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Knobelritters Spielearchiv - Schwarzer Freitag

Art des Spiels: Börsenspiel
Spieleautor:    Friedemann Friese
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2010
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          60 bis 75 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Die Finanzkrise ist ja offiziell vorbei, aber die Folgen und nötigen Lehren daraus sind als Thema in den Medien ja immer noch recht präsent. Insofern ist ein Aktienspiel durchaus noch am Zeitgeist, besonders wenn es ein so provokantes Thema wie Schwarzer Freitag hat. Spekulieren, hoffen, und dann seine Aktien mit größtmöglichem Gewinn verkaufen, um in sichere Anlagen wie Gold und Silber zu investieren. Wer findet den richtigen Moment, um aus Geld Gold zu machen?

Der Ablauf einer Spielrunde ist denkbar einfach: Pro Zug hat jeder Spieler die Wahl, eine von vier möglichen Aktionen auszuführen. Die gerade aktuelle Stufenkarte gibt dabei das jeweilige Limit der Aktionen an, die da wären: Aktien kaufen, Aktien verkaufen, Silber kaufen oder schlicht passen.

Zu Spielbeginn sind alle Aktionen noch sehr begrenzt, gerade mal ein Aktienkoffer darf gehandelt oder ein Silberbarren gekauft werden. Geld zum Kaufen erhält man in Form von Subventionen sozusagen nebenbei, auch hier ist das Limit zu Spielbeginn recht niedrig und steigt im Verlauf des Spiels an.

Nach der Durchführung seiner Aktion setzt man immer genau einen Aktienkoffer - normalerweise der gehandelten Farbe - auf die entsprechende Aktionsleiste, bzw. nimmt beim Verkaufen einen Koffer von der Farbe, die man verkauft hat, aus der Verkaufsleiste.

Spannend wird es, sobald auf einer Leiste fünf Koffer stehen, dann findet eine Marktanpassung statt. Zunächst müssen alle Spieler Zinsen für ihre Subventionen zahlen. Anschließend wird eine durch die Stufenkarte vorgegebene Anzahl Koffer aus dem Beutel gezogen. Je mehr Koffer einer Farbe dabei zum Vorschein kommen, desto höher steigt der Kurs dieser Aktie, Farben die nicht gezogen werden, fallen leicht. Danach wird der Silberpreis angepasst (stetig steigend) und überprüft, ob durch die neuen Aktienpreise eine höhere Stufenkarte aufgedeckt werden muss.

Schließlich werden die fünf Koffer von der Leiste, welche die Marktanpassung ausgelöst hat, abgeräumt und in den Beutel geworfen, können also bei der nächsten Marktanpassung wieder gezogen werden.

Als letztes und sehr entscheidendes Element kommen die schwarzen Koffer ins Spiel, die irgendwann den Schwarzen Freitag auslösen sollen. Mit jeder neuen Stufenkarte kommt ein schwarzer Koffer in den Beutel. Ebenso, wenn Aktien verkauft werden und die Verkaufsleiste die Marktanpassung auslöst, wandern anschließend ein bis zwei schwarze Koffer mit in den Aktienbeutel.

Die schwarzen Koffer haben eine Doppelfunktion: Für jeden schwarzen Koffer, der bei einer Marktanpassung aus dem Beutel gezogen wird, steigt der Silberpreis um eine Stufe. Zusätzlich wird, wenn mehr als ein schwarzer Koffer aus dem Beutel gezogen wird, ihre Anzahl von den gezogenen Aktien jeder Farbe abgezogen. Dadurch wir der Kursanstieg erheblich gebremst, bzw. einige Farben kommen auf negative Werte und fangen an, zu fallen. Und raten Sie mal, was dann passiert? Aktien verkaufen, mehr schwarze Koffer im Beutel, schon sind wir beim titelgebenden "Schwarzen Freitag".

Fazit

Im Nachhinein kann ich gar nicht mehr so recht nachvollziehen warum, aber an der Spielregel zu Schwarzer Freitag bin ich wirklich gescheitert wie selten. Vielleicht liegt es an dem netten Plauderton in dem sie geschrieben ist, aber nach dem ersten Lesen war ich schlicht bei Bahnhof. Nach dem zweiten Lesen hatte ich immerhin eine Idee wie es gehen würde, und nach der dritten Lektüre hatte ich einen ziemlichen Haufen Post-its in der Regel kleben, auf denen ich mir die wichtigen Stellen notiert hatte. Soviel bemerkte man schnell: Das Spiel hat einige Wenn-Dann-Regeln, die möglichst unauffällig irgendwo im Fließtext versteckt wurden.

Einige dieser Bedingungen treten häufig im Spiel auf, andere nicht notwendig in jeder Partie, und das sind dann natürlich die Regeln, die besonders gerne vergessen werden. Aber wie wir uns in unseren ersten Partien überzeugen konnten: Alle Regeln sind wichtig, wird eine vergessen, geht das meist stark zu lasten der Spieldynamik.

So war unsere erste Partie Schwarzer Freitag schlicht ein Fiasko, und ich hatte Mühe noch ein zweites Mal Spieler dafür zu finden. Beim zweiten Mal hakte es zwar immer noch, zeigte aber auch sein Potenzial, so dass an einer dritten Runde wieder mehr Interesse bestand. Schussendlich brauchten wir fünf Spielrunden, bis wir zum ersten Mal eine fehlerfreie Partie schafften, was aber anderseits auch wieder für das Spiel spricht. Nicht viele Spiele schaffen es unter solchen Voraussetzungen, fünfmal auf unseren Spieltisch zu kommen.

Vorsichtig ausgedrückt würde ich sagen: Die Regeln sind nicht ganz optimal. Es gibt ein paar offene Fragen, die Spielbeispiele sollte man unbedingt lesen (was ich natürlich nie mache), da dort Regeldetails stehen, die sonst nicht erwähnt werden, und eine Spielhilfe mit den wichtigsten Abläufen wäre meines Erachtens nach zwingend gewesen. Wenn man bedenkt, dass es sogar einen speziellen Spielstein gibt, der mit im Aktienbeutel ist, und nur die Funktion hat, beim Ziehen daran zu erinnern, dass Zinsen gezahlt werden müssen, finde ich die Abwesenheit einer Spielhilfe besonders unverständlich. Das scheint man vom Verlag und Autor aus aber anders zu sehen, gibt es von dieser Seite immer noch nicht. Mindestens ein anderer Spieler ist aber ähnlicher Ansicht gewesen wie ich und hat sich die Mühe gemacht, eine Übersicht zu erstellen. Im Internet wird man also geholfen.

Aber genug der harschen Worte, wie schon angemerkt, das Spiel konnte trotz schwerem Start bei uns Interesse wecken. Die Dynamik im Spiel, Aktien, die ich kaufe, tragen potenziell zu einem Kursanstieg bei, Aktien, die ich verkaufe, erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen Kursverlust, ist gut umgesetzt und gibt mir einen gewissen Einfluss auf den Spielverlauf. Das Pokerelement, wann steige ich bei den Aktien aus und investiere in Silber, empfinde ich ebenfalls als sehr gelungen. Früher aussteigen und billiges Silber kaufen ist genauso aussichtsreich wie ein später Ausstieg zum höheren Aktienkurs und dafür zu ebenso höheren Kursen Edelmetalle kaufen. Welche von beiden Strategien gewinnt, hängt sehr vom Spielverlauf ab, wie hoch die Aktienkurse kommen, bevor der schwarze Freitag einschlägt. Und besonders wenn dieser plötzlich und mit voller Wucht einschlägt, macht es zumindest mir viel Spaß, selbst wenn meine Aktien mit in den Keller stürzen und meine Finanzen sich mal eben halbieren. Da hat schon so mancher Mitspieler bei uns plötzlich auf dem Fenstersims gestanden und mit seinem Leben gehadert. (Da wir allerdings ebenerdig wohnen, mussten auch die, die gesprungen sind, anschließend trotzdem noch weiter mitspielen.)

Einschränkend muss man allerdings auch sagen: Das Spielsystem von Schwarzer Freitag ist recht fragil. Kleine Regelfehler und leider auch das Zufallselement des Kofferziehens können den Spielverlauf und die Dynamik gravierend beeinflussen. Wenn die Aktien nicht so richtig steigen, hat keiner so richtig Geld zum Silber kaufen, dann steigt auch der Silberpreis nur langsam, und da das Spielende durch den Silberpreis ausgelöst wird, zieht es sich ewig hin. Ebenso, wenn die Spieler zu vorsichtig sind und zu früh aus den Aktien aussteigen und in Silber investieren. Dann spielen diese Spieler vielleicht das falsche Spiel, aber damit lässt sich die Dynamik ziemlich ausbremsen.

Ganz kurz dann noch zum Material: Sehr gut! Hochwertig, passend, stimmungsvoll. Gefällt mir gut.

Spielerzahl: Zu zweit habe ich es nicht getestet, von drei bis fünf Spieler funktioniert es gleichermaßen, zu fünft fand ich es eher zu viel, da dann in einer Runde sehr viel passiert, bevor man wieder dran kommt. Meine bevorzugte Besetzung sind daher drei oder vier Spieler.

Als Quintessenz möchte ich daher zusammenfassen: Schwarzer Freitag ist ein Börsenspiel für Zocker, das auch so gespielt werden will, und dem man unter Umständen eine zweite Chance zugestehen muss. Dann aber macht es besonders den Freunden dieses Genres viel Spaß, so dass man sich auch entschädigt fühlt für die Runden, in denen der Zufall aus der Kursrallye eine Kursschnecke macht.

Michael Timpe

Bewertung: 4 Schilde