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Knobelritters Spielearchiv - The Rise of Queensdale

Art des Spiels: Legacy-Spiel
Spieleautoren:  Inka & Markus Brand
Verlag:         alea Spiele
Vertrieb:       Ravensburger Spiele
Jahrgang:       2018
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten/Partie
Preis:          ca. € 65,-

Zielgruppen:    Spielexperten       ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Immer diese Blaublüter!

Seine Majestät Nepomuk II. hat sich in den Kopf gesetzt, seiner schwerkranken Gemahlin, Königin Margaret ein neues Schloss im unberührten Tal Queensdale errichten zu lassen, und wer hat dann die ganze Arbeit? Wir, die braven Untertanen! Aber anstatt zu lamentieren und über die ungerechte Verteilung der Güter auf dieser Welt und die Abgehobenheit unserer Monarchen zu klagen, ist es besser, die Ärmel hochzukrempeln, am Aufbau Queensdales mitzuwirken und bestmöglich davon zu profitieren!


Seine Majestät hat uns Baumeistern gnädigerweise ein eigenes Stadtviertel zugeteilt, das allerdings anfangs bis auf einen einzelnen Hof und ein paar Bauplätzen leer ist. Lediglich auf ein paar Feldern befinden sich - zufällig verteilte - Kräuterplättchen. Wir verfügen bereits über eine Kräuterhütte, welche uns das Einsammeln eines bestimmten Krauts erlaubt, sowie über einen Kundschafter, den wir nicht nur durch unser Viertel, sondern über Brücken auch in andere Viertel an gegenüberliegenden Flussufern losschicken können.

Die wichtigsten Utensilien für unsere Tätigkeit sind aber 5 Spezialwürfel, welche wir zu Beginn jeder Runde werfen, und anschließend reihum - einen Würfel nach dem anderen - einsetzen. 4 Seiten jedes Würfels zeigen je 1 Rohstoff: Holz, Stein, Lehm oder Gulden. Diese können wir auf die zugehörigen Setzfelder des Spielplans (Wald, Gebirge, etc.) legen, um den entsprechenden Rohstoff zu erhalten. Die beiden restlichen Seiten jedes Würfels zeigen ein "A". Damit können wir den Würfel auf ein freies Aktionsfeld des Aktionsplans setzen, um die entsprechende Aktion auszuführen.

Der Aktionsplan bietet uns verschiedene Aktionen an, manche davon sind mit der Abgabe bestimmter Rohstoffe verbunden. Die wichtigsten Aktionen sind der Bau einer Kräuterhütte (für 3 Holz), welche das Sammeln eines weiteren Krauts gestattet, die Bewegung unseres Kundschafters (2 bis 4 Felder), der auf diese Weise unterwegs Kräuterplättchen einsammelt, welche uns diverse Vorteile (Rohstoffe, Ruhmespunkte, etc.) bringen können, sowie die Bauaktion, welche uns den Bau eines neuen Gebäudes ermöglicht. Weitere Aktionen sind der Einkauf von Rohstoffen am Wochenmarkt, das Anheuern von Gefolgsleuten, die Armenspeisung, bei der wir unseren Stimmungsmarker auf der Stimmungsleiste um 1 Feld nach oben schieben, usw.

Bei den Gebäuden, für die wir die angegebenen Rohstoffe abgeben müssen, stehen uns anfangs Produktionsgebäude (Steinhauer, Holzfällerhütte, etc.), mit denen die entsprechenden Rohstoffe hergestellt werden können, sowie Lagergebäude, welche uns das Aufbewahren von bestimmten Sachen für die nächste Partie ermöglichen, zur Auswahl.

Natürlich nehmen wir die ganze Mühe nicht bloß zum Vergnügen oder aus Großzügigkeit auf uns. Wir erwarten uns davon schon die gebührende Anerkennung. Diese drückt sich in Queensdale in Ruhmespunkten aus. Grundsätzlich können wir Ruhmespunkte auf drei Arten erhalten. Jeder Bau einer Kräuterhütte und jede Bauaktion werden mit Punkten belohnt. Außerdem dürfen wir unseren Ruhmesmarker jedes Mal dann vorrücken, wenn die Fanfare eine bestimmte Leistung signalisiert (etwa wenn unser Stimmungsmarker auf der Stimmungsleiste ein bestimmtes Feld erreicht).

Nachdem wir alle unsere Würfel eingesetzt haben, wird mit allen 5 Würfeln neu gewürfelt, und eine neue Runde beginnt. Erreicht mindestens ein Baumeister sein Epochenziel, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Sieger der Epoche ist schlussendlich, wer sein Zielfeld am weitesten überschritten hat.


Für das erste Epochenziel sind lediglich 10 Ruhmespunkte nötig, wofür man höchstens 2 Gebäude und die eine oder andere Kräuterhütte errichten muss. Viel zu wenig, um Queensdale großartig zu verändern. Wozu braucht man dann den riesigen Spielplan und das reichhaltige Spielmaterial?

Das liegt daran, dass "The Rise of Queensdale" ein sogenanntes "Legacy"-Spiel ist. Dies bedeutet, dass sich das Spiel über mehrere Partien hinweg entwickelt. Errungenschaften, wie beispielsweise Gebäude, bleiben für kommende Partien erhalten. Dafür kommen neue Regeln hinzu, die das Spiel entweder kurzfristig oder nachhaltig beeinflussen.

In den einzelnen Partien versucht jeder Spieler, sein persönliches Epochenziel zu erreichen. Dieses liegt in der ersten Partie - wie erwähnt - für jeden bei 10 Ruhmespunkten. Wer dieses Ziel schafft, steigt in die nächste Epoche auf. Damit erhöht sich zwar der Wert für sein nächstes Zielfeld (in der 2. Epoche sind es bereits 16 Ruhmespunkte), dafür steigen aber auch die Ruhmespunkte, die er für Fanfaren, gebaute Kräuterhütten und durchgeführte Bauaktionen erhält.

Wer hingegen scheitert, verbleibt in seiner aktuellen Epoche mit demselben Epochenziel, bekommt als Ausgleich dafür aber - je nach erreichten Ruhmespunkten - 1 oder 2 Siegel. Damit kann er zu Beginn der nächsten Partie im "Krämerladen" neue Sticker für seine Würfel erwerben. Diese Sticker tragen in der Regel stärkere Symbole als die ursprünglichen Würfelseiten, bringen zum Teil auch neue Elemente ins Spiel und erhöhen insgesamt in Folge beim Würfeln die Chancen auf bessere Aktionen und/oder Rohstoffe.

Die Spielmechanismen sind relativ einfach. "The Rise of Queensdale" ist im Grunde genommen ein Würfeleinsetzspiel, wie wir es schon öfters erlebt haben. Wer an der Reihe ist, setzt einen seiner Würfel ein, je nach Symbol entweder auf einem Rohstoff-Feld oder einem Aktionsfeld des Aktionsplanes. Da jedes Einsetzfeld bloß von einem Würfel besetzt werden darf, und einige Aktionen in ihrer Anzahl beschränkt sind, bzw. manche Felder bessere Aktionen versprechen, richtet man sich bei der Reihenfolge üblicherweise nach den Möglichkeiten der Mitspieler.

Bei einem Würfelspiel stellt sich naturgemäß die Frage nach dem Glücksanteil. Meiner Meinung nach ist der Glücksfaktor beim Würfeln trotzdem nicht dominierend. Sollten die Würfel wirklich mal schlecht fallen, kann man gegen Abgabe eines Rohstoffes beliebig viele Würfel neu würfeln. Und fehlen mal Würfel mit einem "A", kann man trotzdem einen beliebigen Rohstoffwürfel als Aktionswürfel nutzen, wenn man dafür den gewürfelten Rohstoff abgibt. Meiner Erfahrung nach wird eine Partie selten durch Glück oder Pech beim Würfeln entschieden.

Viel entscheidender ist da schon, wie sich die Geschichte weiterentwickelt, wie die Story weitergesponnen wird. Das Erzählerische ist zwar nicht die Stärke von "The Rise of Queensdale", trotzdem erwartet man mit Spannung, was sich in einer neuen Epoche abspielt, und welche Ereignisse - positive sowie negative - die Spieler nun erwarten. Wird erstmals eine neue Epoche erreicht, kommen neue Elemente - meist neue Gebäude - ins Spiel. Ansonsten wird eine neue Geschichtenkarte vorgelesen, die eine zusätzliche Herausforderung bringt. Je nachdem, was geschieht, kann es hier einen Spieler mehr oder weniger treffen.

In unseren Partien hat sich gezeigt, dass sich alles - auch das unwichtigste Detail - irgendwann einmal auswirkt, aber bei weitem nicht alles in gleichem Ausmaß. Man kann seine Entwicklung (seine "Strategie", wenn man es so bezeichnen kann) in eine gewisse Richtung lenken, ob sich dies dann auch im Endeffekt auszahlt, weiß man von vorneherein jedoch nicht. Das Schicksal meint es eben manchmal gut mit einem Spieler, ein andermal halt nicht.

Die beiden Autoren haben - um den noch vorhandenen Glücksanteil zu relativieren - ein paar Ausgleichsregelungen eingeführt. Dazu zählen die bereits erwähnten Siegel, mit denen man seine Würfel "upgraden" kann. Neben diesem "Dice crafting", welches mir in diesem Spiel ausgesprochen gut gefällt, gibt es noch die Kronenleiste, die den Unterlegenen einer Partie je nach erreichtem Punktestand ein paar Ruhmespunkte Vorsprung für die Folgepartie gewährt.

In späteren Epochen können noch andere Elemente dazukommen, die es den Verlierern erleichtert, in der nächsten Partie zurückzuschlagen. Außerdem können sich Spieler bei einer vorhersehbaren Niederlage bereits auf die nächste Partie vorbereiten. All das sorgt dafür, dass zurückliegende Spieler oft aufholen. Dieses Hin und Her garantiert einen spannenden Spielverlauf, weil praktisch zu keinem Zeitpunkt jemand aussichtslos abgeschlagen ist.

Besonders hervorheben möchte ich noch das hervorragende Spielmaterial. Bereits die Fülle an Materialien ist beeindruckend, die große Schachtel ist randvoll gefüllt und bringt fast 3,5 Kilogramm auf die Waage. Es gibt viele Stanzbögen, unzählige Klebebögen, eine Menge Karten, Plättchen, Holzfiguren, etc. Das meiste davon kommt - wenn überhaupt - erst im Laufe der Epochen ins Spiel.

Auch die Gestaltung weiß zu gefallen. Michael Menzel weckt auf überzeugende Weise eine mittelalterliche Gesellschaft zum Leben. Und noch etwas fällt positiv auf: Legacy-Spiele können regeltechnisch sehr umfangreich, und daher auch fehleranfällig sein. Hier wurde aber - bis auf ganz wenige Ausnahmen - alles richtig gemacht. Die Spieler werden vorbildlich von Epoche zu Epoche geleitet, neue Regeln wandern sehr übersichtlich mittels Klebebögen ins Regelheft. Dies beweist, wie ausführlich und gründlich Inka & Markus an diesem Spiel getestet und getüftelt haben.

Der werte Leser wird es sicher schon beim Lesen dieser Rezension bemerkt haben: Ich bin von "The Rise of Queensdale" sehr angetan. Wir haben - zu dritt - insgesamt 16 Partien gespielt, bis der Sieger feststand. Eine einzelne Partie dauerte selten länger als 1 Stunde, manchmal sogar weniger als 45 Minuten, sodass wir meist 2 oder 3 Partien hintereinander spielen konnten. Fast jede Partie verlief dabei sehr spannend, und auch zum Schluss ist es eigentlich ziemlich knapp ausgegangen.

Vor allem aber freuten wir uns immer schon auf die nächsten Partien, und was uns wohl wieder erwarten würde. Ich werte den Spielreiz aus diesen Gründen als außergewöhnlich hoch. Allerdings stellt sich nun für uns die Frage, ob "The Rise of Queensdale" auch nach dem packenden Finale noch auf den Spieltisch kommen wird. Inka & Markus haben für die letzten Epochen Mechanismen eingeführt, welche dies prinzipiell ermöglichen. Andere Spieler werden jedoch wenig Anreiz finden, in dem von uns drei aufgebauten Tal zu spielen. Für uns Originalspieler bieten sich ebenfalls keine neuen Überraschungen, außerdem verlieren jetzt einige Gebäude - vor allem die Lager - ihre eigentliche Bedeutung.

Ich habe von Ravensburger übrigens ein kostenloses Rezensionsexemplar erhalten, was für ein solches Spiel keine Selbstverständlichkeit ist (danke in diesem Zusammenhang an Doris). Ich bin vom Spiel aber so begeistert, dass ich nicht zögern würde, mir eine - hoffentlich erscheinende - Fortsetzung käuflich zuzulegen. Von mir erhält "The Rise of Queensdale" daher eine uneingeschränkte Kaufempfehlung!

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde