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Art des Spiels: kooperatives Pokerspiel
Spieleautoren: John Cooper &
Ryan Heath
Verlag: Kosmos Spiele
Jahrgang: 2024
Spielerzahl: 3 bis 6 Spieler
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca. 20 Minuten
Preis: ca. € 19,-
Zielgruppe: Gelegenheitsspieler ++
Partyspieler (+)
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Das Szenario kennen wir bereits zur Genüge: Ein verrauchtes Hinterzimmer, zwielichtige Typen sitzen um einen runden Tisch und halten Karten auf der Hand, beobachten sich argwöhnisch. Vor ihnen türmen sich Jetons. Eine Pokerrunde.
Aber halt! Irgendetwas ist doch anders. Die Karten werden offenbart, und anstatt dass einer triumphierend und hämisch lachend seine gewonnenen Chips einsackt, bricht kollektiver Jubel aus, freuen sich alle gemeinsam!
Hä?!
Der Grund für dieses seltsame, absolut nicht Poker-like Verhalten der Beteiligten liegt daran, dass hier alle kooperativ zu Werke gehen. Nicht das Gewinnen eines Einsatzes ("Mise") zählt, sondern das richtige Einschätzen seines Blattes im Vergleich zu den Mitspielern. Das ist in der Tat so ungewöhnlich, dass ich wohl am besten alles von Anfang an erkläre.
Wir spielen mit einem ganz normalen Pokerblatt. Je 13 Karten in den vier Farbe (Herz, Kreuz, Karo und Pik), von 2 (niedrigste Karte) bis As (höchste Karte). Neben diesen insgesamt 52 Karten finden wir noch Chips vor, die aber nicht zum Einsatz dienen, sondern zur Reihenfolgebestimmung. In jeder Partie werden so viele Chips in jeder der vier Farben weiß, gelb, orange und rot verwendet, wie Spieler teilnehmen. Das restliche Spielmaterial - Alarm-, Tresor-, Challenge- und Spezialistenkarten - erwähne ich erst zur gegebenen Zeit.
Eine Partie geht über mehrere Durchgänge, welche wiederum in 4 Runden unterteilt sind. In der ersten Runde ("Pre-Flop") erhalten wir 2 Karten, welche wir verdeckt auf der Hand halten, Nachdem jeder seine Handkarten angeschaut hat, nehmen wir uns alle einen weißen Chip, entweder von der Tischmitte oder von einem anderen Spieler. Dabei symbolisieren die Sterne auf den Chips deren Stärke. Schätzen wir unsere Handkarten als am schwächsten ein, nehmen wir uns den 1er-Stern. Wer glaubt, seine Karten wären am stärksten, greift sich den Chip mit den meisten Sternen (bei 4 Spielern also den 4-Stern-Chip). Dies geht so lange, bis jeder genau einen weißen Chip vor sich liegen hat.
In der 2. Runde ("Flop") werden drei Karten vom Stapel gezogen und in die Tischmitte gelegt. Wieder müssen wir unser Blatt einschätzen, indem wir diesmal einen entsprechenden gelben Chip nehmen. Hierbei gilt es, wie bei der bekannten Poker-Variante "Texas Hold'em" unsere beiden eigenen Karten mit den offen ausliegenden Karten zu verbinden.
In der dritten Runde ("Turn") und vierten Runde ("River") wird je eine weitere Karte gezogen und der offenen Auslage hinzugefügt, und wiederum nehmen wir uns den unserer Einschätzung nach passenden Chip (3. Runde: oranger Chip, 4. Runde: roter Chip).
Danach kommt es zum "Showdown", bei dem wir - angefangen vom schwächsten roten Chip (1-Stern-Chip) und dann in aufsteigender Reihenfolge - unsere Handkarten offenbaren. Dabei bilden wir die bestmögliche Kartenkombination aus genau 5 Karten, wofür unsere beiden Karten und alle 5 Karten der Tischmitte ("Gemeinschaftskarten") verwenden.
Werden fehlerfrei nacheinander stärker werdende Kartenkombinationen aufgedeckt, wurde der Durchgang gewonnen, und wir dürfen eine Tresor-Karte auf die goldene Seite drehen. Haben wir hingegen einen Fehler gemacht, und die Reihenfolge hat - auch nur ein einziges Mal! - nicht gestimmt, sind wir gescheitert, wodurch eine Alarm-Karte auf die rote Seite gedreht werden muss.
Wir gewinnen gemeinsam, wenn es uns gelingt, 3 Tresore zu öffnen, also auf die goldene Seite zu drehen, also zu öffnen. Mussten wir jedoch drei Alarm-Karten aufdecken, wurden wir erwischt und haben als Team verloren!
Das hätte ich so nicht gedacht! Ausgerechnet Poker, der Inbegriff des Egoismus, bei dem der Gewinn des Einzelnen gleichzeitig den oft schmerzlichen finanziellen Verlust seiner Kontrahenten bedeutet, bildet die Grundlage für ein kooperatives Spiel.
Dies funktioniert aber überraschend gut. Jeder muss sich halt zurücknehmen, jegliche persönlichen Gewinnaussichten beiseitelegen und versuchen, sein Blatt im Sinne des Teams richtig einzuordnen. Dabei ist die Kommunikation stark eingeschränkt, denn es ist absolut verboten, etwas über seine Handkarten zu verraten.
Nicht nur der Wert des genommenen Chips kann dabei einen Hinweis geben, auch die Zeit spielt hier einen wichtigen Faktor. Wer schnell nach dem höchsten Chip grapscht, schätzt sein Blatt sehr stark ein. Wird gezögert, deutet man damit an, dass man lieber abwartet, ob jemand sich besser einschätzt. Es ist aber auch notwendig, nicht bloß die noch verbliebenen Chips in der Tischmitte zu berücksichtigen, sondern gegebenenfalls auch einem Mitspieler einen Chip wegzuschnappen. Manchmal entsteht auf diese Weise ein Hin und Her, was aber ebenfalls wertvolle Informationen liefern kann.
Die ersten beiden Karten, die wir erhalten ("Pre-Flop"), sind am schwierigsten einzustufen, da noch keine Gemeinschaftskarten ausliegen. Es bilden sich mit der Zeit in einer Gruppe Automatismen, etwa dass bei einem "Paar" rasch zugegriffen, von As, König, etc. abwärts immer zögerlicher agiert wird. Aber auch umgekehrt ist möglich, denn haben wir ganz schlechte Karten (etwa eine 2 und eine 4), werden wir schnell den 1er-Chip an uns reißen.
Die in späteren Runden aufgedeckten Karten ("Flop", aber vor allem "Turn" und "River") können hingegen genutzt werden, um nützliche Hinweise zu liefern. Ein schnelles Zugreifen bedeutet, dass die soeben aufgedeckte Karte gut zu den eigenen Karten passt. Sehr oft kann dies mit einem "Treffer" interpretiert werden, also dass man eine Karte gleicher Art besitzt. Aber auch andere Möglichkeiten ("Flush", "Straße", etc.) sollten in Betracht gezogen werden.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass Spekulieren auf eventuell mögliche Kombinationen, wenn also beispielsweise nur mehr eine einzige Karte auf eine Straße fehlt, irreführend sein kann. Es empfiehlt sich, dies zu unterlassen und nur auf aktuelle Karten basierende Kombinationen zu berücksichtigen. Wenn später tatsächlich die starke Kartenkombo zustande kommt, kann man ja immer noch unmissverständlich darauf reagieren und rasch nach dem höchsten Chip greifen.
Alles bisher Beschriebene reicht eigentlich schon aus für spannende kooperative Pokerrunden. Sicher, manchmal passiert weniger, mit unspektakulären Kartenkombi-nationen, bei denen ein "Paar" schon das höchste der Gefühle darstellt. Aber ab und zu geht's richtig rund, mit wirklich guten Blättern und damit einhergehenden packenden Bietrunden. Ein paar Worte zur Spielerzahl: "The Gang" funktioniert bereits ab 3 Spielern. Je mehr mitmachen, umso schwieriger wird es logischerweise, die vollständig richtige Reihenfolge herauszufinden.
Für noch abwechslungsreichere Partien bieten die beiden Autoren und der Verlag noch einen Fortgeschrittenen-Modus. Hierbeikommen zusätzliche Karten ins Spiel. Jedes Mal, wenn das Team scheitert, erhält sie die Hilfe eines "Spezialisten". Eine zufällig gezogene "Spezialisten"-Karte kann dann zu einem beliebigen Zeitpunkt im nächsten Durchgang genutzt werden. Konnte ein Durchgang hingegen erfolgreich absolviert werden, kommt eine "Challenge"-Karte zum Einsatz, eine Art "Handicap", welches die Aufgabe für den nächsten Durchgang erschwert.
Sehr erfahrene Spielrunden könne sich dann noch an den "Profi"-Modus, bei dem zusätzlich eine zufällige "Challenge"-Karte für die gesamte Partie aktiv ist, oder sogar an den "Meisterdieb"-Modus wagen, bei dem sie keine Hilfe von Spezialisten erhalten können, und gleichzeitig das Spiel schon bei zwei ausgelösten Alarmen verlieren.
Noch ein paar Worte zum Spielethema. Eigentlich hätte es ja keines Themas bedurft. Man benötigt ja auch beim Skat oder beim Tarock keine thematische Einbindung, keine Hintergrundstory. Aber anscheinend geht es nicht mehr ohne, sodass auch hier eine Geschichte erzählt werden muss. Hier sind die Spieler Mitglieder einer Gang, welche - ähnlich dem Filmklassiker "Ocean's Eleven" - den Tresor eines Casinos knacken wollen.
Ganz egal, dem Kosmos Verlag ist mit "The Gang" auf jeden Fall wieder ein ganz großer Coup gelungen. Ein Kooperationsspiel, das uns - wie schon "Die Crew" - sicher noch viel Freude bereiten wird.
Franky Bayer
Bewertung: 5 Schilde



