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Knobelritters Spielearchiv - Bombay

Art des Spiels: Handelsspiel
Spieleautor:    Cyril Demaegd
Verlag:         Ystari Games
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          30 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)

Der betörende Duft Indiens!

Also, irgendwie hab ich mir diesen etwas anders vorgestellt. Mehr nach edlem Safran oder würzigen Curry. Nach Gewürznelken, Muskatnüssen und feurigem Pfeffer. Exotische, sinnliche Düfte, welche die Nase erfreuen und den Gaumen wässrig machen. Stattdessen strömt uns beim Öffnen des Spiels „Bombay“ ein penetranter Geruch nach Plastik entgegen. So stark, dass man beim ersten Spiel fast Kopfweh bekommt, und gezwungen ist, das Spiel bei geöffneter Schachtel im Freien auszulüften.

Man muss „Ystari Games“ zugute halten, dass es ihr erstes Spiel mit Plastikspielfiguren ist. Bis jetzt hatten die Spiele des französischen Spieleverlags zwar gut ausgeklügelte Spielmechanismen, aber nur ein eher durchschnittliches Material mit teils winzigen Holzwürferl, eher kleineren Spielplänen und mickrigen Plättchen. Dass beim ersten opulenter ausgestatteten Spiel noch nicht die richtige Plastikmischung gefunden wurde, wollen wir großzügig verzeihen.

Dabei ist das nicht die einzige Neuerung bei „Ystari“. Dass erstmals im Spieletitel zwar das obligate „Y“ vorkommt, jedoch kein „S“ mag vielleicht nicht die ganz große Sensation (außer für Buchstabenfanatiker) darstellen. Auch das neue Schachtelformat ist eigentlich eher nebensächlich. Vielmehr verwundert, dass mit dem Spiel „Bombay“ anscheinend eine neue Zielgruppe angesprochen werden soll: Nicht mehr nur die treue, aber leider noch immer nicht ausreichend verbreitete Schar der „Vielspieler“, welche anspruchsvolle Spiele mit komplexeren Spielemechanismen lieben, sondern vor allem die „Gelegenheitsspieler“, die es lieber eingänglicher und ein wenig unkomplizierter mögen.

Und schwierig ist das Ganze wahrlich nicht. In „Bombay“ schlüpfen wir Spieler in die Rollen von Händlern, welche auf ihren Elefanten Indien bereisen, Paläste bauen und in Handelsstationen Seide kaufen, um sie anschließend in den Städten gewinnbringend zu verkaufen. Jeder von uns verfügt deshalb über eine Spielfigur in Form eines Elefanten, die zu Spielbeginn auf einen der beiden Hügel des Spielplans gestellt wird, außerdem erhalten wir noch ein mickriges Anfangskapital von 2 Rupien.

Bevor wir mit dem Spielen anfangen, schauen wir uns noch den Spielplan etwas genauer an. Er zeigt auf der rechten oberen Ecke drei Märkte für die aktuellen Kurse der verschiedenen Seidenballen. Vier fixe Städte sind gleichmäßig über dem Plan verteilt, sie sind mit 20 anderen Orten durch ein verzweigtes Wegenetz miteinander verbunden. Anfangs zufällig verteilte Marken geben vor, an welchen Handelsstationen welche Seide angeboten wird, und welche Belohnung wir an den anderen Orten für die Errichtung eines Palastes erhalten. Würfel in den vier Farben schließlich geben vor, wie hoch der Verkaufspreis jeweils drei verschiedener Seidenballen in den vier Städten zu Beginn ist. Wenn auch der Spielplan sicher nicht der topographischen Realität Indiens entspricht (tatsächlich könnte das Spiel wohl in jedem beliebigen Land spielen, wenn wir statt der Elefanten zum Beispiel Fuhrwerke verwenden), so wird durch die Handelsstation-Marken und die Nachfragewürfel doch auf einfache Weise eine interessante Ausgangssituation von Angebot und Nachfrage geschaffen, welche wir bestmöglich zur Erhöhung unseres Vermögensnützen wollen.

Für die Vermehrung unserer Rupien steht uns nur eine beschränkte Anzahl an Runden zur Verfügung, so sind es zu viert 4 Sätze zu je 4 Runden. In jeder Runde haben wir wiederum maximal 3 Aktionspunkte (AP). Alleine die Bewegung des Elefanten kostet uns 1 AP von einem Feld zu einem benachbarten Feld, ziehen wir auf einen Hügel hinauf, sind es sogar 2 AP. In einer geöffneten Handelsstation können wir einen Ballen in der entsprechenden Farbe kaufen, der Markt gibt vor, wie viele Rupien (1 bis 2) und Aktionspunkte (1 bis 2) uns dieser Ballen kostet. Den Ballen legen wir auf den Elefanten, wo nur Platz für höchstens 2 Seidenballen ist.

In einer Stadt können wir die Seide dann verkaufen, und zwar für 1 AP pro Ballen. Die Nachfragewürfel geben an, wie viele Rupien (und gegebenenfalls Kunden-Marken) wir dafür erhalten. Nach dem Verkauf ändert sich sofort die Nachfrage nach der gelieferten Seide, weshalb deren Preis sinkt, während der Preis der anderen beiden Sorten steigt. Außerdem erhalten wir noch eine Stadtmarke der belieferten Stadt.

Auf allen anderen freien Feldern können wir gegen Abgabe eines beliebigen Seidenballens und für 1 AP einen Palast in unserer Farbe errichten. Wir erhalten neben dem Palastmarker und dem darauf angegebenen Vorteil (zusätzliche Rupien, Stadt-Marken, Kunden-Marken oder Seidenballen) von nun an für jeden Mitspieler, der an diesem Palast vorbeizieht 1 Rupie von der Bank.

Dieser „Wegzoll“ sowie die Seidenverkäufe in den Städten sind die wichtigsten Einnahmenquellen bei „Bombay“. Sicher, wenn wir in einer Runde auf alle 3 Aktionspunkte verzichten („auf bessere Zeiten warten“), erhalten wir ebenfalls 1 Rupie, aber dies lohnt sich höchstens gegen Spielende, wenn keine sinnvollen Aktionen mehr möglich sind. Nach der letzten Runde werden wir noch für die Größe unseres Handelsimperiums (Anzahl der Paläste plus Kunden-Marken), sowie für unseren Ruf (Anzahl der Stadt-Marken) mit zusätzlichen Rupien belohnt. Wer dann der reichste Händler ist, also die meisten Rupien vorweisen kann, gewinnt das Spiel.

„Bombay“ erlaubt im Wesentlichen zwei verschiedene Taktiken: Entweder wir profilieren uns als schlauer Händler, der Seide einkauft und dann dorthin verfrachtet, wo die höchsten Verkaufspreise erzielt werden können. Wenn wir dies geschickt anstellen und im Laufe des Spiels in allen vier Städten verkaufen, sind hohe Gewinne möglich. Oder wir versuchen uns als Maharadscha, der schon möglichst früh an vielen neuralgischen Feldern Paläste aufstellt und seine Einnahmen vorwiegend durch Wegzölle erzielt. Ein paar Seidenverkäufe in der passenden Farbe und an günstigen Orten garantieren auch hier viele Rupien. Wichtig ist es jedoch bei beiden Taktiken, dass wir flexibel die uns bietenden Gelegenheiten nutzen und vor allem auch die Möglichkeiten der Mitspieler in Betracht ziehen.

Trotzdem können wir „Bombay“ nicht mit den anderen „Ystari“-Spielen vergleichen, es spielt sich doch deutlich flotter, lockerer und hat weniger Tiefgang. Für die breite Masse scheint es mir deshalb besser geeignet zu sein, als beispielsweise „Sylla“ oder „Caylus“. Wenn „Ystari“ jetzt noch das Problem mit den stinkenden Elefanten in den Griff bekommt, wird die Erfolgsgeschichte des französischen Verlags sicher weitergehen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde