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Knobelritters Spielearchiv - Silberzwerg

Art des Spiels: Bluff- und Handelsspiel
Spieleautoren:  Gerd Deiniger & Andreas Michaelis
Verlag:         Queen Games
Jahrgang:       2000
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          90 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

"Hey ho, Hey ho! Die Arbeit macht uns froh!"

Munter singend und fröhlich pfeifend kehren putzige Wesen, gerade mal zwei Fuß hoch, vom Bergwerk heim. Ihre bunten Zipfelmützen wiegen auf ihren weißhaarigen, schon etwas schütteren kleinen Köpfchen, während sie mit kurzen Schritten in ihren zierlichen Stiefelchen in einer langen Reihe den Pfad entlang trippeln. Unterwegs begrüßen sie die Tiere des Waldes indem sie ihre kleinen Spitzhacken und die Laternchen schwenken. Es sind die Zwerge, Lieblinge unserer Kinder in unzähligen Märchen.

Doch diese Idylle ist falsch! Erst die Arbeiten von J. R. R. Tolkien brachten Aufklärung. Zwerge sind nämlich in Wahrheit grimmige Wesen, die den Großteil ihres Lebens in finsteren Minen verbringen. Kein Wunder also, dass sie so finster dreinschauen. Nebenbei scheuen sie auch keinen Kampf mit ihren Streitäxten, und sie sind vor allem sehr geldgierig. Ihren Reichtum beziehen die Zwerge aus den Edelsteinen, die sie aus den Stollen ihrer Bergwerke zu Tage bringen.

Näheres über die Art und Weise, wie die Gnome das anstellen, verrät uns das Spiel "Silberzwerg" von Gerd Deininger und Andreas Michaelis. Vier Stollen gibt es, und in jedem gibt es Edelsteine in einer anderen Farbe zu finden. Die eigentliche Arbeit erledigen die Buddelzwerge. Jeder der bis zu vier Spieler hat vier solcher Buddelzwerge, dargestellt durch kleine Holzwürferl, zur Verfügung, die er Runde für Runde in die Stollen schickt. Jeder dieser Buddelzwerge bringt dann seinem Besitzer einen entsprechenden Edelstein. Daneben können die Spieler aber auch bis zu 2 Silberzwerge einsetzen. Sie erlauben den Kauf von beliebig vielen Edelsteinen aus dem Stollen, in dem sie tätig sind. Allerdings ist dabei der momentane Marktpreis zu entrichten, und dieser hängt davon ab, wie viele Buddelzwerge sich insgesamt im entsprechenden Stollen aufhalten. Je mehr Zwerge, desto billiger kommt's. Befindet sich der Silberzwerg auf dem Aktionsfeld "Edelsteine", können andererseits wieder Edelsteine zum aktuellen Preis verkauft werden.

Die wichtigste Aufgabe der Silberzwerge ist es jedoch, für die Erfüllung der Aufträge zu sorgen. Aufträge werden durch Kärtchen dargestellt, auf denen immer acht Edelsteine abgebildet sind. Je schwieriger die Farbkombination, desto größer der Wert bei Auftragserfüllung. Jeder Spieler hat seinen eigenen Auftrag, und sobald man die acht Edelsteine dafür beisammen hat, kann der Silberzwerg auf dem entsprechenden Feld "Auftrag" den Auftrag "versilbern". Dabei gilt es, möglichst schnell zu sein, denn Runde für Runde nimmt die Belohnung ab, bis man nach vier Runden sogar Strafe zahlen muss, wenn man's nicht geschafft hat.

Bis jetzt wäre alles ganz einfach, wenn da nicht auch noch die "Schattenzwerge" ihr Unwesen trieben. Wir finden sie auf der Rückseite der Silberzwerg-Figuren, und ein Spieler kann sich auch dazu entschließen, einen oder gar beide Schattenzwerge einzusetzen. Diese können zwar auch für konstruktive Zwecke genutzt werden, aber im Allgemeinen liegen ihre Vorzüge eher im Stören der Gegenspieler. In den Stollen beispielsweise behindern sie die Arbeit zweier Zwerge. Sie können dafür sorgen, dass die Aufträge der Konkurrenz schneller an Wert verlieren, und sie können sogar den Mitspielern Edelsteine klauen.

Das Einsetzen der Buddel-, Schatten- und Silberzwerge geschieht übrigens geheim hinter Sichtschirmen und wird auf einem Aktions-Tableau festgehalten. Und so sieht eine Spielrunde aus: Anfangs entscheiden sich die Spieler, wo sie ihre Zwerge einsetzen wollen. Nach dem Aufdecken der Sichtschirme werden zuerst die Edelsteinpreise festgesetzt. Daraufhin werden die Schattenzwerge (angefangen vom Startspieler) aktiv, dann fördern die Buddelzwerge ihre Edelsteine und schließlich kommen die Aktionen der Silberzwerge dran. Nicht erledigte Aufträge werden abgewertet, indem sie gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden. Für verfallene Aufträge muss Strafe gezahlt werden, danach kommen neue Aufträge auf leere Plätze. Zum Schluss wechselt der Startspieler.

Interessant ist, dass es keine Geldscheine oder Münzen gibt. Jeder Gewinn und jeder Kauf bzw. Verkauf von Edelsteinen wird auf der rund um den Spielplan laufenden Zählleiste festgehalten. Wird der Spielplan von einem Spieler einmal umrundet, was 100 Geldstücken entspricht, rückt er seinen zweiten Zählstein auf die nächste Hunderter-Truhe auf dem Spielplan vor. Wer zuerst seinen Zählstein auf die 600er Truhe setzen kann, gewinnt das Spiel.

Das Spiel enthält noch eine Unmenge anderer Details, auf die es sich hier nicht einzugehen lohnt, die das Spiel aber zu einer reizvollen Herausforderung gestalten. "Silberzwerg" ist - kurz ausgedrückt - ein waschechtes Wirtschaftsspiel mit interaktiven Elementen. Generell geht es um Optimierung des Ein- und Verkaufs und um Berücksichtigung der marktwirtschaftlichen Komponenten. Im Wesentlichen sollte man möglichst schnell seine Auftragskärtchen an den Mann bringen, aber es ist auch möglich, Edelsteine in beschränktem Maße zu Spottpreisen einzukaufen und dann gewinnbringend zu verkaufen. Die (gewollte?) Knappheit der Edelsteine muss jedoch bei allen Überlegungen in Betracht gezogen werden.

Die Schattenzwerge sind in diesem Spiel das Salz in der Suppe, damit das Spiel nicht zu linear und durchsichtig abläuft. Je nachdem, in welchem Ausmaß, und vor allem auch in welcher Art sie eingesetzt werden, können die Pläne der Spieler mehr oder weniger durchkreuzt werden. Bei vermehrtem Einsatz kann sich die Spieldauer schon um einiges verlängern. Der Startspieler genießt bei den Schattenzwergen einen besonderen Vorteil, da er zuerst aktiv werden kann.

"Silberzwerg" ist bei unseren Spielrunden ganz gut angekommen, selbst bei denen, die sonst nicht gerne Wirtschaftsspiele lieben. Das liegt sicher an der guten Verpackung in ein Thema. Zum Material: Der Prototyp auf der Nürnberger Messe hat noch ganz anders ausgeschaut. Die Edelsteine waren noch Karten und keine farbigen Glassteine. Die farbenfrohe Gestaltung des Spielplans und der anderen Teile, wie Auftragskarten, Sichtschirme und Tableaus erinnerte mehr an die Zwerge aus den Märchen meiner Kindheit. Franz Vohwinkel hat für die Endfassung eher dunklere Töne in schwarz, rot und braun gewählt und die Grafik mehr an Tolkien's Fantasywelt angelehnt. Insgesamt hinterlässt "Silberzwerg" sowohl optisch als auch vom Spiel her einen guten Eindruck.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde