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Knobelritters Spielearchiv - Faulpelz

Art des Spiels: Sammelspiel
Spieleautor:    Rüdiger Dorn
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2014
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Jetzt reicht's mir!

Letztes Jahr musste ich mir von Kosmos Spiele den Ausdruck "Drecksau" gefallen lassen. Und heuer setzen sie zuerst mit "Blöder Sack" noch eine Beleidigung drauf, dann werde ich mit dem neuesten Spiel erneut aufs Gröbste beleidigt. "Faulpelz" prangt es da weiß auf schwarz von der Schachtel. Hat da ein frustrierter Chefredakteur in der Namensgebung neuer Spiele ein Ventil für seine aufgestauten Aggressionen gefunden, wofür nun potentielle Käufer büßen müssen? Bevor ich aber eine Klage wegen Ehrenbeleidigung in Betracht ziehe, will ich vorher noch prüfen, ob der Titel vielleicht doch irgendeinen Bezug zum Spiel selbst hat...

In "Faulpelz" kommen 105 Tierplättchen vor, je 15 x Walross, Wildschwein, Nilpferd, Panda, Löwe und Faultier, je 5 x Pelikan, Tukan und Kakadu. Als einziges der Säugetiere verdient das Faultier (Folivora) das titelgebende Schimpfwort. Es bewegt sich scheinbar wie in Zeitlupe, mühsam und zögerlich hangelt es sich durch das Geäst und kann 16 Stunden täglich schlafen. Die anderen Säuger sind zwar auch nicht unbedingt die Agilsten und Lebhaftesten, sind aber immerhin noch weit träger als beispielsweise das Eichhörnchen, die Ratte oder der Chihuahua. Ob das genügt, dass ich von einer Klage Abstand nehme? Sehen wir lieber weiter...

Alle Tierplättchen werden zufällig, aber offen in eine Auslage von 15 x 7 Plättchen gelegt. Durch einen Begrenzungsrahmen sind die Plättchen von zwei Seiten eingeschlossen. Jeder Spieler erhält noch einen Satz mit sechs verschiedenen Tierkarten in seiner Farbe, welche er mischt und als Nachziehstapel verdeckt vor sich ablegt. Danach zieht er drei davon, die er auf die Hand nimmt.

Wer an der Reihe ist, spielt eine seiner Handkarten aus. Danach muss er aus der Auslage ein Plättchen nehmen, auf dem das gleiche Tier abgebildet ist. Allerdings muss dieses Tierplättchen "erreichbar" sein, also mindestens eine freie Kante haben. Danach muss er ein zweites - beliebiges -- Tierplättchen nehmen, welches waagrecht oder senkrecht neben dem ersten Plättchen liegt. Eingesammelte Plättchen legt der Spieler offen vor sich ab. Abschließend zieht der Spieler eine Karte von seinem Nachziehstapel nach.

Ziel ist es, komplette Sets von Tieren zu sammeln. Dafür sind die Symbole auf den Tierplättchen von Bedeutung. Ein Set ist dann komplett, wenn es aus so vielen Symbolen besteht, wie die Zahl in der oberen rechten Ecke jedes Tierplättchens entspricht. So sind für ein Walross gerade mal 2 Symbole notwendig, während man für ein Faultier schon 7 Symbole braucht. Ein komplettes Set schiebt der Spieler zu einem Stapel zusammen und legt diesen verdeckt vor sich ab.

Das Spiel endet, sobald die Handkarten zwei Mal durchgespielt wurden. Danach kommt es zur Wertung, bei der jeder Stapel so viele Punkte bringt, wie die Zahl auf den Tierplättchen angibt. Wer in Summe die meisten Punkte erreicht, gewinnt das Spiel.

"Faulpelz" wirkt auf den ersten Blick banal. Die Regeln sind fast ideal für Spieler, die zu bequem sind, komplizierte Erklärungen zu lesen. Sie bestehen aus gerade mal vier DIN-A4 Seiten, die zudem reich bebildert sind. Für die beiden einfachen Phasen des Spielablaufs - 1. eine Handkarte spielen und 2 Tierplättchen nehmen, und 2. eine Karte nachziehen - benötigt man auch keinen Hochschulabschluss.

Ein genauerer Blick auf die Tierplättchen offenbart jedoch, dass sie unterschiedlich viele Symbole tragen. Ein Tierplättchen kann zwischen 1 und 3 Symbole aufweisen, wobei die Häufigkeit mehrerer Symbole in Relation mit den Punkten steht. Während sämtliche Walross-Plättchen (Wert 2) nur 1 Symbol haben, gibt es unter den 15 Nilpferd-Plättchen (Wert 4) schon drei mit 2 Symbolen. Bei den Löwen (Wert 6) sind es schon vier Plättchen mit 2 Symbolen und zwei Plättchen mit sogar 3 Symbolen. Sogar Kinder im Vorschulalter begreifen auf Anhieb, dass es besser ist, Plättchen mit mehreren Symbolen zu sammeln, da man auf diese Weise schneller Sets vervollständigen kann.

Blindes Sammeln, wie es Neulinge anfangs praktizieren, bringt aber nicht viel. Da schlussendlich nur komplette Sets zählen, muss man stets darauf achten, welche Sets man auch wirklich vollenden kann. Die Vogel-Plättchen ("schräge Vögel") können sich diesbezüglich als recht hilfreich erweisen, übernehmen sie doch eine gewisse Joker-Funktion. Jeder Vogel ersetzt in einem Set 1 Symbol, allerdings dürfen innerhalb eines Sets nur Vögel derselben Art verwendet werden.

Die fortgeschrittene Spielweise besteht daher in bewusstem, gezielten Nehmen von Plättchen, bei dem stets die Auslage "gelesen" wird, sowie die möglichen Aktionen der Mitspieler berücksichtigt werden. Es verlangt schon flexibles Handeln, Umschwenken auf sich bietende Gelegenheiten, und taktisches Verständnis, um das Optimum aus seinen Zügen herauszuholen.

Wahre Meister richten außerdem ihren Blick auf das gesamte Spiel. Um dies zu verdeutlichen dazu ein paar grundsätzliche Überlegungen. Jeder Spieler verfügt über dieselben sechs Karten, die zweimal durchgespielt werden. Somit kann man maximal 24 Tier-Plättchen sammeln. Die Mindestanforderung, um ein einigermaßen gutes Ergebnis zu erzielen, besteht darin, alle sechs verschiedenen Tiere einmal zu Sets zu vervollständigen. Spielt man überlegt, geht sich noch ein weiteres, nur in seltenen Fällen auch ein zweites zusätzliches Set aus. Es gilt also, danach zu trachten, ein möglichst wertvolles Tier doppelt zu werten. Wem es schließlich am besten gelingt, sämtliche Aktionen darauf auszurichten, wird am Ende die Nase vorne haben.

Damit wir uns nicht missverstehen: Natürlich spielt das Glück auch eine Rolle. Da aber alle Informationen offen ausliegen, ist nur die Reihenfolge, in der die Karten auf die Hand kommen, die einzige Unbekannte. Das macht "Faulpelz" aber trotzdem nicht zu einem Strategie-Spiel. Es bietet lockere Unterhaltung, aber eben doch nicht so belanglos, wie es den Anschein hat, sondern mit etwas Niveau.

Die Spielerzahl ist mit 2 bis 4 Spielern angegeben. Klarerweise hat man in kleinerer Besetzung etwas mehr Einfluss als etwa zu viert, wo sich die Situation zwischen den einzelnen Spielzügen stärker verändert. Da die Auslage unabhängig von der Spielerzahl aus 105 Plättchen besteht, bleibt zu zweit oder zu dritt auch im fortgeschrittenen Stadium eine größere Auswahl bestehen.

Auch die Spielerreihenfolge hat eine große Auswirkung, meines Erachtens sogar eine zu große. Der Startspieler hat einen klaren Vorteil, da er zuerst Zugriff auf die attraktivsten Plättchen der Auslage hat. Die Tierkarten werden übrigens erst dann gemischt, sobald alle sechs Karten einmal durchgespielt wurden. In der darauf folgenden Runde, bei der alle Spieler wieder mit drei Handkarten beginnen, kann erneut der Startspieler als erster zugreifen. Anders als in der Spielregel vorgesehen, sollte daher der Startspieler nach jeder Runde wechseln, um die Chancen für alle Spieler ein wenig auszugleichen.

So, jetzt muss ich nur noch abwägen, ob der Spieletitel eine Beleidigung an den Spieler darstellt oder doch einen Bezug auf das eigentliche Spiel hat. Besonders der Aufbau der Startauslage ist arbeitsaufwändig, auch werden denkfaule Spieler wenig Chancen haben, weshalb mit der Anrede "Faulpelz" keineswegs der Spieler gemeint sein kann. Ich tendiere daher dazu, den Titel eher mit der redaktionellen Absicht zu verbinden, Aufmerksamkeit zu erregen. Aber ich werde den Verlag in Zukunft wohl genauer beobachten. Wir Spieler müssen uns schließlich nicht alle Schimpfwörter gefallen lassen;-)

Franky Bayer

Bewertung: 3 1/2 Schilde