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Knobelritters Spielearchiv - Battle Lore

Art des Spiels: Zweipersonenspiel
Spieleautor:    Richard Borg
Verlag:         Days of Wonder
Jahrgang:       2006
Spielerzahl:    2 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 69,-

Ich sag's gleich ganz offen: Kriegsspiele sind nichts für mich. Vielleicht, weil die Wunden des 1. Weltkriegs, obwohl seitdem mehr als 60 Jahre vergangen sind, noch immer nicht verheilt sind, und ich weder irgendjemanden mit allzu realistischen Darstellungen von Schlachten, Kämpfen und Kampagnen in seinen (noch nicht) verkrafteten Gefühlen verletzen will, noch mir nachsagen lassen will, mich daran zu ergötzen, feindliche Armeen zu vernichten. Aus diesem Grund kommt bei mir auch kein "Axis & Allies" oder ähnliches auf den Tisch, und wenn man mir noch so oft bekräftigt, dass es "wirklich toll" sei.

Wenn schon, dann muss ein Kriegsspiel bei mir entweder etwas abstrahiert sein, so wie es beispielsweise bei "Risiko" der Fall ist. Oder der Konflikt liegt historisch so weit zurück (Mittelalter, Antike, etc.), dass persönliche Ressentiments überhaupt keine Rolle mehr spielen können. Oder aber es spielt in einer Fantasy-Welt mit Zwergen, Zauberern, Drachen, Elfen, Trollen und wie die Wesen alle heißen mögen. Nur in diesen drei Fällen kann ich beim Thema "Krieg" vorbehaltlos Spielvergnügen empfinden.

Eines dieser Kriterien wird schon mal vom Spiel "Battle Lore" nicht erfüllt. Bei Spielplan und Figuren kann man auf keinen Fall von Abstrahierung sprechen, alle Einheiten - ob Infanterie oder Kavallerie - sind detailgetreu dargestellt. Die Figuren beider Spieler sind übrigens in neutralem Grau gehalten, die Einheiten unterscheiden sich lediglich durch die Form ihrer Fahnen. Die englischen Truppen tragen waagrechte Wimpel, die Franzosen hingegen senkrechte Standarten.

Ein Blick auf die Waffen der Truppen macht jedoch schnell klar, dass es sich kaum um moderne Kriegsführung handelt. Kurzschwert, gewöhnlicher Bogen, Langschwert und Armbrust: Es ist schon lange her, dass mit derlei Waffen gekämpft wurde. Tatsächlich versetzt uns "Battle Lore" in das 14. Jahrhundert, als Engländer und Franzosen im 100-jährigen Krieg aufeinander losgingen. Die beiden Kontrahenten spielen sozusagen mehr oder weniger "historische" Szenarien mit fix vorgegebener Aufstellung (inklusive Geländeaufbau und auf beiden Seiten involvierten Truppen) nach.

Die allerletzten Bedenken, die ich eventuell noch haben könnte, werden ab dem 3. Szenario vollends zerstreut. Dann schreiten nämlich auf englischer Seite einige Söldner in die Schlacht, die mit realen Vorkommnissen kaum etwas zu tun haben: Horden von wilden Kobolden. In Folge kommen noch Armeen von Eisenzwergen dazu, noch später gar grässliche Kreaturen, wie eine fürchterliche Riesenspinne.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt kenne ich keine moralischen Bedenken mehr und stürze mich mit bedenkenloser Begeisterung ins Getümmel. Nach der Wahl eines Szenario - für den besseren Einstieg sollten die Szenarien der Reihe nach durchgespielt werden - werden die angegebenen Einheiten auf dem Spielbrett platziert. Infanterie-Einheiten bestehen dabei aus 4 Figuren, Kavallerie-Figuren nur aus 3. Auf den Fahnen sind neben der Spielerzugehörigkeit noch die Waffenart und die Stärke der Bewaffnung angegeben. Rote Einheiten sind stärker bewaffnet, durch die schwerere Rüstung aber in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt. Blaue Einheiten kämpfen schon etwas schwächer, bewegen sich dafür aber etwas leichtfüßiger. Grüne Einheiten kann man diesbezüglich bereits als "leichte" Truppen bezeichnen, denn sie ziehen wesentlich flotter über den Spielplan, ihre Waffen sind in ihrer Wirkung jedoch ziemlich eingeschränkt.

Zum Einsatz bringt man seine Truppen durch so genannte "Kommando-Karten". Diese beziehen sich entweder auf bestimmte Teile des Spielplans, der zu diesem Zweck in drei gleich große Bereiche unterteilt ist: Linker Flügel, Mitte, rechter Flügel. Oder sie benennen bestimmte Einheiten, wie Truppen einer bestimmten Farbe, Bogenschützen, Kavallerie, und ähnliches. Jedenfalls darf man beim Ausspielen einer Kommandokarte die darauf vermerkte Anzahl der betreffenden Einheiten für diesen Spielzug "aktivieren", also sowohl bewegen, als auch im Anschluss daran kämpfen lassen.

Beim Kampf können Fernwaffen auf entferntere Ziele abgefeuert werden, sofern die Sichtlinie frei ist und sich das Ziel in Reichweite (bei Bogenschützen sind es 4 Felder) befindet. Alle anderen Waffen wirken nur auf gegnerische Einheiten auf angrenzenden Feldern. Zur Ermittlung der Treffer wird - je nach Einheit - eine bestimmte Anzahl an Würfeln geworfen, zum Beispiel bei Infanterie in schwerer Rüstung 4 Würfel. Jeder gewürfelte Helm in der Farbe der angegriffenen Einheit bedeutet einen Treffer, bei einigen Einheiten werden auch noch die Schilde als Bonus-Treffer gezählt. Für jeden Treffer wird eine Figur entfernt. Bei einer gewürfelten Fahne muss die verbleibende verteidigende Truppe den Rückzug antreten. Wird im Kampf die letzte Figur einer Einheit (dies hat stets die Figur mit der Fahne zu sein!) getroffen, gilt sie als "Trophäe". Wer zuerst die im gewählten Szenario angegebene Zahl an Siegfahnen erobert, gewinnt die Schlacht.

Dies sind in verkürzter Form die Grundregeln von "Battle Lore", wobei ich viele Regeldetails, wie Moral, Gegenschlag, Boden gewinnen, Unterstützung, etc. der Einfachheit halber außer Acht gelassen habe. Jede Truppenart besitzt ihre Besonderheiten und speziellen taktischen Möglichkeiten. Auch die verschiedenen Geländeformen sorgen für einige Modifikationen für Bewegung und/oder Kampf. So darf beispielsweise eine auf einem "Hügel" postierte Einheit mit maximal 2 Würfeln angegriffen werden. Der "Wald" etwa darf nicht einfach durchquert werden, jede Truppe, die durchziehen will, muss vorerst dort anhalten. Durch die Söldnertruppen kommen noch ein paar Besonderheiten hinzu, die im Kampf sinnvoll eingesetzt werden wollen. So sind die Kobolde sehr wendig, dafür aber recht feige, während sich die Zwerge durch ihre besondere Moral als extrem standhaft und widerstandsfähig erweisen.

In weiterer Folge kommt noch ein weiterer Aspekt dazu: Die Macht! Zaubersprüche können das Geschehen auf dem Schlachtfeld massiv beeinflussen. Die dafür verantwortlichen Machtkarten können die Spieler am Ende ihres Zuges von einem gemeinsamen Stapel nachziehen. Je stärker, verheerender, mächtiger ein Spruch ist, umso mehr Machtplättchen müssen dafür "bezahlt" werden. Machtplättchen können ebenfalls am Ende des Zugs genommen werden, zudem erhält man für jedes während eines Kampfes gewürfelte "Macht"-Symbol ein weiteres Plättchen dazu.

Gibt es in den ersten Macht-Szenarien nur die Machtkarten des "Zauberers", kommen später noch weitere Personen hinzu, die ebenfalls für recht wirkungsvolle Zaubersprüche sorgen können: Kleriker, Krieger und Schurke. Im fortgeschrittenen Stadium kann dann der eigene Kriegsrat selbst mit solchen Meistern bestückt werden, ja es kann sogar der Level der verschiedenen Meister beliebig gewählt werden, nur der Gesamtlevel aller Meister im eigenen Kriegsrat ist in jedem Szenario streng limitiert. Am Charakter des Spiels ändert sich trotz dieser zusätzlichen Elemente jedoch nicht viel, es wird nur etwas komplexer, ohne deshalb an Spieldauer zuzunehmen.

Bleibt nur mehr eine einzige Frage offen: Ist "Battle Lore" ein gutes Spiel? Dies ist nicht so einfach zu beantworten. Auf der positiven Seite liegt in erster Linie das absolut tolle Spielmaterial, welches vor der ersten Partie nicht einmal zusammengeklebt, ausgestanzt, ausgeschnitten oder sonst irgendwie bearbeitet werden muss. Man will und kann wirklich sofort loslegen und mit dem Spielen anfangen. Auch der Spielmechanismus ist an und für sich interessant, die verschiedenen Einheiten und Geländeformen mit ihren Vor- und Nachteilen verlangen ein gewisses Maß an taktischen Entscheidungen. Die vielen - auch in Zukunft noch zu erwartenden - verschiedenen Söldnertruppen bzw. Kreaturen bringen Abwechslung ins Spiel und lassen kaum Langeweile aufkommen. Die Szenarien sind einigermaßen gut durchdacht und führen die Spieler allmählich vom Anfänger zu den diversen Komplikationen hin. Durch einen Szenarien-Generator auf der Homepage des Verlages lassen sich auch eigene Szenarien kreieren und im Internet austauschen.

Auf der anderen Seite ist das Spiel ziemlich glücksabhängig. Und damit meine ich nicht das Würfeln, welches im Prinzip eher mit Wahrscheinlichkeit zu tun hat, die ja ohne weiteres in die eigenen Überlegungen einbezogen werden kann und soll. Das Problem sind vielmehr die Kommandokarten, die eine sehr große Streuung aufweisen. Mal können sehr viele Einheiten aktiviert werden, ein andermal nur eine oder höchstens 2. Dazu müssen auch noch die richtigen Kampfbereiche auftauchen. Wer hier immer die schlechteren Karten erhält, ist selbst mit bester Taktik und Strategie hoffnungslos auf verlorenen Posten. Und dieses Manko wird in fortgeschrittenen Szenarien auch nicht wesentlich geringer. Hardcore-Cosim-Spielern und erfahrenen Strategen ist das Spiel deshalb unbedingt abzuraten! Aber wer gerne mal eine kleine, "unschuldige" Schlacht mit hervorragenden Spielmaterial und interessantem Mechanismus führen will, und dabei nichts dagegen hat, dass der Zufall auch eine Rolle spielt, ist mit "Battle Lore" gut bedient, zumal eine Partie im Schnitt nur eine Stunde Zeit in Anspruch nimmt.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde