etwaigem nächtlichen Hochschrecken unter einem gemurmelten "Ich brauche drei rote Blau!" einmal abgesehen. Bei stündlicher Anwendung konsultieren Sie bitte Ihren Sucht- oder Farbberater.

André Beautemps

Bewertung: 4 Schilde