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Knobelritters Spielearchiv - Fungi

Art des Spiels: Zweipersonen-Kartenspiel
Spieleautor:    Brent Povis
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2014
Spielerzahl:    2 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 10,-
	
Zielgruppen:    Zwei Personen, Paare    ++
                Spielexperten           ++
                Gelegenheitsspieler     (+)

Pilze - ein unverbrauchtes Thema für ein Kartenspiel. Ich habe bis jetzt - und ich spiele nun schon seit über dreißig Jahren sehr intensiv - noch kein Spiel kennengelernt, in dem zwei Spieler in einen Wettstreit um die leckersten Pilzgerichte gegeneinander antreten. Das findet schon mal mein Wohlgefallen, zählen doch Schwammerln in jeder Form zu meinen Leibgerichten. Ich werde es mir deshalb wohl nicht verkneifen können, ein paar köstliche Rezepte für Pilze in diese Spielerezension einfließen zu lassen.

In "Fungi" kaufen wir die Pilze aber nicht in einem Supermarkt, auch nicht vom Bauernmarkt, sondern begeben uns dorthin, wo die Pilze wachsen, wo sie ausreichend Feuchtigkeit, Nährstoffe und Schutz zugleich finden: In den Wald. Vom gut gemischten Stapel wird eine offene Auslage von 8 Karten gebildet. Vor den beiden vordersten Karten wird die Karte mit dem Paar Schuhen gelegt. Damit werden diese beiden Karten als "direkt vor unseren Füßen" gekennzeichnet. Die anderen Karten befinden sich hingegen außer Reichweite in der Tiefe des Waldes und sind nur mit Hilfe von mehr oder weniger Stöcken zu erreichen.

Doch schauen wir uns mal an, was wir so alles im Wald vorfinden. Da sind natürlich in erster Linie die Pilze. Zehn verschiedene Sorten wachsen in unserem Kartenwald, vom einfachen Hallimasch (in Salzwasser mit Essig, Pfeffer und Lorbeerblättern aufkochen lassen, die solcherart marinierten Pilze lassen sich gut konservieren und schmecken köstlich als kalte Beilage) bis zur edlen Speisemorchel (Zwiebeln glasig dünsten, Weinbrand und Weißwein hinzufügen, dann die Morcheln, Bratensaft und Sahne dazugeben, passt hervorragend zu Rinderfilet).

Daneben haben aber irgendwelche Umweltsünder Pfannen und Körbe im Wald entsorgt, was sich für uns jedoch als praktisch erweist. Pfannen benötigen wir ohnehin unbedingt, um die gefundenen Pilze überhaupt zubereiten zu können, und mit Körben können wir mehr Sachen mit uns herum schleppen (d.h. unser Handkartenlimit erhöht sich). Weiters finden wir in diesem seltsamen Wald noch Butter und Cidre. Wir wissen nicht, wer diese sogar noch ganz frischen Lebensmittel einfach vergessen oder liegen gelassen hat, nehmen sie aber dankbar auf, denn sie verleihen unseren Pilzgerichten einen noch besseren Geschmack.

Wenn wir an der Reihe sind, nehmen wir üblicherweise eine Karte aus der Auslage (A). Für eine Karte, die sich "tiefer im Wald" befindet, müssen wir Stöcke einsetzen, umso mehr, je weiter sie von unseren Füßen entfernt ist. Alternativ können wir auch alle Karten des Verwesungsstapels (B) aufnehmen. Nach jedem Spielzug wandert nämlich die vorderste Karte der Auslage automatisch auf einen Verwesungsstapel, der allerdings aus nicht mehr als 4 Karten bestehen darf. Sollte einmal eine fünfte Karte hinzukommen, werden alle 4 Karten endgültig auf den Ablagestapel gelegt.

Die dritte Aktionsmöglichkeit besteht darin, 2 oder mehr Pilze derselben Art zu verkaufen (C). Wir legen Pilzkarten der gewählten Art auf den Ablagestapel. Auf jeder Pilzkarte ist angegeben, wie viele Stöcke man dafür pro Pilz erhält. Zum Beispiel bekommt man für jeden verkauften Shiitake (probiert mal, ihn auf asiatische Art zuzubereiten: Lauch, rote Paprikaschoten und Bambussprossen mit Sojasoße, Asia-Soße, Sojaöl und Hühnersuppe in einem Wok kochen, passt wunderbar zu gebratenem Hähnchen) zwei neue Stöcke.

Die wichtigste Aktion ist jedoch, drei oder mehr Pilze derselben Art zu braten (D), denn nur damit können wir Genusspunkte - so werden bei "Fungi" die Siegpunkte genannt - erzielen. Wir nehmen eine Pfanne aus der Hand oder verwenden eine bereits vor uns ausliegende, ungenutzte Pfanne, und legen die Karten des gewählten Pilzes dazu. Auch hier verrät uns die entsprechende Pilzkarte, wie viele Genusspunkte es pro gebratenen Pilz gibt. So bringen etwa die Herrenpilze (bei uns heißen sie Steinpilze: mit Zwiebeln anrösten, etwas Cidre dazu mischen, Ei mit Schnittlauch schlagen und drunter mischen, einfach delikat!) drei Genusspunkte pro Pilz.

Die fünfte Aktion - eine Pfanne auslegen (E) - ist die unproduktivste und wird eigentlich nur dann gewählt, wenn das Handkartenlimit erreicht ist und man sonst nicht viel anderes tun kann. Zum Abschluss eines Spielzugs wandert - wie bereits erwähnt - die vorderste Karte der Auslage auf den Verwesungsstapel, die verbliebenen Karten rücken nach vorne und abschließend wird die Auslage vom Nachziehstapel wieder auf 8 Karten nachgefüllt.

Nach dem Ende der Schwammerl-Saison, wenn sowohl Nachziehstapel als auch die Auslage leer sind, vergleichen die beiden konkurrierenden Pilzesammler ihre Pilzgerichte. Wer insgesamt die meisten Genusspunkte erzielen konnte, gewinnt das Spiel.

Das Um und Auf sind natürlich die Pilze. Diese unterscheiden sich nicht nur durch ihre verschiedenen Werte fürs Verkaufen bzw. Braten, sondern auch durch ihre Häufigkeit. Wertvollere Pilze, wie den Pfifferling (Mmmmh, Eierschwammerl in Rahmsoße, eines meiner liebsten Speisen: mit Zwiebeln anrösten und mit einem reschen Veltliner ablöschen, dazu frischer Obers, mit viel Petersilie würzen) finden wir wesentlich seltener im Wald vor als den gewöhnlichen Hallimasch.

Die Pilze tauchen leider nicht immer so auf, wie es für uns passend ist. Einfach nur so drauf los sammeln, verhindert aber das verflixte Handkartenlimit. Mehr als 8 Karten darf man nicht auf der Hand halten, deshalb darf keine Aktion durchgeführt werden, mit welcher das Limit überschritten würde. Zu viele verschiedene Pilze auf der Hand können die Aktionsmöglichkeiten deshalb stark einschränken. Im Extremfall muss sogar gepasst werden, bis man wieder agieren kann, eine suboptimale Spielweise, die es zu vermeiden gilt. Jeder Korb - er wird nach dem Aufnehmen sofort offen vor sich ausgelegt - erlaubt es hingegen, zwei Karten mehr auf der Hand zu halten.

Ein besonderer Pilz ist der Fliegenpilz (Mein Rezept: klein würfelig schneiden und lange in Milch einweichen. Aber ja nicht essen! Auf diese Weise haben die Bergbauern früher die Fliegen in ihren Stuben vernichtet, woher der giftige Pilz auch seinen Namen hat). Dieser Pilz wird nicht auf die Hand genommen, sondern offen vor sich ausgelegt. Er reduziert das Handkartenlimit für diesen und den nächsten Zug nämlich um 4 Karten. Was sich auf den ersten Blick als ziemlich nachteilig anhört, kann im rechten Moment helfen, unerwünschte oder unbrauchbare Karten, welche die Kartenhand blockieren, wieder loszuwerden.

Eine Kartenart, die sich unter den 86 Waldkarten befindet, habe ich noch nicht beschrieben. Die Mondkarten passen thematisch auch nicht wirklich gut zum Spiel, stellen sie doch im Schein des Mondes gesammelte Pilze dar, welche angeblich noch schmackhafter sein sollen. Spielerisch hingegen sind sie sicher eine Bereicherung. Wer einen Mond aufnimmt, legt ihn ab und zieht stattdessen die oberste Karte der Nachtkarten. Die darauf abgebildeten Pilze zählen sowohl beim Verkaufen als auch beim Braten doppelt, auf der Hand praktischerweise jedoch nur als 1 Karte. Der Nachteil der Mondkarten liegt darin, dass die Nachtkarten verdeckt ausliegen, man also nicht von vorneherein weiß, welche Pilze man tatsächlich in der Nacht findet.

Wie bereits erwähnt, dienen Cidre und Butter zum Verfeinern der Pilzgerichte. Allerdings kann nicht beliebig viel davon beigefügt werden. Nur wenn man 4 oder mehr Pilze derselben Art kocht, darf eine Karte Butter dazugegeben werden, was bei Spielende 3 zusätzliche Genusspunkte bringt. Für den Cidre benötigt man schon mindestens 5 Pilze derselben Art, dafür winken gleich 5 zusätzliche Genusspunkte.

Natürlich sind wir bestrebt und auch damit beschäftigt, mit unseren Handkarten und gesammelten Pilzen des Waldes und/oder des Verwesungsstapels möglichst leckere - und vor allem punkteträchtige - Gerichte zu braten. Dabei ist auch immer das lästige Handkartenlimit zu beachten. "Fungi" ist dabei aber beileibe kein Mehrpersonen-Solitär-Optimierungsspiel, bei dem jeder Spieler für sich alleine werkt, sondern in erster Linie ein hochklassiges Zweipersonenspiel, bei dem stets auch die Möglichkeiten des Gegners zu berücksichtigen sind. "Fungi" entwickelt sich daher zu einem überaus packenden taktischen Duell.

Die sich ständig wechselnde Auslage, bei der die Karten in eine Richtung "fließen" (dieser Mechanismus erinnert mich an "Das Riff", ein Zweipersonenspiel von Kosmos), zusammen mit der Erreichbarkeit entfernterer Karten durch den Einsatz von Stöcken stellt die Spieler vor interessante Herausforderungen. Und nicht zuletzt ist es hilfreich, sich zu merken, was der Kontrahent sammelt, um gegebenenfalls eingreifen zu können, bevor er für einen seltenen Pilz allzu viele Genusspunkte einheimsen kann.

So kann ich abschließend resümieren, dass "Fungi" nicht nur vom Thema reizvoll ist, sondern auch spielerisch ein richtiger Leckerbissen ist und voll überzeugen kann. Die kurze Spieldauer erlaubt zudem so manche Revanchepartie. Pegasus entwickelt sich immer mehr zum Spezialisten für erstklassige und zugleich kurzweilige Zweipersonenspiele.

Franky Bayer

Bewertung: 4 1/2 Schilde