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Knobelritters Spielearchiv - Die Paläste von Carrara

Art des Spiels: Bauspiel
Spieleautoren:  Wolfgang Kramer &
                Michael Kiesling
Verlag:         Hans im Glück
Vertrieb:       Schmidt Spiele
Jahrgang:       2012
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 60 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 35,-
Auszeichnungen: nominiert zum Kennerspiel des Jahres 2013

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Im Auftrag des Königs baut ihr als Oberhäupter von italienischen Fürstenfamilien prunkvolle Gebäude in den Städten der Toskana. Im Wettstreit um das beste Baumaterial aus den Marmorsteinbrüchen von Carrara heißt es den Überblick über die eigenen Finanzen und das Streben nach Prestige zu bewahren. Nur der cleverste Baumeister wird am Ende die Gunst des Königs erhalten.

Die Spieler erhalten einen Sichtschutz, ein Spielertableau, einen Baustein, 7 Wertungssteine und 20 Münzen als Startkapital. Der Spielplan wird auf den Tisch gelegt und die Drehscheibe des Marktes für die Bausteine im 1. Segment mit 6 Bausteinen (einer von jeder Farbe) bestückt. Die restlichen Bausteine kommen in das schwarze Säckchen. Die Gebäudeablage wird mit 9 Gebäuden bestückt, und je ein Objekt jeder Sorte wird auf dem Objektfeld bereitgelegt. Die Kartenleiste mit den Bedingungen für das Spielende und das restliche Spielmaterial (Geld, Gebäude und Objekte) wird neben dem Spielplan bereit gelegt.

Das Spiel läuft in Spielrunden ab, bei denen jeder Spieler immer genau eine von 3 möglichen Aktionen ausführen muss:

Um Bausteine zu kaufen dreht der Spieler die Drehscheibe, die den Markt der Bausteine darstellt, um genau ein Segment weiter, zählt anschließend die Anzahl der auf der Drehscheibe vorhandenen Bausteine und füllt das erste Segment mit so vielen Bausteinen aus dem Säckchen auf, dass auf der Drehscheibe genau 11 Bausteine liegen. Anschließend kann der Spieler aus einem Segment so viele Bausteine kaufen wie er möchte, muss jedoch mindestens einen Baustein kaufen. Der Preis der jeweiligen Steinsorte ist in jedem Segment angegeben und wird von Segment 1 zu Segment 6 immer billiger, so dass schon ab Segment 2 eine Farbe umsonst erhältlich ist und im letzten Segment nur mehr für den kostbaren weißen Marmor eine Münze bezahlt werden muss. Das gezahlte Geld wandert in die Bank und die gekauften Bausteine hinter den Sichtschirm.

Um mit seiner Aktion ein Gebäude zu bauen, nimmt der Spieler das gewünschte Gebäudeplättchen vom Spielplan und zahlt die darauf angegebene Anzahl von 1 bis zu 5 Bausteinen. Die für die Bezahlung verwendeten Farben geben den möglichen Standort des Gebäudes an. Will ich ein Gebäude in Livorno errichten, darf dieses Gebäude nur mit weißem Marmor bezahlt werden. Während zum Beispiel in Lucca eine Mischung aus weißen, gelben und roten Bausteinen eine mögliche Bezahlung darstellen und in Lerici Bausteine beliebiger Farben verbaut werden dürfen. Die zur Bezahlung eines Gebäudes in einer bestimmten Stadt möglichen Farben sind auf dem Spielertableau unterhalb der Städte angegeben. Das gewählte Gebäude wird oberhalb des Spielertableaus in der gewünschten Stadt abgelegt.

Bei der Durchführung einer Wertung als dritte Aktionsmöglichkeit nimmt sich der Spieler einen seiner Wertungssteine und wertet entweder eine Gebäudeart seiner gebauten Gebäude oder eine bestimmte Stadt. Die Wertung einer Stadt wird auf dem Spielplan mit dem Wertungsstein markiert und ist nur einmal durch einen einzigen Spieler im Spiel möglich. Sie darf nur erfolgen, wenn der Spieler die hierzu notwendige Mindestanzahl an Gebäuden in dieser Stadt errichtet hat. Die Wertung einer Gebäudeart ist jedem Spieler je Gebäudeart einmal im Spiel erlaubt und wird auf dem jeweiligem Spielertableau des Spielers markiert.

Für eine Wertung erhält der Spieler je nach Standort eines Gebäudes Siegpunkte oder Geld und immer - soweit noch vorhanden - ein entsprechendes Objekt aus dem allgemeinem Vorrat. Die Anzahl der Siegpunkte oder Münzen ergibt sich immer aus der Multiplikation der Anzahl der zur Errichtung des Gebäudes gezahlten Bausteine und dem in der Stadt angegebenen Multiplikator.

Das Spiel endet am Ende der Spielrunde, in der ein Spieler das Spielende anmeldet oder das letzte Gebäude gebaut wird. Das Anmelden des Spielendes erfordert die Erfüllung der drei ausliegenden Bedingungen auf der Kartenleiste, erfolgt freiwillig und bringt dem anmeldenden Spieler 5 Siegpunkte. Es folgt die Schlusswertung, in der die Spieler noch Siegpunkte für Objekte, Baukosten der Gebäude und Münzen erhalten. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt.

Bis hierher handelt es sich um die Beschreibung des Basisspiels. Der folgende Abschnitt beschreibt das in einem verschlossenen Umschlag mitgelieferte Erweiterungsspiel, welches erst nach einigen Partien der Basisversion gespielt werden sollte, wenn alle Spieler mit den Spielabläufen vertraut sind. Wer sich die Spannung erhalten möchte sollte nun beim Fazit weiterlesen.

Beim Öffnen des Umschlags finden wir 31 Karten, die variable Bedingungen für das Ansagen des Spielendes und zusätzliche Siegpunktbedingungen ins Spiel bringen. Außerdem werden wir aufgefordert, mit der Rückseite des Spielertableaus zu spielen und erhalten somit zwei weitere Wertungsmöglichkeiten. Es kommt je Gebäudeart ein Gebäude mit Baukosten von 8 Bausteinen ins Spiel, welches wie die anderen Gebäude oder als Aufwertung eines bereits gebauten Gebäudes errichtet werden kann. Für die Aufwertung zahlt der Spieler die entsprechende Differenz an Bausteinen und das aufgewertete Gebäude kommt aus dem Spiel. Bei der Errichtung eines 8er-Gebäudes darf sich der Spieler eins der 8 enthaltenen Bonusplättchen nehmen und zur Aufwertung einer Stadt bzw. eines der neuen Wertungsfelder auf sein Spielertableau legen. Gespielt wird - bis auf eine Ausnahme - nach den Regeln des Basisspiels. Diese Ausnahme betrifft den Kauf von Bausteinen. Ein Spieler muss jetzt nicht mehr die Drehscheibe um ein Segment weiter drehen, bevor er einen Baustein erwirbt, sondern kann auf das Drehen des Rades verzichten.

Durch das zusätzliche Material und die kleine nicht unwesentliche Änderung beim Kauf von Bausteinen wird das Spiel abwechslungsreicher und erhält eine deutlich höhere Spieltiefe als das Basisspiel, weil nun viel mehr taktische Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Beim Öffnen der ansprechend gestalteten Schachtel von "Die Paläste von Carrara" fallen einem zuerst zwei Dinge auf: ein zugeklebter DIN-A5-Briefumschlag, auf dem ein Siegel „NICHT ÖFFNEN!" klebt und jede Menge tolles Spielmaterial. So ein Umschlag macht ja sehr neugierig. Sofort aufreißen und reinschauen? Erst mal in die Anleitung schauen, was es damit auf sich hat? In der Anleitung habe ich nichts gefunden, hmm! Aber auf der Rückseite der Schachtel findet sich ein dezenter Hinweis! Als letzter Punkt bei der Auflistung des Materials steht: 1 großer Umschlag mit der Erweiterung. OK! Damit wäre die erste Neugier gestillt!

Also widmen wir uns zuerst der Spielanleitung, in der auf 12 bunt illustrierten Seiten das Spiel erklärt wird. Auf der ersten Doppelseite werden vorbildlich das Spielmaterial und die Spielvorbereitung beschrieben. Der hier entstandene gute erste Eindruck setzt sich auf den folgenden Seiten fort. Mit treffenden Beispielen und vielen Bildern wird jede Aktionsmöglichkeit ausführlich Schritt für Schritt erklärt und am Ende auf der Rückseite der Regel nochmal zusammengefasst. Hier finden sich auch taktische Tipps, die den Spielern den Einstieg erleichtern sollen.

Ich möchte mich hier dem Verlag anschließen und jedem empfehlen, die erste Partie nur mit dem Basisspiel zu spielen, um sich mit dem Mechanismen von "Die Paläste von Carrara" vertraut zu machen. Hier haben sich die üblichen Verdächtigen, nämlich die Herren Wolfgang Kramer und Michael Kiesling, wieder einmal spielmechanisch ordentlich ins Zeug gelegt und ein anspruchsvolles Programm mit einer etwas höheren Einstiegshürde abgeliefert. Um hier die taktischen Möglichkeiten auszuloten, sind mehrere Spiele nötig. Vor allem das mitunter sehr plötzlich eintretende Spielende sorgte in unseren ersten Partien für die eine oder andere Überraschung bei den Mitspielern.

Das Spiel lebt davon, dem Spieler in seinen Aktionsmöglichkeiten immer ein Dilemma vorzusetzen: Wenn ich Steine kaufe, muss ich das Rad weiter drehen und die Steine, die ich nicht kaufe, werden für die nachfolgenden Spieler immer günstiger. Wie lange kann ich noch mit der Wertung einer Stadt warten, ohne dass mir ein anderer zuvor kommt? Baue ich jetzt die Kathedrale mit 4 Bausteinen oder kaufe ich erst noch Steine, um in der nächsten Runde die Kathedrale mit 5 Steinen bauen zu können? Welcher meiner Mitspieler hat noch genügend Baumaterial, um meine Pläne zu durchkreuzen? Wer hat schon wie viele der Endbedingungen erfüllt? Wie viele Runden spielen wir noch?

Hier den Überblick zu behalten und die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen, ist nicht immer ganz einfach. Hinzu kommen noch zwei kleine Glücksfaktoren, das Ziehen der Bausteine aus dem Sack und das Aufdecken neuer Gebäude, die manchmal die sorgfältig durchdachten Pläne der Spieler stören. Was wiederum den einen oder anderen Vielspieler störte.

Dem Vielspieler sei hier verraten, dass mit der Erweiterung deutlich mehr taktische Möglichkeiten ins Spiel kommen und die zwei kleinen Glücksfaktoren eigentlich nicht mehr ins Gewicht fallen. Durch die in der Erweiterung vorhandenen variablen Spielendbedingungen und erweiterten Möglichkeiten Siegpunkte zu generieren steigt die Spieltiefe deutlich an und "Die Paläste vor Carrara" entwickelt sich zu einem anspruchsvollen, abwechslungsreichen Vielspielerspiel.

Die angegebene Spieldauer von 60 Minuten wird man nach den ersten Partien auch mit 4 Spielern selten überschritten. Das Spiel mit der Erweiterung dauerte in unseren Spielrunden oft nur unwesentlich länger, da man seine Aktivitäten gut während der Spielzüge der anderen Spieler planen kann. Auch die Altersangabe von 10 Jahren ist passend gewählt und ich denke, dass ein Spieler, der mit 10 Jahren mehrfach das Basisspiel gespielt hat, auch im erweitertem Spiel gut mitspielen können wird.

Das Spiel funktioniert in allen angegebenen Spielerzahlen ohne Regelergänzungen gut. Im Spiel zu zweit wurde das Dilemma beim Kauf von Bausteinen von einigen Spielern negativ empfunden, hier entstand manchmal der Eindruck, dass einer der Mitspieler immer billiger weg kommt als der andere.

Von den beiden Autoren Wolfgang Kramer und Michael Kiesling wird ja oft gesagt, dass bei ihren Spielen die Mechanik im Vordergrund steht und das Thema beliebig austauschbar ist. Dieser Eindruck hat sich bei den "Palästen von Carrara" bei mir nicht bestätigt. Das gewählte Thema passt sehr gut zur Mechanik und wird vom Spielmaterial und der Grafik atmosphärisch gut unterstützt.

Vom wirklich sehr guten Spielmaterial möchte ich vor allem die Sichtschirme hervorheben. Aus dicker Pappe mit aufsteckbarem Dach bieten sie erstens genügend Platz, um das gesammelte Spielmaterial vor den Augen der Mitspieler zu verbergen, und fallen zweitens nicht ständig um oder verrutschen bei der leichtesten Berührung. Solche Sichtschirme wecken bei mir die Begehrlichkeit: „Warum nicht immer so?" Aber auch der Rest kann sich sehen lassen. Spielplan, Spielertableau und Gebäude aus dicker Pappe, die grafisch sehr ansprechend gestaltet sind und den Spielablauf gut unterstützen. Dazu gibt es eine Menge Spielfiguren, Objekte und Bausteine aus Holz in spielfreundlicher Größe. Es macht einfach Spaß, mit einer derartigen Ausstattung zu spielen.

In unseren Spielrunden kam das Spiel, aufgrund seiner angenehm kurzen Spieldauer von ca. 60 Minuten, des sehr schönen Spielmaterials und der beschriebenen frisch wirkenden Mechanismen sowohl bei Familien als auch bei Vielspielern immer gut an. Also gibt es von mir eine klare Empfehlung, "Die Paläste von Carrara" in beiden Varianten auszuprobieren.

Andreas Molter

Bewertung: 4 1/2 Schilde