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Knobelritters Spielearchiv - Dschunke

Art des Spiels: Sammel- und Versteigerungsspiel
Autor:          Michael Schacht
Verlag:         Queen Games
Jahrgang:       2002
Spielerzahl:    3 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 15,-
Auszeichnung:   Nominiert zum "Spiel des Jahres 2002"

"Auf den schwimmenden Märkten Asiens pulsiert das Leben. Dicht gedrängt liegen die Dschunken beieinander, zum Bersten beladen mit exotischen Waren aus aller Welt. Über schmale Holzstege wechseln Kaufleute und ihre Gehilfen zwischen den Schiffen hin und her, um für die großen Märkte der Stadt einzukaufen. Um die lukrativsten Geschäfte zu machen, ist es nötig, zur richtigen Zeit auf der richtigen Dschunke zu sein. Nur wer seine Aktionen geschickt koordiniert, kann es schaffen, zum angesehensten Handelsherrn Asiens aufzusteigen."

Wie bitte?

Ein paar geschickte Einkäufe auf einer Handvoll Dschunken, und schon ist man der Handelsmagnet des Ostens? Da haben die Macher von "Dschunke", einem neuen Spiel aus dem Hause "Queen Games" wohl um einiges zu dick aufgetragen, spielt sich das Szenario doch nur in einem kleinen Teil eines chinesischen Hafens ab. Der Text auf der Schachtelunterseite schreibt schon ein wenig moderater und plausibler als die oben abgedruckte Spielgeschichte: Hier ist das Spielziel, der reichste Handelsherr der Stadt zu werden.

Aber nehmen wird das jetzt nicht zu genau. Ob angesehenster Handelsherr Asiens oder lediglich der Stadt: Um im Spiel erfolgreich zu sein und viel Profit zu machen, muss man nicht unbedingt schlitzäugig sein, dafür ist Schlitzohrigkeit umso hilfreicher. Stürzen wir uns also ins Getümmel eines schwimmenden Marktes irgendwo an der südchinesischen Küste und schauen wir uns an, wie sie fern im Osten Handel betreiben.

Der Spielplan zeigt einen Hafenausschnitt mit fünf Dschunken, die mit schmalen Holzstegen miteinander verbunden sind. Vier Dschunken haben sich auf bestimmte Waren spezialisiert: Es gibt eine Reis-Dschunke, eine Gemüse-Dschunke, eine für Fisch und eine andere für Gewürze, allesamt leicht durch ihre Farben auseinander zu halten. Auf diesen Dschunken werden die entsprechenden Warenkarten (je 20 Stück) platziert. Auf die fünfte Dschunke kommen hingegen keine Warenkarte, hier sind alle Waren erhältlich. Auf der Markthalle werden die Marktkarten gestapelt, welche anzeigen, wie viel Geld man mit welcher Warensorte verdienen kann. Die gut gemischten Sonderkarten wiederum finden ihren Platz auf den vier Landungsstegen.

Als wichtiger chinesischer Händler kann man natürlich nicht alles selbst machen, da braucht man schon die Mitarbeit anderer Leute. Um überhaupt Geschäfte tätigen zu können, sind drei Kaufleute vonnöten. Sie werden - dargestellt durch Holzchips - auf die Schiffe verteilt. Zudem kommen noch ein oder zwei Gehilfen (abhängig von der Spielerzahl) zum Einsatz, die auf einem Pfad entlang des Hafens starten. Der Reihe nach kann sich jeder Spieler die Dienste eines Kaufmanns oder eines Gehilfen sichern. Folgende drei verschiedene Aktionen bieten die Kaufleute und Gehilfen an:

Einer der Kaufleute ist rein für das Aufladen von Kisten zuständig. Er kann zwei Ladungsstreifen - jede besteht aus drei Kisten - auf dasjenige Schiff stapeln, auf dem er sich gerade befindet. Die Ladungsstreifen werden nebeneinander gelegt, liegen bereits drei nebeneinander, wird eine neue Schicht angefangen, wobei jede weitere Schicht quer zur vorhergehenden angefangen wird. Dadurch sind stets neun Kisten sichtbar.

Der zweite Kaufmann ist eine Art Einkäufer, denn er erlaubt es dem Spieler, der diese Aktion gewählt hat, Warenkarten zu nehmen. Die Anzahl dieser Warenkarten hängt davon ab, wie viele eigene Kisten auf diesem Schiff sichtbar sind, mindestens aber drei Stück.

Und der dritte Kaufmann übernimmt anscheinend den Direktverkauf, denn er kann die Ladung "versilbern". Der Spieler kassiert dann pro sichtbarer eigener Kiste 1 Yüan, wie bei den Warenkarten ist auch hier ein Minimum von 3 Yüan gesichert.

Bei den Gehilfen zeigt das jeweilige Aktionsfeld, auf dem sie stehen, welche Aktion ("Aufladen", "Einkaufen" oder "Verkaufen") man gerade mit ihnen durchführen kann. Eine Gehilfenaktion ist jedoch nur auf einer der beiden Dschunken, auf denen kein Kaufmann steht, möglich.

Was macht ein Händler nun mit seinen erworbenen Waren? Jeder Spieler versucht natürlich, seine Waren auf dem Markt anzubringen. Leider bekommt pro Warensorte nur derjenige Spieler Geld, der davon die meisten anbietet. Entschieden wird dies mit einem sogenannten "Warenpoker": Jeder Spieler wählt verdeckt eine beliebige Anzahl von Warenkarten seiner Hand aus, wobei er nur Waren einer Sorte nehmen darf. Danach wird jede Warensorte getrennt abgerechnet. Die aktuelle Marktkarte gibt an, wie viel man dafür erhält. Je nach Warensorte sind so 1 bis 4 Yüan zu verdienen. Das Knifflige an diesem Poker ist, dass jeder Spieler alle eingesetzten Karten abgeben muss, auch wenn ein anderer den Zuschlag erhält. Raue Sitten sind das im Fernen Osten!

Ziel der Händler ist es selbstverständlich, das meiste Geld, die meisten Yüan zu scheffeln. Dafür haben sie 10 Runden Zeit, deren Ablauf genau geregelt ist: Zuerst wird eine neue Marktkarte aufgedeckt, danach tätigen die Spieler ihre Aktionen mit den Kaufleuten bzw. Gehilfen, anschließend gibt es Nachschub in Form von Warenkarten, schließlich findet der "Warenpoker" statt. Zum Abschluss einer Runde werden noch die Figuren weitergerückt (Kaufleute aufs nächste Schiff im Uhrzeigersinn, Gehilfe/n aufs nächste Feld des Pfades) und der Startspieler wechselt. Nach 10 Runden gewinnt der reichste Händler das Spiel.

Ganz gut, was sich da Michael Schacht, der Autor von "Dschunke" ausgedacht hat. Um möglichst viel Yüan zu verdienen, sind von den Spielern sind nicht nur kurzfristige Entscheidungen gefragt, wie beim Warenpoker. Geschicktes Platzieren von Ladungsstreifen kann in der Folge auch mittelfristig Kohle gemacht werden, wenn zum Beispiel auf einer Dschunke gleich mal sechs, sieben oder mehr Kisten sichtbar sind und so beim "Ladung versilbern" dementsprechend viel Geld einbringen. Da es bei Spielende noch einen Bonus von 4 Yüan für jedes Schiff gibt, auf dem man mindestens eine sichtbare Kiste besitzt (bei allen 5 Schiffen sind's sogar 25 Yüan!), ist auch lange Vorausplanung nötig.

Am Interessantesten jedoch finde ich die Sonderkarten, an die man im Laufe des Spiels vor der 3. und 8. Runde automatisch, ansonsten laut Marktkarte in einigen Runden für den Gewinn einer bestimmten Warensorte erhält. Einige Sonderkarten erlauben einmalige Zusatzaktionen, andere bringen mehr Warennachschub oder Warentauschmöglichkeiten. 10 "Bonuskarten" bringen einem zusätzliches Geld bei Spielende. Dafür ist aber die aufgedruckte Bedingung (bestimmte Anzahl an sichtbaren eigenen Kisten auf einer oder zwei bestimmten Dschunken) zu erfüllen, was zwar einigermaßen schwierig ist, aber 8 bzw. 12 Yüan sind auch eine ganz schöne Summe Geld!

Insgesamt bietet "Dschunke" viele Möglichkeiten und somit eine volle Stunde lang schönes Spielvergnügen mit relativ geringem Glücksanteil und einer Menge Interaktion. Es braucht schon eine oder zwei Runden bis man die verschiedenen Aktionen so richtig einschätzen kann und abwägen, was am Ende mehr bringt. Das Material ist nicht nur auffällig (die grell-orange dicke Schachtel ist ein richtiger Blickfänger), sondern auch recht ordentlich und attraktiv gestaltet. Darum befindet sich das Spiel von Michael Schacht zu Recht auf der Auswahlliste zum "Spiel des Jahres". Einige Kritiker wollten es auch schon als Favorit zum Hauptpreis sehen, aber so weit möchte ich dann doch nicht gehen...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde