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Knobelritters Spielearchiv - Aquileia

Art des Spiels: Worker placement game
Spieleautor:    Cielo D'Oro
Verlag:         Zoch Verlag
Vertrieb:       Noris Spiele
Jahrgang:       2011
Spielerzahl:    3 bis 5 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 90 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten ++

"Pecunia et circenses".

Dieser Spruch - in Ableitung zum bekannten "panem et circenses" - würde am besten beschreiben, um was es beim Zoch-Spiel "Aquileia" geht. Obwohl "pecunia" eigentlich nur der Oberbegriff für Geld ist, tatsächlich finden wir im Spiel drei Währungen vor: aurum (Goldmünzen), argentum (Silbermünzen) und aes (Kupfermünzen). Diese drei Währungen sind im Spiel streng voneinander getrennt zu halten und können bei Bedarf nur recht umständlich gewechselt werden.

Wie das Zitat in Latein vermuten lässt, ist das Spiel im Römischen Reich zur Zeit der Antike angesiedelt. Allerdings ist nicht Rom selbst Ort des Geschehens, sondern Aquileia. Diese im heutigen Friaul gelegene Stadt wurde einst als Vorposten gegen barbarische Eindringlinge gegründet und stieg rasch zur zweitwichtigsten Stadt des Römischen Imperiums auf. Hand aufs Herz: Wer hätte es gewusst? Na eben, ich auch nicht.

Es kommen also Gold, Silber und Bronze vor. Trotzdem finden in Aquileia keine Olympischen Spiele der Antike statt. Das Sammeln dieser Münzen ist nicht einmal das Spielziel, sondern nur Mittel zum Zweck. Für die Spieler, welche die Rolle von Patrizier übernehmen, gilt es vielmehr, ihren Wohlstand zu mehren, etwa durch gewonnene Wettkämpfe, aber vor allem durch den Bau von Handwerksbetrieben oder herrschaftlichen Villen. Dazu senden sie ihre Gefolgsmänner aus, um wichtige Aufgaben für sie zu erledigen. Ein klassisches "worker placement game" also.

Schauen wir uns einmal die Stadt an. Auf dem Spielplan ist Aquileia in sechs durchnummerierte Gebiete eingeteilt, in die Gefolgsmänner platziert werden können. Jedes Gebiet verfügt über ein oder (meist) mehrere Aktionsfelder, auf die in der Platzierungsphase Gefolgsmänner gestellt werden können. In der anschließenden Aktionsphase werden die entsprechenden Aktionen in einer festgelegten Reihenfolge durchgeführt. Nach genau sechs Runden endet das Spiel. Wer nach der Abschlusswertung die meisten Siegpunkte hat, gewinnt das Spiel.

Nun zu den Gebieten im Detail. Mercatus (I) dürfte das Handelsviertel sein, denn dort kann man - meist gegen Abgabe von bestimmten Münzen - verschiedene "Dinge" erwerben. Zum Beispiel Pferde, um sich auf das bevorstehende Wagenrennen vorzubereiten, Waffen für seine Kämpfer bei den Gladiatorenwettkämpfen oder Sklaven, die praktisch und universell einsetzbar sind. Aber auch zwielichtige Geschäfte wie Geldwäsche (der Umtausch von Münzen), die Beschäftigung eines Betrügers ("dolus"), der sich Münzen von der Bank ergaunert, sowie der Kauf von blauen Extrawürfeln ("potentia") sind möglich.

In der Arena (II) und im Stadium (III) geht's hingegen um "circenses". Wer dort Gefolgsmänner platziert hat, nimmt an Gladiatorenwettkämpfen bzw. Pferdewagenrennen teil, mit dem Ziel, seinen Münzbestand an Bronze (Arena) bzw. Gold oder Silber (Stadium) aufzubessern. Nebenbei können die Gewinner in der Arena wertvolle Siegpunkte holen, im Stadium winken hingegen Stadionkarten auf die schnellsten Pferdewägen. Die Kämpfe werden mit Spezialwürfeln ausgetragen. In der Arena können die Spieler zudem noch Sklaven- und Waffenkarten einsetzen, um die Kampfstärke zu erhöhen, im Stadium sind hingegen natürlich Pferde-Karten hilfreich.

Im Theatrum (IV) gibt es nur ein einziges Aktionsfeld. Wer dieses besetzt hält, deckt die oberste Theaterkarte auf und versteigert diese. Geboten wird mit Münzen, wobei ein Spieler nur dann noch mitbieten kann, wenn er das aktuelle Höchstgebot in der genauen Zusammenstellung von Gold-, Silber- und Bronzemünzen mithalten kann und dann um eine weitere beliebige Münze erhöht. Wer zuletzt aussteigt, zahlt seinen Einsatz an den Versteigerer. Hat dieser das Höchstgebot, gibt er die Münzen an die Bank ab.

Im Forum (V) schließlich kann man sich das Recht sichern, Gebäude zu errichten. Während im Westen der Stadt Handwerksbetriebe und Geldstuben gebaut werden, mit denen in jeder Runde Siegpunkte bzw. Einkommen erzielt werden können, ist der Osten Aquileias nur für die schönen Villen vorgesehen. Es gibt im Forum 5 Aktionsfelder, welche nicht nur die Reihenfolge bestimmen, in welcher gebaut werden darf, sondern auch, wie viele Gebäude man errichten darf und ob man sich dafür zusätzlich Siegpunkte gutschreiben darf. Beim Bau müssen auf jeden Fall die angegebenen Kosten in Münzen bezahlt werden, manche Gebäude benötigen zudem noch einen oder mehrere Sklaven.

Und zu guter Letzt kann jeder, der im Portus (VI) eine Figur auf einem der 3 Aktionsfelder stehen hat, darf alle seine Handwerksbetriebe und Geldstuben aktivieren und entsprechend Münzen und Siegpunkte kassieren, sofern dies nicht vom Hafendieb Latro vereitelt wurde.

Nach sechs Runden endet das Spiel. Nun werden noch Siegpunkte für die Villen verteilt. Jede eigene Villa wird dabei mit der Anzahl farbgleicher eigener Stadion- und Theaterkarten multipliziert und auf der Siegpunktleiste festgehalten. Der Spieler mit den insgesamt meisten Siegpunkten gewinnt das Spiel und ist berechtigt, die Worte "Veni, vidi, vici!" auszusprechen.

Arbeitereinsetzspiele gibt es mittlerweile ja zur Genüge. Trotzdem hat auch dieses hier seine Daseinsberechtigung. Die Art und Weise, wie die einzelnen Elemente miteinander verknüpft sind, hat durchaus seinen Reiz. Vor allem die drei verschiedenen Münzwährungen sorgen dafür, dass die Aktionen sorgfältig geplant sein wollen. Dass bei den Gladiatorenkämpfen und Wagenrennen Würfel mitentscheiden, stört meiner Meinung nach überhaupt nicht. Im Gegenteil, es wird dadurch nicht alles kalkulierbar und bringt viel Nervenkitzel ins Spiel.

Der wichtigste Bereich in "Aquileia" ist das Forum, denn nur hier können die für den Spielsieg notwendigen Gebäude errichtet werden. Alle anderen Bereiche dienen eher der Beschaffung der dafür benötigten Ressourcen. Reizvoll finde ich die beiden unterschiedlichen Arten, an Siegpunkte zu gelangen. Wer auf Handwerksbetriebe setzt, kann in jeder Runde die angegebenen Siegpunkte lukrieren, muss dafür allerdings stets einen Gefolgsmann in den Hafen stellen. Währenddessen gibt es für die herrschaftlichen Villen nur ein einziges Mal (außer eventuell beim Bau) Siegpunkte, und zwar durch gleichfarbige Stadion- und Theaterkarten. Wer wertvolle Villen besitzt, kann mit einem hohen Multiplikator fast uneinholbar viele Punkte erhalten, weshalb man Villen und/oder Stadionkarten nicht ignorieren sollte. Insgesamt ist alles gut aufeinander abgestimmt.

Vom Spielmaterial sind wir vom Zoch Verlag schon wesentlich Besseres gewohnt, und dies nicht nur im Kinderspielbereich. Die Schachtelgrafik ist noch O.K., die Gestaltung der anderen Spieleteile, vor allem des Spielplans wirkt hingegen etwas hausbacken und "retro". Die Pappmünzen sind wirklich winzig und hätten um einiges größer ausfallen müssen. Und die Holzfiguren sind normale, schnörkellose Pöppel, die wenig Atmosphäre aufkommen lassen.

Das Spiel selbst ist aber sehr gelungen, auch wenn es im Sektor für erfahrene Spieler harte Konkurrenz erwartet. So kann ich nur jedem empfehlen: Carpe ludum!

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde