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Knobelritters Spielearchiv - Das Prestel Architekturspiel

Art des Spiels: rasantes Bau- und Merkspiel
Spieleautor:    Thomas Fackler
Verlag:         Prestel Verlag
Jahrgang:       2002
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          20 bis 30 Minuten
Preis:          ca. € 29,-
Erweiterungen:  Das Prestel Architekturspiel New York
                Das Prestel Architekturspiel München

Da soll noch jemand behaupten, wir Spieler leisten nichts! "Reines Vergnügen", dass ich nicht lache. Ich habe gerade höchstpersönlich am Kolosseum in Rom gebaut, den Großteil des Chrysler Buildings in New York aufgestellt, den Westtrakt vom Belvedere in Wien angebaut und die Pariser Oper fertiggestellt. Und das alles in weniger als einer halben Stunde. Dabei habe ich noch nicht einmal gewonnen...

Starke Leistung, gell? Okay, okay, ich habe mir nicht unbedingt die Hände schmutzig gemacht dabei, keine Ziegel geschleppt, keinen Mörtel angerührt, keine Säule aufgerichtet, keine Stahlträger geschweißt, ja nicht einmal die Pläne gezeichnet. All die genannten Bauwerke kommen im "Architekturspiel" von Thomas Fackler vor.

Insgesamt 24 Bauaufträge finden wir in dem Spiel aus dem Prestel-Verlag. Beginnend von der griechischen Antike (Parthenon) quer durch alle Kunstepochen (Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, Klassizismus, Jugendstil, und wie sie alle heißen) bis hin zur zeitgenössischen Architektur. Zu Spielbeginn werden die Bauaufträge gemischt und vier offen auf dem Tisch ausgelegt. Jeder dieser Bauaufträge besteht aus zwei oder - in den meisten Fällen - drei Bauteilen. Diese 64 Bauteile werden ebenfalls sorgfältig gemischt, zwei davon an jeden der zwei bis fünf teilnehmenden Baumeister ausgegeben, und der Rest in fünf etwa gleich hohen verdeckten Stapeln in der Mitte ausgelegt. Auf jeden Stapel wird zur Kennzeichnung eine von fünf Symbolkarten mit Steinmetz-Zeichen gelegt.

An Spielmaterial finden wir dann nur noch fünf hölzerne Start-Steine, von denen sich anfangs jeder Spieler einen verdeckt nimmt, sowie zahlreiche Markierungschips, welche einen Vorrat bilden. Die Startsteine (durchnummeriert von 1 bis 5) regeln die Reihenfolge der Spieler von Runde zu Runde neu. Mit den Markierungschips markieren die Spieler von ihnen gelegte Bauteile. Und dann kann's losgehen!

Die Spielregeln lesen sich äußerst einfach: Man wählt einen Stapel aus, entnimmt diesem einen Bauteil, versucht dann einen passenden Bauteil auf einen ausliegenden Bauauftrag zu legen und mit einem eigenen Chip zu markieren. Sobald ein Gebäude fertiggestellt wurde, kassiert man seine eventuell drauf liegenden Markierungschips ein. Wer zuerst 13 Chips besitzt, gewinnt das Spiel.

Mal ehrlich, hört sich nicht gerade spektakulär an, oder? Aber der Spielwitz liegt im Detail. Denn um das Architekturspiel zu gewinnen, braucht es ein wenig Glück, möglichst viel Merkfähigkeit, schnelle Entschlussfähigkeit und auch das richtige Timing.

Die Startsteine regeln - wie bereits erwähnt - die Spielreihenfolge. Entsprechend ihrer Nummer dürfen sich die Spieler einen der Bauteile-Stapel aussuchen. Das hat zu Spielbeginn nicht viel zu bedeuten, da man ja noch überhaupt nichts über die Verteilung wissen kann. Aber später ist es schon wichtig, möglichst früh dran zu sein, wenn man einen passenden Bauteil in einem bestimmten Stapel vermutet. Der Reihe nach legen die Spieler ihren Startstein an Stelle eines beliebigen Stapels. Auf das Kommando "Los!" hin werden die Stapel durchsucht. Wer einen Bauteil genommen hat, legt den Stapel wieder an Stelle eines beliebige, noch ausliegenden Startsteins zurück. Je schneller man also seinen Stapel durchwühlt, umso mehr kann man sich seine Position für die nächste Runde auswählen.

In der so festgelegten Reihenfolge werden nun die Bauteile gelegt. Normalerweise darf man einen gelegten Bauteil mit einem Chip seiner Farbe markieren. Ist es jedoch der letzte fehlende Bauteil, wird diese Fertigstellung mit einem zusätzlichen Markierungschip honoriert. Dies sorgt dafür, dass man manchmal bestrebt ist, später an der Reihe zu sein, dann haben die Mitspieler eventuell den Weg für diesen Extrapunkt bereitet. Wer keinen passenden Bauteil besitzt, legt einen Bauteil unter einem beliebigen Stapel zurück.

Am Ende der Runde kann es passieren, dass einige Bauaufträge noch überhaupt keinen Markierungschip aufweisen. Diese kommen zuunterst in den Stapel mit den Bauaufträgen zurück. Fertiggestellte Bauaufträge kommen hingegen mitsamt den Bauteilen aus dem Spiel, die darauf liegenden Chips werden nun an ihre Besitzer verteilt. Nur die Markierungschips, die so in den Besitz der Spieler kommen, zählen für die Endabrechnung. 13 solcher Chips benötigt man, um das Spiel zu gewinnen, was selten mehr als eine halbe Stunde in Anspruch nimmt.

Das sind alle Regeln. Im Laufe des Spiels merkt man, dass mehr dahinter steckt, als es anfangs den Anschein hat. Es können Monopole gesucht, Aufträge reserviert, Gebäude blockiert werden und noch einiges mehr. Dass man sich dabei die Zusammensetzung der Stapel noch möglichst gut merken sollte, und das Ganze unter Zeitdruck passiert, macht das "Prestel-Architekturspiel" zu einem recht intensiven und komprimierten Spiel. Dies wird wahrscheinlich nicht jedermann liegen, aber die Verknüpfung der taktischen Elemente mit Merkleistung und Rasanz ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen.

Das Material ist zwar schön, Bauteile sowie Bauaufträge aus solidem Karton in klassisch schlichter Gestaltung, die Startsteine schön griffig und groß. Aber mit Wehmut denkt man, was wohl Thomas Fackler in seiner eigenen Werkstatt daraus gemacht hätte. Vor allem bei den Markierungschips wäre dem Aystettner Perfektionisten sicher etwas Besseres eingefallen als die schmucklosen, kleinen Kartonscheiben, die zudem nur einseitig in schlecht voneinander zu unterscheidenden Farben bedruckt sind. Vielleicht Münzen aus verschiedenen Kulturepochen? Und noch etwas habe ich zu bekritteln: Die blau bedruckte Rückseite der Bauteile scheint etwas abzufärben, denn nach ungefähr einem guten Dutzend Spielen sieht man schon leicht bläuliche Flecken auf ihren Vorderseiten. Zum Ausgleich dafür der Prestel-Verlag, der sich sehr den Künsten widmet und viele Spiele und Bücher darüber herausbringt, ein sehr informatives und aufschlussreiches Begleitheft beigefügt, welches die verschiedensten Kunstepochen anhand der im Spiel vorhandenen Bauwerke beschreibt und allerlei Wissenswertes über die Architektur im Wandel der Zeit berichtet.

Interessant finde ich übrigens die Arbeitsweise von Thomas, der nicht zuerst eine Spielidee findet, sie überarbeitet und dann thematisch einkleidet, sondern sich von einem ihm vorgegebenen Thema - hier Architektur - inspirieren lässt. So gesehen liegt ihm dieses Auftrags-Arbeiten sicherlich sehr gut und wir können uns noch auf viele schöne Spiele freuen.

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde