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Knobelritters Spielearchiv - EVO

Art des Spiels: Entwicklungsspiel
Spieleautor:    Philippe Keyaerts
Verlag:         Eurogames
Jahrgang:       2001
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 90 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Lächerlich!

Da behaupten doch einige "Wissenschafter" allen Ernstes, die Dinosaurier wären ausgestorben, weil sie sich zuwenig an die Umweltveränderungen anpassen konnten. Tsss! Einfach lachhaft. Dabei weiß doch jedes Kind, dass ein riesiger Meteorit an ihrer Ausrottung Schuld war. Es sind dabei ja insgesamt dreiviertel der gesamten Tier- und Pflanzenwelt mit draufgegangen. Also nicht alles auf die "dummen, schwerfälligen" Dinos schieben, bei so einer globalen Katastrophe könnte nicht einmal der sooo anpassungsfähige, intelligente Homo sapiens der Neuzeit überleben.

Zurück zu den Riesenechsen: Ich kann beweisen, dass sie keine Sackgasse der Evolution darstellten. Wie ich das anstelle? Ich habe da vor mir eine wissenschaftliche Abhandlung namens "EVO" (kurz für Evolution), welche zeigt, wie sich die Dinos auf die Klimaveränderungen einstellten und sich auf verschiedenste Weise entwickelten. Der Belgier Philippe Keyaerts, der uns schon mit "Vinci" eine Studie über den Aufstieg und Verfall von Zivilisationen lieferte, lässt auf einer Insel drei bis fünf verschiedene Saurier-Arten gegeneinander antreten.

Die Insel, die sich übrigens je nach Anzahl der Dinoarten größer oder kleiner aufbauen lässt, setzt sich für diesen Versuchszweck aus vielen Feldern vier verschiedener Regionen zusammen: Wüstenregionen, Ebenen, Hügellandschaften und Gebirgen. Eine Klima-Tabelle zeigt an, in welcher Region gerade mildes Klima, in welchen Regionen warmes bzw. kühles Klima herrscht, und in welchen Regionen das Wetter so eisig oder heiß ist, dass kein Dinosaurier dort überleben kann.

Das sind also die geographischen und klimatischen Bedingungen. Jede Saurier-Art startet nun mit lediglich einer Herde, dargestellt durch einen Holzstein. Anfangs haben alle Arten gleiche Voraussetzungen: gleiche Kälte- und Wärmeempfindlichkeit, gleiche Stärke, gleiche Fruchtbarkeit, gleiche Beweglichkeit. Für eine bessere Übersicht erhält jede Gattung ein "Portrait", auf dem diese Eigenschaften in vereinfachter Form dargestellt werden.

Wie läuft nun dieses wissenschaftliche Experiment ab? Grundsätzlich geht es über mehrere Runden, die alle nach dem selben Schema ablaufen. Zuerst wird eruiert, welche Gattung die initiativste ist und im Anschluss schneller in neue Regionen ziehen und schneller Nachwuchs zeugen kann, nämlich welche Gattung über den längsten Schwanz verfügt (Phase 1- Initiative).

Danach wird das neue Klima ermittelt, soll heißen: in welcher Region für diese Runde gemäßigtes Klima herrscht. Das Klima folgt dabei einem generellen Zyklus, so wie sich ja auch in der Vergangenheit Eiszeiten und tropisches Klima abgewechselt haben. Ab und zu kann es aber auch verrückt spielen. Diese Schwankungen werden mit einem normalen Würfel simuliert, der den Klimastein auf der Klimatabelle in die eine oder andere Richtung ziehen lässt, wobei sich schon unterschiedliche Wahrscheinlichkeit beobachten lassen (Phase 2 - Klima).

Logischerweise versuchen nun die Dinos, jene Regionen zu erreichen, die ihnen beim derzeitigen Klima das Überleben möglichst vieler Tiere ihrer Art erlauben. Selbstverständlich kann es passieren, dass zwei Dinoherden dieselbe Region besiedeln wollen. Da jedoch eine Region nur eine Herde beherbergen kann, kommt es zum Kampf, bei dem erneut ein Würfel zum Einsatz kommt. Nur die stärkere Herde bleibt dabei am Leben (Phase 3 - Bewegung und Kämpfe).

Der Selbsterhaltungstrieb veranlasst dann jede Dinosaurier-Gattung, sich zu vermehren und Eier zu legen. Auf unser Experiment umgemünzt heißt das, dass je nach Fruchtbarkeit neue Herden in angrenzende Felder gesetzt werden können (Phase 4 - Nachwuchs).

Schließlich kommt die Stunde der Wahrheit, in der man beobachten kann, wie gut sich die Saurier den geänderten Klimaverhältnissen angepasst haben. Alle Herden, die sich in einer momentan milden Region befinden, überleben ohne Probleme. In kühlen Regionen braucht eine Gattung jedoch genug Fell, um der Kälte trotzen zu können. In warmen Gegenden wiederum muss eine Gattung über genug Sonnenschutz-Maßnahmen verfügen, um bestehen zu können. Herden, die nicht geschützt sind, sterben und müssen entfernt werden. Alle anderen Regionen - bitterkalte und sehr heiße - lassen überhaupt kein Überleben zu. Zum Vergleich, wie gut sich eine Gattung in der Evolution hält, werden nun Entwicklungspunkte für jede verbliebene Herde vergeben und auf einer Punkteleiste festgehalten ( Phase 5 - Überleben und Entwicklungspunkte).

Um also herauszufinden, welche Dinogattung sich schlussendlich am besten entwickeln konnte, muss - wie bei jeder wissenschaftlichen Arbeit - auch das Ende klar definiert und abgesteckt sein. Es erscheint geradezu logisch, den Einschlag des riesigen Meteorit als geeigneten Zeitpunkt für das Ende des Versuches anzunehmen. Um das Ganze nicht allzu transparent zu gestalten, dauert "EVO" eine bestimmte Mindestanzahl an Runden, das genaue Ende wird jedoch wieder mit einem Würfel ermittelt. Die Gattung, die sich zum Zeitpunkt des "global impacts" am weitesten vorne auf der Punkteleiste steht, ist zweifelsohne die erfolgreichste Dinosaurier-Gattung.

Der interessierte Leser wird sich jetzt vielleicht fragen, wo nun die Evolution bleibt, wenn es keine Unterschiede zwischen den einzelnen Gattungen gibt. Hier kommen nun die "Gene" ins Spiel. Frei nach dem Prinzip "Mutation & Selektion" tauchen pro Runde die verschiedensten neuen Gene auf, der Einfachheit halber genau so viele wie Gattungen vorkommen. Mit Entwicklungspunkten wird nun um diese Gene gerangelt, ein Prozess, der am besten mit einer Versteigerung zu vergleichen ist. Schließlich kann sich jede Gattung ein neues Gen einverleiben, welches auf dem Portrait platziert wird. Und was sind das alles für evolutionäre Fortschritte! Längere Schwänze, die anzeigen, dass eine Gattung initiativer geworden ist. Pfoten, die eine größere Beweglichkeit darstellen. Hörner, die Vorteile im Kampf bieten. Felle, die unempfindlicher in kühlen Regionen machen und verbesserter Sonnenschutz für wärmere Gegenden. Eine größere Fruchtbarkeit wird durch ein Ei repräsentiert, usw.

In dieser Phase 6 - Meteorit und Gebote - entwickeln sich die Dinosaurier also in verschiedene Richtungen, was sich dann in Folge auch auf ihr Verhalten auswirkt. Einige werden aggressiver und greifen öfter andere Dinos an. Andere sind beweglicher und nutzen den größeren Aktionsradius, um die milderen Regionen anzusteuern. Andere haben sich so viel Fell oder Sonnenschutz zugelegt, dass sie sich vermehrt in kühlen bzw. warmen Regionen aufhalten können. Und wieder andere gleichen eine hohe Sterblichkeit mit einer hohen Geburtenrate aus. Somit ist der endgültige Beweis für die Anpassungsfähigkeit der Riesenechsen erbracht.

"EVO" - erschienen bei Eurogames - erinnert ein wenig an Philippe Keyaerts erstes Werk "Vinci". Hier wie dort müssen Siegpunkte erzielt werden, indem man eine Spezies (Völker bzw. Dinos) möglichst gut vermehrt. Beiden ist gemein, dass diese verschiedene Eigenschaften und dadurch eigene Charakteren erhalten. Bei beiden Spielen gibt es verschiedene Regionen, die einen Einfluss auf das Spielgeschehen haben. Sowohl "EVO" als auch "Vinci" sind sehr originell und haben trotz relativ einfacher Regeln einen ziemlichen taktischen Tiefgang. Als einziger gravierender Unterschied sind bei "EVO" noch Ereigniskarten vorhanden, die das Glücksmoment etwas erhöhen, weil sie das Spielgeschehen doch einigermaßen durcheinanderwirbeln können.

Ich persönlich betrachte "EVO" als eines der besten Spiele des heurigen Jahrgangs, denn es ist abwechslungsreich, schnell erklärt, optisch hervorragend und witzig gestaltet und kommt bei unseren Spielrunden sehr gut an. Unbedingt ausprobieren!

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde