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Knobelritters Spielearchiv - Burgenland

Art des Spiels: Bauspiel mit Karten
Spieleautoren:  Inka & Markus Brand
Verlag:         Ravensburger Spiele
Jahrgang:       2014
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 9 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 28,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Also, ich finde das skandalös! Während unser östlichstes Bundesland, das fade Burgenland, welches bis auf eine riesige, schlammige Pfütze und ein paar Weingärten nichts zu bieten hat, nun zum wiederholten Male Thema eines Brettspiels ist, wurde mein geliebtes Oberösterreich, mein "Hoamatland", das zweifellos schönste aller österreichischen Bundesländer und überhaupt, bis jetzt spielerisch ignoriert. Eine Frechheit sondergleichen!

Wie bitte? Es geht in dem neuen Ravensburger Spiel gar nicht um das Bundesland, sondern bloß um ein nicht näher bezeichnetes Reich, deren Burgen die Spieler mit verschiedenen Gebäuden auszustatten haben? Na gut, dann nehme ich meine harschen Worte halt wieder zurück. Aber könnte man nicht - als kleine Rekompensation - das nächste Spiel, bei dem es um österreichische Kellner geht, dafür "Ober-Österreich" nennen?

Na gut, Burgenland also. Mit echten Burgen und so. Aber die früheren Bauherren dürften da wohl doch einiges vergessen haben, denn uns Spielern obliegt es, sie mit so wichtigen Bauwerken, wie Mauern, Häusern, Palassen und Brunnen auszustatten. Es scheint so, als ob der Begriff "Schildbürger" nicht - wie bisher angenommen - vom Städtchen Schilda herrührt, sondern von den Schilden dieser vergesslichen Ritter.

Bevor wir uns aber nun an die Arbeit machen, ein kurzer Blick auf die topographischen Verhältnisse. Um die große Burg sind 11 kleinere Burgen angeordnet, zwischen denen Wege verlaufen. Und zwar so, dass von jeder Burg zwei Wege wegführen. Auf die acht vorhandenen Wegekreuzungen werden anfangs Grenzsteine platziert, von denen jeder ein unterschiedliches Wappen trägt.

Dieselben Wappen finden sich auch auf den Farbkarten, welche neben der Farbe auch einen Münzwert zwischen 1 und 3 aufweisen. Um jetzt ein beliebiges Bauwerk errichten zu können (Aktion A), müssen grundsätzlich vier Karten abgegeben werden, welche das Wappen eines der an eine Burg grenzenden Grenzsteine aufweisen. Für den Kartennachschub kann man alternativ auch 2 Farbkarten vom Nachziehstapel nehmen (Aktion B). Wem es im Laufe des Spiels gelingt, zuerst alle hinter seinem Sichtschirm verborgenen Bauwerke zu errichten, gewinnt das Spiel.

Dies sind die kurzen und einfachen Grundregeln, die selbst ein richtiger Burgenländer in höchstens drei Minuten kapiert hat. Da als Altersangabe aber "ab 9 Jahren" vermerkt ist, kann man davon ausgehen, dass es noch ein paar weitere Regeldetails gibt. Und tatsächlich gibt es für die vier verschiedenen Bauwerke unterschiedliche Regelungen.

Für Mauern wird ein freier quadratischer Bauplatz benötigt, ansonsten gibt es außer den vier passenden Farbkarten keine weitere Bedingung. Im Gegenteil, man erhält sogar nach dem Bau einer Mauer so viele Joker vom offenen Stapel, wie sich nun Mauern in der entsprechenden Burg befinden. Joker können in Folge logischerweise jede beliebige Farbkarte ersetzen. Häuser benötigen hingegen nicht nur einen freien quadratischen Bauplatz. Der Bau eines Hauses ist nur dann erlaubt, wenn sich in der Burg nachher nicht mehr Häuser als Mauern befinden.

Palasse sind noch etwas schwieriger, denn erstens es in jeder Burg nur einen einzigen Palas geben, außerdem verlangt der dafür erforderliche Baumeister zusätzliche Kosten. Die oberste Karte des Baumeister-Stapels gibt den Münzbetrag an (zwischen 1 und 5), der in Form von beliebigen Karten (egal welcher Farbe) abzugeben ist.

Brunnen unterscheiden sich wiederum in drei Dingen von den übrigen Bauwerken. Zum einen ist dafür in jeder Burg ein runder Bauplatz vorgesehen, dann gibt die oberste Karte des Brunnenstapels vor, in welcher Burg zwingend der nächste Brunnen zu errichten ist (ein roter Brunnenstein zeigt den nächsten Bauplatz optisch recht deutlich an). Und schließlich erhält der Spieler als Dank der Bewohner eine Belohnung. Er zieht so lange Farbkarten vom Stapel, bis er den entsprechenden Münzwert erreicht oder überschreitet. Dabei ist die Belohnung für den ersten Brunnen am höchsten (5 Münzen), sinkt aber mit jedem weiteren Brunnen.

Für weitere Abwechslung sorgen die Boni für das Bebauen quadratischer Bauplätze. Je nach Symbol auf dem Bauplatz kann der Spieler einen Joker oder eine zusätzliche Belohnung erhalten. Oder aber ein Tauschplättchen, mit dem man zu einem beliebigen Zeitpunkt zwei Grenzsteine miteinander vertauschen kann. Beliebt sind aber auch die "?", mit denen man ein verdecktes Bonusplättchen vom Vorrat zieht und hinter seinen Sichtschirm legt. Diese Bonusplättchen haben nicht nur den Vorteil, dass deren Einsatz für die Mitspieler überraschend kommt, einige davon gestatten zudem das Brechen von Regeln, wie etwa das Missachten der eigentlichen Einschränkungen beim Bauen oder das Schaffen eines zusätzlichen Bauplatzes.

Im Laufe des Spiels werden die Burgen immer voller, und die möglichen Bauplätze immer seltener. Da kann es dann schon vorkommen, dass man bestimmte Bauwerke in keiner Burg mehr regelkonform errichten kann. Abhilfe schafft in so einem Fall die Große Burg, in der ohne Einschränkungen Mauern, Häuser und Palasse (keine Brunnen!) gebaut werden können. Allerdings zu einem hohen Preis, denn dafür braucht man - je nach Gebäude - 4 bis 6 gleiche bzw. 6 bis 8 unterschiedliche Farbkarten. Nachdem dies ziemlich kostenintensiv ist, wird meist nur im Notfall auf diese alternative Möglichkeit zurückgegriffen.

Der Glücksanteil ist relativ hoch, denn Fortuna manifestiert sich nicht nur im Ziehen der Farbkarten, sondern auch in den zufälligen Brunnen- und Baumeisterkarten, in den Belohnungen, sowie den gezogenen Bonusplättchen. Trotzdem bleibt den Spielern genug Entscheidungsfreiheit, wie, wann und wo sie ihre Karten einsetzen wollen. Vom Spielgefühl erinnert mich "Burgenland" etwas an "Zug um Zug", denn dort werden ebenfalls Karten gezogen, um sie im richtigen Moment einzusetzen.

Bei der Betrachtung der Ergebnisse unserer Spielemeisterschaft fiel mir auf, dass bei "Burgenland" in allen gespielten Partien die endgültige Platzierungen mit der jeweiligen Startreihenfolge ident waren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies Zufall ist. Es scheint daher trotz einer ausgleichenden Regelung des "Startkapitals" und der Vollendung der Spielrunde, sodass alle gleich oft an der Reihe sind, einen spürbaren Startvorteil zu geben.

Das Spielmaterial ist von ordentlicher Qualität, mit einem großen Spielplan, vielen Holzteilen und Sichtschirmen mit Kurzregeln auf der Innenseite, deren Symbolik aber erst einmal gelernt sein will. Mir gefällt auch die Grafik des Schachtelcovers, obwohl es im Spiel doch deutlich planerischer und weniger chaotisch zugeht als es die witzige Illustration suggeriert. Als einziges Manko empfinde ich den Spielaufbau je nach Spielerzahl, der in der Spielregel etwas kompliziert beschrieben und nicht intuitiv zu erfassen ist.

Ich betrachte "Burgenland" insgesamt als ein ideales Spiel für die ganze Familie. Zum einen wegen dem relativ ausgeglichenen Verhältnis zwischen Glück und Taktik, zum anderen wegen der trotz einfacher Grundregeln großen Entscheidungsvielfalt. Man braucht also von Traun aus nicht mehr 2 1/2 Stunden Richtung Osten zu fahren, um ein gutes Stück "Burgenland" zu erleben ;-)

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde