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Knobelritters Spielearchiv - Stone Age

Art des Spiels: Entwicklungsspiel
Spieleautor:    Michael Tummelhofer
Verlag:         Hans im Glück
Jahrgang:       2008
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 29,-
Auszeichnung:   nominiert zum "Spiel des Jahres" 2008

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler (+)

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Ich kann mir das schon nicht mehr anhören! Wie gut es uns heutzutage geht. Wie leicht wir es nun im 21. Jahrhundert haben. Und wie schwierig die Lebensbedingungen früher waren, ob im Mittelalter, in der Antike oder noch viel früher. Und dass wir heute ver weichlichte Waschlappen wären, die - sagen wir - in der Steinzeit keinen einzigen Tag überleben würden.

Alles Blödsinn! Ich habe selbst - höchstpersönlich - die schwierigsten Aufgaben gemeistert. Ich habe als Landwirt Ende des 17. Jahrhunderts am Acker geschuftet, im Mittelalter Steine geschleppt, um eine riesige Kathedrale zu erbauen, in der Renaissancezeit bahnbrechende Erfindungen gemacht, im römischen Imperium Macht und Einfluss geltend gemacht, um Tribun zu werden. Warum sollte ich da nicht auch im Neolithikum zurande kommen?

Bevor sich der werte Leser nun fragt, ob ich etwa in der Lage bin, Zeitreisen durchzuführen, sollte ich erwähnen, dass ich mich nur spielerisch in all diesen Epochen versucht habe. Aber die Spiele "Agricola", "Die Säulen der Erde", "Maestro Leonardo" und "Tribun" weisen den selben Spielmechanismus auf wie auch das neueste Spiel aus dem Hans im Glück Verlag, sodass ich recht optimistisch bin, auch in "Stone Age" reüssieren zu können.

Der besagte Mechanismus besteht darin, die eigenen Spielfiguren an verschiedenen Orten einzusetzen, wo sie bestimmte Aktionen durchführen oder Vorteile bringen können. Im Falle von "Stone Age" besteht mein Stamm anfangs aus 5 Mitgliedern, die dafür sorgen sollen, dass er am Ende am erfolgreichsten dasteht. Der Erfolg wird dabei in Punkten auf einer Siegpunkteleiste gemessen. Für alle wichtigen Punktelieferanten, wie den Bau von Hütten und den Handel mit anderen Völkern, bedarf es Rohstoffe, weshalb die vier Stellen, an denen ich an Rohstoffe kommen kann, zu den beliebtesten Einsatzorten zählen.

Holz, Ziegel, Steine und Gold sind im Wald, in der Lehmgrube, auf dem Steinbruch bzw. auf dem Fluss erhältlich. Allerdings erhalte ich diese Rohstoffe nicht automatisch durch das bloße Platzieren von Spielfiguren. Vielmehr entscheidet ein Würfelwurf, ob und wie viele Rohstoffe der entsprechenden Sorte ich bekomme. Für jede eingesetzte Spielfigur darf ich einen Würfel in den Würfelbecher geben. Die erwürfelten Augen werden zusammengezählt. Im Wald bekomme ich für jede volle "3" ein Holz aus dem Vorrat, in der Lehmgrube sind "4" je Ziegel erforderlich, im Steinbruch bringt mir jede volle "5" einen Stein, und im Fluss sind sogar "6" pro Gold notwendig. Überzählige Würfelaugen verfallen dabei und können nicht auf andere Würfelversuche über tragen werden.

Doch die begehrtesten Einsatzstellen - vor allem in den ersten Spielrunden - finde ich im Dorf. Setze ich eine Person auf den Acker, verbessere ich damit die Versorgung mit Nahrungsmitteln, was durch ein Aufrücken meines Markers auf der speziellen Nahrungsleiste angezeigt wird. Beim Werkzeugmacher erstehe ich ein Werkzeug, welches ich einsetzen kann, um ein Würfelergebnis um 1 Würfelauge zu erhöhen. Und wenn ich zwei Personen in die Hütte schicke, wächst mein Stamm ein bisschen später um eine weitere Person an, ein biologisches Phänomen, das ich wohl nicht näher erklären muss.

Während des Spiels erhalte ich Siegpunkte hauptsächlich durch den Bau von Hütten, welche auf Plättchen vorkommen. Dazu muss ich ein Stammesmitglied auf eines der offen ausliegenden Hüttenplättchen setzen und noch die darauf angegebenen Rohstoffe abliefern. Meist sind drei bestimmte Rohstoffe aufgedruckt, es gibt aber auch welche, auf denen nur vorgeschrieben ist, wie viele Rohstoffe es insgesamt sein müssen und aus wie vielen verschiedenen Sorten sie zusammengesetzt sein müssen. Die vermerkten Punkte darf ich auf der Siegpunktleiste sofort vorrücken.

Die zweite Möglichkeit, an Siegpunkte zu kommen ist ein wenig subtiler. Durch den Handel mit anderen Völkern komme ich an Zivilisationskarten. Vier solcher Karten liegen zu Beginn jeder Runde offen aus. Um eine Karte zu erhalten, muss ich - je nach Position der Karte - einen bis vier beliebige Rohstoffe abgeben. Am Ende der Runde rücken alle verbliebenen Zivilisationskarten auf freie Plätze nach rechts, wodurch sie für die nächste Runde billiger werden.

Neben einem sofortigen Ertrag in Form von Rohstoffen, Nahrung, Werkzeugen oder Siegpunkten, der auf der oberen Kartenhälfte angegeben ist, bringt jede Karte noch einen Nutzen für die Schlusswertung. Bei den Karten mit grünem Hintergrund kommt es darauf an, möglichst viele verschiedene Kultursymbole zu sammeln, denn je mehr unterschiedliche Karten ich habe, umso mehr Punkte bekomme ich. So bringen mir etwa 2 Karten bloß 4 Punkte ein, mit 7 Karten sind es schon satte 49 Punkte!

Bei den Karten mit sandfarbenem Hintergrund hingegen zählt, wie weit ich meinen Stamm bis zum Schluss entwickelt habe. So wird die Anzahl der "Bauern" auf meinen Karten mit dem Stand des Markers auf der Nahrungsleiste multipliziert, die Anzahl der "Werkzeugmacher" wiederum mit sämtlichen Werkzeug, welches ich im Laufe des Spiels angehäuft habe. Bei den "Hüttenbauern" zählt, wie viele Hütten ich bauen konnte, und die Anzahl meiner "Schamanen" wird mit der Anzahl meiner Stammesmitglieder multipliziert. Auf diese Weise können ziemlich hohe Punktewerte erzielt werden.

Dies sind also alle Orte, an denen ich meine Spielfiguren einsetzen kann. Beim Einsetzen muss ich jedoch einige Einschränkungen beachten. So zeigen Kreise, wie viele Spielfiguren an einem Ort maximal Platz finden können. Bei den Rohstofforten (Wald, Lehmgrube, Steinbruch und Fluss) können es je höchstens 7 Figuren sein, bei den restlichen Orten ist es zumeist eine einzige Figur. Bei geringerer Spielerzahl gibt es sogar noch weitere Beschränkungen, so dürfen beispielsweise zu dritt nur 2 der 3 Dorffelder besetzt werden.

Nur auf die Jagd, dem verbreitetsten Mittel zur Nahrungsmittelbeschaffung, können beliebig viele Spielfiguren geschickt werden. Nach der Einsetzphase und der anschließenden Aktionsphase, in der die Spieler nacheinander ihre eingesetzten Personen entsprechend des Ortes handeln lassen, folgt nämlich eine Ernährungsphase, in der ich alle meine Stammesmitglieder mit Nahrung versorgen muss. Wenn ich es nicht schaffe, genug Nahrung durch Jagd (1 Nahrung je 2 erwürfelte Augen) und/oder Ackerbau aufzutreiben, muss ich einen Abzug von 10 Siegpunkten in Kauf nehmen.

Das Spiel endet, wenn entweder von einem Stapel die letzte Hütte verbaut wurde, oder die Zivilisationskarten nicht mehr aufgefüllt werden können. So zwischen 9 und 12 Runden dauert dies, was je nach Spielerzahl zwischen 60 und 120 Minuten in Anspruch nimmt. Nach der Abrechnung der Zivilisationskarten sollte ich auf der Zählleiste am weitesten vorangerückt sein, damit ich mich als Oberhäuptling aller benachbarten Stämme behaupten kann.

"Würfel!" - bei den meisten "ernsthaften" Spielern ruft die Verwendung dieses Zufallselements Empörung hervor. Auf den ersten Blick scheint das Würfelglück tatsächlich eine große Rolle zu spielen. Doch sehr schnell habe ich gemerkt, dass es vielmehr darauf ankommt, die Wahrscheinlichkeiten gut einzuschätzen, und dass es sehr wohl möglich ist, das Glück zu "erzwingen". Und die paar Unwägbarkeiten durch das Würfeln sorgen für das nötige Kribbeln, eine schöne Dosis Spannung, ohne die das Spiel sicherlich zu trocken wäre. In unseren Spielrunden wurden bald selbst jene Spieler überzeugt, die sonst eigentlich gar nichts mit "Glückspielen" anfangen können.

Das Glück der Spieler liegt nämlich in höherem Maße bei den Spielern selbst. So lässt das Spiel die verschiedensten Taktiken und Strategien zu. Ich kann mich etwa auf viele Werkzeuge konzentrieren, auf den Ackerbau, auf viele Hütten, oder eine möglichst große Sippe. Wichtig ist auf jeden Fall, zu der eingeschlagenen Strategie passende Zivilisationskarten zu kaufen, auch wenn es teuer ist. Viel diskutiert wird die sogenannte "Hungerstrategie", bei der man seinen Stamm überhaupt nicht mit Nahrung versorgt. Besonders bei einem großen Stamm kann man auf diese Weise die 10 Minuspunkte mehr als wettmachen. Garantie gibt es dafür aber nicht, ich habe Partien erlebt, bei denen diese Strategie voll in die Hosen gegangen ist, in anderen hat sie prächtig funktioniert. Es kommt halt sehr darauf an, wie auch die Mitspieler agieren.

"Stone Age" ist überhaupt nicht komplex, die Regeln erschließen sich dem Anfänger gleich nach den ersten Spielrunden. Doch die verschiedenen Möglichkeiten, die in dem Spiel stecken, entdeckt man erst nach mehreren Partien, weshalb ich den Wiederspielreiz sehr hoch einschätze. Vom Spielmaterial her hat "Hans im Glück" sowieso wieder einen Volltreffer gelandet, von der Grafik über die schönen unterschiedlichen Rohstoffe aus Holz bis zum inkludierten Würfelbecher. Es ist nur leider so umfangreich, dass die Schachtel nicht mehr richtig zugeht. Dieses Manko kann aber leicht ausgebessert werden, denn für "Stone Age" bietet sich förmlich eine Erweiterung an: Für mehr Mitspieler, mit zusätzlichen Orten, vielleicht weiteren Rohstoffen, mehr Zivilisationskarten und somit noch mehr Möglichkeiten. Ich würde mich jedenfalls sehr darauf freuen, und mich jederzeit wieder in die Steinzeit begeben.

Bewertung: 5 Schilde