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Knobelritters Spielearchiv - Tribun

Art des Spiels: Figuren-Einsetzspiel
Spieleautor:    Karl-Heinz Schmiel
Verlag:         Moskito Spiele
Vertrieb:       Heidelberger Spiele
Jahrgang:       2007
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          60 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Ein momentan sehr beliebter, moderner Spielmechanismus besteht darin, dass jeder Spieler reihum seine Spielfiguren auf vorgegebene Felder setzt, um dort die entsprechende Aktion durchzuführen oder einen bestimmten Vorteil zu nützen. Die besten Taktikspiele der letzten beiden Jahre bedienen sich dieses Mechanismus, wie zum Beispiel "Die Säulen der Erde", "Agricola", "Maestro Leonardo", "Caylus", "Age of Empire III", etc. Man sollte daher meinen, dass das Ganze mit der Zeit schon ausgereizt sein müsste.

Weit gefehlt! Karl-Heinz Schmiel, schon seit Urzeiten immer wieder Ideenlieferant mit seinem Kleinverlag "Moskito Spiele", zeigt mit seinem neuesten Werk, dass es sehr wohl noch gute, originelle Ideen dazu gibt. "Tribun" heißt das Spiel, das im alten Rom angesiedelt ist und die Spieler zu Angehörigen von großen und ehrgeizigen Patrizierfamilien werden lässt, welche - no na net! - nach Einfluss und Macht streben.

Der oben beschriebene Mechanismus bildet die Hauptphase (Phase 2), in der die Spieler ihre - je nach Spieleranzahl 4 bis 6 - Spielfiguren in die diversen Gebiete und Felder des Spielplans entsenden. Grundsätzlich gibt es dabei bis auf die Anzahl der möglichen Setzfelder keine Einschränkungen und Bedingungen. Der Clou liegt jedoch daran, dass die Felder in der anschließenden Auswertungsphase (Phase 3) unterschiedlich abgerechnet werden. Auf den meisten Feldern des Spielplans sind Karten zu erhalten, welche in Phase 1 verteilt wurden. Mal liegen sie offen aus, und ein fixer Betrag in Sesterzen muss dafür bezahlt werden. Oder die Karten liegen verdeckt, und die Interessierten müssen nach dem Aufdecken um das Angebot mit der geschlossenen Faust bieten. Auf anderen Feldern kann man wiederum mehrere Karten gegen die Abgabe einer einzigen Karte aus der Hand erhalten. Diese verschiedenen Auswertungen mögen anfangs etwas verwirrend, sorgen aber für reichlich Abwechslung und taktische Kniffe, zudem ja auch Art und Wert der Karten wichtig für den weiteren Spielverlauf sind.

Die Karten gibt es in sieben verschiedenen Farben, den so genannten "Fraktionen", das sind Volksgruppen, wie Gladiatoren, Legaten, Prätorianer, Plebejer, Patrizier, Vestalinnen und Senatoren. Die Werte der Karten sind - auch von Fraktion zu Fraktion - sehr unterschiedlich, so reichen etwa die Werte der Patrizier von 1 bis 7, jene der Senatoren beispielsweise von 3 bis 10. Mit den erworbenen Karten versuchen die Spieler anschließend in der Phase 4, die entsprechenden Fraktionen zu übernehmen. Die Vorarbeit dazu muss man schon in der Einsetzphase leisten, in dem man eine eigene Spielfigur auf eines der beiden Setzfelder der passenden Fraktion platziert hat.

Bei Spielbeginn gehören alle sieben Fraktionen noch niemandem. Daher ist es noch ziemlich einfach, sie zu übernehmen. Wer eine Spielfigur bei einer Fraktion platziert hat, muss lediglich mindestens zwei dieser Fraktionskarten offen vor sich auslegen. Diese Auslage kann jedoch später nicht mehr aufgebessert werden. In Folge kann ein anderer Spieler diese Fraktion nur dann übernehmen, wenn er entweder mehr Karten als der Spieler auslegt, der gerade die Kontrolle der Fraktion ausübt, oder wenn er eine höhere Gesamtsumme der Kartenwerte erreicht. Bei erfolgreicher Fraktionsübernahme gibt es neben dem entsprechenden "Fraktionsmarker" einen auf den Karten angegebenen Übernahmebonus in Form von Lorbeeren, Legionen, Sesterzen, Karten oder ähnliches, der mit einem passenden Anführer unter den Karten (z. B. Cato der Ältere bei den Senatoren) noch verstärkt werden kann.

Mit der Kontrolle einer Fraktion kann in der darauf folgenden Phase ihre besondere Fähigkeit genutzt werden. Neben den bereits vorher genannten Vorteilen, wie den Erhalt von Sesterzen, Legionen, Lorbeeren und Karten, gibt es da auch noch andere, teils subtilere. Mit den "Patriziern" beispielsweise erhält man die beliebte Prokonsul-Figur, die in der nächsten Runde wie eine zusätzliche eigene Figur eingesetzt werden kann. Mit den "Vestalinnen" erhält man die wichtige "Gunst der Götter". Und mit den "Legaten" und den "Senatoren" sind Schriftrollen erhältlich, eine Grundvoraussetzung für den Tribun. Neben dem Besitz einer Schriftrolle benötigt man aber auch entweder die gleichzeitige Kontrolle der "Patrizier" und der "Plebejer", oder die gleichzeitige Kontrolle der "Vestalinnen" und der "Senatoren", um tatsächlich den Tribun stellen zu können. Eine besonders in größerer Spielerzahl sehr, sehr schwierige Herausforderung.

Fraktionen, Lorbeeren, Legionen, Sesterzen, Tribun, Gunst der Götter - alles schön und gut. Doch was bringen im Endeffekt all diese Sachen? Ganz einfach, es sind so genannte "Siegbedingungen". Anders als in den meisten Spielen müssen nämlich nicht bloß nur eine bestimmte Anzahl an Siegpunkten, Bargeld, kontrollierte Gebiete oder ähnliches erreicht werden. Vielmehr zeigen spezielle "Siegbedingungskarten" an, welche und wie viele Voraussetzungen ein Spieler erfüllen muss, um das Spiel gewinnen zu können. In der für Anfänger empfohlenen Version "Carpe Diem" sind dies zum Beispiel folgende Bedingungen: Tribun, Gunst der Götter, 3 Legionen, 8 Lorbeer, 4 Fraktionsmarker und 30 Sesterzen. Je nach Spieleranzahl müssen davon unterschiedlich viele erfüllt werden, bei 4 Spielern etwa genügen vier der genannten Bedingungen.

Dies ist eine weitere, innovative Idee von "Kalle" Schmiel, mit der er sogar auf geniale Weise die Spieldauer steuern kann, je nachdem wie hoch die einzelnen Werte sind. Bei längeren Partien sind dann sogar einige Bedingungen - zum Beispiel der Tribun - verpflichtend, was aber vor allem bei Vollbesetzung ein wenig langatmig werden kann. Ein weiterer Vorteil der Siegbedingungskarten ist, dass Einsteiger und Gelegenheitsspieler relativ schnell ins Spiel hineingeführt werden können, während Spieleprofis mit schwierigeren Bedingungen nicht unterfordert werden. Alles in allem ist "Tribun" ein tolles Spiel, mit dem der Münchner bewiesen hat, dass ihm noch lange nicht alle Ideen ausgegangen sind, auch zu moderneren Spielmechanismen.

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde