April
MoDiMiDoFrSaSo
1 2K3 4 5R6 7
8 9K1011S12S1314
1516K1718L19L2021
2223K2425S26SO2728
2930 1 2 3 4 5
b
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Keferfeld-Oed
Snn Spieletreff - Pichling
Lnn LinzCon 2024
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Rnn Würfelschänke Ried
<- Shanghai^Shogun ->

Knobelritters Spielearchiv - Shanghaien


Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++
                Zweipersonen ++

Ich bin von Spielgeschichten ja schon einiges gewohnt. Sicherlich halten sich einige davon an seriöse, historische Fakten, ja manchmal kann man sogar wirklich Wissenswertes, Interessantes über Geschichte daraus lernen. Zum Großteil sind es aber erfundene Stories, Phantasie-geschichterln, zum Teil sogar ziemlich haarsträubend und mit absolut keinem Bezug zur Realität.

Für zu dieser Kategorie gehörend habe ich auch folgende Einleitung gehalten: "In den berüchtigten Hafenkneipen von Shanghai geht es rau zu. So mancher Matrose wollte nur einen Schluck trinken und wachte dann mit dröhnendem Schädel in der Kajüte eines Seelenverkäufers wieder auf. So bekam diese bevorzugte Anwerbemethode skrupelloser Kapitäne den Namen 'Shanghaien'!"

Umso erstaunter war ich, als ich das Wort "Shanghaien" in meinen PC klopfte und mir "Google" genau diese Erklärung auswarf. Ich kannte diesen alten Begriff aus der Seemannssprache überhaupt nicht. Ein weiterer Beweis dafür, dass man aus Spielen viel Neues erfahren kann.

Es geht also um das skrupellose Anheuern von Seeleuten. Zwei Kapitäne - Ramon "El Dado" und der Schreckliche Michele - streiten sich darum, die beste Mannschaft zusammenzubekommen. Die Matrosen kommen auf Kneipenkarten vor, und zwar je 5 Karten mit den Werten 1, 2, 3, 3 und 4 in acht Nationalitäten (= Farben). In jeder der 8 Runden werden vom gemischten Stapel sechs Karten in einer Reihe offen ausgelegt, welche die Kneipe darstellt.

Wie überzeugt man nun die Matrosen, auf das eigene Schiff zu kommen? Ganz einfach durch Würfeln. Wer an der Reihe ist, darf zwei normale Würfeln werfen. Einen davon muss er einer der ausliegenden Karten zuteilen, wobei der ersten Karte einer Reihe die "1" zugeordnet ist, der zweiten die "2", usw. Während der allererste Spieler einer Runde noch wählen kann, von welcher Seite man zu zählen beginnt, ist für den zweiten Spieler und den Rest der Runde die Reihenfolge festgelegt. Die Aktion "Würfeln" ist nur möglich, solange man noch mindestens zwei Würfel besitzt.

Wählt man hingegen die Aktion "Shanghaien", wird die laufende Runde beendet, und die Karten aus der Kneipe werden verteilt. Für jede Karte gilt, dass sie derjenige Spieler erhält, der dort mehr Würfel liegen hat. Bei Gleichstand werden die beiden Nachbarkarten links und rechts verglichen, wobei die höhere Augensumme ausschlaggebend ist. Bei erneutem Gleichstand wird die Karte ebenso aus dem Spiel entfernt, wie eine Karte, an der keine Würfel liegen.

Alle gesammelten Matrosen legt man schön nach Farben sortiert offen vor sich ab. Das Ziel ist es, in verschiedenen Nationalitäten die jeweils stärkere Mannschaft anzuwerben. Der Spieler mit der höheren Summe einer Nationalität gibt seine Karten aus dem Spiel und bekommt als Belohnung von seinem Mitspieler die Matrosen dieser Nationalität. Besitzt nur ein Spieler Matrosen einer Farbe, behält er alle seine Karten. Diese fast geniale Punkteregelung birgt einiges an Sprengstoff. Hat beispielsweise Kapitän Ramon "El Dado" bereits vier Karten einer Farbe sammeln können, ist die letzte Karte - nehmen wir an, es ist die "1" - sehr viel wert, denn bekommt er diese auch noch, macht dies stolze 13 Punkte. Gelingt es hingegen Kapitän "Michele", diesen Matrosen anzuheuern, zählt El Dado's Sammlung nur mehr ein mickriges Pünktchen. Die Werte der Matrosen sind so geschickt gewählt worden, dass jede Karte, selbst jene mit den niedrigeren Werten, stets umstritten ist. Natürlich gewinnt der Kapitän, der nach der abschließenden Wertung auf die höchste Punktezahl kommt.

Wer aufmerksam gelesen und mitgedacht hat, wird bemerkt haben, dass man mit 5 Matrosen pro Nationalität nicht 8 Runden lang sechs Karten auslegen kann. Tatsächlich gibt es noch acht Karten "Schmutzige Tricks", die ein Spieler getrennt von den Matrosenkarten ausliegt. Pro Runde kann man einen solche Karte spielen, und zwar unmittelbar nach einem eigenen Würfelwurf. Jede Karte erlaubt dabei die Wahl zwischen 2 Möglichkeiten. So können beide Würfel noch mal geworfen werden, ein Würfel kann um eine Augenzahl nach oben oder nach unten verändert werden, oder es können beide Würfel statt nur einem angelegt werden. Dazu gibt es noch eine Art "Joker", der zu jeder eigenen Mannschaft gelegt werden kann und wie 2 Matrosen dieser Nation gerechnet wird.

Sicher: das Würfelglück spielt bei "Shanghaien" eine große Rolle. Trotzdem habe ich in keiner meiner Partien das Gefühl gehabt, dem Schicksal hilflos ausgeliefert zu sein, denn die raffinierte Punkteregelung lässt einige Kniffe und taktische Spielzüge zu. Auch der Einsatz der "schmutzigen Tricks" will wohlüberlegt sein. Zusammen mit der kurzen Spieldauer von gerade mal 20 Minuten ergibt dies ein lockeres, unterhaltsames Spielchen, das Spaß macht und gut und gerne ein zweites oder drittes Mal hintereinander gespielt wird. "Shanghaien" ist kein Hirnverzwirbler und wird gerade deshalb sicher unter Gelegenheitsspielern viele Freunde finden.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde