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Knobelritters Spielearchiv - Acquire

Art des Spiels: Geniales Setzspiel
Autor:          Sid Sackson
Verlag:         Schmidt Spiele
Jahrgang:       1962
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          60 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 25,-
                2008 neue Auflage bei Hasbro

Als ich die riesige Schachtel mit der reißerischen Aufmachung zum ersten Mal in einem Spieleladen sah, dachte ich spontan: Aha, ein typisches Ausstattungsspiel Marke MB, bei dem der Spielreiz Nebensache ist. Irgendwie erfuhr ich dann doch, dass der Autor des Spiels Sid Sackson heißt.

Sid Sackson? Doch nicht der Sid Sackson? "Bazaar", "Choice", "Die 1. Million", "Sleuth", etc.? Der Sid Sackson, dessen Spiele in der berühmten 3M-Bookshelf-Reihe schon längst zur Legende wurden? Meine Erkundigungen dazu ergaben, dass "Acquire" bereits herauskam, und zwar eben in dieser Serie im Jahre 1962. Später erschien es bei Schmidt Spiele + Freizeit unter dem Namen "Hotel König". Mein Interesse war geweckt, denn nur wirklich gute Spielideen werden von anderen Verlagen wieder aufgegriffen. Wer dazu Ausnahmen kennt, möge diese bitte dem Verfasser dieser Zeilen übermitteln. Doch genug der Vor-Worte. Für all die armen Leute, die das Spiel noch nicht kennen, sei kurz das Spielprinzip erklärt:

Auf einem Spielplan befinden sich 108 Felder in 12 waagrechten Reihen (1 - 12) und 9 senkrechten Spalten (A - I), welche dadurch eine eindeutige Bezeichnung erhalten, zum Beispiel A6. Für jedes Feld gibt es eine Karte mit derselben Bezeichnung, insgesamt also 108 Karten, von denen jeder Spieler zu Beginn 6 bekommt. Zusätzlich finden sich noch Aktien für sieben Hotelketten (je 25 Stück), jede Menge Spielsteine (die "Hotels") und auch jede Menge Spielgeld in der Schachtel. Die 30 Sonderaktionskarten werden nur in einer Variante verwendet, für das Grundspiel möchte ich darauf nicht näher eingehen. Wenn ein Spieler an der Reihe ist, tätigt er folgende Aktionen: Zuerst ein Hotel setzen (dazu spielt er eine seiner Handkarten aus und setzt einen Spielstein (in der Folge kurz "Hotel" genannt) auf das entsprechende Feld. Danach kann er noch bis zu 3 Aktien kaufen. Schließlich ergänzt er seine Kartenhand wieder auf 6 Stück.

Beim Setzen der Hotels kann es zu verschiedenen Konstellationen kommen. Ein isoliertes Hotel, d.h. ein Hotel, welches weder waagrecht noch senkrecht an bereits vorhandene Hotels angrenzt, hat keine Auswirkungen. Legt man aber ein Hotel auf besagte Weise an vorhandene Spielsteine an, so tut sich einiges auf dem Aktienmarkt. Liegen nach dem Setzen zwei (oder 3) vorher isolierte Hotels aneinander, wurde eine neue Hotelkette gegründet, wobei maximal 7 Hotelketten gleichzeitig auf dem Plan sein können. Der "Gründer" wählt einen noch verfügbaren Hotelnamen und steckt das entsprechende Schild auf einen der beiden Spielsteine. zudem erhält er als Gründerprämie eine kostenlose Aktie der neuen Hotelkette. Die sieben Hotelketten gliedern sich übrigens in drei verschiedene Preiskategorien, was sich besonders bei der Prämienausschüttung (dazu gleich Näheres) auswirkt.

Legt man ein Hotel an eine bestehende Kette an, wird diese verlängert, was den Kurswert der betroffenen Aktie meistens in die Höhe schnellen lässt. Wird aber ein Hotel so gesetzt, dass zwei oder mehrere Hotelketten miteinander verbunden werden, löst dies eine sogenannte Fusion aus, bei der nur eine der beteiligten Hotelketten übrig bleibt, und zwar die größere. Für die so verschwundene Hotelkette zahlt die Börse noch Entschädigungsprämien für die beiden größten Aktionäre der aufgelösten Kette. Nach dieser Prämienausschüttung können die Spieler, die Aktien dieser aufgelösten Kette besitzen, diese entweder behalten (eine aufgelöste Hotelkette kann an anderer Stelle wieder neu gegründet werden), verkaufen nach Kurstabelle oder umtauschen in Aktien der Kette, welche die aufgelöste Kette übernommen hat (im Verhältnis 2:1). Vor einer Fusion ist eine Kette nur dann sicher, wenn sie bereits aus elf oder mehr Hotels besteht.

Das Spiel endet, wenn alle Hotelketten auf dem Plan sicher sind, also mehr als 10 Hotels umfassen, oder eine Kette 41 oder mehr Hotels besitzt. In der Endabrechnung werden noch einmal Prämien für die Mehrheitsaktionäre aller Hotelketten auf dem Plan ausbezahlt; jeder Spieler erhält außerdem noch Geld für seine Aktien laut momentanem Kurs. Wer schließlich das meiste Geld zusammenraffen konnte, ist reif für die Wall Street.

Ein Kartenspiel, bei dem der Zufall regiert, könnte der geschätzte Leser beim Studieren des - ich gebe zu - von mir recht trocken dargestellten Spielverlaufs vermuten. Doch dem ist nicht so. Jedem Spieler bleiben genug Optionen. Wann welche Karte ausgespielt wird, ist äußerst wichtig. Da wird auch gerne mal geblufft, um die Mitspieler - pardon: Mitbewerber - ins Bockshorn zu jagen. Investieren, spekulieren, fusionieren, riskieren, usw.: In "Acquire" ist so ziemlich alles - trotz des eher abstrakt anmutenden Rasters des Spielplans - enthalten, was zu einem Wirtschaftsspiel gehört. Acquire zählt für mich sogar zu den besten taktischen Wirtschaftsspielen überhaupt. Die anfangs schon erwähnten Sonderaktionskarten erhöhen noch den taktischen Spielraum für fortgeschrittene Spekulanten.

Nach all dem Positiven, was man zur spielerischen Software sagen kann, muss ich dann doch die Mängel der Schmidt-Ausführung erwähnen. Sie liegen in der Hardware, sprich der Ausstattung. Auf den ersten Blick wirken der riesige Spielplan und die "Hotels" wirklich beeindruckend. Im Praxistest sorgen diese aber doch für einige Verwirrung. Dass die Hotels in verschiedenen Größen vorhanden sind, trägt dazu ebenso bei, wir der Umstand, dass es insgesamt nur ganze 3 Farben für 7 Hotelketten gibt. Entweder lauter gleiche Spielsteine (wie in früheren Ausführungen) oder für jede Kette eine Farbe, wäre mein Vorschlag zur Verbesserung; in der vorhandenen Form ist das aber weder Fisch noch Fleisch. Ein weiteres Ärgernis ist die - wieder einmal - zu groß geratenen Schachtel. Im Zuge der Schaffung eines gesamteuropäischen Wirtschaftsraumes müsste es doch hoffentlich einmal möglich sein, einheitliche Schachtelgrößen zu finden, die möglichst wenig Platz für Luft lassen.

Man kann es nichtsdestotrotz "Schmidt Spiele" nicht genug danken, diesen Klassiker wieder ausgegraben zu haben und - wenn auch nicht gerade billig - in der "Bestseller-Autoren-Edition" wieder auf den Markt zu bringen.

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde