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Knobelritters Spielearchiv - Century - Die Gewürzstraße

Art des Spiels: Sammel- und Deckbau-Spiel
Spieleautor:    Emerson Matsuuchi
Verlag:         Plan B Games
Vertrieb:       Abacus Spiele
Jahrgang:       2017
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          30 bis 45 Minuten
Preis:          € 34,90

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       ++

Vor Jahrhunderten war der Gewürzhandel weltweit der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Einige Gewürze waren noch weit wertvoller als Gold. Wohlan, versetzen wir uns zurück in jene Zeit. Als Karawanenführer wollen wir selbstverständlich teilhaben an diesem Reichtum. Wir kaufen entlang der Gewürzstraße Gewürze ein, handeln und tauschen diese, um auf den Märkten schließlich die begehrten Aufträge erfüllen zu können.


Vier verschiedene Gewürze kommen im Spiel vor, dargestellt durch farbige Würfel: gelb für Kurkuma (ein wesentlicher Bestandteil des Currypulvers), rot für Safran, grün für Kardamom (eine Pflanzenart aus der Familie der Ingwergewächse) und braun für Zimt. Diese Reihenfolge - gelb, rot, grün und braun - repräsentiert auch ihre aufsteigende Wertigkeit.

Wir beginnen unser Unternehmen mit einer Karawane, welche bis zu 10 Waren transportieren kann, außerdem mit zwei Händlern und ein paar Säcken Gewürzen, hauptsächlich Kurkuma. Unterwegs treffen wir auf weitere Händler und hilfreiche Personen. Vom gut gemischten Stapel der Händlerkarten werden sechs Händlerkarten offen in einer Reihe in der Tischmitte ausgelegt. Diese können uns entweder neue Gewürze beschaffen, Gewürze in wertvollere umwandeln, oder erlauben uns einen Tausch bestimmter Gewürze in andere Gewürze.

Fehlen nur noch die Märkte. Die Märkte - sie werden hier etwas phantasielos "Punktekarten" genannt - liegen ebenfalls offen aus. Auf ihnen sind die gewünschten Gewürze sowie die damit verbundene Entlohnung (in Siegpunkten) angegeben. Oberhalb der beiden vordersten Karten werden zudem einige Silber- bzw. Goldmünzen gelegt, welche einen Bonus für besonders begehrte Gewürzkombinationen darstellen.

Wer an der Reihe ist, kann für seinen Spielzug eine von 4 Aktionsmöglichkeiten wählen. Er kann

  1. eine seiner Handkarten ausspielen und die darauf abgebildete Aktion (Gewürze nehmen, umwandeln oder tauschen) ausführen.
  2. eine Händlerkarte erwerben, indem er zuerst auf alle links des gewünschten Händlers liegenden Karten je ein Gewürz legt (die äußerst links befindliche Karte ist demnach umsonst), und dann die neue Karte auf die Hand nimmt, eventuell auf ihr liegende Gewürze legt er auf seine Karawanenkarte.
  3. rasten, was bedeutet, dass er alle ausgespielten Händlerkarten zurück auf seine Hand nimmt, wodurch sie ihm ab dem nächsten Spielzug wieder zur Verfügung stehen.
  4. Punkte sammeln, indem er alle auf einem Markt benötigten Gewürze abgibt, und dann die Punktekarte verdeckt vor sich ablegt. War es eine der beiden ersten Punktekarten, bekommt er zusätzlich noch die dazugehörige Gold- oder Silbermünze.

Die Auslage wird im Falle der Aktionen B und D aufgefüllt, indem zuerst Lücken durch Schieben der Karten nach links geschlossen werden, und danach ganz rechts eine neue Karte (Händler- oder Punktekarte) vom entsprechenden Stapel aufgedeckt wird.

Das Spiel endet nach der Runde, in der mindestens ein Spieler seine 5. Punktekarte (bei 4 oder 5 Spielern) bzw. seine 6. Punktekarte (zu zweit oder zu dritt) genommen hat. Anschließend zählt jeder Spieler die Punkte auf seinen Punktekarten zusammen, addiert noch die Werte seiner gesammelten Gold- und Silbermünzen hinzu, außerdem zählt jedes verbliebene Gewürz (außer Kurkuma) je 1 Punkt. Der Spieler mit der höchsten Gesamtsumme hat sich schlussendlich als geschicktester Karawanenführer erweisen.


Das Spielprinzip von "Century - Die Gewürzstraße" ist ziemlich einfach und bedarf keiner langen Erklärungen: Karten ausspielen, ihren selbsterklärenden Anweisungen folgen, auf diese Weise die passenden Gewürze zusammensammeln und -tauschen, um Punktekarten zu erhalten.

Trotz dseiner Simplizität ist das Spiel alles andere als banal. Es macht wenig Sinn, irgendwelche Händlerkarten aufzunehmen und wild hin- und herzu tauschen. Es gilt vielmehr, geschickte Kombinationen zu finden, aich auf Händlerkarten zu konzentrieren, deren Aktionen gut zusammenpassen, um möglichst zugsparend und flexibel vorgehen zu können.

So gesehen betreibt man bei "Century" eine Art Deckbuilding. Wie in Deckbauspielen kommen erworbene Karten nicht nur einmal zum Einsatz, sondern können öfter verwendet werden. Einige Unterschiede gibt es dennoch. So kommen erstens erworbene Karten sofort auf die Hand und können bereits im nächsten Zug eingesetzt werden. Zweitens entscheidet der Spieler selbst, wann er den Ablagestapel durch die Aktion "Rasten" wieder aufnimmt. Da das Aufnehmen einen ganzen Spielzug verbraucht, sollte dies allerdings sinnvoll geschehen.

Am wichtigsten jedoch: Es gibt keinen Nachziehstapel. Der Spieler hält alle verfügbaren Karten auf der Hand, weshalb er nicht von etwaigem Kartenglück abhängig ist und wesentlich besser und gezielter vorgehen kann.

Das größte Atout von "Century - Die Gewürzstraße" ist aber der äußerst flotte Spielrhythmus. Da jeder Spieler in seinem Zug jeweils nur genau eine (kurze) Aktion ausführen kann, ist die Downtime sehr gering. Selbst notorische Grübler vermögen das Spiel nicht lange aufzuhalten. Eine Partie dauert daher selten mehr als eine halbe Stunde, was schon mal zu einer Revanchepartie verleitet.

Aber auch das ausgezeichnete Spielmaterial verdient eine lobende Erwähnung. Die Karten sind großformatig wie Tarockkarten und sehr stabil, und ihre grafische Gestaltung gefällt mir ebenfalls ausgesprochen gut. Die Würfel, welche die Gewürze darstellen, sind aus Holz und können praktisch in den 4 Schalen sortiert werden. Dazu kommen noch echte Münzen aus Metall. Dies alles ist äußerst attraktiv und trägt zur gediegenen Atmosphäre bei.

Als guter Mathematiker möchte ich "Century - Die Gewürzstraße" auch kurz aus rein rechnerischer Sicht betrachten. Die Punkte auf den Punktekarten ergeben sich, wenn man den einzelnen Gewürzen in aufsteigender Reihenfolge die Werte von 1 (Kurkuma) bis 4 (Zimt) zuteilt. Es gilt also, mit seinen Aktionen - abgesehen davon, dass man die richtigen Gewürze benötigt - den Gesamtwert seiner Gewürze zu steigern. Die Händlerkarten sorgen - je nach Art - für einen Zuwachs von 2 bis 4 Punkten. Dieser Wert kann durch die Möglichkeit, einen Tausch auch mehrfach durchführen zu dürfen, noch gesteigert werden. Häufiges Rasten stellt sich hingegen als kontraproduktiv heraus. Wer diese Überlegungen berücksichtigt, kann dies zu seinem Vorteil nutzen.

Man muss aber nicht unbedingt eine mathematische Koryphäe sein, das Spiel lässt sich auch wunderbar aus dem Bauch heraus und mit gesundem Hausverstand spielen. Außerdem täte man "Century" auf diese trockene Weise Unrecht, denn insgesamt ist es eine gelungene Komposition, die sowohl gelegentliche als auch erfahrene Spieler anspricht, und in Bezug auf die relativ kurze Spieldauer doch viel taktischen Tiefgang bietet, inklusive etwas Interaktion durch die offenen Auslagen.

Der erste Teil des Spieletitels - "Century" - ist übrigens ein versteckter Hinweis darauf, dass es nicht bei diesem einzelnen Werk bleiben soll. Geplant ist vielmehr eine Trilogie, eine Reihe eigenständiger Spiele, die auch in Kombination spielbar sind, und bei der jeder Titel ein Jahrhundert zwischen 1400 und 1700 und die entsprechenden Märkte und Handelsrouten behandelt. Ich bin schon gespannt auf die beiden nächsten Spiele, welche 2018 und 2019 erscheinen sollen. Wenn die spielerische Qualität und der Wiederspielreiz ähnlich hoch sind wie bei "Die Gewürzstraße", freue ich mich schon sehr darauf…

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde