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Knobelritters Spielearchiv - Aargh!Tect

Art des Spiels: Party-Bauspiel
Spieleautor:    Walter Obert
Verlag:         Heidelberger Spiele
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 8 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppen:    Partyspieler ++
                Gelegenheitsspieler ++

Sehr geehrte Damen und Herren, verehrtes Auditorium.

Es freut mich, dass Sie so zahlreich zu meinem Vortrag über das Thema "Paläolinguistik" erschienen sind. In den nächsten 30 bis 45 Minuten möchte ich Ihnen demonstrieren, wie Sprache entstanden ist, welche Umstände und Notwendigkeiten zur Entwicklung einer verbalen Kommunikation geführt haben.

Die methodischen Probleme der Paläolinguistik liegen auf der Hand: Wenn man über Sprachursprung und -entwicklung in der Zeit, bevor Schriftzeugnisse auftauchen, etwas sagen will, haben solche Versuche einen hypothetischen Charakter. Mit dem Verfahren der Rekonstruktion lassen sich einigermaßen sichere Rückschlüsse auf die Ursprachen der einzelnen Sprachfamilien ziehen. Ich will Sie hier aber nicht mit einem trockenen, rein theoretischen Referat langweilen, sondern Sie vielmehr durch ein praktisches Beispiel direkt in den Entwicklungsprozess einbinden. Das von Walter Obert erdachte Experiment versetzt Sie in die Zeit des Neolithikums, wo Sie mit der Errichtung einfacher Bauten - religiöse Kultstätten, o. ä. - beauftragt sind.

Ich möchte Sie hierzu bitten, sich in Vierergruppen an die Tische zu setzen, die ich extra für diesen Zweck hier im Vortragssaal aufstellen ließ. Je zwei Personen, die sich gegenüber sitzen, bilden ein Team. Einer übernimmt die Rolle des Architekten, der ein bestimmtes Bauprojekt nach fixen Bauplänen gebaut haben will, sein Vis-à-vis als Arbeiter ist für die handwerkliche Fertigstellung verantwortlich. Sind Sie soweit? Gut. Dann betrachten Sie bitte das Material vor Ihnen auf dem Tisch. Die großen Holzteile - grüne und gelbe Quader, weiße und blaue Zylinder, sowie rote Prismen - und die grauen Platten aus Pappe stellen das Baumaterial für die Bauwerke dar. Nun zieht jeder Architekt ein Bauprojekt vom Stapel und sieht es sich an. Achten Sie aber bitte darauf, dass die Bauprojekte von den Arbeitern auf keinen Fall eingesehen werden können, sonst ist unser kleines Experiment wertlos.

Die Aufgabe der Architekten ist es nun, seinem Arbeiter beizubringen, wie er beim Bauen vorzugehen hat, damit das fertige Bauwerk exakt der Projektkarte entspricht. Vergesst aber nicht: Sie befinden sich in einer Zeit vor ungefähr 12.000 Jahren, und Ihre Ausdrucksmöglichkeiten und Ihr Wortschatz sind sehr beschränkt. Für die Auswahl des zu verwendenden Bauteils müssen Sie sich mit Zeichensprache verständigen, also zum Beispiel mit den Füßen stampfen, wenn Sie den blauen Holzzylinder meinen, oder mit dem Po wackeln für den grünen Quader. Stellen Sie zu diesem Zwecke die Übersetzungshilfe - mit den entsprechenden Gesten für alle Bauteile - sichtbar in die Mitte des Tisches.

Für die Anweisung, was mit dem angezeigten Bauteil anzustellen ist, könnt ihr auf der Übersetzungshilfe ein paar simple Befehle ablesen. Die Worte sind in recht rustikaler Ursprache gehalten, damit Sie sich besser in diese urzeitliche Epoche hineinversetzen können. Wollen Sie als Architekt beispielsweise, dass Ihr Arbeiter das angesprochene Teil "nehmen" soll, sagen sie einfach "Ugungu" (= Du nehmen!). "Konguku" bedeutet "Mach oben!", "Akungu" wiederum "Stell Dingens!", etc. Die Menschen des Neolithikum kannten allerdings nur ein paar Ausdrücke, viel zu wenig, um für alle notwendigen Anweisungen einen eigenen Begriff zu haben. In unserem Experiment helfen wir uns dermaßen aus, dass ein Wort eine andere Bedeutung erhält, wenn man es zweimal hintereinander ausspricht. "Ugungu Ugungu" heißt dann soviel wie "Du legen!", und "Konguku Konguku" soviel wie "Mach unten!". Ich weiß, das klingt jetzt etwas verwirrend, aber als Steinzeitmensch haben Sie ja auch mit einer deutlich verminderten Intelligenz zu kämpfen.

Jetzt gilt es nur mehr das Problem der Erfolgskontrolle zu lösen. Der Arbeiter braucht schließlich ein Feedback, ob das, was er gerade macht, den Vorstellungen des Architekten entspricht. Ganz im Sinne der Neusteinzeit habe ich für diesen Zweck für jeden Architekten eine Keule bereitgelegt. Keine Angst, die zur Verfügung gestellten Exemplare sind aufblasbar, um ernsthafte Verletzungen zu vermeiden. Ein sanfter Klaps auf das Haupt des Arbeiters soll diesem andeuten, dass er auf dem richtigen Weg ist ("OK"), zwei kräftige Schläge auf den Schädel hingegen sollen den Unmut über die geleistete Arbeit verdeutlichen ("Aargh... Falsch!").

Um dem Ganzen mehr Ernsthaftigkeit zu verleihen und zusätzlich einen Anreiz für alle Teilnehmer zu bieten, treten die zwei Teams an einem Tisch gegeneinander im Wettbewerb an. Auf jeder Projektkarte ist eine Punktezahl vermerkt, die es bei richtiger Fertigstellung dafür gibt. Je nach Schwierigkeitsstufe gibt es 3 bis 5 Punkte. Ihr Ziel ist es, zuerst auf mindestens 10 Punkte zu gelangen. So, meine Damen und Herren, damit hätte ich Ihnen die Regeln ausreichend erläutert und ich möchte Sie bitten, mit dem Experiment anzufangen.

(eine dreiviertel Stunde später)...

Herzlichen Dank für Ihre rege Teilnahme. Sie haben damit auf sehr anschauliche Weise erfahren können, dass die verbale Kommunikation in diesem Zeitalter sehr anstrengend und selbst für einfache Aufgaben eigentlich völlig ungeeignet war. Ich konnte den Architekten ansehen, dass sie gerne präzisere Angaben hätten geben wollen, und den Arbeitern, dass sie des öfteren nicht verstanden, was ihr gegenüber überhaupt von ihnen wollte. Es war - wie Sie sicher auch beistimmen werden - eine beeindruckende Demonstration von den argen Verständigungsproblemen unserer Vorfahren. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hat Ihnen dieses kleine Experiment bei aller Hektik sichtlich großen Spaß gemacht. Ich möchte damit meinen Vortrag beenden und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Noch etwas: Wenn Sie wollen, können Sie das Experiment noch mit vertauschten Rollen fortsetzen, für kleine Beulen übernehme ich von nun an jedoch keine Verantwortung mehr....

Franky Bayer

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