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Knobelritters Spielearchiv - Gangster

Art des Spiels: Mehrheitenspiel
Spieleautor:    Thorsten Gimmler
Verlag:         Amigo Spiele
Jahrgang:       2007
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 90 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Zwei Personen (+)

Das Chicago der 30er Jahre - ein Paradies für Ganoven, Gangster, Banditen und überhaupt die ganze Mafia. Sie konnten ihren üblen Geschäften, ihren Machenschaften ungestört nachgehen, von Polizei oder sonst irgendeiner Exekutive weit und breit keine Spur. Zumindest wenn man dem Spiel "Gangster" Glauben schenken will, ich selber habe diese Zeit ja - knapp - nicht mehr erlebt, und deshalb muss ich mich auf solche Quellen verlassen. Jedenfalls wären - laut diesem Amigo-Spiel - die einzigen, die ein wenig das ungestörte Geschäftsleben behindert hätten, andere Banden gewesen. Aber wie heißt es so schön? Konkurrenz belebt das Geschäft, wobei das Wort "belebt" in diesem Fall vielleicht nicht so ganz passt...

Die "Geschäfte" sind übrigens nicht näher erwähnt, aber die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei um die üblichen "üblen" Sachen wie illegales Glücksspiel, Schmuggel, verbotenes Alkoholausschank, Prostitution und ähnliches handelt. Chicago ist jedenfalls in verschiedene Bezirke eingeteilt, welche so wohlklingende Namen wie "Little Italy", "Greek Town" oder "North Side" tragen. Als Gangsterboss versucht jeder Spieler, die Kontrolle in den zehn Bezirken zu gewinnen.

Die einzelnen Bezirke bringen unterschiedliche Einflusspunkte wobei die Plättchen mit der Punkteverteilung anfangs zufällig auf die Bezirke verteilt werden. Bei einer Abrechnung erhalten diejenigen Spieler, welche in einem Bezirk mit den meisten, zweitmeisten, drittmeisten usw. Bandenmitgliedern vertreten sind, die auf dem Plättchen angegebenen Einflusspunkte. Bleibt nur mehr die Frage offen, wie die Mitglieder - dargestellt durch Holzwürfel in den Farben der Spieler - dorthin gelangen.

Zu Beginn besitzt jeder Spieler nur je einen einzigen Gangster in zwei zufällig zugeteilten Bezirken. Dazu sitzen noch je sieben Gangster im gleichfarbigen Automobil, welches in eines der beiden Bezirke gestellt wird, und warten auf ihren Einsatz. Reihum sind die Spieler dann über mehrere Durchgänge an der Reihe. Während eines Spielzuges kann ein Spieler nur eine einzige Aktion durchführen: Entweder Fahren oder Ausladen/Einladen.

Zum Fahren spielt man eine der drei Bewegungskarten (mit den Werten 1, 2 oder 3) aus und zieht sein Automobil entsprechend viele Bezirke weiter. Eine verwendete Bewegungskarte wird umgedreht und kann nicht mehr gewählt werden. Erst wenn alle drei Bewegungskarten verbraucht wurden, stehen wieder alle 3 Karten zur Auswahl.

Erst mit der Aktion Ausladen/Einladen gelangen Gangster in die Bezirke. Es darf allerdings stets nur ein Gangster pro Zug in den Bezirk eingesetzt werden, in dem das eigene Auto steht. Der Gangster wird dabei auf das nächste freie, durchnummerierte Feld des Plättchens platziert. Beim Einladen spielt die Position auf dem Plättchen hingegen keine Rolle. Durch das Aus- bzw. Einladen versucht man natürlich, die Mehrheitsverhältnisse in den Bezirken zu den eigenen Gunsten zu verändern.

Die Bewegungskarten steuern auf geschickte Weise den Spielfortschritt. Jedes Mal, wenn ein Spieler seine drei Bewegungskarten verbraucht hat, wird vom verdeckten Stapel eine neue Bezirkskarte aufgedeckt. Ist es ein "Polizist", passiert nichts weiteres. Bei einer Bezirkskarte jedoch wird in den entsprechenden Bezirk eine "Doppler"-Marke gelegt. Sobald alle acht Marker in den Bezirken liegen - zwei der zehn Bezirke gehen dabei leer aus - kommt der Tag der Abrechnung. Der Reihe nach werden die Punkte an die Spieler vergeben, wobei in allen Bezirken mit einer "Doppler"-Marke die Punkte logischerweise zweifach zählen. Wer nach drei Tagen der Abrechnung am Ende den größten Einfluss hat, ist Sieger und kann sich berechtigterweise "King of Chicago" nennen.

Die bisherige Beschreibung legt die Schlussfolgerung nahe, es handle sich bei "Gangster" um eines der bereits sattsam bekannten Mehrheitenspiele. Das stimmt auch im Grunde genommen, doch besitzt das Spiel einige interessante, zum Teil ungewohnte Aspekte, die es doch ein wenig aus der Masse hervorheben. Zum einen kann man nicht nur eigene Gangster transportieren, es ist auch möglich, andere Gangster in den Kofferraum seines Fahrzeug zu verfrachten und an beliebiger Stelle wieder auszuladen. Allerdings ist im Kofferraum nur Platz für höchstens einen Gangster. Ein recht beliebtes "Ausflugsziel" für fremde Gangster ist in diesem Zusammenhang die so genannte "Gold Coast", wie der Hafen bezeichnet wird. Gangster, welche dort ausgeladen werden, nehmen "am sizilianischen Frühstück" teil. Ich überlasse es meinen Lesern, diese Redewendung zu deuten.

Noch viel entscheidender und gleichzeitig raffinierter ist aber die Tatsache, dass nicht immer derjenige Spieler, der in einem Bezirk über die meisten Gangster verfügt, auch die misten Punkte erhält. Mal ist es lukrativer, die zweitmeisten zu besitzen, ein andermal ist es lohnender, die dritt- oder gar viertmeisten zu haben. Da macht es schon mal Sinn, andere Gangster nicht im Hafenbecken zu versenken, sondern in einem Viertel abzuladen. Für zusätzliche Würze sorgen Sonderausstattungen, wie ein vergrößerter Kofferraum (für mehr Platz für gegnerische Gangster) oder eine "Tommy Gun", mit der gegnerische Gangster sogar aus Nachbarbezirken ins eigene Auto gezwungen werden können.

Das Spiel hat also durchaus seine Reize, die Spieler können dabei recht taktisch zu Wege gehen, auch wenn das zufällige Aufdecken der Bezirkskarten den einen Spieler stärker, den anderen weniger benachteiligt. Allerdings wirkt das Spiel etwas statisch, da man in seinem Zug nicht allzu viel machen kann, notorische Grübler können zudem eine Partie ganz schön in die Länge ziehen und die angegebene Spieldauer von 90 Minuten locker überschreiten. Trotzdem: Mir gefällt "Gangster" ganz gut, ja ich würde es sogar als eines der besten Spiele zum Thema "Chicago zur Zeit der Prohibition" bezeichnen.

Die optische Präsentation bescherte mir übrigens ein "Déjà vu"-Erlebnis. Bei "Ludo-Art" erschien nämlich im Herbst 2006 ein Spiel mit sowohl gleichem Titel als auch gleicher Grafik. Die Illustrationen von Robert Nippoldt lehnen sich in beiden Spielen an sein - übrigens sehr empfehlenswertes - Buch "Gangster. Die Bosse von Chicago" an. Die eher düstere Gestaltung in weinroten und schwarz-weißen Tönen spricht zwar nicht jedermann an, mir persönlich sagt sie jedenfalls gut zu. Ich lasse mich jederzeit wieder gerne ins Chicago der 30er-Jahre versetzen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde