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Knobelritters Spielearchiv - Dynasties

Art des Spiels: Mehrheiten - und Positionsspiel
Spieleautor:    Matthias Cramer
Verlag:         Hans im Glück
Jahrgang:       2016
Spielerzahl:    3 bis 5 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 90 Minuten
Preis:          € 39,90

Zielgruppe:     Spielexperten ++

„Heirate und Herrsche!“

Wenn ich diesen Untertitel des vor mir liegenden Spiels lese, kommt mir die Redewendung „Divide et impera“ (lat. für „Teile und Herrsche!“) in den Sinn, obwohl sie für das Europa der Renaissance eigentlich so gar nicht zutrifft. Dies hat eher damit zu tun, dass dem Teilen im Spiel „Dynasties“ eine wichtige Rolle zukommt. Als Fürsten versuchen wir unseren Einfluss in Europa zu mehren, indem wir heiraten, handeln und eben auch mit Geschick teilen.

Der Spielplan zeigt uns Europa zur Zeit der Renaissance, eingeteilt in vier große Königshäuser: Britannia, France, Hispania und „Sacrum Romanum Imperium“ (das Heilige Römische Kaiserreich). In jedem der vier Reiche sind vier bis sechs große Städte eingezeichnet. Die Hauptaufgabe der teilnehmenden Fürstenhäuser besteht darin, Familienmitglieder in diese Städte einzusetzen, denn diese können auf verschiedenste Weise wertvolle Siegpunkte bringen.

Dies geschieht in 3 Durchgängen mit Hilfe von Aktionskarten. Wer an der Reihe ist, spielt eine Aktionskarte aus seiner Hand aus und führt eine der darauf abgebildeten Aktionen aus. Folgende Aktionen finden sich auf den Karten:

Will oder kann ein Spieler keine Aktionskarte ausspielen, kann er passen und damit aus dem laufenden Durchgang aussteigen. Obwohl dies auch schon zu einem früheren Zeitpunkt möglich ist, wird diese Option aber meist erst gewählt, wenn der Spieler höchstens noch eine Karte auf der Hand hält, da er nicht mehr als 1 Karte in den nächsten Durchgang mitnehmen kann.

Am Ende eines Durchgangs kann jeder Spieler eine Bonusaktion durchführen, wobei der Zeitpunkt des Passens und/oder die Bezahlung von rosa Waren über die Spielerreihenfolge hierbei entscheidet. In den Durchgangswertungen erhalten die Spieler noch Punkte für ihre ledigen Fürsten und Fürstinnen auf dem Spielplan, außerdem können sie anschließend Wertungskarten aus ihrer Hand ausspielen, welche ihnen wichtige Siegpunkte unter bestimmten Bedingungen bringen.

Nach dem dritten Durchgang findet eine Schlusswertung statt, in der die Spieler hauptsächlich noch Punkte für Mehrheiten in den 4 Ländern - laut den für diese Partie geltenden Länderwertungstafeln - erhalten. Zusätzlich erhält jeder Spieler, der in allen Kronenstädten eines Landes vertreten ist, die auf der entsprechenden Tafel angeführten Punkte. Der Spieler, der schlussendlich die meisten Siegpunkte vorweisen, gewinnt das Spiel.

Der aufmerksame Leser wird sich jetzt - zu Recht - fragen, wo im Spiel denn nun das in der Einleitung erwähnte „Teilen“ vorkommt. Die Antwort ist logisch: Immer dort, wo sich zwei Parteien einig werden müssen. Hier also in zweiFällen, nämlich beim Handel und bei der Heirat.

An Siegpunkte kommt man bei „Dynasties“ hauptsächlich auf zwei Arten. Einerseits bei den Mehrheitswertungen am Spielende. Zu Spielbeginn werden die vier Länderwertungstafeln ja zufällig auf die 4 Länder verteilt. Diese legen fest, wie viele Punkte die beiden Spieler mit den meisten und zweitmeisten Figuren erhält. Zu den Fürsten und Fürstinnen werden hierbei auch die gezeugten Kinder und die gesammelten Landeswappen gezählt.

Außerdem ist auf der Tafeln vermerkt, wie viele Punkte jeder Spieler bekommt, der in allen Städten dieses Landes mit Kronensymbolen vertreten ist. Dies ist in Frankreich leichter zu bewerkstelligen, da Paris dort die einzige Kronenstadt ist, während das Heilige Römische Reich gleich deren drei aufweist.

Der zweite wichtige Punktelieferant sind die Wertungskarten. Jeder Spieler erhält zu Beginn schon verdeckt zwei der grünen Startkarten zugeteilt. An zusätzliche Wertungskarten gelangt man durch die Persönlichkeit „Karl V.“, durch einen bestimmten Mitgift-Würfel und durch eine Bonusaktion am Ende eines Durchgangs. Die Start-Wertungskarten geben jeweils 2 Städte vor, in denen man einen Fürst oder eine Fürstin haben sollte. Beim Einlösen erhält man die niedrigere Punktezahl, wenn man nur in einer Stadt vertreten ist, die höhere für beide Städte.

Die anderen Wertungskarten belohnen Mehrheiten von bestimmten Warensorten oder Kronenstädten, oder aber man bekommt Punkte für seine Familienmitglieder auf dem Spielplan (verheiratete Figuren, Figuren in Stadtfeldern mit bestimmten Symbolen, etc.), wobei die Höhe dieser Siegpunkte davon abhängt, in welchem Durchgang man die Wertungskarte erfüllt. Je früher, umso mehr Punkte sind auf diese Weise möglich.

Wertungskarten und Mehrheitswertungen erfordern eine eher strategische Vorgehensweise. Man sollte seine Planung schon ab Beginn nach den erhaltenen Startkarten ausrichten und seine Aktionen diesem höheren Ziel anpassen. Dazwischen sind aber auch immer taktische Entscheidungen zu treffen, da man ja ebenfalls die zur Verfügung stehenden Aktionskarten, die aktuellen Persönlichkeiten, sowie das Warenangebot im Hafen berücksichtigen muss.

Trotz aller Überlegungen hat „Dynasties“ aber doch einen beachtlichen Glücksanteil, für den es sogar einige Kritik einstecken muss. Dafür verantwortlich sind die zufällig ausgeteilten Aktionskarten (6 zu Beginn, dann je 4 für die Durchgänge und 3), die Start-Wertungskarten, die jede Runde neu zusammengestellte Auslage der Persönlichkeiten mit wechselnden Kosten, die ausgewürfelte Mitgift, die verdeckt ausliegenden Buchplättchen in einige Städten, und noch einiges mehr.

Auch wenn ich einige Kritikpunkte durchaus nachvollziehen kann, geht es für mich absolut in Ordnung, wenn ein Spiel auch ein paar Zufallselemente aufweist. Es muss ja nicht jedes Kennerspiel gleich ein beinharter Strategiehammer sein. Besonders die Aktionskarten gefallen mir sehr gut. Jeder Spieler ist dabei halt angehalten, das Beste aus seiner Kartenhand zu machen.

Ein paar Sachen stören mich aber dann doch. So könnte man die Buchplättchen, von denen laut Spielregel verdeckt 2 Stück zu jeder entsprechenden Stadt gelegt werden, ohne weiteres auch offen platzieren. Der erste Spieler, der dort eine Figur hinstellt, könnte sich dann eines davon aussuchen, der zweite Spieler kann dann bloß das verbliebene Plättchen nehmen. Und schließlich finde ich die Streuung auf dem Mitgift-Würfel mit den Siegpunkten (1 bis 6!) als zu groß. Gerade wenn oft damit nur 1 oder 2 Siegpunkte ausgewürfelt werden, ist dies sehr unattraktiv, womit der teilende Spieler benachteilt wird.

Das Spielmaterial ist dafür in der bewährten „Hans im Glück“-Qualität: umfangreich, stabil, von Claus Stephan ansprechend gestaltet und mit einer verständlichen Symbolik versehen. Insgesamt gefällt mir „Dynasties“ ausgesprochen gut. Die Kuchenregel wurde schön ins Spiel integriert, passend aber nicht aufdringlich. Trotz der vielen Möglichkeiten - ich habe längst nicht alle Regeldetails erwähnt - ist das Spielprinzip doch recht einfach, womit ein relativ schneller Einstieg gewährleistet ist. Die Spieldauer bewegt sich mit etwa 75 Minuten ebenfalls im angenehmen Bereich. Und mit dem vorhandenen Glücksanteil kann ich gut leben, obwohl man ihn in einigen Bereichen hätte reduzieren können.

Bei gerechter Teilung erweist sich Heiraten dann also doch nicht als sooo schlimm… ;-)

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde