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Knobelritters Spielearchiv - Small World

Art des Spiels: Fantasy-Strategiespiel
Spieleautor:    Philippe Keyaerts
Verlag:	        Days of Wonder
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          45 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 38,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Danke, liebe Freunde, danke.

Ich habe ohnehin schon genug zu tun, über die interessantesten Spieleneuheiten zu berichten. Als seriöser und verantwortungsvoller Chefredakteur einer Spielezeitschrift bin ich quasi verpflichtet, über die Gewinner der wichtigen Spielepreise - "Spiel des Jahres", Deutscher Spielepreis, "Spiel der Spiele", "À la carte"-Kartenspielpreis, etc. - zu schreiben. Dazu kommen noch Spiele, die ich als empfehlenswert erachte. Und natürlich die Spiele, die es in unsere klubinterne "Hall of Games" geschafft haben. Das macht summa summarum über 40 Spielekritiken pro Jahr. Verständlich, dass ich da ab und zu ein durchaus gutes Spiel auslassen will, besonders wenn ich eh schon in irgendeiner Weise darüber informiert habe.

"Small World" ist genauso ein Spiel. Bereits in den Game News Nr. 111 vom 1. November 2001 habe ich über das Spiel "Vinci" geschrieben. Da man dieses Spiel als Vorgänger von "Small World" betrachten kann, wollte ich auf eine ähnliche Spielekritik verzichten. Aber ich habe anscheinend die Rechnung ohne meine lieben "Knobelritter" gemacht, denn prompt wählen sie das neue Spiel in unsere "Hall of Games" und nötigen mich auf diese Weise zu einer Rezension. Nochmals vielen Dank, Leute.

Meine Position als Chefredakteur sollte mir jedoch etwas Freiheit in der Gestaltung der Rezensionen erlauben, und so werde ich es mir etwas einfacher machen. Ich werde nur das Grundprinzip der Spiels beschreiben und - für alle Leser, die es genauer wissen wollen - auf die fix fertige Spielebeschreibung von "Vinci" verweisen. Anschließend werde ich auf die Unterschiede der beiden Spiele eingehen, sowie deren Vor- und Nachteile. So mache ich das, und aus basta. Wo kämen wir denn da hin, würden stets meine Abonnenten über den Inhalt der Game News entscheiden?

Nun gut, "Small World" ist ein Spiel, in dem die Spieler Völker übernehmen und ihre Geschicke lenken. Jedes Volk wird durch eine bestimmte Anzahl an Plättchen dargestellt, mit der es zu Beginn in einer beliebigen Region am Rande des Spielplans eindringt. Der Spielplan ist in verschiedene Regionen unterteilt, die eine von fünf verschiedenen Geländeformen (Gebirge, Wald, Hügelland, Ackerland und Weideland) aufweisen. Im Laufe des Spiels expandiert jedes Volk, indem es benachbarte Regionen angreift und dort ansässige Völker verdrängt. Die Kämpfe finden dabei ganz ohne Glückselement statt, das angreifende Volk muss lediglich die erforderliche Anzahl an Plättchen (abhängig von Gelände und der Anzahl der "verteidigenden" Plättchen) in die Region legen. Das verdrängte Volk verliert pro Region nur 1 Plättchen, restliche Plättchen müssen in eigene Regionen zurückgezogen werden.

Am Ende des Zuges, nachdem alle beabsichtigte Regionen erobert und die Plättchen beliebig in den besetzten Regionen verteilt wurden, erhält ein Volk Punkte für jede besetzte Region. Natürlich gewinnt bei Spielende der Spieler, der die meisten Punkte sammeln konnte.

Soweit klingt alles noch nach einem eher normalen Eroberungsspiel, fast schon banal. Jedes Volk besteht allerdings nur aus einem Anfangsbestand an Plättchen, es erfolgt absolut keinerlei Zuwachs oder Bevölkerungswachstum. Nachdem neue eindringende Stämme das eigene Volk mit der Zeit dezimieren und die maximale Ausdehnung bald einmal erreicht ist, kommt irgendwann einmal der Zeitpunkt, an dem es mit einem Volk nur mehr bergab gehen kann, es ist sozusagen dem Untergang geweiht. Bei "Small World" stellt dies kein allzu großes Problem dar, man lässt sein "altes" Volk verfallen und übernimmt einfach ein neues Volk. Im Idealfall kassiert man nun für beide Zivilisationen Siegpunkte. Der Wechsel nimmt jedoch einen kompletten Spielzug ein, während dem nichts unternehmen kann, daher ist das Timing für den Umstieg enorm wichtig.

Die zweite Besonderheit im Vergleich mit ähnlich gearteten Spielen liegt darin, dass jedes Volk unterschiedlich ist. Nicht nur die Größe eines Volkes, also die Anzahl der Plättchen variiert, auch hat jedes Volk eine spezielle Eigenschaft. Der eine Stamm ist kriegerischer und bekommt Bonus für Angriffe, der andere wiederum hat sich beispielsweise auf Landwirtschaft spezialisiert und erhält doppelte Siegpunkte bei eroberten Ebenen. Wiederum andere betreiben Seefahrt, sind besonders diplomatisch, betreiben Viehzucht oder bauen Festungen zur Verteidigung. Jedes Volk spielt sich daher völlig anders. Die Kombination aus lediglich zwei Eigenschaften macht jedes Volk zu einer neuen Herausforderung, und sorgt obendrein für reichlich Abwechslung im Spielgeschehen und einen hohen Wiederspielreiz. Bei Spielbeginn und bei einem Volkwechsel stehen immer sechs Völker zur Auswahl. Eine geschickte Regelung bewirkt, dass für besonders starke Kombinationen zumeist Siegpunkte abgegeben werden müssen, während man für eher schwache Zivilisationen sogar Siegpunkte erhalten kann.

Dies sind die Grundregeln, die sowohl für "Vinci" als auch für "Small World" gelten. Nun aber zu den Unterschieden. "Days of Wonder" hat die Neuauflage des "Jeux Descartes"-Spiel dazu genutzt, um es in einer Fantasy-Welt anzusiedeln. Dadurch gibt es auch verschieden große Pläne je nach Spielerzahl, während bei "Vinci" alles stets auf dem gleichen Europa-Spielplan stattfindet. Die Völker stammen natürlich ebenfalls großteils aus dem Reich der Phantasie, so finden wir Trolle, Elfen, Zwerge, Rattenmenschen, Orks, Magier, Amazonen, usw. Dies erlaubt auch mehr Freiraum für die besonderen Eigenschaften, wodurch sich deutlich mehr Kombinationsmöglichkeiten ergeben. Langweilig wird da so schnell niemandem, zumal sogar schon Erweiterungssätze ("Verflucht" und "Frauen Power") mit noch mehr verschiedenen Völkern und Eigenschaften erschienen sind. Ich habe den starken Verdacht, dass in Zukunft noch wesentlich mehr nachkommen wird.

Statt der Holzscheiben gibt es nun Plättchen für jedes Volk. Dies ergibt eine schönere, dichtere Atmosphäre, unter der im Zusammenhang mit dem bunteren, lebhafteren Spielplan jedoch die Übersichtlichkeit leidet. Es ist nicht mehr so leicht auf einen Blick zu erkennen, wo sich welcher Spieler ausgebreitet hat.

Die Siegpunktleiste um den Spielplan wurde weggelassen. Stattdessen erhält man nun Punktechips, die man verdeckt stapelt. Meiner Meinung nach bedeutet dies eine kleine Verbesserung, da somit erst bei Spielende der Sieger feststeht. Das Spiel endet daher auch nicht durch das Erreichen einer bestimmten Punktezahl, sondern nach einer vorgeschriebenen Anzahl an Runden.

Und zu guter Letzt wurde dem reinen Taktikspiel ein Glückselement beigefügt, wenn auch nur ein kleines. Die letzte Eroberung in einem Spielzug darf man auch mit weniger als der erforderlichen Plättchenanzahl durchführen. Mit dem Wurf eines Spezialwürfels wird ermittelt, ob der Angriff trotzdem geklappt hat. Auf diese Weise kann man manchmal auch etwas riskieren, dieses Zockerelement passt ganz gut zum Spiel.

"Vinci" ist bereits ein sehr gutes Spiel. Dass sich eine Neuveröffentlichung aber auf jeden Fall ausgezahlt hat, merkt man alleine schon an der Reaktion unserer "Knobelritter", die erst "Small World" so richtig schätzen und lieben. Ob dies an der optisch schöneren Gestaltung oder vielleicht an den wenigen Veränderungen im Spiel liegt, kann ich nicht beantworten. Mit "Days of Wonder" und dem Vertrieb durch "Asmodée" ist sicherlich eine größere Verbreitung der tollen Spielidee garantiert, was auch die Erweiterungen beweisen.

Eines kann ich meinen lieben Spielefreunden jedoch jetzt schon versprechen: Sollte es in ein paar Jahren wieder ein Nachfolgespiel von "Vinci"/"Small World" geben, werde ich sicher nicht mehr darüber schreiben, und wenn ihr es hundert Mal in unsere "Hall of Games" wählt...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde