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Knobelritters Spielearchiv - Die Quacksalber von Quedlinburg

Art des Spiels: Bagbuilding Game
Spieleautor:    Wolfgang Warsch
Verlag:         Schmidt Spiele
Jahrgang:       2018
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 32,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

"Hereinspaziert, herrrrreinspaziert, meine Herrschaften! Hier finden Sie das richtige Mittel für ihre Wehwehchen, die besten Tinkturen und Elixiere gegen Schweißfüße, Heimweh, Schluckauf und Liebeskummer. Sie da, der Herr in der blauen Weste! Ich habe da genau das Richtige für ihre Haare, die sich oben ganz schön lichten. Ein paar Tropfen, und das Haar sprießt wieder wie bei einem Jüngling. Und Sie, gnä' Frau, wie wär's mit einem kleinen Liebestrank? Dieses kleine Fläschchen wirkt Wunder, Sie werden sich der vielen Verehrer gar nicht erwehren können, sie werden sehen! Treten Sie näher!"

Einmal im Jahr kommen in Quedlinburg die besten Wunderdoktoren und Kurpfuscher des Landes zusammen, um ihre Tränke zu brauen. Aus ihren eigenen Vorratsbeutel fügen sie möglichst viele Zutaten hinzu, um den Trank immer besser zu machen. Aber ein paar Knallerbsen zu viel und der ganze Kessel explodiert, und futsch sind die wertvollen Siegpunkte!


Zu Beginn besitzt jeder der bis zu vier Quacksalber dieselben Zutaten in seinem Vorratsbeutel: Jede Menge Knallerbsen (weiße Chips) in den Werten 1 bis 3, sowie je eine Kreuzspinne (grüner Chip mit dem Wert 1) und ein Kürbis (oranger Chip mit dem Wert 1). Außerdem verfügt jeder über seinen eigenen Kessel, in dem ein Tropfen anzeigt, wie voll der Kessel aktuell ist.

In jeder der 9 Runden wird zuerst eine Wahrsagekarte aufgedeckt. Das Ereignis gilt für alle Spieler, wobei lila Wahrsagekarten sofort ausgeführt werden und blaue Karten für die komplette Runde gelten. Anschließend kommt es zur Trank-Zubereitung. Gleichzeitig ziehen alle Spieler einen Chip aus ihrem Beutel und legen ihn in ihren Kessel. Für den ersten Chip werden dabei - je nach Wertigkeit - 1 bis 4 Felder nach dem Tropfen gezählt, jeder weitere Chip nach dem zuletzt belegten Feld.

So füllen sich mit der Zeit die Kessel mit den verschiedensten Zutaten. Nach jedem Ziehen und Ablegen können sich die Spieler entscheiden, ob sie noch einen weiteren Chip aus ihrem Beutel ziehen wollen oder ob sie stoppen. Wenn die Summe aller gezogenen weißen Chips allerdings den Wert 7 übersteigt, sind zu viele Knallerbsen im Trank und der Kessel explodiert.

Haben sich alle Spieler entschieden zu stoppen, oder wurden durch eine Explosion dazu gezwungen, kommt es zur Wertung. Hierbei erhalten die Spieler - je nach der Position ihres Tropfens im Kessel - Siegpunkte und/oder Geld zum Einkauf neuer, besserer Zutaten. Wessen Kessel explodiert ist, muss sich für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden, wer rechtzeitig aufgehört hat, bekommt sogar beides. Außerdem können in dieser Wertungsphase Rubine verteilt werden, sowie die Effekte bestimmter Zutaten zusätzliche Belohnungen bringen.

Für die nächste Runde geben die Spieler wieder alle Zutaten-Chips in ihre Beutel. Nach der 9. Runde ist Schluss. Wer dann mit seinem Zählstein auf der Zählleiste am weitesten vorgerückt ist, hat sich am Markt von Quedlinburg als der geschickteste Quacksalber herausgestellt und gewinnt nebenbei auch das Spiel.


Der Knobelritter als fundierter Spieleexperte wird sofort erkannt haben, dass es sich bei "Die Quacksalber von Quedlinburg" um ein lupenreines "Bagbuilding Game" handelt, also einem Spiel, bei dem man im Laufe der Partie den Inhalt seines Beutels, aus dem man Spielfiguren, Chips, Plättchen oder ähnliches zieht, verbessert, um in Folge effektiver agieren zu können.

Dabei spielt es aber in einer anderen Liga als die bekanntesten Spiele dieses Genres, wie "Orléans" oder "Altiplano". Das Schmidt Spiel ist wesentlich einfacher gestrickt und richtet sich vielmehr an Familien und den sogenannten "casual gamer", den Gelegenheitsspieler. Die Altersangabe "ab 10 Jahren" ist ein deutliches Indiz dafür, meiner Erfahrung nach können aber auch schon jüngere Kinder mitmachen.

Dieser Zielgruppe geschuldet ist auch der doch recht hohe Glücksanteil. Dabei sind es nicht nur die Knallerbsen, die den Spielern durch ihr zufälliges Auftauchen einen Strich durch ihre Rechnung machen können. Es kommt auch bei den meisten anderen Zutaten darauf an, ob und wann sie gezogen werden. Bei einigen Sorten ist es besser, wenn sie so früh wie möglich gezogen werden (z. B. Kürbisse), andere entfalten ihre Wirkung erst später (z. B. Kreuzspinnen). Wieder andere bringen besondere Vorteile, wenn genau davor oder danach bestimmte Chips auftauchen.

Je nachdem, ob man ein glückliches Händchen oder Pech hat, kann die Schere dann ziemlich auseinander gehen. Eine Kesselexplosion fällt in den ersten Runden noch nicht so ins Gewicht. Da kann man ruhig mal mehr riskieren, denn da geht es nur um 1 oder 2 Siegpunkte, weshalb man auf jeden Fall bessere Zutaten zukaufen sollte. Außerdem hat Autor Wolfgang Warsch mit den "Rattenschwänzen" einen schönen Ausgleich für Pechvögel geschaffen: Je nach Abstand zum Führenden dürfen auf der Zählleiste weiter hinten liegende Spieler ihren Tropfen zu Beginn einer Runde ein paar Felder vorrücken. In den letzten 3 Runden wirkt sich eine Explosion hingegen oft verheerend aus. Diese große Abhängigkeit von den Launen des Zufalls wird wohl einigen Spielern nicht gefallen, für ein Familienspiel finde ich dies allerdings durchaus akzeptabel.

Dass ich die einzelnen Zutaten nicht genau beschrieben habe, liegt daran, dass es keine allgemein gültige Aussage dazu gibt. Nur die beiden Zutaten Kürbis (ohne Effekt) und Totenkopffalter kommen unverändert in jeder Partie vor. Für jede andere Zutat (Krähenschädel, Fliegenpilz, Alraunwurzel, Kreuzspinne und Geisteratem) gibt es je vier verschiedene Versionen, deren Wirkung auf eigenen Zutaten-Büchern abzulesen ist. Es wird empfohlen, die zusammengehörigen "Sets" nacheinander zu spielen, in Folge kann man dann auch die Zutaten-Bücher nach eigenem Gutdünken zusammenstellen.

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht auf die einzelnen Effekte eingehen, um den Rahmen dieser Rezension nicht zu sprengen. Es genügt zu erwähnen, dass die Effekte höchst unterschiedlich sind, mal etwas einfacher, mal etwas komplexer. Dies sorgt nicht nur für einen hohen Wiederspielreiz, weil sich jedes "Set", jede Kombination aus den Büchern ein wenig anders spielt. Es gilt ebenfalls, die "Auslage" der aktuellen Zutaten-Bücher zu "lesen", und sich auf eine gewisse Vorgehensweise ("Strategie" wäre hier doch etwas zu hoch gegriffen) einzustellen.

Noch ein paar Worte zur Ausstattung. Die Qualität des Spielmaterials mit den vielen Tafeln und Plättchen ist ordentlich. Mir gefallen besonders die Illustrationen von Dennis Lohausen, denn die einzelnen Zutaten sind von den Farben her sehr gut unterscheidbar. Die Spielregel ist eigentlich gut verfasst und ausreichend bebildert. Ein Almanach der Zutaten beschreibt dazu jedes einzelne Zutatenbuch. Trotzdem haben wir - über mehrere Partien hinweg! - gleich 2 Fehler gemacht. Ich rechne dies aber eher uns selbst zu, als alte Spielveteranen waren wir bei den vermeintlich einfachen Regeln wahrscheinlich zu nachlässig und weniger konzentriert.

Insgesamt kann ich dem Spiel einen hohen Spielreiz bescheinigen. Vor allem Spieler, die auf ein schön gestaltetes, abwechslungsreiches, lockeres Spiel mit einer Spieldauer von deutlich unter einer Stunde stehen, und denen ein bisschen Zufall nichts ausmacht, werden mit "Die Quacksalber von Quedlinburg" ihre Freude haben.

Franky Bayer

Wertung: 4½ Schilde