März
MoDiMiDoFrSaSo
26272829 1 2R3
4 5K6 7 8IS9I10
1112K131415W16W17
1819K2021S22SO2324
2526K2728293031
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Pichling
Inn Innviertler Spieletage
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Wnn 21. Weißkirchner Spielefestival
Rnn Würfelschänke Ried
<- Kalimambo^Karak ->

Knobelritters Spielearchiv - Kanagawa

Art des Spiels: taktisches Kartenspiel
Spieleautor:    Bruno Cathala
Verlag:         iello Games
Vertrieb:       Huch! & friends
Jahrgang:       2016
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          € 25,90
    
Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Was sind wir Europäer doch eingebildet und von uns selbst so überzeugt. In unseren Augen gelten nur die kulturellen Errungenschaften unserer Ahnen. In der Kunst sonnen wir uns in den Werken eines Michelangelo, eines Rembrandt, eines Van Gogh. Dabei findet man auch in anderen Erdteilen erstaunliche künstlerische Leistungen, Meisterwerke, Chef d'Oeuvres. Zum Beispiel hat in Kanagawa, der großen Bucht von Tokio, der japanische Künstler Hokusai die Fachwelt mit seinen Aquarellen voller Harmonie begeistert und 1840 dort eine Malschule eröffnet.

Im Spiel "Kanagawa" schlüpfen wir in die Rolle eines seiner Schüler und versuchen, uns vor dem "verrückten alten Künstler" als würdig zu erweisen.


Wir beginnen das Spiel mit einem Startplättchen. Damit stellt uns der Meister anfangs schon mal zwei Malpinsel zur Verfügung, dazu eine Leinwand mit einigen gekonnten Pinselstrichen. Für die Fortsetzung des Gemäldes sind nun wir selbst verantwortlich. Wenigstens hat uns Hokusai bereits in die richtige Maltechnik für eine bestimmte Landschaft (Wald, Berg, Ebene oder Ozean) eingewiesen.

Sowohl die Fortführung unseres Kunstwerks als auch unsere weitere Ausbildung in der Malschule werden durch Karten geregelt. Dazu sind alle Lektionskarten zweigeteilt. Legen wir sie unten an unser Startplättchen an, wird damit unser Atelier erweitert. Das bringt meistens eine Verbesserung unser künstlerischen Fähigkeiten, etwa um eine bestimmte Landschaft malen zu können. Aber auch für andere Effekte können Karten im Atelier sorgen, zum Beispiel zusätzliche Malpinsel, die Startspielerfigur, etc.

Drehen wir eine Lektionskarte jedoch zum 180 Grad, erweitert sie oberhalb unsere Grafik. Allerdings müssen wir dazu schon imstande sein, die entsprechende Landschaft malen zu können, was durch 1 oder 2 Symbole dargestellt wird. Für jedes Symbol der neu angelegten Grafik muss eben ein Malpinsel auf einem passenden Feld unseres Ateliers stehen.

Wie kommen die Lektionskarten nun ins Spiel? Anfangs jeder Runde werden auf die Ablagetafel - "Schulbogen" genannt - so viele Karten gelegt, wie Schüler am Kurs teilnehmen. Sind wir am Zug, haben wir zwei Möglichkeiten. Wir können unser Wissen erweitern, was so viel bedeutet, dass wir aussetzen und noch auf weitere Karten hoffen. Alternativ können wir unser neu erworbenes Wissen anwenden, indem wir alle Karten einer Spalte nehmen und sie in der Reihenfolge unserer Wahl in unser Atelier und/oder an unsere Grafik anlegen.

Nachdem alle Spieler an der Reihe waren, werden - falls sich noch Spieler in der Schule aufhalten - unterhalb der liegen gebliebenen Karten weitere Karten ausgelegt. Dies wiederholt sich bis zu einem Maximum von 3 ausliegenden Reihen.

Erfüllen wir beim Anlegen einer Lektionskarte die Voraussetzungen eines Diplomplättchens (beispielsweise wenn unsere Grafik 3 gleiche Landschaftssymbole aufweist), müssen wir uns sofort entscheiden, ob wir dieses Diplom annehmen, welches uns am Spielende wertvolle Extrapunkte ("Harmoniepunkte") einbringt.

Und damit sind wir auch schon bei der Schlusswertung. Das Spiel endet am Ende der Runde, in der entweder der Nachziehstapel an Lektionskarten aufgebraucht ist, oder mindestens ein Spieler 11 oder mehr Karten in seiner Grafik hat. Wir erhalten Harmoniepunkte für folgende Leistungen: 1 Harmoniepunkt für jede Lektionskarte in unserer Grafik, 1 Punkt pro Karte in unserer längsten Folge gleicher Jahreszeiten, die Punkte auf den Lektionskarten in unserer Grafik und in unserem Atelier, sowie auf den uns verliehenen Diplomplättchen, außerdem 2 Harmoniepunkte, wenn wir am Ende die Großmeister-Figur besitzen.

Erreichen wir schlussendlich die meisten Harmoniepunkte, haben wir die Malschule erfolgreich absolviert und gewinnen nebenbei das Spiel.


Was mein Interesse an "Kanagawa" geweckt hat, ist das originelle, unverbrauchte Thema. Bildnerische Künste kommen nicht sehr oft in Spielen vor, und an ein Spiel über japanische Malerei kann ich mich überhaupt nicht erinnern.

Zudem ist dieses Thema traumhaft schön umgesetzt worden. Schon das Spielmaterial ist sehr gelungen. Der Schulbogen ist nicht bloß eine Tafel aus Karton, sondern eine stimmig passende Bambusmatte. Die Startspielerfiguren - eine große für den aktuellen Startspieler, eine kleine Figur für den (möglichen) nächsten Startspieler - aus Holz, ebenso wie die aufwändig gestalteten Malpinsel-Figuren. Die Handhabung der Karten mit ihren 2 Teilen ist sehr gut gelöst. Die Illustration des gesamten Spielmaterials von der Schweizerin Jade Mosch wurde übrigens heuer für den französischen Grafikpreis "Grand Prix des Z'Illus" nominiert.

Das Spiel selbst reduziert sich auf das Sammeln von Lektionskarten. Punkte bringen meist nur Karten, mit denen man seine Grafik erweitert, wofür man halt dann die nötigen Voraussetzungen erfüllen muss, indem man die passenden Malutensilien vorweisen muss. Aber auch Karten, die man nicht an die eigene Grafik anlegen kann oder will, erfüllen ihren Zweck, kann man doch mit ihnen ohne weiteres sein Atelier verbessern. In den meisten Fällen vergrößert dies in Folge die Chance darauf, mehr oder wertvollere Karten an die Grafik platzieren zu können.

Die Sache mit den Malpinseln möchte ich noch etwas genauer beschreiben, denn hier hatten einige Mitspieler Probleme mit dem Regelverständnis. Auf der Grafikseite jeder Karte sind 1 oder 2 Landschaftssymbole angegeben. Will man mit einer Karte seine Grafik erweitern, muss man nicht nur in seinem Atelier die entsprechenden Landschaftssymbole besitzen (also über das entsprechende "Wissen" verfügen), sondern darauf auch Malpinsel stehen haben.

Sind dort noch keine Malpinsel, kann man ungenutzte Pinsel neu einsetzen. Außerdem darf jeder Spieler vion Haus aus einmal in seinem Zug einen Malpinsel versetzen, einige Atelierkarten erlauben weitere Versetzungen. Auf jeden Fall darf jeder Malpinsel in einem Zug nur einmal verwendet werden.

Üblicherweise ist es besser, länger in der Malschule auszuharren, um mehr Karten zu erhalten. Nachdem ja jede Karte irgendwie verwendet werden kann, gibt es nur wenig Gründe, sich mit zwei oder gar nur einer einzigen Karte zufrieden zu geben. Zwei Faktoren können jedoch bewirken, dass es manchmal sinnvoller ist, schneller zuzugreifen.

Das eine sind die Diplomplättchen, welche man erhält, wenn man mit seinen Lektionskarten bestimmte Bedingungen erfüllt. Dabei werden verschiedene Aspekte belohnt: Bäume, Gebäude, Personen, Landschaften, Tiere, Malpinsel, etc. Wie bereits erwähnt, muss man sich sofort dafür entscheiden, ob man das entsprechende Diplom nimmt oder auf ein besseres, punkteträchtigeres Plättchen wartet. Das Problem dabei ist, dass jeder Spieler von jeder Kategorie nur ein einziges Diplomplättchen sammeln darf.

Es kommt daher stark auf das richtige Timing an. Entscheidet man sich zu früh für ein Diplom, etwa jenes für 4 Bäume in seiner Grafik, welches 4 Harmoniepunkte einbringt, ärgert man sich unter Umständen, wenn man später 5 Bäume schafft, das entsprechend wertvollere Plättchen (7 Harmoniepunkte) aber nicht mehr nehmen darf. Verzichtet man andererseits auf das Plättchen, steht man später jedoch vielleicht sogar mit leeren Händen da, wenn vorher ein anderer Spieler das bessere Plättchen wegschnappt. Diese knifflige Regel birgt einen hohen Dilemmafaktor.

Der zweite Faktor für einen möglichen rascheren Zugriff sind die Jahreszeiten. Die Extrapunkte für die längste Folge gleicher Jahreszeiten können manchmal den Ausschlag geben. In beiden Fällen - Diplomplättchen und Jahreszeiten - kann es Sinn machen, auf eine zweite oder dritte Karte zu verzichten, um ganz sicher die gewünschte(n) Karte(n) zu bekommen und zu verhindern, dass einem ein Mitspieler einen Strich durch die Rechnung macht. "Kanagawa" ist somit zwar nicht hochgradig interaktiv, aber zumindest gilt es, auch die Optionen und Möglichkeiten der Konkurrenz mit zu berücksichtigen.

Bei aller Überlegung und Planung ist man allerdings doch in nicht unerheblichem Ausmaß vom Glück abhängig. So tauchen - wie bei Kartenspielen üblich - die Karten zufällig auf, sodass man wenig Einfluss darauf hat, ob die dringend benötigten Bäume, Personen oder Gebäude auch wirklich ins Angebot kommen. Ein Teil der Karten wird zudem verdeckt ausgelegt. Zwar sind die Rückseiten der Karten farblich unterschiedlich gestaltet, sodass man klar erkennen kann, dass auf einer Karte beispielsweise ein Gebäude oder Bäume sein könnten, aber eine gewisse Unsicherheit bleibt bestehen. Es gibt nämlich erstens keine Garantie darauf (einige Karten zeigen nur Landschaft, ohne jegliches anderes grafisches Element), zweitens weiß man dann noch immer nicht, um welches Gebäude, um wie viele Bäume es sich handelt.


So schön das Material auch ist, Abzüge gibt es dennoch wegen des Handlings. So pflegen die Malpinsel leicht umzufallen, und auch die Handhabung der Karten erweist sich als unpraktisch. Sie müssen ja unter bestehende Karten geschoben werden, was bei einer glatten Spieloberfläche eine besondere Herausforderung darstellt. Ich empfehle daher, auf jeden Fall ein Tischtuch zu verwenden, damit geht es eindeutig einfacher.

Insgesamt betrachtet ist "Kanagawa" nicht der große Strategiekracher, trotzdem gefällt mir persönlich das Gesamtkunstwerk, die gelungene Kombination aus hervorragender grafischer Gestaltung mit spielerisch überzeugender Komposition. Fairerweise muss ich jedoch erwähnen, dass das Spiel in meinem Umfeld weniger gut (eher durchschnittlich) angenommen wurde als von mir selbst, der ich "Kanagawa" jederzeit gerne spiele und daher auch gerne empfehle.

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde