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Knobelritters Spielearchiv - Die Legenden von Andor

Art des Spiels: Fantasy-Kooperationsspiel
Spieleautor:    Michael Menzel
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2012
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          60 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 29,-
Auszeichnung:   Kennerspiel des Jahres 2013

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Einleitung

Schon wieder ein Fantasy-Spiel, bei dem ein Zwerg, ein Elf, ein Zauberer und ein Mensch gemeinsam ausziehen, um sagenhafte Abenteuer zu erleben, traumhafte Schätze zu finden und unzählige Monster zu erschlagen? Ja, diesen Eindruck könnte man auf den ersten Blick bekommen. Aber lassen Sie sich überraschen - nicht alles in diesem Spiel ist so, wie man es aus diesem Genre kennt.

Beschreibung

Die Spieler machen sich gemeinsam auf, ein bestimmtes Abenteuer zu bestehen - als "Legende" wird ein solches hier bezeichnet. Dazu erhält jeder Spieler eine Heldentafel, auf der er die Stärke und Willenskraft seines Charakters mit Hilfe von Markern festhält und auf welcher er außerdem seine Besitztümer ablegen kann. Gemäß den Legendenkarten sind diverse weitere Spielvorbereitungen zu treffen. So kommen bestimmte Monster ins Spiel (es gibt Gors, Skrale, Trolle, Wardraks und einen Drachen), wird Nebel ausgelegt, hinter dem Gutes oder Schlechtes verborgen sein kann, oder es werden den Helden Gegenstände und/oder Geld zur Verfügung gestellt. Auch wird bestimmt, wo und mit welcher Stärke die Helden ins Abenteuer starten.

Sobald auf dem riesigen Spielplan alles vorbereitet ist, sind die Helden reihum am Zug. Sie müssen sich entscheiden, was sie tun möchten. Neben dem Bewegen, das mit dem Auffinden von Gegenständen, einem stärkenden Trank an einem der Brunnen oder dem Einkauf beim Händler verbunden werden kann, gibt es noch das Kämpfen gegen Monster, was eine eigene Aktion darstellt. Je nachdem, wie weit die Helden laufen, müssen sie ihre Schritte auf der sieben "Stunden" umfassenden Tagesleiste abtragen. Wenn sie deren Ende erreicht haben, sind sie erschöpft und müssen sich ausruhen. Es sei denn, sie wollen ihre letzten Kraftreserven aufbrauchen, wofür sie jedoch viel Willenskraft aufbringen und daher pro Stunde zwei Willenspunkte abgeben müssen. Auch das Kämpfen kostet Zeit, eine Zeiteinheit pro Schlag. Alternativ kann ein Spieler auch passen. Aber auch beim Faulenzen tickt die Uhr, so dass auch in diesem Fall der Markierungsstein ein Feld vorgerückt wird.

Sind alle Helden erschöpft von ihrem Tagewerk, was nicht bei allen gleichzeitig der Fall sein wird, so neigt sich der Tag seinem Ende zu. Dies ist immer mit einigen Geschehnissen verbunden: Erstens muss eine Ereigniskarte aufgedeckt werden, die manchmal Gutes, meist aber Unangehmes für die Helden bringt. Außerdem bewegen sich die Monster nach einem bestimmten Schema vorwärts. Die kleinen laufen immer zuerst, und niemals stehen zwei Ungeheuer auf einem Feld, weshalb sie andere teilweise überspringen und sich damit noch schneller ihrem gemeinsamen Ziel, der Burg, nähern. Außerdem sind wundersamer Weise plötzlich alle leer getrunkenen Brunnen wieder gefüllt, und der Erzählstein wird auf der Legendenleiste ein Feld vorwärts gerückt.

Diese Legendenleiste ist 14 Felder lang - erreicht der Erzählstein das letzte Feld, müssen zwei Zielvorgaben erreicht sein, damit die Spieler gemeinsam gewonnen haben: Erstens darf sich in der Burg nur eine von der Spielerzahl abhängige Menge an Monstern befinden. Und zweitens muss die Legendenaufgabe erfüllt sein, die bei jedem Abenteuer anders ist. Haben die Spieler beide Voraussetzungen erfüllt, können sie sich gleich an die nächste Aufgabe wagen. Das dürfen sie natürlich auch, wenn sie verloren haben. Aber wer will schon eine schmachvolle Niederlage auf sich sitzen lassen?

Fazit

Der Erscheinungstermin von Die Legenden von Andor wurde von der Spielerwelt gespannt erwartet. Dafür sorgte der Kosmos-Verlag mit einer groß angelegten Werbeaktion, die viele Spieler verfolgten bzw. sich sogar direkt daran beteiligten. Das Marketing-Konzept bestand aus einem so genannten "Alternate Reality Game". Dazu wurden Werbemails verschickt, die zur Beteiligung einluden. Einige der Teilnehmer erhielten daraufhin Pakete mit auf den ersten Blick unverständlichem Inhalt. Erst nach diversen Facebook-Diskussionen erkannte man, dass die Inhalte mehrerer Pakete bestimmte Informationen ergaben, anhand derer man sich auf Spurensuche begeben musste - und zwar im Stile von Geocaching, bei dem man ja bekanntlich mit bestimmten Koordinaten auf GPS-Schnitzeljagd geht. Ein großes Finale gab es dann in Roßdorf, wo mit passendem Rahmenprogramm die Lösung des großen Werberätsels präsentiert wurde.

Neugierig waren die Spieler aber auch deshalb auf Die Legenden von Andor, weil es das Erstlingswerk des bekannten Spielegrafikers Michael Menzel ist, der aufgrund eigener mühsamer Erfahrungen mit umfangreichem Regelwerk bei Fantasyspielen etwas Einfaches in diesem Genre produzieren wollte. "Schuster, bleib bei deinen Leisten" lautet ein bekanntes Sprichwort, das aber in diesem Fall bestimmt nicht seine Anwendung findet. Im Gegenteil: Man merkt, dass sich Michael Menzel aufgrund seiner Illustratorentätigkeit immer intensiv mit dem Inhalt der Spiele, für deren optisch gelungenes Aussehen er zu sorgen hat, beschäftigt. Diese Erfahrungen übten sicherlich positiven Einfluss auf das Spiel aus.

Was ist jetzt aber das Besondere an Die Legenden von Andor? Erstens das Regelwerk: Zum Losspielen reicht das Lesen von vier Seiten, auf denen man wohlgemerkt beinahe mehr Bilder als Text findet. Weitere Informationen kommen im ersten Spiel durch auf dem Plan liegende Plättchen ins Spiel, die nach und nach gelesen werden. Auch beim Vorrücken des Erzählsteins trifft dieser manchmal auf weitere Legendenkarten, die dann ebenfalls zusätzliche Regeln erklären. In kleinen Häppchen bekommt man also das Regelwerk beigebracht, so dass man während des Spiels nicht ständig nachblättern muss, weil man irgendwo im Hinterkopf gespeichert hat, dass es zur aktuellen Situation irgendwelche Vorschriften gibt, man sich aber partout nicht mehr daran erinnern kann. Leichter Einstieg also und kein spielflusshemmendes Regellesen während des Spiels, denn die kleinen Regelhäppchen werden atmosphärisch schön ins Spielgeschehen eingebettet.

Wie aber sieht's beim zweiten Spiel aus? Da die erste Legende sehr kurz ist, spielt man oft gleich danach die zweite. Dort kommen wieder einige neue Regeln dazu, aber die Anfangsregeln hat man ja noch gut im Kopf, wenn man ohne Pause weitermacht. Ganz so einfach ist es allerdings nicht mehr, wenn zwischen zwei Spielen einige Zeit verstreicht. Wenn man sich nicht mehr an alle Details erinnert, so kann man diese zwar grundsätzlich im separaten Begleitheft nachlesen, aber man wird nicht jede Kleinigkeit finden. Dann muss man leider alle Legendenkarten noch einmal mühselig durcharbeiten, um alle notwendigen Informationen wieder parat zu haben. Aufgrund vieler Rückmeldungen hat der Verlag diese Problematik inzwischen auch erkannt und ein neues, doppelt so dickes Begleitheft herausgebracht. Den entsprechenden Download gibt es für alle, die die erste Version besitzen, unter http://www.kosmos.de/_files_media/mediathek/downloads /anleitungen/1886/die_legenden_von_andor_begleit-heft.pdf. Der Inhalt dieses neuen Begleitheftes ist nicht nur umfangreicher, sondern auch besser strukturiert.

Die zweite Besonderheit besteht darin, dass man nicht - wie in diesem Genre üblich - wild auf Monster drauflos schlagen kann. Da für jedes getötete Monster der Erzählstein auf der Legendenleiste um ein Feld nach oben rückt und die Aufgabe erfüllt sein muss, ehe das letzte Feld erreicht wird, muss sich die Gruppe gut überlegen, welche Monster erledigt werden und welche nicht. Dabei darf man auch nie aus den Augen verlieren, dass die Monster einander beim Bewegen überspringen, so dass manchmal ein weit von der Burg entfernt stehendes Monster in derselben landet, obwohl man gar nicht damit gerechnet hat, dass überhaupt eines die Burg erreicht. Vor allem dieses Element macht für mich die Spannung von Die Legenden von Andor aus, denn die Abenteuer sind nicht einfach zu gewinnen. Um die Aufgaben erfüllen zu können, sind immer bestimmte Gegenstände notwendig sowie viel Gold, das man beim Händler in Stärkepunkte umtauschen kann.

Das Diskutieren in der Gruppe, welche Monster zu erledigen sind, ist sehr reizvoll. Auch das übrige Vorgehen muss immer gut abgesprochen werden. Manche Monster kann man nur mit vereinten Kräften schlagen, so dass auch gut überlegt sein will, wer sich am Kampfgeschehen beteiligt und wer nicht. Hier kann der Bogenschütze gute Dienste leisten, der als Einziger von einem Nachbarfeld in einen Kampf eingreifen kann. Überhaupt eignet sich der eine Charakter aufgrund seiner Sondereigenschaften zur Erledigung mancher Aufgaben besser als ein anderer, oder kommt aufgrund seines aktuellen Standortes dafür besser infrage.

Die Abenteuer sind unterschiedlich konzipiert. Während manche immer auf die gleiche Weise ablaufen, so dass man im Falle einer Niederlage schon über bestimmte Wissensvorteile verfügt, wenn man sich ein weiteres Mal daran wagt, trifft das auf andere wieder nicht zu, was die Sache natürlich spannender macht, wenn man die Abenteuer öfter spielen möchte.

Etwas gestört hat mich die Aufteilung der Spielplanfelder. Diese sind allesamt mit fortlaufenden Nummern versehen, die dazu dienen, Material vor und während des Spiels auf den entsprechenden Feldern zum Einsatz zu bringen. Leider liegen aufeinander folgende Nummern auf dem Spielplan nicht immer nebeneinander, so dass man oft suchen muss. Vor allem beim Minenabenteuer war das besonders störend. Ansonsten gibt es am Material absolut nichts zu bemängeln. Unheimlich viel und schön gestaltete Pappe machen das Spiel auch optisch zu einem Leckerbissen. Besonders angetan waren manche Spielerinnen von der Möglichkeit, "ihren" Charakter auch in einer weiblichen Rolle zu spielen, denn die Figuren gibt es dafür extra in zweifacher Ausfertigung und die Heldentafeln haben sowohl eine weibliche als auch eine männliche Seite.

Die Legenden von Andor spricht Viel- und Gelegenheitsspieler gleichermaßen an. Die einen sind von der Komplexität der Regeln nicht überfordert, die anderen sind vom Spielablauf nicht unterfordert. Erstaunlich ist vor allem auch, dass in meinem Bekanntenkreis einige Spieler, die Fantasy-Themen normalerweise überhaupt nicht mögen, von dem Spiel auch sehr angetan waren.

Die Legenden sind übrigens nicht in jeder Besetzung gleich schwer zu bestehen. So unglaublich es klingen mag, aber uns fiel es manchmal in kleiner Besetzung (vor allem bei Legende 3, wo jeder Spieler zuerst eine eigene Aufgabe zu erfüllen hat, bevor die große gemeinsame Aufgabe überhaupt bekannt wird) das Erreichen des Ziels leichter. Modifiziert wird bei den Abenteuern meist nur die Anzahl der Monster, welche die Burg erreichen dürfen - je weniger Mitspieler, desto mehr Ungeheuer dürfen in die Burg. Grundsätzlich funktioniert das Spiel aber in allen Besetzungen sehr gut.

Aufgrund der kooperativen Spielweise eignen sich Die Legenden von Andor natürlich auch hervorragend für Familien. Was jüngere Kinder vielleicht alleine noch nicht richtig überblicken könnten, kann von älteren Geschwistern oder den Eltern eingebracht werden.

Insgesamt ist Michael Menzel mit seinem Erstlingswerk als Autor eine gut gemachte Kombination aus Brett- und Rollenspiel gelungen, bei der auch der Glücksanteil aufgrund der Würfeleinsätze beim Kämpfen nicht zu kurz kommt - Verlieren sollte man daher schon können, denn das wird des Öfteren vorkommen, bevor eine Gruppe eine Legende besteht. Planung ist zwar enorm wichtig, kann aber die Würfel nur bedingt beeinflussen. Wer das gar nicht mag, könnte vielleicht kein Fan des Spiels werden, aber in meinen Spielekreisen kamen Die Legenden von Andor überall gut an. Bleibt zu hoffen, dass wir bald mit neuen Abenteuern versorgt werden!

Sandra Lemberger

Bewertung: 4 Schilde