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Knobelritters Spielearchiv - Im Schutze der Burg

Art des Spiels: Stadtbauspiel
Spieleautoren:  Inka und Markus Brand
Verlag:         Eggert Spiele
Jahrgang:       2008
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 39,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Wie bitte? Schon wieder ist eine Burg zu errichten? Was habe ich mich in den letzten Jahren schon abgemüht: Tonnenweise Sand rangekarrt, Ziegeln geschleppt, Holz gezimmert, Steine bearbeitet, etc. Mein Kreuz tut mir schon weh, mein Rücken ist ganz krumm, die Gelenke schmerzen und ich habe lauter Schwielen an den Händen. Nein, also nein, ich will nicht mehr!

Ach so, ich muss mir die Hände gar nicht mehr selbst schmutzig machen? Na, das ist dann was anderes. Denn interessant ist es schon, wenn so eine richtige Burg allmählich Form annimmt. Wenn schön langsam die Mauern entstehen, die Türme in die Höhe wachsen, die einzelnen Gebäude innerhalb der Burgmauern gebaut werden, usw.

Schauen wir uns einmal den Bauplan an. Schön soll sie ausschauen, so wie sie sich der Zeichner - ein gewisser Michael Menzel - vorstellt. Mächtige Mauern mit 9 Türmen umschließen den Komplex. Durch zwei Tore gelangt man ins Innere, wo ein prächtiger Palas, ein beeindruckender Bergfried, ein Gesindehaus, eine Taverne, ein Stall und ein paar Häuser geplant sind. Bis auf einen Markt und die Schmiede ist allerdings von alledem noch kein einziges Bauwerk erbaut. Für die Errichtung der neuen Gebäude bin ich zusammen mit ein paar anderen Bauherren verantwortlich. Die dafür notwendigen Rohstoffe - Sand, Holz, Lehm und Stein - werden von Fuhrwerken herbeigeschafft.

Wenn ich schon nicht selber physisch tätig bin, so muss ich doch meine Männer gut einteilen. Zu meiner Mannschaft zählen ein Bote, der mir notwendiges Geld von der Bank bringt, ein Händler, der mir zusammen mit Gehilfen Rohstoffe besorgt, ein Maurer, ein Steinmetz und drei Arbeiter, welche Bauwerke errichten können, sowie ein Baumeister, der dafür sorgt, dass wieder alle Männer verfügbar sind.

Wie man sich schon denken kann, braucht man für die Errichtung von Bauwerken Rohstoffe. Dabei sind bestimmte Regeln zu beachten: Zwar ist es ganz egal, welche der vier Rohstoffe man verwendet, doch müssen es auf jeden Fall drei verschiedene Rohstoffe sein. Die Rohstoffe weisen unterschiedliche Baupunkte auf (1 Sandhaufen = 1 Baupunkt, 1 Holzbalken = 2 Baupunkte, 1 Lehmplatte = 4 Baupunkte und 1 Steinquader = 5 Baupunkte). Der auf dem Plan angegebene Bauwert eines Gebäudes muss mit den verwendeten Rohstoffen ganz genau erreicht werden, was manchmal gar nicht so einfach ist. Gebaute Burgabschnitte bzw. Gebäude bringen mir dafür in den meisten Fällen Ruhm und Ehre ein, und natürlich ist es für mich von großem Vorteil, wenn ich bis zum Ende mehr Ruhm als meine Mitbewerber ansammeln kann.

So funktioniert im Großen und Ganzen das Spiel "im Schutze der Burg". Klingt eigentlich ganz banal, oder? Aber ganz so einfach, wie es zu sein scheint, ist es dann doch nicht. Ich bin schließlich nicht allein auf weiter Flur, sondern stehe ständig im Konkurrenzkampf mit den anderen Bauherren. Und da jeder von uns am Ende das höchste Ansehen genießen will, kommen wir uns dabei stets in die Quere. Nach der geheimen Wahl der gewünschten Personenkarte werden alle Karten aufgedeckt, und anschließend nach einer fixen Reihenfolge abgehandelt. Bis auf den Boten, der meinen Goldbestand um 8 Taler erhöht, können mir die lieben Mitbewerber bei jeder Personenkarte ins Handwerk pfuschen. Im Detail sieht das dann so aus:

Beim Händler stelle ich einen Gehilfen zu einem beliebigen Fuhrwerk. Danach erhalte ich für alle meine Gehilfen, die sich nun bei Fuhrwerken befinden, die entsprechenden Rohstoffe in der angegebenen Stückzahl, muss aber einen Teil davon an den Wehrturm abgeben. Abgesehen davon, dass mein Händler in Folge - ja sogar noch in derselben Spielrunde vor Erhalt der Rohstoffe! - von einem Mitspieler verdrängt werden kann, können auch andere Spieler mit Gehilfen bei Fuhrwerken von meinem Händler profitieren, ohne selbst diese Personenkarte ausgespielt zu haben.

Der Maurer erlaubt es mir, zuerst vom Wehrturm alle Teile einer beliebigen Rohstoffsorte zu nehmen, und anschließend 2 Bauwerke zu errichten, wofür ich allerdings keinen Ruhm (= Siegpunkte) erhalte, aber meinen Bestand an Talern aufbessern kann. Doch wenn niemand den "Händler" spielt und deshalb keine neuen Rohstoffe hinzukommen, oder ein in der Startreihenfolge vor mir drankommender Spieler die ins Auge gefassten Rohstoffe wegschnappt, kann ich eventuell alle schönen Baupläne über den Haufen werfen.

Ähnliches gilt für den Steinmetz, der allen Arbeitern, die in dieser Runde ausgespielt wurden, Rohstoffe (von jedem Arbeiter 1 beliebigen Rohstoff um genau 1 Taler) abkaufen kann. Beim anschließenden Bau von maximal 2 Bauwerken kassiere ich die auf der Bauwerksvorlage vermerkten Siegpunkte. Setzt jedoch keiner meiner Konkurrenten einen Arbeiter ein, gehen mir vielleicht bereits fix eingeplante Rohstoffe für meine Bauvorhaben ab.

Daraus ergibt sich für meine Arbeiter der Umkehrschluss, nämlich dass es für mich ungünstig ist, wenn andere Spieler gleichzeitig den "Steinmetz" gewählt haben, da diese sich nun von den Rohstoffen meines ausgespielten Arbeiters bedienen können. Der 1 Taler, den sie mir pro Rohstoff zahlen müssen, ist ein schwacher Trost, und verweigern darf ich einen Kauf nur dann, wenn es sich um den letzten von anfangs 3 Rohstoffen handelt. Mit einem Arbeiter darf ich ebenfalls Bauwerke errichten, sofern mir noch genug Rohstoffe bleiben, doch erhalte ich für die weniger professionelle Ausführung nur den halben Wert an Siegpunkten.

Bleibt noch der Baumeister, der dafür sorgt, dass ich alle bis dahin ausgespielten Personenkarten wieder auf die Hand nehmen kann und somit in der nächsten Runde wieder die volle Auswahl zur Verfügung habe. Nebenbei erhalte ich für jedes Gebäude, welches die Mitspieler in dieser Runde gebaut haben, 5 Siegpunkte. Diese stolze Prämie können sie jedoch leicht verhindern, indem sie einfach auf das Bauen verzichten. Diese Option habe ich als Maurer, Steinmetz oder Arbeiter genauso, jedoch erhalte ich dann auch nicht die notwendigen Siegpunkte oder Taler. Ein schönes Dilemma...

Der aufmerksame Leser wird sich an dieser Stelle fragen, wozu man die vielen Taler überhaupt benötigt, wenn sie bisher nur in vernachlässigbarer Zahl beim Rohstoffkauf des Steinmetz' gebraucht werden. Ganz einfach: Neben dem Errichten von Gebäuden gibt es noch eine zweite Möglichkeit, an Siegpunkte zu gelangen, und zwar mit dem Einsetzen von Gehilfen auf Ausbildungsplätze.

Dazu sind allerdings einige Bedingungen zu erfüllen. So darf ich lediglich mit dem Maurer oder dem Steinmetz Gehilfen einsetzen, und dies auch bloß dann, wenn ich in dieser Runde mindestens ein Bauwerk aufstellen konnte. Außerdem darf ich Gehilfen nur in fertig gestellte Gebäude, welche noch über freie Gehilfenplätze verfügen, gegen die Bezahlung des angegebenen "Lehrgeldes" stellen. Im Gegensatz zu Bauwerken erhalte ich die Siegpunkte dafür erst am Ende des Spiels, aus dem simplen Grund, dass die Siegpunkte vom fertigen Zustand der Burg abhängen. In jedem Gebäude wird dabei nach einem anderen Kriterium gewertet. Beispielsweise erhalte ich für einen Gehilfen, den ich im "Haupttor" beschäftigt habe, je 2 Siegpunkte pro fertigen Turm, für einen Gehilfen im "Markt" erhalte ich am Schluss 1 Siegpunkt für je 2 Taler in meinem Besitz. Auf alle verschiedenen Gebäude einzugehen, wäre nicht sinnvoll, aber so viel sei verraten, dass manche Kriterien entgegengesetzt wirken, so bringt etwa jeder Gehilfe im "Gesindehaus" seinem Besitzer 1 Siegpunkt je Bauwerk, welches nach der letzten Runde noch nicht errichtet wurde. Es ist also nicht sehr zielführend, sowohl im Haupttor als auch im Gesindehaus Gehilfen zu haben. Überhaupt empfiehlt es sich, alle Aktionen (Wahl der Personenkarte, Gebäudebau, Einsatz von Gehilfen) genau aufeinander abzustimmen.

Auf den ersten Blick wirken die einzelnen im Spiel verwendeten Elemente etwas verwirrend und auch ohne richtigen Zusammenhalt. Nach ein, zwei Partien merkt man jedoch, dass alles miteinander verwoben ist und zudem erstaunlich gut abgestimmt. Dass trotzdem nicht jeder an "Im Schutze der Burg" Gefallen finden wird, liegt daran, dass es zwar keinerlei Zufallselemente gibt, aber das auf Intuition und Einschätzen der Mitspieler aufgebaute Spielprinzip eben doch eine Art Glücksspiel darstellt. Wer es aber als solches akzeptiert und sich nicht grün und blau ärgert, dass er zum wiederholten Mal die falsche Personenwahl getroffen hat (vor allem der Einsatz des Baumeister will gut "getimt" sein), kann sich dabei ganz gut unterhalten. Zumal die Spieldauer mit einer guten Stunde auch relativ kurz ist. Bei 2 oder 4 Spielern sind es gerade mal 12 Runden, zu dritt 15 Runden. Dies erscheint anfangs recht wenig, reicht jedoch vollkommen aus, um die Burg mit ausreichend vielen Gebäuden und genug Lehrplätzen entstehen zu lassen.

Als Variante liegen noch sechs spezielle "Winterkarten" bei, welche zufällig eintretende Ereignisse, wie "Pest" oder "Schneeverwehung" ins Spiel bringen. Grafiker Michael Menzel hat extra dafür die Rückseite des Planes sowie der Bauwerksvorlagen in winterlicher Stimmung gezeichnet, ein Bonus, der wie das übrige wunderschön gestaltete Spielmaterial viel zur Atmosphäre des Spiels beiträgt.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde