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Knobelritters Spielearchiv - Die Burgen von Burgund

Art des Spiels: taktisches Würfel-und Legespiel
Spieleautor:    Stefan Feld
Verlag:         alea Spiele
Jahrgang:       2010
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          45 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 35,-
Auszeichnung:   2. Platz Deutscher SpielePreis 2011

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Den Spieleverlag "alea Spiele" gibt es nun seit über 12 Jahren. Die Autorenangaben auf den Schachteln lesen sich wie das "Who is Who?" der internationalen Spieleautorenszene. Reiner Knizia, Wolfgang Kramer, Rüdiger Dorn, Andreas Seyfarth, Richard Borg, Reinhard Staupe, Alan R. Moon, Karsten Hartwig (um nur die wichtigsten Namen zu nennen) haben schon Spiele unter diesem Label veröffentlicht, immerhin vier von ihnen hatten ja auch schon mindestens ein "Spiel des Jahres".

In letzter Zeit findet man aber meist nur mehr einen einzigen Autorennamen auf "alea"-Spielen: Stefan Feld. Seine Markenzeichen sind äußerst originelle Spielmechanismen, komplexe Zusammenhänge verschiedener Spielelemente, sowie die Auflage gewisser spielerischer Zwänge oder Kalamitäten, deren Nichtbeachtung zumeist mit diversen Bestrafungen (zum Beispiel Minuspunkte) verbunden ist. Zwei dieser typischen "Feld"-Merkmale finden wir auch bei seinem neuesten Spiel wieder.

Originalität besitzt "Die Burgen von Burgund" - so der Titel seines Werkes - auf jeden Fall. Zwar spielen Würfel darin eine große Rolle, doch die Art und Weise, wie diese verwendet werden, ist schon bemerkenswert. Jeder Spieler würfelt am Anfang jeder Runde mit beiden Würfeln seiner Farbe und führt anschließend mit jedem seiner Würfel genau eine Aktion durch. Die beiden wichtigsten Aktionsmöglichkeiten dienen dazu, die Felder des eigenen Fürstentums mit Weiden, Flüssen Städten, etc. zu belegen. Dies geschieht in zwei Schritten. Eine Aktion erlaubt es, eines der auf dem Spielplan ausliegenden Plättchen zu nehmen und auf seinem Spielertableau zu lagern, eine andere Aktion wiederum, ein Plättchen von einem Ablagefeld auf das Fürstentum einzusetzen.

Bei der Aktion "Nehmen" gibt die Augenzahl des benutzten Würfels vor, von welchem der sechs nummerierten Depots der Spieler ein beliebiges Plättchen nehmen darf, bei der Aktion "Platzieren" hingegen bestimmt die Zahl des Würfels, auf welchem entsprechend nummerierten leeren Feld seines Fürstentums ein Spieler eines seiner Plättchen platzieren darf, wobei natürlich auch immer die Farbe des Feldes berücksichtigt werden muss (Schiffsplättchen stets auf blaue Flussfelder, Gebäudeplättchen auf braune Stadtfelder, Tiere auf grüne Weiden, etc.).

Jetzt ist es ja selten so, dass die Würfel genau das machen, was man von ihnen will. Außerdem werden die Depots bloß am Anfang jedes Durchgang mit Plättchen bestückt. Nachdem jeder der 5 Durchgänge über 5 Runden geht, leeren sich gegen Ende eines Durchgangs schon die Depots. und auch die Felder im eigenen Fürstentum unterliegen gewissen Einschränkungen.

Damit man nun aber nicht auf Verderb und Gedeih der Glücksgöttin Fortuna ausgesetzt ist, kann man sogenannte "Arbeiterchips" einsetzen, um dem Würfelglück etwas auf die Sprünge zu helfen. Jeder Chip kann die Augenzahl eines beliebigen Würfels um 1 nach oben oder nach unten verändern. Konsequenterweise besteht die dritte mögliche Aktion darin, sich 2 Arbeiterchips zu nehmen. Mit der vierten Aktionsmöglichkeit - dem "Warenverkauf" -, bei dem alle gesammelten Waren der entsprechenden Würfelzahl verkauft werden können, gelangt etwas Geld in Form von Silberlingen in die Kassa.

Jedes Fürstentum weist zu Beginn des Spiels 36 freie Felder auf. Nachdem das Spiel über 25 Runden mit je 2 Aktionen geht, könnte man laut Adam Riese also höchstens 25 Felder besetzen. Wie kommt es dann, dass in den meisten Partien am Schluss nur wenige Felder frei bleiben? Das liegt daran, dass Stefan Feld das bis jetzt relativ einfache Spiel in der von ihn gewohnten Manier mit vielen Details und zusätzlichen Feinheiten versehen hat.

Zum einen verfügt fast jedes Plättchen über einen Zusatznutzen, der sofort zum Tragen kommen, sobald das Plättchen im eigenen Fürstentum untergebracht wird. So erlaubt etwa das Platzieren einer "Burg" sofort einen weitere beliebige Aktion, eine "Mine" wiederum bringt am Ende jedes Durchgangs einen wertvollen Silberling, und wer ein "Schiff" auf ein Flussfeld einsetzt, darf sich alle Warenplättchen nehmen, die sich in einem beliebigen Depot angesammelt haben. Äußerst praktisch sind auch die Gebäude, welche in den Städten Platz finden. Auch sie ermöglichen je nach Art des Gebäudes eine zusätzliche Aktion, wie das Nehmen eines Plättchens von einem beliebigen Depot (beispielweise darf mit einer "Schreinerei" ein Gebäudeplättchen genommen werden), das Platzieren eines Plättchens vom Ablagefeld ("Rathaus"), oder der Erhalt von 2 Silberlingen ("Bank") oder vier Arbeiterchips vom Vorrat ("Wohnhaus"). Wer geschickt und vorausschauend agiert, spart sich auf diese Weise einige Aktionen und ist somit erfolgreicher im Aufbau seines Fürstentums.

Zum anderen sind die erworbenen Silberlinge ebenfalls recht hilfreich. Zum Preis von je 2 Silberlingen lassen sich spezielle Plättchen im zentralen "schwarzen Depot" erwerben, allerdings maximal ein Plättchen pro Runde. All diese Zusatzaktionen sorgen dafür, dass sich die Fürstentümer schneller füllen.

Der Startspieler einer Runde ist natürlich etwas im Vorteil, stehen ihm doch stets mehr Plättchen zur Auswahl, während für die nachfolgenden Spieler nicht mehr die gewünschten Plättchen vorhanden sein können. Typisch Stefan Feld lässt er die Spielerreihenfolge jedoch nicht dem Zufall über, sondern hat sie an eine Aktion gekoppelt. Wer ein "Schiff" platziert, darf gleichzeitig auf der Reihenfolgeleiste ein Feld vorrücken und schiebt sich daher eventuell vor seine Mitspieler.

Es gibt also genug zu bedenken im Laufe eines Spiels, und viele Optionen abzuwägen. Neben der eingangs erwähnten Originalität besitzt "Die Burgen von Burgund" zweifelsfrei genug Komplexität, um auch die grauen Zellen der erfahrensten Vielspieler ausreichend zu beschäftigen. Was ist aber nun mit den Strafen, der dritten typischen Eigenschaft "Feld'scher" Spiele? Tja, diese fallen hier völlig weg. Das Spiel ist durch und durch positiv, denn jeder Spieler ist bestrebt, so viele Siegpunkte wie möglich zu sammeln. Keine einzige Aktion kann bewirken, dass ein Zählstein auf der Siegpunktleiste rückwärts gezogen werden muss.

Siegpunkte kann man - wer hätte da etwas anderes vermutet? - auf mehrere Arten erringen. Die überwiegend meisten Punkte fallen an, sobald ein Gebiet, das aus 1 bis 8 gleichfarbigen Feldern bestehen kann, vollständig mit Plättchen belegt ist. Dann erhält man sofort Siegpunkte abhängig von der Größe des Gebietes, wobei durch eine progressive Steigerung größere Gebiete stärker belohnt werden. Aber auch der Zeitpunkt der Fertigstellung ist wichtig. Je früher man ein Gebiet vollendet, umso mehr Punkte gibt es zusätzlich, im ersten Durchgang etwa stolze 10 Punkte, im letzten Durchgang gerade mal 2 Punkte. Und noch einmal Bonuspunkte erhält man, wenn man das letzte Feld einer Farbe im gesamten Fürstentum belegt, allerdings in jeder Farbe nur für die beiden ersten Spieler.

Zusätzliche Punkte fallen während des Spiels noch für Warenverkäufe, den Bau von Wachtürmen und das Platzieren von Tierplättchen an (bei Letzterem ist es besonders vorteilhaft, viele gleiche Tiere auf dieselbe Weide zu bekommen). Und auch unter den gelben "Wissensplättchen", von denen manche schon während des Spiels Vorteile bringen, befinden sich einige, die ihrem Besitzer am Schluss noch unter bestimmten Voraussetzungen Punkte einbringen können. Nachdem bei der Schlusswertung noch verbliebene unverkaufte Warenplättchen, nicht eingesetzte Silberlinge und Arbeiterchips mit ein paar Punkten abgerechnet wurden, gewinnt der Spieler, der auf der Siegpunktleiste am weitesten vorne steht.

Wie eingangs erwähnt, hat Stefan Feld bereits einige großartige Spiele bei "alea" herausgebracht. "Die Burgen von Burgund" kommen in unseren Spielerunden aber deutlich besser an als seine anderen Werke. Nachdem es in Punkto Originalität und Komplexität kaum Unterschiede gibt, kann ich nur mutmaßen, dass es am rundum positiven Spielgefühl liegen muss. Alle Spieler sind konstruktiv am Aufbau ihres Fürstentums beschäftigt, es gibt keine Möglichkeit störend in fremde Fürstentümer einzuwirken. Bis auf die Spielerreihenfolge, die Einfluss auf das noch vorhandene Angebot hat, kommt es zu keiner Interaktion. Während dies bei anderen Spielen mitunter bemängelt wird, hält sich die Kritik in diesem Fall aber in Grenzen, da man sich ohnehin sehr auf sein eigenes Reich konzentrieren muss. Der Spannungsbogen reicht dabei wirklich von Anfang bis zu Ende, denn in den ersten Runden ist man bestrebt, einen guten Start zu erwischen, mittendrin lukrative Wertungen zu erzielen und gegen Schluss, möglichst alle angefangenen Projekte auch noch beenden zu können. Das Glück spielt übrigens trotz der Würfel eine stark untergeordnete Reihe, da es hauptsächlich auf die Entscheidungen der Spieler ankommt.

Die Vielzahl an Möglichkeiten und die komplexen Verknüpfungen haben aber ihren Preis in langen Grübelphasen einzelner Mitspieler. Zu viert wird dadurch öfters die Schmerzgrenze überschritten, die Spieldauer kann da locker auch drei Stunden überschreiten. Aus diesem Grund spiele ich "Die Burgen von Burgund" am liebsten zu zweit oder zu dritt. Durch den entsprechend geringeren Plättchennachschub erleidet das Spiel in kleinerer Besetzung überhaupt keinen Nachteil und entfaltet sich genauso interessant und spannend.

Auch nach mehreren Partien hat für mich das Lege- und Optimierungsspiel nichts an Spielreiz verloren. Im Gegenteil, sorgen alternative Fürstentum-Spielpläne für neue Herausforderungen. Ich freue mich schon auf die nächste Partie "Die Burgen von Burgund", aber auch auf das nächste Spiel von Stefan Feld, das - dessen bin ich mir sicher - wohl wieder bei "alea" erscheinen wird...

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde