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Knobelritters Spielearchiv - Istanbul

Art des Spiels: Optimierungsspiel
Spieleautor:    Rüdiger Dorn
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2014
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          40 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler ++

So so, du bist also mit deinem jetzigen Job unzufrieden. Zu viele Arbeitsstunden, ein nerviger Boss, zu wenig Anerkennung und vor allem zu niedriges Gehalt. Kann ich durchaus verstehen. Aber da wüsste ich etwas für dich. Eine abwechslungsreiche Arbeit in einer schillernden Metropole, und als Extramotivation eine Entlohnung in Form von echten Rubinen. Ich sag' nur ein Wort: Istanbul!

Alles, was du brauchst, ist ein kleines Startkapital von einigen türkischen Lire, einen kleinen Handkarren, in dem du ein paar Waren durch die Gassen kutschieren kannst, und eine Handvoll Gehilfen, die dir beim Laden und Entladen zur Hand gehen.

Aber nachdem es ja eine völlig neue Umgebung für dich wäre, muss ich dir wohl zuerst einmal ein wenig die Örtlichkeiten beschreiben. Dein Stadtviertel besteht aus 16 Orten, die sich dir in einem 4 x 4 Raster präsentieren. Die wichtigsten Orte möchte ich dir kurz vorstellen. Da gibt es Lager, in denen du deinen Handkarren mit verschiedenen Waren auffüllen kannst: Obst, Tuch oder Gewürze. Es sind paradiesische Zustände für Jungunternehmer, denn du musst für diese Waren nicht einmal Bargeld ausgeben, wahrscheinlich ist alles Kommissionsware.

Auf Märkten kannst du die Waren dann gewinnbringend an den Mann bringen. Nachfrage-Plättchen geben an, was gerade verlangt wird, und mit je mehr Waren du den Bedarf decken kannst, umso größer sind deine Einnahmen. Auch in den beiden Moscheen sind deine Waren gefragt, denn sie bringen dir Privilegien. Zwar brauchst du, um ein Privileg zu erlangen, nur eine einzige Ware abliefern, musst davon aber eine Mindestmenge besitzen. Je mehr Mitbewerber vor dir dort waren, umso mehr Waren musst du in deinem Handkarren vorweisen können.

An zwei Orten kommt es ein wenig auf dein Würfelgeschick an, denn für die Aufbesserung deines Barbestandes (in der Teestube) oder für die Erlangung der schwerer erhältlichen Schmuckstücke (auf dem Schwarzmarkt) benötigst du ein möglichst hohes Würfelergebnis.

Das Anhäufen von monetären Werten und Sammeln diverser Waren geschieht aber nicht zum reinen Selbstzweck. Um deinen geschäftlichen Erfolg zur Schau zu stellen, erwirbst du Rubine. Und diese erhältst du hauptsächlich an zwei bestimmten Orten. Wenn du dem Edelsteinhändler einen Besuch abstattest, kannst du genau einen Rubin kaufen, wobei die Inflation dazu führt, dass der Rubinpreis im Laufe der Zeit langsam, aber beständig ansteigt. Und im Palast des Sultans erweist sich der Sultan für die Lieferung von Waren dadurch dankbar, dass er dir einen Rubin schenkt. Eine gewisse Übersättigung bewirkt aber auch hier, dass der Herrscher mit der Zeit immer mehr Waren verlangt, bevor er einen Klunker rausrückt.

So, jetzt muss ich dir wohl noch deinen zukünftigen Arbeitsablauf schildern. Du musst dir nämlich nicht selbst die Hände schmutzig machen, sondern kannst als freier Unternehmer die harte Arbeit von deinen Gehilfen erledigen lassen. Eine Arbeitseinheit schaut so aus, dass du zusammen mit deinen Gehilfen den Handkarren ein oder zwei Orte weiter schiebst. Am Zielort musst du entweder einen deiner Gehilfen zurücklassen oder einen Gehilfen, den du zu einem früheren Zeitpunkt dort zurückgelassen hast, wieder auflesen. Gehilfen braucht du anschließend auf jeden Fall vor Ort, um die entsprechende Tätigkeit ausüben zu können. Wenn du dich ganz alleine - also ohne eigenen Gehilfen - an einem Ort befindest, kannst du die Ortsaktion auf keinen Fall durchführen. Nur am Brunnen kannst du alle deine Gehilfen aus allen Orten wieder einsammeln.

Die Rubine sind - wie schon erwähnt - das Statussymbol für einen Händler. Wenn es dir gelingt, durch diverse Geschäfte, Transaktionen, Lieferungen, Ein- und Verkäufe zuerst fünf Rubine zu erstehen, festigst du deinen Ruf als erfolgreichster Geschäftsmann Istanbuls.

Du fragst dich jetzt sicher, ob du für den Job überhaupt geeignet bist. Der beinharte Konkurrenzkampf in der türkischen Metropole erfordert natürlich bestimmte Eigenschaften. So musst du deine Geschäftstätigkeiten so einplanen, dass du mit möglichst wenigen Wegen das Maximum erreichst. Optimierung und logistisches Verständnis sind daher die wichtigsten Berufsvoraussetzungen. Daneben brauchst du ein kluges Personalmanagement, denn du musst deine Gehilfen geschickt einteilen, um ihre Dienste optimal nutzen zu können. Zwar kannst du deine Equipe am Brunnen wieder zusammentrommeln, aber je seltener du das machen musst, umso öfter kannst du dich wichtigeren Dingen widmen. Mir persönlich gefällt es, vorausschauend vorzugehen, meine Aktionen und die dafür notwendigen Wege vorauszuplanen, und möglichst nichts dem Zufall zu überlassen. Denn wie sagt passenderweise ein Sprichwort: Jeder ist seines Glückes Schmied.

Der nächste Aspekt, den du beachten musst, ist der direkte Wettbewerb. Eigentlich gibt es mit deinen Mitbewerbern nur wenig Interaktion. Sicher gibt es umkämpfte Orte, wo ein früher Besuch von Vorteil ist, etwa weil die Preise oder Kosten für die entsprechende Aktion stetig ansteigen, aber ansonsten kommen dir andere Händler kaum in die Quere. Nur wenn ein anderer Händler sich justament an jenem Ort aufhält, den du gerade aufsuchen willst, kommt es zu einer Begegnung. Der ankommende Händler hat dann jedem bereits anwesenden einen kleinen Obolus von 2 Lira zu entrichten, um die Aktion durchführen zu können. Doch dieses "Blockieren" passiert in den meisten Fällen eher unbeabsichtigt, da jeder Händler auf seine eigenen Geschäfte achtet. Trotzdem: Berücksichtige stets, was seine Konkurrenten vorhaben könnten!

Apropos Bonuskarten: Es sind dies Karten, mit denen du auf die eine oder andere Weise die Grundregeln umgehen kannst. Einige erlauben dir eine höhere Reichweite, andere im Gegenteil das Verweilen am selben Ort. Einige wiederum ermöglichen es dir, einen deiner Gehilfen zurückzunehmen, oder auf dem Markt beliebige Waren zu verkaufen. Sehr vorteilhaft sind auch jene Bonuskarten, die es dir gestatten, beim Sultanspalast oder beim Edelsteinhändler 2 x im selben Zug tätig zu sein. Neue Bonuskarten erhältst du hauptsächlich in der Karawanserei. Hier darfst du als Aktion entweder zwei Karten vom verdeckten Stapel ziehen und eine davon behalten, oder die oberste Karte des Ablagestapels nehmen.

Der letzte Ort, den ich dir noch beschreiben will, ist die Wagnerei. Hier kannst du für 7 Lira deinen Handkarren vergrößern, womit du mehr Waren auf einmal durch die Gassen karren kannst. Eine Aufrüstung des Handkarrens ist in manchen Fällen unumgänglich, um besonders im späteren Verlauf bestimmte Aktionen überhaupt sinnvoll durchführen zu können.

Grundsätzlich hast du bei "Istanbul" zwei Vorgehensweisen. Entweder du rüstest dich langsam auf und verbesserst frühzeitig deine Fähigkeiten, indem du dir einen größeren Karren anschaffst und in den Moscheen Privilegien holst. Die Privilegien können - je nach investierter Ware - deine Chancen beim Würfeln steigern, dir zu einem weiteren Gehilfen verhelfen, dir gegen 2 Lira einen Gehilfen zurückholen lassen, oder beim Besuch eines Lagers für 2 Lira eine zusätzliche beliebige Ware verschaffen. Dieses - auf neudeutsch - "Upgraden"kostet zwar ein paar Züge, dafür erspart es dir in Folge unnötige Wege. Alternativ kannst du aber auch schon versuchen, möglichst schnell anfangs noch relativ günstige Rubine zu gelangen, vielleicht mit Hilfe der einen oder anderen Bonuskarte, mit der Gefahr allerdings, später eventuell von den Mitbewerbern überholt zu werden.

Bei all deinen taktischen Entscheidungen spielt aber die Topographie des Stadtviertels eine wichtige Rolle. Als dein erstes Viertel solltest du eines mit kurzen Wegen probieren, wo also zusammenpassende Orte nahe beieinander liegen. Die Millionenstadt am Bosporus bietet dir aber ausreichend Abwechslung. Wenn du schon genug Erfahrung besitzt, kannst du dich sogar in einem völlig unbekannten Stadtviertel mit zufälliger Anordnung versuchen.

Insgesamt findest du in "Istanbul" einen spannenden, kurzweiligen Job vor, der dir zwar anfangs vielleicht etwas komplex vorkommen wird, dich aber nach einer kurzen Einarbeitungszeit vor stets neue Herausforderungen stellt. Wie bei jedem Beruf lässt sich allerdings nicht vermeiden, dass sich nach einem gewissen Zeitraum auch ein wenig alltägliche Routine einstellt...

Franky Bayer

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