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Knobelritters Spielearchiv - Da Luigi

Art des Spiels:	Familienspiel
Spieleautor:    Rüdiger Dorn
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2015
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          30 bis 40 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Ein Spiel, bei dem es ums Gastgewerbe geht? Darüber kann eigentlich nur ich schreiben. Als gelernter Gastronomiefachmann und seit Jahrzehnten ausübender Wirt kenne ich mich logischerweise in der Materie besser aus als in anderen Berufssparten. Zwar gäbe es kaum Spielerezensionen, wenn keine branchenfremden Personen über bestimmte Spiele schreiben dürften, wir müssten beispielsweise ewig darauf warten, bis endlich ein Spediteur über "Auf Achse" berichtet, oder ein Mönch über "Ora & Labora". Dennoch ist Fachwissen sicher kein Nachteil, damit der Leser auch einen korrekten Eindruck über das behandelte Thema erlangt.

Bei "Da Luigi" geht es um ein typisches ristorante italiano, das wir möglichst erfolgreich betreiben wollen. Nur wenn wir die Wünsche unserer Gäste nach Pizza, Pasta & Co. rechtzeitig erfüllen, klingelt die Kassa.

Unser Restaurant besteht aus zwei Pappteilen, die zu einer länglichen "Ristoranteleiste" zusammengesteckt werden. Zwar sind darauf einige Tische skizziert, Platz gibt es aber dennoch bloß für maximal sechs Gäste gleichzeitig, nämlich auf den Feldern unterhalb der Leiste, gekennzeichnet mit den Werten 60, 50, 40, 30, 20 und 10.

Die Gäste wiederum kommen auf Gästekarten vor. Neben einer Abbildung des Gastes zeigt jede Gästekarte die Bestellung in Form von 1 bis 4 Speisen, die Wartezeit, die der Gast höchstens in Kauf nimmt (10 bis 60 Minuten), eine Besonderheit, sowie eine Punktezahl für die erfüllte Bestellung (Werte von 1 bis 5). Gleich zu Beginn haben sich in unserem Ristorante zwei Gäste eingefunden: Ein Gast, der ein ganzes Menü bestehend aus Pasta, Salat, Wein und Wasser wünscht und dafür eine Stunde zu warten bereit ist, sowie ein anderer Gast, der bloß eine Pizza und ein Dessert innerhalb der nächsten 40 Minuten verlangt.

Die Speisen und Getränke schließlich gibt es in Form von farbigen Speisenwürfeln. Die braunen Würfel stellen Süßspeisen dar (wahrscheinlich Tirami Su), die orangefarbenen Pasta und die gelben Pizza. Grün ist natürlich die Farbe von Salat, rot steht für Wein und blau für Wasser. Unsere Vorräte sind anfangs aber etwas dürftig, denn wir dürfen lediglich drei Speisenwürfel aus dem Stoffbeutel ziehen.

Weil dies nicht einmal ausreicht, um die Wünsche der bereits wartenden Gäste zu erfüllen, besteht die erste Aktionsmöglichkeit darin, für Nachschub zu sorgen, sprich: auf dem nahen Markt einzukaufen. Der Marktplatz besteht aus mehreren Verkaufsständen. Ganz am Anfang werden je 3 Stände mit einem, zwei, drei und vier Würfeln - zufällig aus dem Beutel gezogen - bestückt. Beim Einkaufen nehmen wir uns alle Speisenwürfel eines Marktfeldes.

So ein Einkauf ist jedoch zeitaufwändig, und zwar umso mehr, je mehr wir besorgen. Eine einzelne Ware ist schnell mal geholt und beansprucht keine Zeit, zwei Speisenwürfel benötigen 10 Minuten, drei Würfel schon 20 Minuten, und will man gleich 4 Speisenwürfel besorgen, geht gleich eine halbe Stunde verloren. Die vergangene Zeit wirkt sich auf die Wartezeit unserer Gäste aus, was so viel bedeutet, dass wir für jeweils 10 Minuten einen beliebigen Gast in unserem Ristorante um 1 Feld nach rechts schieben müssen.

Erst danach können wir uns mit passenden Speisenwürfeln um die Wünsche unserer Gäste kümmern. Haben wir dabei alle gewünschten Speisenwürfel auf einer Gästekarte abgelegt, gilt diese Bestellung als erfüllt. Wir können kassieren, indem wir die Gästekarte verdeckt auf einen Extra-Stapel legen, wo sie uns am Ende Punkte bringt.

Alternativ können wir aber auch neue Gäste begrüßen. Hierbei ziehen wir Karten vom Gästekartenstapel und decken sie einzeln eine nach der anderen auf. Bei jedem Gast müssen wir uns sofort entscheiden, ob wir ihn selber in unserem Ristorante aufnehmen oder ihn lieber an einen unserer Mitbewerber verweisen. Insgesamt müssen wir aber zwei Gäste selbst aufnehmen und zu jedem Mitspieler einen Gast schicken.

Heißen wir einen Gast willkommen, legen wir die Karte entsprechend seiner Wartezeit unterhalb unserer Ristoranteleiste an. Sollte sich dort bereits ein Gast befinden, wird dieser - und eventuell noch weitere - um 1 Feld nach rechts verschoben. Wird ein Gast über den letzten Zeitabschnitt (10 Minuten) hinausgeschoben, hat ihm alles zu lange gedauert, woraufhin er das Lokal verlässt. Und weil er damit alles andere als glücklich ist, beschert uns dies eine "Zitrone" als sichtbares Zeichen, dass er so richtig sauer ist.

Ist der Gästekartenstapel aufgebraucht, ist jeder noch einmal dran, um einkaufen und damit eventuell offene Bestellungen erfüllen zu können. Danach wird abgerechnet. Wir zählen die Punkte unserer erfolgreich bedienten Gäste. Erzielen wir damit die höchste Gesamtsumme, sind wir der beste "Italiener" im Ort. Und gewinnen, so nebenbei.

Jetzt kommt die Zeit des (Restaurant-)Kritikers. Betrachten wir "Da Luigi" zuerst aus der Sicht des Gastronomen. Da fällt auf den ersten Blick das sehr beschränkte kulinarische Angebot auf. Nur eine Sorte Pizza, als Pasta bloß Spaghetti, der insalata nur verde und nicht mista, zum Dessert lediglich Tirami Su. Das Getränkeangebot ist mit vino rosso und Wasser ebenfalls alles andere als berauschend. Mich wundert, dass bei einer derart - milde ausgedrückt - überschaubaren Karte überhaupt Gäste angelockt werden können.

Aber auch die Küchenorganisation kann man nicht gerade professionell bezeichnen. Da treffen Gäste ein, und die Vorratskammern sind fast leer! Wo bleibt da die mise en place? Stattdessen wird das Personal genau zur Stoßzeit auf den Markt um Einkaufen geschickt. Außerdem werden dort Fertiggerichte besorgt, von küchenmäßiger Zubereitung keine Spur. Als Gastronom müsste ich von einem Besuch im "Da Luigi" daher dringend abraten! Das Restaurant wäre eher ein Fall für Rach & Co.

Aber - Gottseidank! - müssen wir das Spiel ja nicht essen. Aus der Sicht des Rezensenten schaut alles schon ganz anders aus. Die Kombination aus Ressourcenbeschaffung und Auftragserfüllung - geschickt verpackt in das Ambiente eines italienischen Restaurants - weiß durchaus zu gefallen.

Die Speisenwürfel auf dem Markt werden nicht mit Lire oder Euro bezahlt, sondern mit Zeit. Wer also keine Zeit hat, kann nicht viel bekommen, lediglich einen der Speisenwürfel in der obersten - kostenlosen - Spalte. Es gilt also, das "Zeitpotential" seiner Gäste zu nutzen, um benötigte Würfel zu besorgen oder sich sogar einen kleinen Vorrat für zukünftige Gäste aufzubauen. Der Glücksanteil ist beim Einkauf überschaubar, da die Speisenwürfel ja offen ausliegen, und sich somit Angebot und Nachfrage relativ gut aufeinander abstimmen lassen.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch die beiden Jokermöglichkeiten erwähnen. So können die ansonsten nur für die Startgäste benötigten braunen Würfel im Verhältnis 2:1 für eine beliebige Farbe herangezogen werden, oder beliebige Würfel im Verhältnis 4:1. In beiden Fällen allerdings nur, um die Bestellung eines Gastes zu erfüllen.

Beim Begrüßen neuer Gäste herrscht hingegen schon ein beträchtlicher Glücksfaktor. Es gibt nämlich - wie leider auch in Wirklichkeit! - gute und schlechte Gäste. Der ältere Rosenkavalier, der locker eine Stunde Zeit hat und sich mit einem Glas Mineralwasser zufrieden gibt, oder die gesundheitsbewusste Rentnerin, die sich für Pizza und Salat während ihrer Walking-Pause sechzig Minuten gönnt, sind gern gesehene Gäste. Dem Punk, der sichtlich enerviert innerhalb von 10 Minuten 3 Pizzen fordert, oder dem gestressten Manager, der wutschnaubend auf der Stelle 2 Pizzen und 2 Glas Rotwein verlangt, würde man am liebsten keinen Einlass gewähren.

Doch leider hat man es nicht immer selbst in der Hand, wer tatsächlich kommt. Darf man selber die Gäste verteilen, muss man sich nacheinander entscheiden, wem man einen Gast zuschanzt. Und da weiß man halt oft nicht, ob nachher noch etwas Besseres/Schlechteres nachkommt. Trotzdem ist das immer noch vorteilhafter, als die anderen darüber entscheiden lassen zu müssen.

In einigen unserer Partien kam es vor, dass ein Spieler im Laufe des Spiels - manchmal auch ohne eigenes Verschulden - plötzlich völlig blockiert war. Hat ein Spieler nämlich schon drei oder mehr Gäste auf der Leiste ganz rechts, kann er nicht mehr viel ausrichten. Mangels Zeit steht ihm nur mehr einer der kostenlosen Speisenwürfel zur Verfügung, meist zu wenig um die Blockade wirkungsvoll lösen zu können. Er muss also mehrere Runden sammeln, während derer ihm sicher wieder neue lästige Gäste geschickt werden. Ein Teufelskreis, aus dem man schwer wieder rauskommt. Der Spieler hat dann mit dem Sieg nichts mehr zu tun. Wegen der relativ kurzen Spieldauer ist dies zwar vertretbar, ich hätte ich mir trotzdem irgendeine Möglichkeit gewünscht, unliebsame Gäste zu vertreiben, auch wenn dies mit anderen Nachteilen verbunden wäre.

Rüdiger Dorn ist normalerweise bekannt für eher komplexere Spielideen ("Goa", "Die Händler von Genua", "Die Baumeister von Arkadia", etc.), hat aber hier ein Spiel geschaffen, das auch den gelegentlichen Spieler anspricht. Es spielt sich locker leicht, aber doch nicht banal. Vorausplanung ist nur bedingt möglich, und die vorkommenden Zufallselemente passen ganz gut zu einem Familienspiel. Das Cover ist gelungen und weckt das Interesse, die Gestaltung des restlichen Spielmaterials wirkt für mich hingegen ein wenig hausbacken. Insgesamt aber kann ich "Da Luigi" - zumindest aus Sicht des Spielekritikers - durchaus empfehlen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde