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Knobelritters Spielearchiv - Industria

Art des Spiels: Aufbau- und Versteigerungsspiel
Autor:          Michael Schacht
Verlag:         Queen Games
Jahrgang:       2003
Spielerzahl:    3 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          60 bis 75 Minuten
Preis:          ca. € 29,- 
Auszeichnung:

Was bin ich froh, dass es nicht beim ursprünglich vorgesehenen Titel geblieben ist. "Industrialisation" ist ein richtiger Zungenbrecher, bei dem ich mich mit Sicherheit ein ums andere Mal verhaspelt hätte. Der jetzige Titel "Industria" ist da wesentlich besser und beschreibt ebenso gut, um was es geht. Was ich in Erfahrung bringen konnte, ist die Bezeichnung nicht das einzige, was gekürzt wurde. Auch in Sachen Komplexität und Spielumfang soll es beachtliche Einschnitte gegenüber der Ur-Version gegeben haben. Und - wie wir noch sehen werden - völlig zu Recht!

"Industria" behandelt 600 Jahre Entwicklungsgeschichte, von der einfachen Tongrube oder einem Sägewerk bis hin zum hochmodernen Satellitenwerk oder einer Gentechnischen Fabrik. Ein umfangreiches Thema, fürwahr. Es versteht sich von selbst, dass da stark abstrahiert werden muss, um es in einer guten Stunde durchzuspielen. Tatsächlich finden wir neben einem Spielplan, der primär zur Orientierung und zum Festhalten der Besitzstände und Siegpunkte dient, einigen Holzscheiben (Taler) als Zahlungsmittel und diversen Chips (Besitzmarker und Siegpunktmarker) lediglich 60 Industriekärtchen, die das Kernstück des Spiels ausmachen.

Die Industriekärtchen sind - leicht zu unterscheiden an einer römischen Zahl auf der Rückseite - in 5 Epochen unterteilt. Fast die Hälfte der Kärtchen zeigt Gebäude, in der Regel irgendwelche Produktionsstätten. Neben ihrer Bezeichnung und einer Abbildung können noch mehrere Merkmale angegeben sein: Zum Bau benötigte Rohstoffe, die Baukosten, mögliche Siegpunkte, Bonussymbole und Rohstoffe, welche dort hergestellt werden. So zeigt uns beispielsweise das Kärtchen "Töpferei" (Epoche II), dass die Fabrik an einem "Wasserkanal" liegt, zu ihrem Bau der Rohstoff "Stein" benötigt wird, die Baukosten 3 Taler betragen, der Rohstoff "Keramik" erzeugt wird, und dass ein Siegpunkt auf der Zählleiste notiert werden darf.

Weitere Industriekärtchen sind: Technologien, wie zum Beispiel Maschinenbau (Epoche I) oder Raumfahrt (Epoche IV), besitzen keine Baukosten, erfordern jedoch auf jeden Fall gewisse Rohstoffe. Für die Bonuskärtchen (es handelt sich dabei um Verbindungswege, wie Kanal, Hafen, Schienen, Pipeline oder Datennetz) sind einheitlich Baukosten von 1 Taler zu entrichten. Und schließlich befinden sich unter den Industriekärtchen auch noch einige Rohstoffe, die in der entsprechenden Epoche auftauchen.

Wie kommen die Spieler - sie repräsentieren Dynastien, die zum Spielschluss den erfolgreichsten Industrie-Magnaten stellen wollen - nun an die Industriekärtchen?

Ganz einfach: sie müssen ersteigert werden. "Schon wieder ein Versteigerungsspiel!" werden sich jetzt einige Leser denken. Und so ganz unverständlich sind diese Bedenken nicht. Schließlich werden alle 60 Industriekärtchen einzeln versteigert. Aber keine Angst, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Erstens gehen die einzelnen Versteigerungsrunden relativ schnell von sich, und zweitens bietet der Versteigerungsmechanismus doch etwas Neues.

Anfangs werden die Industriekärtchen schön getrennt nach den fünf Epochen gemischt. In jeder Runde werden dann so viele Kärtchen aufgedeckt wie die Anzahl der Mitspieler. Der Startspieler ist der erste Auktionator. Er wählt ein beliebiges offenes Industriekärtchen zur Versteigerung aus. Der Reihe nach machen die anderen Spieler ein Gebot oder passen. Am Ende hat der Auktionator die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Entweder überlässt er das Kärtchen dem Höchstbietenden und kassiert den Betrag. Anschließend versteigert er das nächste Kärtchen. Oder aber er nimmt das Kärtchen selbst. Zwar kostet ihm dies keinen Taler, dafür wechselt der Job des Auktionators zum nächsten Spieler im Uhrzeigersinn. Jeder Spieler versucht also, zuerst jene Kärtchen zu versteigern, welche er selbst nicht braucht, aber möglichst viel Geld in die Kassa bringen (die regulären Einnahmen betragen schließlich nur 1 Taler pro Runde). Der Haken dabei: Passen alle Spieler, muss man das Plättchen selbst nehmen.

Nachdem alle offenen Kärtchen an den Mann gebracht wurden, folgt eine Bauphase, in der man seine erworbenen Kärtchen bauen kann. Die jeweiligen Baukosten sind einfach an die Bank zu entrichten. Für die Beschaffung der erforderlichen Rohstoffen gibt es mehrere Möglichkeiten: Besitzt man selbst die entsprechenden Fabriken, gelten diese Rohstoffe automatisch als entrichtet. Hat man einen Rohstoff als Industriekärtchen ersteigert, kann dieser dafür herangezogen werden. Ansonsten muss man sich den Rohstoff aus der Fabrik eines Mitspielers (falls bereits errichtet) oder notfalls von der Bank um je 1 Taler kaufen. Im letzteren Fall kann es jedoch passieren, dass der benötigten Rohstoff in dieser Epoche noch gar nicht frei verfügbar ist, und deshalb der Bau nicht getätigt werden kann. Eine weitere Einschränkung gibt es in der Bauphase noch: Pro Runde darf jeder Spieler höchstens 1 Fabrik, 1 Technologie und 1 Bonuskärtchen auslegen.

Es heißt also, genau aufzupassen, um für einen Bau das nötige Kleingeld und die geforderten Rohstoffe zu besitzen. Umso mehr, da man die Siegpunkte, die auf dem Plättchen angegeben sind, nur dann erhält, wenn man es in der gleichen Epoche baut, in der man sie ersteigert hat. Das richtige Timing spielt daher eine große Rolle.

Nach der 5. Epoche (bei 3 Spieler werden nur 4 Epochen gespielt) endet das Spiel. Abschließend werden noch weitere Siegpunkte verteilt. Für jeweils drei Taler erhält man noch 1 Siegpunkt. Für ausgelegte Bonuskärtchen gibt es pro übereinstimmendes Symbol auf eigenen Fabriken 2 Siegpunkte. Und auch für miteinander verbundene eigene Fabriken und Technologien (auf dem Spielplan ersichtlich) gibt es noch wichtige Siegpunkte, für jede Verbindung 3 Punkte. Der Spieler, der auf der Zählleiste schließlich am weitesten vorne liegt, gewinnt.

Ein paar Industriekärtchen ersteigern, das hört sich ja nicht unbedingt kompliziert an. Aber das täuscht. Den "Wert" eines Kärtchens zu bestimmen, ist nämlich alles andere als einfach, zu viele Sachen gibt es dabei zu bedenken (Siegpunkte, benötigte Rohstoffe, Bonus, erzeugte Rohstoffe Kosten, etc.). Außerdem muss man die Möglichkeiten der Mitbewerber in Betracht ziehen und die Sitzreihenfolge beim Bauen beachten.

Und selbst perfektester Planung macht Glückgöttin Fortuna einem vielleicht einen Strich durch die Rechnung, wenn man beispielsweise zusehen muss, wie ein immens wichtiges Plättchen vom momentanen Auktionator kostenlos genommen wird. Dieser noch vorhandene Glücksfaktor gefällt übrigens nicht jedem, lässt sich jedoch durch eine kleine Regeländerung leicht korrigieren: Will ein Auktionator ein Industriekärtchen selbst an sich nehmen, muss er zumindest die Hälfte des Höchstgebotes dafür zahlen.

Ansonsten funktioniert "Industria" einwandfrei. Es ist sicher kein einfaches Spiel und die Spieler müssen schon konzentriert bei der Sache sein. Dafür werden sie mit einem wirklich interessanten Spiel entschädigt, welches über die gesamte Dauer von ca. 1 Stunde vollen Spielspaß garantiert. Es ist auch optisch sehr ansprechend und attraktiv gestaltet, weshalb ich es jedem gerne empfehle.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde