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Knobelritters Spielearchiv - El Gaucho

Art des Spiels: taktisches Würfelspiel
Spieleautor:    Arve D. Fühler
Verlag:         Argentum Verlag
Jahrgang:       2014
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)

Riesige Rinderherden in den Weiten der Prärie; Mächtige Rinderbarone; Reiter, welche die Rindviecher herumtreiben; Viehdiebe, die mit Lassos "herrenlose" Rinder einsammeln: Es besteht kein Zweifel, wir haben es mit einem Spiel zu tun, das im Wilden Westen spielt. Oder etwa doch nicht?

Nein, denn Ort der Handlung ist hier nicht der nordamerikanische Westen, sondern das viel weiter südlich gelegene Argentinien, wo die Prärie Pampa heißt, und man die Cowboys Gauchos nennt. Aber sonst besteht eigentlich kein Unterschied, denn in der Pampa herrschen dieselben rauen Sitten wie in Wyoming, Colorado oder Texas, wenn es darum geht, möglichst viele und stattliche Rinder einzufangen.

Die Rinder gibt es in fünf Rassen (braun, ockerfarben, schwarzgrau, weiß und schwarz-weiß-gefleckt). Außerdem kommen sie in verschiedensten Größen vor, von eher klapprigen Jungstieren bis hin zum prächtigen Zuchtbullen, was sich in ihren Werten (von 1 bis 12) widerspiegelt. Diese insgesamt 60 Rinderkärtchen werden anfangs verdeckt gemischt, und anschließend so viele in jede der vier Weiden aufgedeckt, bis die Weide entweder voll ist, oder der Wert der aufgedeckten Rinder 20 oder höher ist. Zu Beginn zieht jeder Spieler auch 3 Rinderkärtchen aus dem Beutel und entscheidet sich, ob er ein beliebiges davon behält und offen vor sich auslegt, oder 2 mit jeweils Werten von höchstens 8, oder alle 3 Kärtchen mit Werten von je maximal 4.

Neben den Weiden zeigt der Spielplan einen eingezäunten Bereich für das Würfelrodeo, sowie die Ranch mit sechs verschiedenen Aktionsbereichen. Um Rinder einzutreiben, braucht man natürlich auch etwas Personal. Jeder Spieler erhält eine Mannschaft aus 8 Gauchos (zu viert nur 7). Eine Figur davon setzt jeder anfangs in einen beliebigen Aktionsbereich. Und dann geht's los mit lautem "Yeehaa!", oder wie sie in der argentinischen Pampa sonst zu diesem Anlass rufen.

Der Startspieler wirft die Würfel in das Würfelrodeo-Feld. Dann wählt er zwei Würfel aus und führt damit Aktionen aus. Er kann dabei entweder für jeden gewählten Würfel eine Aktion ausführen oder nur eine Aktion mit der Summe beider Würfel. Danach wählt der nächste Spieler im Uhrzeigersinn zwei Würfel aus, etc.

In der Pampa sind folgende Aktionen möglich:

  1. Einen seiner Gauchos aufrecht auf ein unbesetztes Rinderkärtchen stellen, wofür man 1 oder 2 Würfel verwendet, welche genau der großen Zahl auf dem Kärtchen entsprechen.
  2. Einen seiner Gauchos flach auf ein unbesetztes Rinderkärtchen legen, wobei hierfür die kleine Zahl auf dem Kärtchen genau erreicht werden muss.
  3. Einen seiner liegenden Gauchos aufrichten, wofür ebenfalls die kleine Zahl auf dem Kärtchen ausschlaggebend ist.

In den sechs Aktionsbereichen sichert man sich zukünftige Sonderaktionen, indem man dort Würfel der dort angegebenen Zahl verwendet, und einen eigenen Gaucho platziert. So erlaubt beispielsweise der "Aufseher", in einem späteren Zug entweder 2 eigene Gauchos aufzurichten, oder einen liegenden Gaucho eines Mitspielers durch einen eigenen stehenden zu ersetzen.

Nachdem der letzte Spieler seine Aktionen ausgeführt hat, wird jede Weide in der Pampa überprüft, ob dort alle Rinderkärtchen mit Gauchos besetzt sind. Jeder Spieler nimmt sich aus vollständig besetzen Reihen alle seine stehenden Gauchos mitsamt den jeweiligen Rinderkärtchen zu sich und ordnet sie seinen Herden zu. Dabei besteht eine Herde stets aus Rindern gleicher Rasse, die entweder aufsteigend oder absteigend von links nach rechts sortiert sind.

Mit einem unpassenden Kärtchen muss eine neue Herde begonnen, und die alte Herde verkauft werden. Der Verkaufspreis ergibt sich aus der Multiplikation der Anzahl der verkauften Rinder mit dem Wert des wertvollsten Rindes. Der Geldmarker wird auf der Pesoskala entsprechend vorgerückt.

Nach dem Eintreiben der Rinder werden wieder alle Weiden wie bei Spielbeginn aufgefüllt. Sobald der Kärtchenvorrat erschöpft ist, wird noch eine komplette Runde gespielt. Darauf folgt eine würfellose Runde, bei der noch alle Gauchos in den Aktionsbereichen eingesetzt werden können. Schließlich werden noch alle Herden der Spieler zu ihrem aktuellen Wert verkauft. Wer am Ende die meisten Pesos besitzt, gewinnt das Spiel.

"El Gaucho" besticht durch ein relativ unverbrauchtes Thema. In meinem Spieleregal stehen zwar unzählige Spiele, die im Wilden Westen spielen und von Cowboys handeln, aber mit "Hazienda" (Hans im Glück) nur ein einziges vom Viehtrieb in Südamerika. Somit hebt sich das Spiel wohltuend aus der Masse der jährlich erscheinenden Spiele ab.

Die Ausstattung gefällt mir persönlich recht gut. Die Schachtel ist voll mit stabilen Plättchen und vielen Holzteilen. Die Symbolik auf dem Spielplan ist gelungen, wodurch viele Aspekte des Spiels fast selbsterklärend sind. Der Spielplan weist auch Vertiefungen für den Zaun des Würfelrodeos auf, der verhindert, dass die Würfel vom Tisch kullern. Und auch die Grafik von Dennis Lohausen überzeugt.

Als Würfelspiel kommt natürlich eine gewisse Portion Glück ins Spiel. Nur der Startspielern hat die größte Auswahl und kann darauf vertrauen, auch höhere, vorteilhaftere Würfelzahlen vorzufinden. Für jeden weiteren Spieler reduziert sich das Angebot der zur Verfügung stehenden Würfel. Der letzte Spieler kann schließlich nur mehr aus drei Würfeln wählen. Aus diesem Grund wechselt der Startspieler auch jede Runde im Uhrzeigersinn.

Es kommt aber auch darauf an, die Würfel geschickt einzusetzen. Besonders in Hinblick auf das Sammeln wertvoller Herden ist taktisches Gespür gefragt. Mit den Gauchos "reserviert" man ja eigentlich nur die Rinder auf den Weiden. Erst sobald eine Weide vollbesetzt ist, kommt man tatsächlich in den Besitz der reservierten Rinder, und dann auch nur jener mit stehenden Figuren! Um die Rinderkärtchen in der richtigen Reihenfolge einzusammeln, damit die nummerische Sortierung passt, ist somit kluges Timing gefragt.

Den Schüssel zum Spielsieg - so steht es sogar explizit in der Spielregel - stellen jedoch die Sonderaktionen dar. Sie sind nicht bloß Notlösungen für unpassende Würfel, sondern unverzichtbare Hilfen. So erlaubt etwa der Stall, beim Eintreiben ein Rinderkärtchen in eine bestehende Herde einzusortieren. Mit dem Rodeoheld verfügt man über einen zusätzlichen Würfel mit beliebiger Augenzahl. Die Estanzia erlaubt den sofortigen Verkauf einer eigenen Herde, wofür man sogar 5 Pesos extra einnimmt.

Der Viehdieb wiederum gestattet es, ein beliebiges Rind aus der Auslage eines Mitspielers zu stehlen. Der Aufseher - wie bereits erwähnt- kann Gauchos aufwecken oder verdrängen. Und in der Steppe kann man sich die dort liegenden geheimen Rinderkärtchen anschauen, und eines davon (bzw. zwei mit einem Gesamtwert von höchstens 4) mit aufrechtem Gaucho auf ein freies Weidefeld legen.

Mit dem Nutzen von Sonderaktionen gilt es allerdings konzentriert vorzugehen. Dass man jedes Aktionsfeld nur einmal besetzen kann, erscheint logisch, da es nur ein Feld pro Spieler gibt. Schwieriger ist da schon, dass jedes Aktionsfeld im selben Spielzug nur entweder besetzt oder genutzt werden kann. Es ist also weder möglich, ein Aktionsfeld zu besetzen und noch im selben Zug zu nutzen, noch kann man ein gerade genutztes Aktionsfeld gleich wieder besetzen. Zwar könnten die ausgestanzten Zaunlücken als Erinnerungshilfe verwendet werden, besser ist es jedoch, wenn die Mitspieler gut aufpassen, ob alles regulär abläuft.

Überhaupt kommt bei "El Gaucho" die Interaktion nicht zu kurz. Ob es um verfügbare Würfel geht, um bestimmte Rinderkärtchen oder um vollbesetzte Weiden, stets sollte man die möglichen Aktionen und Optionen seiner Mitspieler mitberücksichtigen. Da alle Herden offen ausliegen, kann man die Absichten er anderen etwas erahnen und sich darauf einstellen.

Meines Erachtens ist der Einfluss auf seine Mitspieler aber ein wenig zu stark. Drohende Viehdiebe bewirken, dass es riskant ist, auf allzu große, punkteträchtige Herden zu spekulieren. Die Entschädigung durch die Versicherung in Höhe des Rinderwertes ist oft nur ein schwacher Trost für den Bestohlenen, besonders wenn ein Rind mit geringem Wert geklaut wurde, der entstandene Einnahmenentgang aber um ein Vielfaches größer ist. Oft ist ein vorzeitiger Verkauf über die Estanzia - wenn auch suboptimal - doch mmer noch besser als durch Diebstahl ein wichtiges Rind zu verlieren.

Außerdem fehlt mir persönlich ein Regulativ, welches verhindert, dass ein Spieler - ob beabsichtigt oder nicht - Ziel mehrerer Angriffe wird. Aus eigener schmerzlicher Erfahrung weiß ich, dass ein mehrmals bestohlener Spieler kaum Chancen auf den Sieg hat. "El Gaucho" bezeichnet sich zwar ausdrücklich als Ärgerspiel, aber es muss ja nicht immer denselben Spieler treffen.

Als weiteren Nachteil empfinde ich, dass während des Spiel relativ viel gerechnet wird. Vor allem gegen Spielende wird durch die offenen Punktestände zu viel kalkuliert und berechnet, werden die Punkte jeder möglichen Aktion genauestens abgewogen. Ich könnte mir vorstellen, dass es mit verdeckt gesammelten Pesos besser funktionieren könnte, da eine intuitivere Spielweise gefordert wäre. Auf vorliegende Weise hingegen wirkt es so trocken wie der Staub der Pampa, geht das Spielerische etwas verloren.

Dies sind aber schon alle negativen Aspekte. Insgesamt finden wir in "El Gaucho" ein interessantes taktisches Würfeleinsetz- und Sammelspiel vor, mit einigen Ärgerelementen und einer angenehmen Spieldauer von knapp über einer Stunde. Es funktioniert am besten zu dritt oder zu viert. Nur in der Minimalbesetzung von 2 Spielern gibt es meines Erachtens bessere Spiele.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde