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Knobelritters Spielearchiv - Störtebeker

Art des Spiels: Strategiespiel
Spieleautoren:  Thorsten Löpmann
                und Andreas Wetter
Verlag:         Hans im Glück
Jahrgang:       2000
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 19,-

Henry Every, Bartholomew Roberts, Jack Rackam und vor allem Edward Teach alias Blackbeard. Diese verwegenen Piraten haben im 17. Jahrhundert die Karibik unsicher gemacht und die mit vielen Schätzen beladenen Schiffe des spanischen Königs gekapert. Doch auch in Deutschland gab es Seeräuber, sogar noch eine ganze Weile früher als in der karibischen See. Nämlich die Vitalienbrüder, welche im 13. und 14. Jahrhundert in der Nord- und Ostsee ihr Unwesen trieben und die Schiffe der hanseatischen Kauffahrer bedrohten. 1401 wurden die Vitalienbrüder unter der Führung von Klaus Störtebeker bei Helgoland von einer Hamburger Flotte geschlagen, der "Rote Korsar der Nordseeküste" am 21. Oktober 1401 in Hamburg geköpft.

Piratengeschichten eignen sich seit jeher gut als Spielethema. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis bei einem Piratenspiel der Name des berühmtesten deutschen Freibeuters auftauchte: "Störtebeker" von Thorsten Löpmann & Andreas Wetter, erschienen bei "Hans im Glück". Es geht - wenig überraschend - für die Spieler darum, möglichst viele Handelsschiffe zu entern und so wertvolle Siegpunkte zu erzielen.

Schlüpfen wir also in die Rollen von Störtebeker und seinen Kumpanen. Was brauchen wir? Na, erst einmal Handelsschiffe, sonst bringt ja das ganze Seeräubern nichts. 30 mehr oder weniger fett beladene Koggen (kommen auf Tafeln daher) gibt es, von denen immer vier in der Nordsee schippern (offen ausliegen). Eine Tafel zeigt neben der Abbildung eines Handelsschiffs den Punktewert bei erfolgreichem Entern, den Enterwert (wahrscheinlich eine Art Verteidigungswert), eine Farbe (zählt nur für die Profiregel) und den geforderten Proviant. Letzteres erscheint ein bisschen unlogisch, thematisch besser, dafür vielleicht moralisch bedenklicher, wäre Bewaffnung gewesen.

Der Proviant wird durch Proviantkarten in sechs Farben dargestellt: Wasser, Bohnen, Zwieback, Fleisch, Bananen und natürlich auch Rum. Einige dieser Karten tragen noch ein Piratensymbol (Wert 1). Daneben gibt es noch 10 Piratenkarten in den Werten 2, 3 und 4. Zur Komplettierung des Spielmaterials finden wir in der Schachtel noch eine Wertungstafel, 8 Markierungsscheiben für die maximal vier Spieler, 2 Farbwürfel und 2 normale Würfel.

Um an die Beute heranzukommen, müssen wir zuerst die auf der Schiffstafel angegebenen Proviantkarten an das Schiff anlegen. Piratenkarten dürfen wir ebenfalls dazulegen, um unsere Chancen zum Entern zu erhöhen, das ist aber nicht verpflichtend. Sobald wir alles angeschafft haben, können wir uns ans Entern wagen. Dabei müssen wir mit zwei normalen Würfeln zusammen mit all unseren Piratenwerten mindestens den Enterwert erreichen.

Bei einem Misslingen können wir wieder Proviantkarten verlieren (das entscheidet ein Wurf mit den Farbwürfeln), was uns aber nicht daran hindern kann, es beim nächsten Mal erneut zu probieren. Wer nun glaubt, dass wir bei erfolgreichem Kaperversuch sofort die Beute für uns einstreifen können, der irrt. Ganz so solidarisch, wie es den Anschein hat, sind die Piraten doch nicht. Jeder Spieler, der ebenfalls die geforderten Proviantkarten aufweisen kann, wobei er noch bis zu drei Handkarten - jedoch keine Piratenkarten! - nachlegen darf, kann seinerseits einen Gegenschlag durchführen, und uns bei erfolgreichem Würfeln die schon sicher geglaubte Beute vor den Augen wegschnappen.

Wer auch immer dann tatsächlich das Handelsschiff kapern konnte, darf das Schiff an sich nehmen und den darauf vermerkten Enterwert auf der Wertungstafel vorrücken. Die daran angelegten Proviant- und Piratenkarten kommen auf den Ablagestapel. Eine neue Schiffstafel von der "Nachhut" (das ist der Nachziehstapel) wird anschließend ausgelegt, damit unsere "Einnahmensquelle" nicht versiegt . Wer bei Spielende die meisten Wertungspunkte auf dem Tableau hat, ist der neue Störtebeker und darf sich schon auf die Hinrichtung auf dem Grasbrock in Hamburg freuen.

Auf den Spielablauf muss ich jedoch noch ein wenig näher eingehen. Wer an der Reihe ist, muss genau drei Karten spielen. Eine Möglichkeit dazu kennen wir bereits: das Auslegen. Einige wenige Regeln sind zu beachten: Proviantkarten werden offen, Piratenkarten verdeckt angelegt, außerdem darf die Zahl der Piratenkarten nicht höher sein als die Proviantkarten.

Die zweite Möglichkeit ist der Tausch von Handkarten: Zwei oder drei Karten auf den Ablagestapel werfen und eine bzw. zwei Karten vom Ablagestapel aussuchen.

Und drittens - als Beweis dafür, dass sich die Piraten untereinander nichts gönnen - kann man versuchen, eine "Breitseite" gegen gegnerische Piraten zu schießen. Hier kommen unsere Farbwürfel zum Einsatz. Man wirft eine beliebige Karte ab, darf bei einem beliebigen Handelsschiff mit den Farbwürfeln würfeln und den anderen Seeräubern entsprechende Proviantkarten stibitzen.

Der interessanteste Aspekt des Spiels ist sicher, dass es nicht von Vorteil ist, selber den ersten Kaperversuch zu unternehmen. Klammheimliches Aufbewahren von Proviantkarten um mit einem Gegenschlag einen unerwarteten Coup zu machen, kann die bessere Alternative sein, auch wenn man in Kauf nehmen muss, dass man erst am Ende des eigenen Zuges wieder Karten nachziehen darf. Aber jede noch so kluge Planung bleibt unbelohnt, wenn Göttin Fortuna, welche die Würfel lenkt, was dagegen hat. Zwar kann man seine Chancen erhöhen, indem man mehr Piraten spielt, aber dann kommt so ein Glückspilz daher, riskiert das Unmögliche und schafft's. Trotz - oder vielleicht sogar wegen - dieses großen Glücksfaktor ist "Störtebeker" reizvoll, und vor allem für Familien geeignet. Entgegen des Schachtelhinweises "ab 10 Jahren" halte ich es schon ab 8 Jahren für spielbar.

Eine Profiregel mit Bonuspunkten, wenn man drei oder mehr Schiffe der selben Farbe entern konnte, macht das Spiel um einen Hauch besser planbar, insgesamt erhöht sich das taktische Moment des Spiels aber nur in geringem Ausmaß. Alles in allem stellt "Störtebeker" sicher keinen Höhepunkt im sonst so qualitativ hochwertigen "Hans im Glück"-Programm dar, es ist aber auf keinen Fall ein spielerischer Flop. Eher ein lockeres Spielvergnügen für 2 bis 4 Spieler für die Dauer einer kurzweiligen Stunde.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde