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Knobelritters Spielearchiv - Im Schatten des Kaisers

Art des Spiels: Mehrheitenspiel
Autor:          Ralf Burkert
Verlag:         Hans im Glück
Jahrgang:       2004
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          120 bis 180 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

"Das hast du uns aber nicht gesagt!"

Wie oft habe ich in meiner Spielerlaufbahn diesen Ausspruch schon gehört. Es ist das Schicksal derjenigen, die sich die Mühe machen, die Spielregeln genauestens zu studieren, alle Unklarheiten - manchmal durch langwieriges Hin- und Herblättern in zum Teil schlecht strukturierten und gestalteten Regelheften möglichst zu beseitigen, um den Mitspielern beim nächsten Spieleabend ein komplexeres Spiel möglichst verständlich "rüberzubringen". Manchmal ist die Fülle an Information jedoch zu Beginn zu viel für den Einzelnen, weshalb selbst der aufmerksamste Zuhörer so manches Detail entweder nicht richtig verstanden oder gänzlich vergessen hat. Schuld an dem daraus resultierenden Nachteil im Spiel hat dann immer der "Erklärer", also ich. Mea Culpa!

Aus diesem Grund habe ich mir angewöhnt, bei sehr komplizierten Spielen zuerst nur das absolut Wichtigste zu erklären, während ich Sachen, die später im Spiel auftauchen, erst zu diesem Zeitpunkt beschreibe. Auf diese Weise ist sogar ein schwieriger Brocken wie "Goa" recht schnell zu bewältigen, wenn man nur die Funktion derjenigen Plättchen erklärt, die momentan erreichbar sind, und bei den gezogenen Spielkarten auf die detaillierte Beschreibung in der Spielregel hinweist.

Bei dem Spiel, um das es in dieser Spielerezension geht, sind solche Tricks jedoch absolut nicht möglich. Bei "Im Schatten des Kaisers" - so der Titel des neuesten "Hans im Glück"-Spiels - müssen nämlich wirklich alle Regeln vor Spielbeginn erklärt werden, und das sind beileibe nicht wenige! Für diese Spielekritik muss ich - Gott sei Dank! - nicht alle anführen. Doch ich will versuchen, dem Leser einen ausreichenden Überblick zu verschaffen.

"Im Schatten der Macht" spielt in Deutschland im späten Mittelalter. Die Spieler vertreten adlige Familien, die Anspruch auf die Kaiserkrone erheben. In fünf Runden versuchen sie dabei, so viele Siegpunkte wie möglich zu erlangen. Fünf Runden, das hört sich ja nicht so schlimm an. Das täuscht jedoch, denn jede Runde ist in verschiedene Phasen unterteilt, die zum Teil ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen können.

Phase I. Einkommen

Jeder Spieler erhält zu Beginn jeder Runde ein Einkommen, welches auf der Talerleiste vermerkt wird. Zu den sechs Talern Grundeinkommen werden noch je 1 Taler für jede eigene Burg, sowie je 1 Taler für jede beherrschte Burg (das ist eine fremde Burg in einem Kurfürstentum, in dem der Spieler den Kurfürsten stellt). In der allerersten Runde beginnen die Spieler mit einem Einkommen von 7 Talern.

Phase II. Altern

Jede Runde stellt einen Zeitraum von 10 Jahren dar. Das Altern der Adligen wird im Spiel so gehandhabt, indem die Adligen-Plättchen (sie zeigen auf der einen Seite unverheiratete Barone, auf der Rückseite Paare) auf dem Spielplan in dieser Phase um eine Altersstufe gedreht werden. Also von Alter "15" auf "25", von "25" auf "35" und von "35" auf "45". Adlige, welche bereits 45 Jahre alt sind, scheiden bei diesem Vorgang aus "Altersgründen" aus.

Bei Spielbeginn haben übrigens alle Spieler bereits einige Adlige auf dem Spielplan. Ein Spieler stellt den Kaiser, die anderen je einen Kurfürsten. Außerdem setzen die Spieler noch verschiedene Barone und Paare unterschiedlichen Alters, sowie einen Ritter in Kurfürstentümer ihrer Wahl ein.

Phase III. Nachkommen

Auch diese Phase fällt in der allerersten Runde aus. Ab Runde 2 bekommen die Spieler jedoch einen Nachkommen. Ob dies ein Sohn oder eine Tochter ist, wird durch seine gespielten Aktionskarten der Vorrunde bestimmt, die vor ihm liegen. Hat ein Spieler mehr blaue als rote Aktionskarten, erhält er einen Sohn und darf einen Baron mit Alter "15" auf ein freies Adelsfeld eines beliebigen Kurfürstentums einsetzen. Hat er jedoch gleich viele oder mehr rosa Aktionskarten gespielt, erhält er eine Tochter. Diese versucht er, mit einem Baron eines Mitspielers zu verheiraten. Stimmt der Mitspieler zu, darf dieser den Baron auf die Seite "Paar" umdrehen. Als "Mitgift" gibt es einen Siegpunkt für den Spieler mit der Tochter. Lehnt er - wider Erwarten - ab, wandert die Tochter ins Kloster, also aus dem Spiel, und der Spieler erhält nur 1 Taler.

Phase IV. Aktionen

Dies ist die Hauptphase, denn mit ihren gewählten Aktionen lenken die Spieler das Geschick ihres Adelsgeschlechts. Grundsätzlich wählt ein Spieler eine der ausliegenden Aktionskarten, bezahlt deren Kosten und führt die entsprechende Aktion aus. Die Aktionskarten kommen in den Farben "blau" und "rosa" vor, was sich - wie bereits beschrieben - in der nächsten Phase III. Nachkommen auswirkt.

Die rosa Aktionskarten sind generell etwas mächtiger, haben dafür aber auch höhere Kosten. So können neue Barone oder Paare eingesetzt ("Zuzug"), Städte auf die speziellen Stadtfelder in den Kurfürstentümern gestellt ("Stadtrecht"), eigene Ritter in Barone ("Aufstieg") oder Barone in Paare ("Ausländische Königstochter") umgewandelt werden.

Mit den blauen Karten lassen sich eigene Adlige um eine Altersstufe verjüngen oder gegnerische altern ("Medicus"), Adlige in andere Kurfürstentümer umsetzen ("Umzug"), Siegpunkte kaufen ("Ablass") oder das Stimmverhalten der Kurfürstentümer bei der Kaiserwahl beeinflussen ("Der Papst", "Kircheneinfluss" oder "Ausschluss").

Neben den rosa und blauen Aktionskarten gibt es aber noch andere Aktionen, die man machen kann, wenn man an der Reihe ist. So ist es immer möglich, einen eigenen Ritter in ein beliebiges Kurfürstentum einzusetzen oder zu versetzen. Eine weitere Aktionsmöglichkeit bieten die einzelnen Kurfürstentümer. Jedes Kurfürstentum besitzt ein spezielles "Privileg", welches der Spieler nutzen kann, dessen Adelsfamilie gerade den Kurfürsten stellt. So kann beispielsweise der Kurfürst der "Pfalzgrafschaft bey Rhein" in dieser Phase einmalig einen jungen Baron in ein beliebiges Kurfürstentum einsetzen. Nicht alle Privilegien kommen allerdings in der Phase IV zum Einsatz, sondern zu einem anderen Zeitpunkt einer Spielrunde.

Die letzten beiden Aktionsmöglichkeiten beenden die Phase IV für den Spieler, der sie wählt. Wer die Aktionskarte "Gegenkaiser" (selbstverständlich nur 1 x vorhanden) an sich nimmt, erhebt Anspruch auf den Kaiserthron. Und wer "passt", für den ist Phase IV ebenfalls zu Ende. Die Phase IV endet allgemein, sobald alle Spieler gepasst haben.

Phase V. Neue Kurfürsten

In dieser Phase wird für jedes der sieben Kurfürstentum geprüft, ob ein Machtwechsel stattfindet und wer gegebenenfalls der Nachfolger ist. In jedem Kurfürstentum werden die Machtpunkte der einzelnen Spieler ermittelt. Dabei zählt jede Stadt, jeder Ritter und jeder Baron 1 Machtpunkt, jedes Paar sogar 2 Machtpunkte. Der Spieler mit den meisten Machtpunkten stellt in diesem Kurfürstentum den Kurfürsten. Wird dadurch der bisherige Kurfürst abgelöst ("Machtwechsel"), bekommt der Spieler des neuen Kurfürsten sofort 2 Siegpunkte, während es bei unveränderten Machtverhältnissen keine Siegpunkte gibt.

Es kann passieren, dass ein Kurfürstentum ganz ohne Kurfürsten auskommen muss, dann nämlich, wenn der "mächtigste" Spieler über keinen passenden Adligen verfügt. Vor allem in den drei Erzbistümern (Trier, Köln und Mainz) kann dies leicht mal vorkommen, da dort als Kurfürst nur ein - selbstverständlich unverheirateter - Erzbischof in Frage kommt.

Phase VI. Kaiserwahl

Wenn ein Spieler in Phase IV durch das Aufnehmen der Aktionskarte "Gegenkaiser" Anspruch auf den Kaiserthron erhoben hat, findet nun die Kaiserwahl statt. Für jeden Spieler wird ermittelt, wie viele Stimmen er dabei besitzt. Jeder seiner Kurfürsten hat eine Stimme (der Kurfürst von Böhmen sogar 2), einige Aktionskarten können noch die Stimmenzahl der einzelnen Spieler verändern. Anschließend müssen sich die Spieler durch verdecktes Kartenauslegen entscheiden, für welche Seite (Kaiser oder Gegenkaiser) sie ihre Stimmen geben. Bekommt der Gegenkaiser mehr Stimmen, wird er neuer Kaiser, ansonsten bleibt der Amtsinhaber auf dem Thron. Alle Spieler, die für den Sieger der Wahlgestimmt haben, erhalten als Belohnung 1 Siegpunkt.

Phase VII. Kaiseraktionen

Nun kann der amtierende Kaiser einige Aktionen - wie auf der Rundenleiste angegeben - ausführen. So kann er eine Reichsstadt ein- oder versetzen (bringt 1 zusätzlichen Machtpunkt für den Kaiser im entsprechenden Kurfürstentum), eventuell Taler kassieren und vor allem Siegpunkte (meist 2 Punkte) erhalten.

Phase VIII. Rundenzähler versetzen

Mit dem Weiterbewegen des Rundenzählersteins auf das nächste Feld der Rundenleiste endet eine Runde.

Allein diese nicht allzu detaillierte Beschreibung des Spielverlaufs sollte ausreichen, um die Komplexität des Spiels zu demonstrieren. Für das erste Spiel sollte man daher genug Zeit vorsehen, für die Erklärungen und notwendige Überlegungen. Wenn man es genau nimmt, ist "Im Schatten des Kaisers" eigentlich ein klassisches Mehrheitenspiel. Von anderen Spielen dieses Genres unterscheidet es sich dennoch grundlegend. Festigungen von bestehenden Mehrheiten, wie wir es zum Beispiel von "El Grande" kennen, sind hier nicht zielführend. Die meisten Siegpunkte gibt es nämlich nur für einen Machtwechsel.

Auch der originelle Alterungsprozess sorgt dafür, dass Machtverhältnisse sich schnell verschieben können. Diese Dynamik fordert viel Flexibilität und ein Umdenken von gewohnten Denkmustern. So ist auch der Kaiserthron kein Garant für den Sieg. Kluges Stimmverhalten und geschickte taktische Züge zum richtigen Zeitpunkt sind wesentlich wichtiger. Sicher, die Gefahr von Koalitionen unter Mitspielern ist gegeben, spielen aber alle fair und nur auf ihren Vorteil bedacht, ist das Spiel ausgeglichen und interessant.

Für mich stellt sich lediglich die Frage, ob nicht vier Runden ausreichend wären. Zwei bis drei Stunden Spielzeit zu diesem Zeitpunkt sind genug, und wie beim bereits erwähnten "El Grande" gibt es im letzten Spielabschnitt nur mehr wenige Verschiebungen. Von der langen Spieldauer abgesehen hat mir "Im Schatten des Kaisers" jedoch sehr gut gefallen und Freunden komplexer Spiele kann ich es uneingeschränkt empfehlen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde