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Knobelritters Spielearchiv - Brügge

Art des Spiels: Städtebauspiel
Spieleautor:    Stefan Feld
Verlag:         Hans im Glück
Vertrieb:       Schmidt Spiele
Jahrgang:       2013	
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-
Auszeichnung:   nominiert zum "Expertenspiel des Jahres 2013"

Zielgruppen:    Vielspieler ++
                Gelegenheitsspieler (+)

"Brügge sehen und sterben" - So lautet ein bekannter Filmtitel. Und tatsächlich ist die Stadt in Flandern, welche im 15. Jahrhundert als die reichste und wichtigste Stadt im nördlichen Europa galt, eine Ansammlung an historischen Sehenswürdigkeiten und geschichtsträchtigen Gebäuden: Die St. Salvator-Kathedrale, der Beginenhof, der Belfried, das Rathaus, der Marktplatz, die Tuchhallen, das Alte Sankt-Jans-Spital, die alten Stadttore, die Heilig-Blut-Basilika, die Liebfrauenkirche, usw.

So bedeutend diese Bauwerke auch sein mögen, so interessiert mich doch mehr, welche Menschen diese damals bevölkert haben. Welche Personen haben im mittelalterlichen Brügge wohl gewohnt, gehandelt, gewerkt, gearbeitet, und damit der Stadt erst Leben eingehaucht? Das Spiel "Brügge" aus dem Hause "Hans im Glück" bietet dahingehend einen kleinen Einblick auf das geschäftige Treiben der belgischen Stadt, kommen darin doch jede Menge verschiedene Personen auf Karten vor.

Brügge hat auf dem Spielplan einen ovalen Grundriss, so symmetrisch, dass ich zuerst dachte Stefan Feld hätte da zugunsten der Spielbarkeit ein paar kosmetische Änderungen vorgenommen. Aber tatsächlich wurde der Stadtkern von Brügge im Mittelalter von einem ovalen Kanal umgeben. Dem Kanal mit seinen farbigen Kanalfeldern, die von den Torhäusern wegführen, kommt im Spiel eine große Bedeutung zu. Ansonsten sind nur mehr das Rathaus mit der davorliegenden Aufstiegsleiste, die Würfelleiste, der Stapel mit den Statuenplättchen und die rundum laufende Zählleiste wichtig.

Der Spielablauf gliedert sich in 4 Phasen. In der 1. Phase ziehen die Spieler Karten von den beiden Nachziehstapeln. Sie füllen damit ihre Kartenhand auf 5 Karten auf. Obwohl die Karten verdeckt ausliegen, ist deren Farbe durch das auf der Rückseite abgebildete Gebäude erkennbar. So hat man beim Nachziehen doch ein wenig Einfluss auf seine Kartenhand.

In der 2. Phase kommen die farbigen Würfel zum Einsatz. Einmal geworfen, landen sie - in absteigender Augenzahl geordnet - auf der Würfelleiste. Für jeden Würfel, der eine 5 oder 6 zeigt, erhält jeder Spieler 1 Bedrohungsmarker in der Farbe des Würfels. Anschließend hat jeder Spieler die Möglichkeit, auf der Aufstiegsleiste um genau 1 Stufe aufzusteigen. Der Preis dafür wird durch die Summe aller Würfel, die eine 1 oder eine 2 zeigen, bestimmt.

Der Hauptteil jeder Runde ist jedoch die 3. Phase, denn in dieser werden Karten ausgespielt und Aktionen ausgeführt. Die Karten sind dabei multifunktionell, jede Karte erlaubt nämlich sechs verschiedene Aktionen, wie auf dem Balken auf der rechten Seite der Karte angegeben. So kann er sich zwei Handlanger-Figuren in der Farbe der ausgespielten Karte nehmen. Oder so viele Gulden vom Vorrat nehmen, wie der gleichfarbige Würfel zeigt. Oder aber er legt einen Bedrohungsmarker in der Farbe der ausgespielten Karte zurück und darf dafür 1 Feld auf der Zählleiste vorrücken.

Während die Durchführung der drei oben erwähnten Aktionen an keine weiteren Bedingungen geknüpft ist, müssen für die restlichen drei Aktionen bestimmte Sachen abgegeben werden. Will man ein Kanalplättchen bauen, muss man zusätzlich zur farblich passenden Karte die auf dem Kanalfeld angegebene Anzahl Gulden bezahlen. Die Kosten für die ersten Kanalfelder sind mit 1 Gulden noch relativ günstig, je weiter man sich aber von seinem Torhaus entfernt, umso teurer wird es. Das letzte Plättchen eines Kanalabschnittes kostet dann schon stolze 5 Gulden. Um ein Haus bauen zu können, legt man die ausgespielte Karte einfach mit der Rückseite nach oben vor sich aus. Allerdings muss zudem noch ein Handlanger in der entsprechenden Farbe abgegeben werden. Am schwierigsten sind die Personen auszuspielen, denn sie benötigen einerseits ein noch unbesetztes Haus (Farbe egal), andererseits muss der links oben auf der Karte angegebene Preis in Gulden bezahlt werden.

Die Karten werden jedoch nicht irgendwie gespielt, alles hat natürlich seine Ordnung. Vier Runden lang spielt jeder reihum jeweils eine Karte aus seiner Hand aus und führt eine der möglichen Aktionen aus. Die verbliebene Karte bleibt auf der Hand. In der anschließenden 4. Phase wird nur mehr das Startspielerwappen im Uhrzeigersinn weitergegeben, sowie in drei Bereichen (Aufstiegsleiste, ausliegende Personen und gebaute Kanalplättchen) überprüft, ob ein Spieler die alleinige Mehrheit besitzt und sich daher den entsprechenden Mehrheitsmarker verdient hat.

Sobald einer der Nachziehstapel leer ist, wird die laufende Runde nur mehr zu Ende gespielt. In einer Schlusswertung werden noch Punkte für die ausliegenden Personen und Häuser, die erhaltenen Mehrheitsmarker, für bestimmte erreichte Kanalfelder, für die Position der eigenen Spielfigur auf der Aufstiegsleiste, sowie für die Vorteile einiger Personenkarten vergeben. Nachdem in Belgien die Uhren auch nicht anders gehen, gewinnt am Ende auch hier der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

In obiger Spielbeschreibung werden Kenner der Spiele von Stefan Feld etwas vermissen. Was ist mit den üblichen Kalamitäten, für die dieser Spieleautor berühmt-berüchtigt ist? Es sind die Bedrohungen, welche die Spieler nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten. Wer nämlich den dritten Bedrohungsmarker derselben Farbe erhält, muss nämlich einen Schaden in Kauf nehmen. So muss man bei einer Überschwemmung alle Handlanger zurück in den Vorrat legen. Bei einer Pest segnet eine Person in der eigenen Auslage das Zeitliche. Ein Überfall hat den Verlust des gesamten Schuldenbestandes zur Folge. Ein Brand vernichtet entweder ein eigenes Haus oder ein eigenes Kanalplättchen. Und eine Intrige bewirkt den Verlust von 3 Siegpunkten. Je nach Situation kann die Auswirkung einer eintretenden Bedrohung verheerend oder auch ohne jeden nachteiligen Effekt sein, zu beachten sind die Bedrohungsmarker, die man während des Spiels bekommt, aber allemal.

Die wichtigste Rolle im Spiel übernehmen aber die Personen. 165 Personenkarten kommen in "Brügge" vor, und alle sind sie unterschiedlicher Art. Jede Karte hat dabei einen bestimmten Vorteil. Dies kann ein einmaliger Effekt beim Ausspielen sein, erkennbar durch ein "Blitz"-Symbol. Ist ein "Handlanger"-Symbol angegeben, kann der beschriebene Vorteil einmal pro Runde durch Abgabe einer entsprechenden Handlanger-Figur aktiviert werden. Einige Personenkarten, nämlich jene mit einer "Unendlichkeitsschleife", gewähren einen dauerhaften Vorteil. Und schließlich gibt es noch Personenkarten, auf denen ein "Lorbeerkranz" abgebildet ist. Dieser weist darauf hin, dass der Spieler bei der Schlusswertung unter bestimmten Umständen Extrapunkte erhalten kann, wenn sich die Person in seiner Auslage befindet.

165 Personenkarten gewährleisten eine enorme Varianz, bieten reichlich Abwechslung, sodass keine Partie der anderen gleicht. Das macht jedes Spiel besonders spannend und schafft einen hohen Wiederspielreiz. Zusammen mit der vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten der Karten bietet dies einen großen Aufforderungscharakter. Immer wieder steht man vor der Qual der Wahl, welche Karte man wohl für welche Aktion benutzen sollte, und welche Personen am effektivsten auszulegen wären. "Brügge" ist zwar in erster Linie ein taktisches Spiel, aber trotzdem kann man im Wechselspiel der Karten untereinander auch strategische Überlegungen anstellen.

Die Kehrseite der Medaille dieser riesigen Vielfalt ist die dadurch entstehende Streuung, welche in einem beachtlichen Glücksanteil resultiert. Wer nicht das Glück hat, zusammen passende, sich ergänzende, gegenseitig unterstützende, aufeinander aufbauende Personenkarten zu erhalten, sieht sich klar im Nachteil gegenüber den Glückspilzen. Zwar hat man durch die farbigen Kartenrückseiten einen geringen Einfluss auf den Kartennachschub, aber auch hier kann man Pech haben, wenn die gewünschten Farben nicht auftauchen. Außerdem weiß man ja nicht, welche Person man dann tatsächlich bekommt. Auch die Würfelergebnisse können sich auf manche Spieler besser, auf andere schlechter auswirken.

Stefan Feld als Autor und Michael Menzel (alle Personenkarten sind individuell gezeichnet!) haben viel Arbeit und Mühe in das Spiel gesteckt. Trotzdem gefällt mir "Brügge" von den heurigen Feld-Spielen (die anderen sind "Bora Bora" und "Rialto") am wenigsten. Ich persönlich finde den Glücksfaktor einfach für ein wenig zu hoch. Allerdings ist dies Jammern auf extrem hohen Niveau, denn "Brügge" ist dennoch ein gutes Spiel, das ich jederzeit gerne spiele. Aber dass es trotz Nominierung nicht zum Kennerspiel des Jahres gereicht hat, kann ich aus den genannten Gründen durchaus nachvollziehen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde