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Knobelritters Spielearchiv - Café

Art des Spiels: Kartenspiel
Spieleautoren:  Rôla & Costa
Verlag:         Pythagoras 
Vertrieb:       Huch! & friends
Jahrgang:       2021
Spielerzahl:    1 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          30 bis 45 Minuten
Preis:          € 23,90

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       (+)

Einleitung

Das Spiel heißt „Café", und wenig erstaunlicherweise geht es auch genau darum: um das Beliefern von Cafés mit Kaffee der jeweils gewünschten Sorte(n). Vorher muss der edle Stoff aber selbstverständlich angepflanzt, getrocknet und geröstet werden, und das möglichst effizient - denn wir haben nur 8 Runden dafür Zeit.

Spielbeschreibung

Jeder Spieler startet mit einer 6-fach unterteilten Karte, auf der je 1 Bohne in 3 der 4 möglichen Bohnenfarben abgebildet ist, dazu eine Tasse, ein Trockenfeld und ein Röstfeld. Dies ist der Ausgangspunkt des eigenen, noch aufzubauenden Bohnenimperiums. Zudem bekommt man eine Anzeige, wie viele Aktionen man jede Runde hat sowie ein Lager, bereits befüllt mit je 1 Würfelchen in jeder der 4 Bohnensorten.

In der Mitte wird eine spielerzahlabhängige Anzahl von ebenfalls in 6 Teile unterteilten Karten aufgedeckt, welche total unterschiedlich belegt sind. Es gibt:

Tassen (je mehr Tassen man in seiner Auslage hat, desto mehr Aktionen stehen einem pro Runde zu), Bohnenfelder in den 4 Farben, Trockenfelder, Röstfelder, Schiffe (nur in einer Variante benötigt), leere Felder und Cafés. Diese können auch schon mal 2 der 6 Felder einer Karte belegen und geben an, wie viele Würfel (bis zu 4) welcher Kaffeesorten das Café benötigt, und wie viele Siegpunkte (bis zu 6) es dafür am Spielende gibt.

Der (nach jeder Runde reihum wechselnde) Startspieler bietet den anderen Spielern reihum eine Karte aus der Mitte an, jeder Spieler nimmt eine und legt eine neue Karte nach, zuletzt nimmt sich der Startspieler selbst eine.

Nach dem Nehmen legt man die neue Karte an seine Auslage an, allerdings müssen damit immer mindestens 2 Felder der bestehenden Auslage verdeckt werden. Sinnvollerweise versucht man auch immer so anzulegen, dass möglichst viele gleichartige Felder aneinander grenzen, weil dadurch deren Aktionen deutlich „mächtiger" werden, als wenn sie einzeln liegen.

Anschließend führt jeder Spieler seine Aktionen aus, und zwar so viele, wie ihm die Anzahl seiner Kaffeetassen erlaubt. Als Aktionen zur Wahl stehen:

Anpflanzen von Kaffee: Ich wähle eine Sorte und belege damit ein bislang leeres Anbaufeld dieser Sorte mit je 1 Würfelchen der entsprechenden Farbe. Habe ich geschickt gelegt und mehrere gleichfarbige Felder grenzen aneinander, dann belege ich jedes dieser Felder mit 1 Würfelchen, was natürlich deutlich effizienter ist.

Ernten von Kaffee: Ich wähle eine Sorte und verschiebe die Klötzchen von allen entsprechenden Felder dieser Farbe auf ein freies Trockenfeld. Habe ich geschickt gelegt und mehrere Trockenfelder grenzen aneinander, dann darf ich gleich mehrere Kaffeesortenfarben einsammeln und trocknen, was natürlich deutlich effizienter ist.

Rösten von getrocknetem Kaffee: Ich wähle eine Sorte und verschiebe die Klötzchen von allen entsprechenden Trockenfeldern dieser Farbe auf ein freies Röstfeld. Habe ich geschickt gelegt und mehrere Röstfelder grenzen aneinander, dann darf ich gleich mehrere Kaffeesortenfarben von Trocken- auf Röstfelder überführen, was natürlich deutlich effizienter ist.

Kaffee liefern: Ich nehme alle Klötzchen von allen Röstfeldern und erfülle damit die Anforderungen meiner Cafés ganz oder teilweise. Habe ich Klötzchen fertigen Kaffees übrig, dann wandern diese ins Lager, wo sie bis zum Spielende verbleiben und möglicherweise am Ende der Partie Punkte bringen.

Auf diese Weise spielt man 8 Runden, an deren Ende dann wie folgt gewertet wird: Komplett belieferte Cafés bringen die entsprechenden Siegpunkte. Kaffeewürfel im Lager punkten, und zwar 2 Punkte je Würfelchen der schwächsten Sorte und 1 Punkt je Würfel der zweitschwächsten Sorte.

Als Alternative steht noch zur Auswahl, die Karten nicht reihum aussuchen zu lassen, sondern aus einer immer kleiner werdenden Auslage zu versteigern, wobei mit Kaffeewürfeln aus dem Lager bezahlt wird. In dieser Variante kommen dann die bereits erwähnten Schiffe zum Einsatz, die einen Teil der Bezahlung „retten" können.

Fazit

An dieser Stelle könnte ich nun schreiben, dass ich „in Echt" kein Kaffeetrinker bin und es sicherlich auch durch dieses Spiel nicht werde - und damit wäre eigentlich alles gesagt… Da dies aber ein etwas knappes Fazit wäre, möchte ich das doch etwas genauer ausführen.

Was ich zunächst mal sehr stilvoll finde, ist die Grafik. Subjektiv nicht mein Fall, transportiert sie das Thema aber in meinen Augen recht gut und erzeugt ein „angenehmes Ambiente".

Was ich reizvoll finde, das ist der Mechanismus, die Karten zusammenzulegen und sich somit eine möglichst effiziente Maschinerie zusammenzupuzzeln. Zumindest in der Theorie. In der Praxis ist dies zum einen wenig steuerbar, da es deutlich davon abhängt, wann welche Karten kommen (und bei weniger Spielern sind auch nicht alle Karten im Spiel) und ob man überhaupt Zugriff darauf hat.

Daher ist es nicht selten so, dass man sich an einer Stelle optimiert, sich dafür aber an einer anderen Stelle verschlechtert. Diese Abwägung klingt beim Lesen sicherlich reizvoll, in der Praxis fand ich das eigentlich eher ärgerlich.

Bleiben wir doch gleich mal beim Thema „ob man überhaupt Zugriff auf die Karten hat". Im Grundspiel bedient man sich reihum aus einer Auslage von 3 Karten. Da ist halt dann was Passendes dabei - oder nicht. Völlig unklar war uns der Sinn der Regel, dass der Startspieler (="Meister") einer Runde gar nicht den ersten Zugriff hat, sondern den Mitspielern reihum „den Zugriff anbietet" und als Letzter auswählt. Da eh immer 3 Karten ausliegen, ist das völlig piepenhagen.

Etwas anders verhält es sich in der Versteigerungsvariante. Diese funktioniert grundsätzlich gut und bringt etwas Interaktion in ein ansonsten total solitäres Spiel, ist aber - außer im Spiel zu zweit - nicht wirklich fair: Man ersteigert den Startspieler, und von dem aus sind die anderen im Uhrzeigersinn mit dem Zugriff dran. Hier werden Spieler ggf. ohne weiteres Zutun nur aufgrund der Sitzreihenfolge bevorzugt. Viel besser wäre es daher gewesen, auch die weitere Reihenfolge zu versteigern.

Vielleicht aber wäre dies aber auch etwas zu viel der Interaktion gewesen, denn das Spiel ist ansonsten tatsächlich absolut solitär - man hat keinerlei Berührungspunkte mit den Mitspielern, was sie tun interessiert mich auch nicht, und so schiebt jeder im Rahmen seiner Aktionen Klötzchen in seiner Auslage herum.

Noch ein Wort zur „Strategie": Thema, Story und Anleitung suggerieren ja, dass es zielführend in Sachen Spielsieg sein könnte, möglichst viele Cafés möglichst passgenau zu beliefern. Das ist garantiert keine schlechte Idee, allerdings ist es häufig so, dass man nicht die Cafés bekommt, die zu den gerade produzierten Kaffeesorten passen. Dann kann man zwar nachsteuern, aber das ist doch etwas zeitintensiv.

Ich habe daher versuchshalber mal auf den ganzen Belieferungs-Kokolores verzichtet und einfach nur versucht, alle Kaffeesorten in etwa gleichmäßig zu produzieren und diese in möglichst großen Mengen ins Lager zu liefern. Dort bringen zwar 4 Würfel überschlagsweise nur 3 Punkte, was 0,75 Punkten pro Würfel entspricht (bei theoretisch angenommener Gleichverteilung der 4 Würfelsorten im eigenen Lager am Spielende). In den Cafés angelieferte Würfel bringen dagegen pro Würfel 1,5 bis 2 Punkte. Dafür aber kann ich bei einer reinen Lagerbelieferung freier und recht opportunistisch agieren, nehme gelegentlich „eine Cafébelieferung mit", wenn sie gerade passt, muss lediglich darauf achten, im Spielverlauf alle 4 Sorten in etwa gleichmäßig produziert zu haben und lasse mir ansonsten die Sonne auf den Bauch scheinen.

Das Ergebnis war ein geteilter Sieg. Nun kann man sagen: „Schön, dass es verschiedene Wege zum Sieg gibt". Man kann aber auch sagen: „wenn ich das Ding stumpf vor mich runterzocke, fahre ich auch nicht so schlecht" - und das ist mir für ein Spiel (egal welcher Komplexität) einfach zu wenig.

Zusammengefasst: Wer auf ruhige, interaktionslose Spiele mit etwas Puzzle- und Engine-Building-Feeling steht, der könnte mal einen Blick auf "Café" werfen. Für alle anderen gibt es bessere Spiele.

Michael Andersch

Bewertung: 4 Schilde