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Knobelritters Spielearchiv - Beyond the Sun

Art des Spiels: Arbeitereinsetz-
                und Aufbauspiel
Kategorie:      Expertenspiel
Spieleautor:    Dennis K. Chan
Verlag:         Strohmann Games
Jahrgang:       2021
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 14 Jahren
Dauer:          90 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 68,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Einleitung

Die Menschheit sucht eine neue Heimat - irgendwo in den Sternen. Das vorhandene Wissen wurde gebündelt und tatsächlich - ein Aufbruch zu neuen Welten ist technisch machbar, ebenso das Bewohnbarmachen derselben. Doch der Mensch wäre nicht der Mensch, wenn er nicht auch in diesem Szenario nach Vorherrschaft streben würde.

"Beyond the Sun" ist ein Weltraum-Zivilisationsspiel, in dem wir gemeinsam (aber nicht wirklich „kooperativ") bestimmen, wie sich unser technologischer Fortschritt entwickelt. Gleichzeitig aber spielen wir gegeneinander mit dem Ziel, dass die jeweils eigene Fraktion in Sachen Wirtschaft, Wissenschaft und galaktischem Einfluss führend sein wird.

Im Kern ist "Beyond the Sun" ein Arbeiter-Einsetzspiel, aber nicht wie gewohnt, denn man hat nur einen Arbeiter. Und ist ein Spieler am Zug, so kann dieser genau eine Aktion wählen - sofern diese nicht schon von einem Mitspieler besetzt ist. Sind zu Beginn nur wenige grundlegende Aktionen verfügbar, so erweitern sich diese im Laufe des Spiels, sowohl was Art und Anzahl der Aktionen als auch deren Stärke angeht.

Spielbeschreibung

Aber der Reihe nach - schauen wir uns zunächst mal das Spielmaterial an. Hier gibt es im Wesentlichen drei Komponenten: den Technologiebaum, den Planetenspielplan, sowie für jeden Spieler ein Spielertableau mit einer Vielzahl von Würfeln in der eigenen Farbe.

Der Technologiebaum ist dabei das zentrale Element des Spiels. Er zeigt die anfangs verfügbaren „mickrigen" Standardaktionen, sowie einige „Technologien". Hierbei handelt es sich um Karten, die - wenn sie erforscht werden - zumeist einen sehr interessanten Einmaleffekt gewähren, und im Folgenden jedem, der die entsprechende Technologie erforscht hat, weitere Aktionsmöglichkeiten gewähren.

Die Technologien sind dabei hierarchisch angeordnet: Um höhere, „stärkere" Technologien zu erforschen ist es unbedingt erforderlich, (meist zwei) darunterliegende Technologien bereits nutzen zu dürfen. Technologien gibt es dabei in 4 Farben, die unterschiedlichen Spezialisierungen bedeuten (Wissenschaft, Wirtschaft, Militär, Handel) und deren Boni und Aktionen schwerpunktmäßig etwas anders gelagert sind.

Der Planetenspielplan dagegen zeigt spielerzahlabhängig 3 oder 4 Planeten. Diese können mit Raumschiffen angeflogen werden und bringen demjenigen Vorteile, der sie mit der größten Raumschiffstärke kontrolliert. Sie können aber auch dauerhaft terraformiert werden, wodurch sie aus dem Spiel gehen und dem terraformenden Spieler abermals weitere Vorteile und Siegpunkte bringen.

Zuletzt besitzt jeder Spieler ein Tableau, auf dem neben einer Kurzregel sowohl seine Kapazitäten hinsichtlich Erzproduktion und Ernährungskapazität, als auch sein aktueller Bestand an Personen (multifunktionale Würfel) und Erz (kleine Plastik"klümpchen") nachgehalten wird. Zudem liegen dort viele „Kisten" zeigende Würfel („Vorräte") in mehreren Spalten, die nach einem ausgeklügelten System in Männchen umgewandelt werden können.

So viel als grober Überblick zu den Komponenten. Kommen wir nun zum Spielablauf. Dieser ist im Grunde sehr simpel, denn man nimmt seinen Aktionsstein, versetzt ihn auf eine freie Basisaktion oder Aktion, die zu einer selbst erforschten Technologie gehört, und führt die entsprechende Aktion aus. Anschließend nimmt man sich Einnahmen - und schon ist der nächste Spieler dran. Mögliche Basisaktionen sind beispielsweise

Durch bessere Technologien können wie gesagt stärkere Aktionen freigeschaltet werden, wie beispielsweise das Umwandeln von Personen direkt in höherwertige Raumschiff, weitere Sprünge mit den Raumschiffen, das Terraformen von Planeten, das Ausführen von Technologien, ohne diese erforscht zu haben (oder das Erforschen, ohne ihre Bedingungen zu erfüllen) oder das Erforschen von Technologien der Stufen 3 und 4

Nachdem alle eigenen Aktionen ausgeführt wurden erhält der Spieler Einnahmen, wahlweise Personen oder Erz (eine dritte Möglichkeit besteht darin Dinge gegen andere umzutauschen, was bisweilen - aber eher selten - sinnvoll sein kann). Wie viel man erhält hängt davon ab, wie viel Erz- oder Personen-„Einkommen" freigeschaltet wurde, was durch Soforteffekte beim Erforschen von Technologien oder durch das Besetzen und Terraformen von Planeten geschieht.

Das Spielende wird eingeläutet, sobald eine spielerzahlabhängig Anzahl von „Errungenschaften" erreicht wurde. Dies sind zu Spielbeginn festgelegte Ziele, die in Teilen von Partie zu Partie variieren, wie beispielsweise das Terraformen von 4 Planeten, der Besitz einer bestimmten Menge an Rohstoffen/Raumschiffen oder dergleichen und die man am Ende seines Zuges für sich beanspruchen kann.

Am Ende gewinnt der punkreichste Spieler, wobei es einige Quellen für Siegpunkte gibt (terraformierte Planeten, Technologien, Errungenschaften, Vorherrschaft auf den Planeten, …). Dabei ist es glücklicherweise so, dass es keinen unübersehbaren Punkteregen und einen allzu überraschenden Gewinner gibt - man kann während des Spiels schon einigermaßen gut absehen, wer wie gut da steht.

Fazit

Beginnen wir mal bei dem, was man als Erstes sieht: die Grafik. Ich weiß nicht, was mich dazu getrieben hat, das Spiel in die Hand zu nehmen, denn zumindest das Cover ist in meinen Augen total altbacken und spricht mich eigentlich überhaupt nicht an.

Der gleiche Eindruck entsteht, wenn man das Material sieht. Der Technologieplan und die entsprechenden Karten sind total nüchtern, ebenso die Spielertableaus. Fast schon prototypenhaft. Im Gegensatz dazu der Planetenspielplan und die Planetenkarten. Deren Grafik ist nicht herausragend, aber solide und ansehnlich.

Dafür ist das Material aber zweckmäßig: Alles ist klar erkennbar, die Spielertableaus sind doppellagig (mit Aussparungen für die Spielsteine und Würfel), und dies setzt sich bei der Anleitung fort: Klar, fehlerlos, mit guten Beispielen und auch zum Nachschlagen gut geeignet.

Was allerdings für die teilweise nüchterne Aufmachung entschädigt, ist das Spiel, das einen erwartet. Dieses hat mich dann total begeistert, denn es drückt bei mir viele Knöpfe:

Kurze Wartezeiten: Die einzelnen Spielerzüge sind - vielleicht abgesehen von manchen Forschungsaktionen - üblicherweise sehr kurz und die Wartezeiten auch in voller Besetzung absolut erträglich.

Interaktion: Während man auf dem Technologieplan so ein bisschen nebeneinander her spielt (was das Erforschen betrifft), so gibt es doch ausreichend Interaktion, was das Timing hinsichtlich des Besetzens / der Wegnahme von Aktionen anbelangt.

Sehr interaktiv dagegen ist das, was auf dem Planetenspielplan passiert: Die Kontrolle über die Planeten, vorzugsweise zum Zwecke des späteren Terraformens, wechselt öfters, wobei allerdings nicht im eigentlichen Sinne „gekämpft" wird. Man zerstört dem Mitspieler nichts, vielmehr überbietet man ihn mit Raumschiffstärke. Dabei kann allerdings nicht überall agiert werden - Kontrolle hier bedeutet eventuell Kontrollverlust dort - es gilt abzuwägen, wo man sich aufgrund zu großer Konkurrenz zurückzieht und wo dagegen „zugeschlagen" werden sollte oder auch mal billig etwas abgestaubt werden kann.

Verschiedene Wege zum Sieg: Was mir allerdings am Besten gefällt, dass sind die verschiedenen Wege zum Sieg. In jedem Spiel entwickelt sich der Technologiebaum anders, wodurch jedesmal andere Aktionen verfügbar sind. Somit sind verschiedene Strategien möglich - man kann versuchen, den Schwerpunkt auf das Forschen zu legen, ebenso kann man ihn aber auf das Kontrollieren und Terraformen von Planeten legen. Oder man beackert beide Gebiete etwas antizyklisch - ist zu viel Konkurrenz bei den Planeten, dann forsche ich lieber und verschaffe mir stärkere Aktionen. Sieht es aber so aus, als wären die Raumschiffkräfte der Mitspieler gerade weniger ausgeprägt, dann kann ich vielleicht mit wenig Aufwand auf dem Planetenspielplan viel erreichen.

Gerade die unterschiedlichen Strategien zum Sieg und die gefühlt hohe Spielgeschwindigkeit haben es mir angetan. Seit „Auf den Spuren von Marco Polo" gab es (evtl. mit Ausnahme von „Pulsar 2849") kein anderes Spiel, das ich ähnlich gerne und jederzeit spielen möchte.

Das Spiel fühlt sich außerdem sehr „belohnend" an. Irgendwas geht immer. Vielleicht nicht genau das, was man jetzt am allerbesten machen wollte/sollte, aber vielleicht lässt sich ja ein anderer gewitzter Move vorbereiten.

"Beyond the Sun" ist dabei - obwohl es vielleicht so klingen mag - kein epischer Strategieklopper, sondern vielmehr ein Wettrennen. Es startet langsam und überschaubar, nimmt aber recht schnell Fahrt auf und an Dynamik zu. Und mit erfahrenen Spielern kann man es auch in voller Besetzung locker in unter 90 Minuten spielen.

Von mir somit eine klare Kaufempfehlung.

Michael Andersch

Bewertung: 4½ Schilde