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Knobelritters Spielearchiv - Die Mauer

Art des Spiels: Bluff- und Bauspiel
Spieleautor:    Thomas Fackler
Verlag:         Eigenproduktion
Jahrgang:       1998
Spielerzahl:    2 bis 8 Spieler
Alter:          ab 9 Jahren
Spieldauer:     10 bis 15 Minuten
Preis:          ca. € 49,- pro Person
Neuauflage:     Zoch Verlag 1999
                ca. € 20,- für 4 Spieler

Sieben Teile.

Keine Würfel, keine Figuren, keine Karten, keine Plättchen, ja nicht einmal ein Spielplan.

Lediglich sieben Mauernteile pro Person.

Ein Turm, ein Tor und fünf verschieden lange Mauern.

Sonst nichts.

Bei dem bisschen Spielmaterial drängt sich einem selbstverständlich die Frage auf, wie ein solches Spiel überhaupt funktionieren kann. Es ist ganz einfach: Alle Spieler bauen mit ihren Mauernteilen an einer gemeinsamen Mauer. Wer an der Reihe ist, wird zum Bauherrn. Er wählt sich verdeckt in seiner Faust ein Teil aus. Die anderen Spieler versuchen, das Bauvorhaben zu erraten und nehmen ihrerseits dasjenige Mauernteil in die Hand, welches sie in der Faust des Bauherrn vermuten. Dann werden die Hände geöffnet. Hat niemand den selben Bauteil wie der Bauherr, kann dieser seinen Teil an die große Mauer anbauen. Anderenfalls dürfen der oder die Spieler, die richtig geraten haben, ihren Mauernteil anlegen. Die Bauteile dürfen dafür an beiden Enden der Mauer angebaut werden.

So geht es reihum, bis es einem Spieler gelungen ist, alle seine sieben Teile loszuwerden. Die Teile, die den anderen Spielern übriggeblieben sind, werden diesen dann als Minuspunkte aufgeschrieben. Und nach einer vorher festgelegten Anzahl an Partien - die sehr kurze Spieldauer von gerade mal 10 bis 20 Minuten erlaubt es den Spielern, ihr Baugeschick mehrmals hintereinander unter Beweis zu stellen - gewinnt schließlich der Baumeister mit den wenigsten Minuspunkten.

So einfach ist das. Na ja, damit das entstandene Bauwerk dann doch eine gewisse Ästhetik ausstrahlt und ein Mindestmaß an Funktionalität besitzt, gibt es noch eine strenge Bauordnung, an die sich alle zu richten haben, schließlich wollen sich die Stadtväter ja nicht lächerlich machen: Türme und Tore müssen sich stets abwechseln und zwischen Turm und Tor muss sich mindestens ein normales Mauernteil befinden.

Ein kleines, aber feines Spiel, basierend auf ein wenig Glück, ein wenig Überlegung (rechnerischer und taktischer Natur), etwas Gedächtnis und viel, viel Psychologie. Der Spielablauf ist geprägt von Knobel-Situationen und Überraschungsmomenten beim Aufdecken der Fäuste. Vor allem, wenn es um die punkteträchtigen, und darum umso schwieriger zu bauenden Türme und Tore geht, kommt Spannung auf. Der Frust, wenn einer immer wieder auf seinen Teilen sitzen bleibt, hält sich ob der kurzen Spieldauer allerdings in Grenzen. Umso höher dafür der Reiz, es beim nächste Mal besser zu machen. Insgesamt gesehen ein äußerst gelungenes Knobelspiel.

Trotzdem könnten jetzt einige meinen, es sei eigentlich zu wenig, um in der großen Masse der weit über hundert Neuerscheinungen auf dem Spielemarkt aufzufallen. Doch weit gefehlt, denn der Urheber dieses Spieles ist niemand anderes als Thomas Fackler, dem Spieledesigner aus dem Augsburger Raum, der mit seinen exklusiven Spielen "Die Abtei der wandernden Bücher" und "Die Oper der schwarzen Spiegel" neue Maßstäbe setzte. Auch diesmal hat er sich wieder Ausgefallenes für das Spielmaterial einfallen lassen: Die Mauernteile bestehen aus gefrästem Flachstahl, dem durch zehnstündiges Ausglühen eine forcierte Oxydation wiederfahren ist, für welche die Natur es Hunderte von Jahren rosten lassen müsste. Abschließendes Polieren sorgt für eine wunderschön strukturierte, leicht glänzende Oberfläche. Verstaut sind die Teile in einer Filzbox. Die Spielregel kommt auf Pergamentpapier daher, alles zusammen findet in einer netten, quadratischen Schachtel mit dem bekannten Fackler-Siegel obendrauf Platz.

Das Ganze macht einen sehr, sehr guten Eindruck, nicht opulent überladen wie bei der "Oper", dafür aber perfekt durchgestylt, kühler und doch sehr edel. Fackler hat bewiesen, dass er nicht nur mit sündteuren Materialien umgehen, sondern auch aus normalen Ausgangsstoffen, wie hier mit gewöhnlichem Stahl, ein attraktives Spiel gestalten kann. Das Spiel selber ist minimalistisch und frei von unnötigen Schnörkeln. Die Geradlinigkeit und Einfachheit des Spiels, die einen großen Teil des Spielreizes ausmacht, harmoniert großartig mit der Nüchternheit des Materials. Thomas Fackler wurde 1998 "für das Durchbrechen von Schallmauern in Beug auf Qualität und Preis" mit dem Göttinger INNO-Spatz ausgezeichnet, eine Auszeichnung, die er meiner Meinung nach mit der "Mauer" wirklich gerechtfertigt hat.

Doch das erstaunlichste bei seinem neuesten Opus ist der Preis: Ein echter Fackler unter DM 100,--!!! Vielleicht sollte ich der Fairness halber noch erwähnen, dass man für 99 deutsche Mark allerdings nur eine kleine Box erhält, die das Spielmaterial für nur eine einzige Person beinhaltet. Vier Personen brauchen also vier Schachteln, und das ergibt bereits DM 396,--. Trotzdem glaube ich, dass Thomas damit endlich den erträumten finanziellen Erfolg haben wird, denn von der "Mauer" wird er sicherlich eine Menge Exemplare unter die Leute bringen und eine größere Käuferschicht ansprechen, wodurch sich die Entwicklungskosten bald rechnen sollten.

Man kann gespannt sein, welche Überraschungen der Aystettner Diplomdesigner noch für uns Spieler auf Lager hat...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde