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Knobelritters Spielearchiv - Targi

Art des Spiels: Aufbau/Setzspiel
Spieleautor:    Andreas Steiger
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2012
Spielerzahl:    2 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 19,-

Zielgruppen:    Partner, 2 Personen ++
                Spielexperten ++

"Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt..."

Eigentlich wollte ich mir die Arbeit ersparen und die Rezension für "Targi" einfach von "H@ll 9000" abschreiben. Ein Vorgang, den ich wegen der guten Zusammenarbeit mit dem Online-Spielemagazin schon des öfteren gemacht habe, um die Anzahl der Spielekritiken trotz meiner verstärkten beruflichen Beanspruchung gleich hoch zu halten. Aber leider ist die Spielebeschreibung dort nicht fertig und wird in den nächsten Wochen auch noch nicht online sein. Ich kann aber nicht mehr länger warten, denn meine Leserschaft wartet schon neugierig darauf, wie wir das neue Spiel von Kosmos Spiele so beurteilen. So muss ich wohl oder übel selbst zur Feder (besser: zur Tastatur) greifen.

Jetzt könnte man meinen, "Targi" wäre so schlecht, weil ich mich vor der Spielekritik drücken wollte. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: "Targi" ist ein ausgezeichnetes Zweipersonenspiel, das den Vergleich mit anderen hochklassigen Vertretern dieser Kosmos-Reihe ("Sternenschiff Catan", "Caesar & Cleopatra", "Rosenkönig", "Jambo", etc.) nicht zu scheuen braucht. Jeder Spieler übernimmt die Rolle des Anführers eines Tuareg-Stammes in der Wüste, wo er mit Waren wie Datteln, Salz und Pfeffer handelt, um an Gold und andere Vergünstigungen zu kommen und seinen Stamm zu vergrößern.

Das Spielmaterial besteht zum Großteil aus Karten. Die Waren- und Stammeskarten werden getrennt gemischt. Aus den 16 Randkarten wird der Rahmen gebildet. In das so entstandene Mittelfeld - ein Raster aus 3 x 3 Feldern - werden nun abwechselnd zufällig gezogene Waren- und Stammeskarten offen ausgelegt. Nachdem beide Spieler ihren Anfangsbestand an Goldmünzen, Waren- und Siegpunktplättchen sowie je 3 Targifiguren und 2 Stammesmarker erhalten haben, kann das Spiel losgehen.

Jede Runde beginnt mit dem Versetzen des Räubers. Die Räuberfigur wird auf das im Uhrzeigersinn nächste Feld des Rahmens bewegt. Danach setzen die Spieler abwechselnd einzeln ihre Targifiguren auf Randfeldern ein. Dabei gibt es ein paar Einschränkungen, so sind etwa Eckfelder, vom Räuber oder anderen Figuren besetzte Felder sowie Felder gegenüber dem Targi des Mitspielers tabu. Haben beide Spieler ihre 3 Figuren ins Spiel gebracht, können sie ihre Stammesmarker auf die Kreuzungspunkte stellen, welche die gedachten Linien ihrer eigenen Targifiguren bilden. In den meisten Fällen ergeben sich so für jeden Spieler zwei Kreuzungspunkte.

Danach ernten die Spieler durch das Ausführen von Aktionen die "Früchte" ihres Figureneinsetzens. Zuerst führt der Startspieler alle seine Aktionen durch, die ihm seine Targi und Stammesmarker ermöglichen, dann der zweite Spieler. Sind auf den besetzten Karten (Warenkarten bzw. Randfelder) Waren abgebildet, erhält der Spieler die entsprechenden Plättchen aus dem Vorrat. Eine besetzte Stammeskarte kann hingegen erworben werden, indem die angegebenen Waren (Datteln, Pfeffer, Salz oder Gold) "bezahlt" werden. Karten im Mittelfeld werden sofort durch eine Karte der jeweils anderen Kartenart ersetzt, die verdeckt auf den leeren Platz gelegt wird.

Mit den Stammeskarten bildet jeder Spieler eine eigene Auslage, die aus drei Reihen mit je vier Karten besteht. Neben den am unteren Rand durch Silberkreuze angeführten Siegpunkten (zwischen 1 und 3) gibt es bei Spielende für jene Reihen, bei denen alle vier Karten entweder lauter gleiche oder lauter verschiedene Stammessymbole zeigen, noch 4 bzw. 2 Extrapunkte. Nach der Runde, in der ein Spieler seine zwölfte Stammeskarte ausgelegt hat, endet das Spiel, spätestens aber, wenn der Räuber das letzte Feld erreicht. Die Spieler ermitteln ihre Siegpunkte, die sie in Form von Plättchen, auf Stammeskarten und mit etwaigen Extrapunkten erzielen. Der angesehenste Anführer, natürlich jener mit den meisten Siegpunkten, gewinnt das Spiel.

Wie bei den meisten Spielen der Kosmos-Zweipersonen-Reihe verrät bereits die Grafik einiges über die Qualität des Spiels, denn die besten Spiele dieser Reihe sind auch graphisch hervorragend. Bei "Targi" weckt bereits das interessante Schachtelcover die Neugier. Aber auch die gewählte Schriftart, die Illustration der Karten und Plättchen sowie die Spielfiguren bilden eine gelungene Einheit.

Spielerisch weiß "Targi" ebenfalls zu überzeugen. Es verbindet auf geschickte Weise die langfristige Planung eines Aufbauspiels mit dem höchst interaktiven Element eines taktisch orientierten Setzspiels. Beim Sammeln der Stammeskarten versucht jeder Spieler, solche Karten auszulegen, die gut zusammenpassen. Die meisten Stammeskarten verfügen nämlich nicht nur über einen Siegpunktwert, sondern auch über einen speziellen Vorteil, den man nutzen kann, sobald die Karte in der eigenen Auslage liegt. Einige Stammeskarten bringen so im Laufe des Spiels zusätzliche Warenplättchen, andere verbessern die Tauschmöglichkeiten, wieder andere bringen für bestimmte Konstellationen zusätzliche Siegpunkte. Es gilt also, beim Sammeln der Karten gezielt vorzugehen und die Auslage bestmöglich zu koordinieren.

In der Einsetzphase kommt es hingegen auf kurzfristige taktische Entscheidungen an. Man versucht, seine Targifiguren so zu setzen, dass man möglichst sinnvolle und passende Aktionen erhält. Während man im Mittelfeld nur die Wahl zwischen Waren- und Stammeskarten hat, erlauben einige Randfelder schöne Sonderaktionen, wie den Tausch von Warenplättchen (Gold ist bei "Targi" ein begehrtes und seltenes Gut), den Erwerb von Silberkreuzen, das Versetzen eines Stammesmarkers, etc. Die Aktion "Adliger" ist zudem auch die einzige Möglichkeit, eine mangels passender Waren auf die Hand genommene Stammeskarte nachträglich einsetzen zu können. Gleichzeitig sollte man beim Einsetzen seiner Targi auf die Gelegenheiten seines Gegners achten, um wichtige Aktionen blockieren oder verhindern zu können, ihn in bestimmte Zwänge zu drängen, aber für sich selbst genug Optionen offenzuhalten. Dies erfordert taktisches Geschick und flexibles Reagieren.

Die Funktion des Räubers habe ich noch nicht ausreichend erklärt. Jedes Mal, wenn die Räuberfigur ein Eckfeld erreicht, kommt es zu einem "Überfall", bei dem beide Spieler eine bestimmte Anzahl beliebiger Warenplättchen abgeben müssen. Zwar kann man darauf verzichten, aber wenn ein Spieler nichts abgeben kann oder will, verliert er Siegpunkte. Eine harte Strafe, die eine Vernachlässigung des Räubers wenig erstrebenswert macht. Die Räuberfigur sorgt übrigens auch für ein alternatives Spielende, denn das Spiel ist auch dann beendet, wenn der Räuber das letzte Randfeld erreicht.

"Targi" - das erste veröffentlichte Werk vom Schwaben Andreas Steiger - ist nach längerer Zeit endlich wieder ein exzellentes neues Zweipersonenspiel von Kosmos, welches ich aus praktischen Gründen in meinem Spieleregal gleich ganz vorne lagern werde, da ich vermute, dass es in nächster Zeit öfters ausgewählt werden wird.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde