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Knobelritters Spielearchiv - Heaven & Ale

Art des Spiels: Heaven & Ale
Spieleautoren:  Michael Kiesling &
                Andreas Schmidt
Verlag:         Eggert Spiele
Vertrieb:       Pegasus Spiele
Jahrgang:       2017
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          60 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 39,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Bier hat ja eine lange, lange Geschichte. Das älteste bekannte Bierrezept ist etwa 5.000 Jahre alt und stammt aus China. Das Bier jedoch, wie wir es heute kennen, entstand erst durch den geregelten Braubetrieb in Klosterbrauereien, wo auch die früher verwendete Kräutermischung nach und nach durch Hopfen verdrängt wurde. Warum erwiesen sich gerade die frommen Mönche in diesem Bereich als so erfinderisch? Ganz einfach, sie suchten nach Alternativen, um besser durch die karge Fastenzeit zu kommen! Alte Heuchler, Pharisäer!

In "Heaven & Ale" wollen wir Spieler, beauftragt mit der Leitung der Klosterbrauerei, das beste Bier unter Gottes blauem Himmel brauen, wofür wir unseren Klostergarten mit den nötigen Rohstoffen und genügend Mönchen ausstatten, um uns schlussendlich erfolgreich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.


Unser Klostergarten scheint am Rande eines Berges gelegen zu sein, denn wie sonst ließe sich erklären, dass die eine Hälfte von der Sonne bestrahlt wird, die andere Hälfte hingegen im Schatten liegt. Die bevorzugte Sonnenlage wirkt sich positiv auf die Qualität der dort angebauten Rohstoffe aus, allerdings hat dies auch einen höheren Preis zur Folge, aber dazu noch später. Mittendrin befinden sich auch noch ein paar Bauplätze für Scheunen.

Außerdem finden wir am linken und am oberen Rand unseres eigenen Plans Felder für unsere Rohstoffmarker, sowie für unseren Braumeister. Im Prinzip zeigen diese Marker die aktuelle Qualität des jeweiligen Rohstoffs (Gerste, Wasser, Hopfen, Hefe und Holz für die Fässer) an. Auf der rechten Seite des Plans sind die 10 Erntefelder, welche anfangs noch leer sind, was das zu Beginn recht niedrige Startniveau der Rohstoffmarker erklärt.

Alles was wir für den Aufbau unserer Brauerei brauchen, finden wir auf dem zentralen Spielplan. Hier erhalten wir die Rohstoff- und Mönchsplättchen, welche zu Beginn einer Runde zufällig ausgelegt werden. Für Rohstoffe ist dabei der aufgedruckte Wert zu entrichten, bzw. der doppelte Wert, wenn wir das Plättchen auf die Sonnenseite unseres Gartens platzieren. Für Mönche gilt der auf dem Spielplan aufgedruckte Preis, der im Laufe eines Durchgangs immer günstiger wird - von anfangs 4 Dukaten bis zu 1 Dukate. Auch hier müssen wir den doppelten Preis bezahlen, wenn sich der Mönch von der Sonne bescheinen lassen kann.

Weiters gibt es auf dem Spielplan Erntefelder, die - je nach Art - eine Ernte bestimmter Rohstoffe oder bestimmter Mönche erlauben. Dabei gilt, dass uns Rohstoffe im Schattenbereich die entsprechenden Einnahmen an Dukaten einbringen, während für unsere Rohstoffe auf der Sonnenseite die Qualität entsprechend gesteigert wird. Die letzte Art an Feldern auf dem Spielplan sind schließlich die Fassfelder, welche uns Auszeichnungen für erreichte Ziele bringen.

Alle Aktionsfelder sind im Uhrzeigersinn am Rande des Spielplans angeordnet. Unsere Spielfigur steht zu Beginn einer Runde im Startbereich. Wenn wir an der Reihe sind, ziehen wir die Figur beliebig weit vorwärts, aber niemals rückwärts, auf ein Feld, auf dem wir eine entsprechende Aktion ausführen können. Sind alle Spielfiguren im Zielbereich angelangt, endet die Runde, und die nächste Runde wird vorbereitet (neue Plättchen, neue Erntescheiben, etc.).

Wir versuchen, im Laufe des Spiels unsere Rohstoffmarker und unseren Braumeister soweit es geht voranzutreiben, denn am Spielende - die Rundenzahl hängt von der Spielerzahl ab - wird die Qualität des Bieres wie folgt berechnet: Zuerst entscheidet die Position des Braumeisters, in welchem Verhältnis wir Rohstoffmarker verschieben dürfen (von 4:1 bis 1:1).

Dabei wollen wir die Position des letzten Markers so weit wie möglich nach vorne bringen, denn der mit diesem Marker erreichte Produktionswert wird mit dem Siegpunktwert des Braumeisters multipliziert. Dazu kommen noch die gesammelten Fässer, welche uns je nach Größe 4 oder 2 Punkte bringen. Wer schlussendlich auf die höchste Gesamtpunktzahl kommt, gewinnt diesen klösterlichen Bierbrauwettbewerb.


Ich finde das Thema schon mal originell und unverbraucht. Es gibt zwar schon einige Spiele rund ums Bierbrauen, aber keines handelt in einem Kloster. Allerdings vermisse ich doch die thematische Einbindung. Spielt man "Heaven & Ale", hat man nicht wirklich das Gefühl, Rohstoffe zu sammeln, und anschließend durch Mälzen, Maischen, Läutern, Kochen in einer Sudpfanne, Gären und Filtern das hopfig-würzige Getränk herzustellen. Vielmehr werden auf eher abstrakte Weise Marker verschoben, was die Qualität des eigenen Gebräus steigern soll. Der verwendete Mechanismus hätte genauso gut zu jedem x-beliebigen Thema passen können.

Die Wertung weicht ebenfalls stark von der Norm ab. Hier werden nicht einfach nur auf irgendeine Art Siegpunkte gesammelt. Zwei Faktoren müssen so gut wie möglich verbessert werden: Die Rohstoffmarker und der Braumeister. Letzterer spielt dabei die wichtigste Rolle, denn sein Vorrücken bewirkt nicht nur einen höheren Siegpunktwert, sondern bringt auch einen besseren Tauschkurs, um die Position des jeweils letzten Markers voranzutreiben. Vernachlässigen darf man sowieso keinen der beiden Faktoren, denn hat einer davon den Wert "0", ist das Ergebnis - wie wir in der Schule gelernt haben - ebenfalls eine Nullnummer.

Die umständliche Endabrechnung steht aber im krassen Gegensatz zum im Grunde genommen einfachen Spielablauf. Ein Spielzug läuft ja denkbar simpel ab, indem die eigene Spielfigur bloß beliebig weit vorwärts gezogen wird. Die Tücke steckt hierbei im Detail. Da man niemals zurückzuziehen darf, steht man oft vor der Qual der Wahl. Rückt man zu weit vor, um ein bestimmtes Feld sicher zu erhalten, überlässt man den Mitspielern "kampflos" die übersprungenen Felder. Zieht man aber zu kurze Schritte, sind die gewünschten Felder vielleicht schon weg. In dieser Hinsicht ähnelt es den Spielen "Egizia" (Hans im Glück 2009) und "Tutanchamun" (Amigo 1993).


Begehrt sind vor allem die Wertungsfelder, mit denen die Plättchen im Klostergarten gewertet werden können. Je nachdem, wo sich ein Plättchen befindet, steigert es entweder die Qualität des entsprechenden Rohstoffs (Sonnenseite), oder bringt Geld ein. Auch hier trifft man aber auf ein Dilemma. Je später man eine bestimmte Wertung durchführt, umso besser der Effekt, da man dann schon über mehr entsprechende Rohstoffe oder Mönche verfügt. Die permanente Geldnot zwingt einen jedoch häufig, frühzeitig eine Wertung auszulösen, um wieder ein paar Dukaten in die knappe Kassa zu spülen.

"Heaven & Ale" zeichnet sich aus diesen Gründen durch eine hohe Interaktion aus. Das Timing spielt daher eine große Rolle, und der ständige Spannungsbogen sorgt für einen enormen Spielreiz. Es gibt praktisch keine Leerläufe, kaum Downtime, und da sich die Aktionen der Spieler auf dem Spielplan immer auch auf die Optionen der Mitspieler auswirken, sind stets alle Spieler involviert.

Dies wäre mal das Grundprinzip des Spiels. Zwei Regeln habe ich aber bis jetzt noch vernachlässigt, welche das Spielgeschehen zwar etwas komplizieren, aber das Ganze abrunden. In den Klostergärten befinden sich noch die erwähnten Bauplätze für Scheunen. Eine Scheune wird immer dann automatisch errichtet, wenn alle umgebenden Felder besetzt sind, und bringt dann eine zusätzliche Wertung und/oder zusätzliche Felder für den Braumeister.

Eine weitere Besonderheit stellen die Privilegien dar, welche ein Spieler dann erhält, wenn er zwei benachbarte Erntefelder mit Wertungsscheiben belegen konnte. Je nach Privileg bekommt er daraufhin einen Zuschuss von Dukaten, Extra-Siegpunkte für erhaltene Fässer, Zusatzfelder für den Braumeister, und ähnliches.

All diese Zutaten zusammen machen "Heaven & Ale" eben doch zu einem äußerst anspruchsvollen Spiel, das viel Planung und langfristiges Denken verlangt, gleichzeitig aber auch flexible Entscheidungen auf die Aktionen der Mitspieler erfordert. Sicher: Nach Bierbrauen fühlt es sich eigentlich nicht an, spielerisch schmeckt mir "Heaven & Ale" aber auf jeden Fall.

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde