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Knobelritters Spielearchiv - Lancaster

Art des Spiels: Worker Placement
Spieleautor:    Matthias Cramer
Verlag:         Queen Games
Jahrgang:       2011
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          60 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 45,-

Zielgruppe:     Spielexperten, Vielspieler ++

Ein angenehmer Nebeneffekt vom Spielen ist, dass man sehr oft nebenbei noch was lernt. Nicht nur, wie man die Regeln am besten für seine Ziele ausnützt, man bekommt auch auf spielerische Weise ein wenig Allgemeinbildung mit. Über Kultur, Geographie, Kunst, oder wie im vorliegenden Spiel über Geschichte. Meine Schulzeit liegt schon etwas länger zurück, und so wusste ich nicht mehr so genau über die Geschichte Englands Anfang des 15. Jahrhunderts Bescheid. Anno 1413 - so klärt uns die Spielregel auf - verfolgt Henry der V. von Lancaster, der neue König von England, ehrgeizige Pläne. Er will England einigen und gleichzeitig die französische Krone erobern. Wir Spieler, die wir aufstrebende Adelsfamilien repräsentieren, sind dazu aufgefordert, den jungen König bei seinen Bestrebungen bestmöglich zu unterstützen.

Wir führen dazu eine eigene Ritterschaft. Die einzelnen Ritter sollen uns entweder im eigenen Castle helfen, oder wir entsenden sie in die Counties Englands oder zum Kampf gegen Frankreich. Klingt verdächtig nach "worker placement". Und tatsächlich setzen wir - wie in den meisten Spielen dieses Genres - nacheinander unsere Ritter an den verschiedensten Orten ein, damit sie dort eine Aufgabe für uns erledigen. Die erste Phase jede der 5 Runden, über die eine Partie "Lancaster" geht, heißt folglich "Platzieren der Ritter".

Ein möglicher Einsatzort ist das eigene Castle, wo wir einen unserer Ritter auf ein beliebiges freies Ritterfeld stellen können. Unsere Burg dient vor allem dazu, uns mit Gold, Knappen und ähnlichem zu versorgen. Wir können unsere Ritter aber auch in die neun Counties schicken, um von den dort abgebildeten Vorteilen zu profitieren. In jedem County ist nur Platz für einen einzigen Ritter, der zudem je nach County eine Mindeststärke (von 1 bis 3) aufweisen muss. Trotzdem können wir einen Ritter auch in ein bereits von einem fremden Ritter besetztes County abkommandieren, wenn wir diesen mit einem stärkeren Ritter oder mit einem größeren Aufgebot an Knappen verdrängen. Und schließlich können wir unsere Ritter auch in den Kampf gegen Frankreich entsenden. Dazu ordnen wir einen Ritter einem beliebigen Konflikt, dargestellt durch eine Konfliktkarte, zu.

In der Phase 3 - "Erträge" - ernten wir schließlich die Früchte unserer Bemühungen, indem der Reihe nach Counties, Castles und Konflikte gewertet werden. In einem von uns besetzten County haben wir die Wahl zwischen dem dort liegenden Adligenplättchen, das wir an die Tafelrunde in unserer Burg platzieren, oder den dort dargestellten Ertrag (Machtpunkte, neue Ritter, Aufwertungen, etc.). Gegen Abgabe von 3 Gold können wir auch beides erhalten.

Im Castle erhalten wir für jeden Adligen an der Tafelrunde einen Stimmstein und für jeden eingesetzten Ritter den jeweils abgebildeten Ertrag. Außerdem werfen vorhandene Ausbauten auch ohne Einsatz von Personal jede Runde automatisch den entsprechenden Ertrag ab. Neben Gold, Knappen und Stimmsteinen sind in unserem Castle auch - gegen Abgabe von 3 bzw. 2 Knappen - der Erwerb neuer Ritter oder die Aufwertung eines eigenen Ritters um eine Stufe möglich.

Konflikte bringen die für den Sieg notwendigen Machtpunkte. Jene Spieler, die sich mit ihren Rittern am meisten in einem Konflikt engagiert haben, erhalten - je nach der Rangfolge ihrer eingesetzten Stärke - Machtpunkte. Ist die Stärke aller in einem Konflikt eingesetzten Ritter größer als die auf der Konfliktkarte angegebene Stärke Frankreichs, gewinnt England und die Konfliktkarte kommt aus dem Spiel. Bei einer Niederlage fallen nicht nur die Machtpunkte für die Beteiligten wesentlich niedriger aus, die Karte bleibt auch mitsamt allen eingesetzten Rittern für die nächste Runde liegen.

Arbeitereinsetzspiele gibt es mittlerweile schon jede Menge. Deshalb stellt sich hier die Frage, ob und was "Lancaster" Neues zu bieten hat, um sich von der Masse abzuheben. Dass man neue "Arbeiter" - hier: Ritter - rekrutieren kann, um in Folge mehr Aktionen durchführen zu können, ist ja ein alter Hut. Matthias Cramer hat sich aber doch etwas Originelles einfallen lassen: Nicht nur die Anzahl der Ritter ist wichtig, sondern auch deren Stärke. Die Stärke eines Ritters wird dabei sowohl durch einen Aufdruck im Wappen als auch durch einen höheren Spielstein dargestellt. Während ein Ritter der Stärke 1 nur ein dünnes quadratisches Holzplättchen ist, schauen die stärksten Ritter (Wert 4) fast schon wie große Holzwürfel aus. Die Stärke eines Ritters spielt vor allem in den Counties, wo ja eine Mindeststärke verlangt wird und man sich gegen die Konkurrenz durchsetzen muss, und bei den Konflikten eine wichtige Rolle.

Zu Beginn verfügen wir bloß über zwei Ritter - einen der Stärke 1, einen anderen der Stärke 2. Der Nachschub gehört sorgfältig geplant, denn Aufwertungen sind nur dann möglich, wenn es auch tatsächlich einen Ritter der erforderlichen Stärke auf dem Nachschub-Feld gibt. Auch können wir nur dann einen neuer Ritter rekrutieren, wenn noch "1er"-Ritter zur Verfügung sind.

Eine weitere Besonderheit von "Lancaster" ist, dass die Aktionen der 3 Einsatzorte nicht strikt voneinander getrennt sind, sondern geschickt miteinander verwoben. Dies offenbart sich besonders in den Counties, wo wir Nachschub an Gold, Knappen oder Stimmsteinen erhalten können, oder auch die wichtigen Ausbauten für unser Castle. Der im County "Dorset" stationierte Ritter kann zudem flugs nach Frankreich transferiert werden, um noch einen beliebigen Konflikt zu seinen Gunsten zu entscheiden. Auch die Konflikte erlauben besondere Erträge. Die ersten 6 Ritter bringen dem jeweiligen Spieler eine "Gunst des Königs", also zusätzliches Gold und Knappen, usw. Obwohl alle Aktionen irgendwie miteinander verbunden sind, ist "Lancaster" nicht allzu kompliziert, sondern offenbart sich dem Spieler doch relativ schnell.

Bleibt nur mehr die Frage unbeantwortet, wie wir zur "wahren Stütze des jungen Königs und zum mächtigsten Lord seiner Zeit" werden können. Wie bei den meisten Spielen heutzutage wird unser Erfolg in Punkten - hier Machtpunkte - gemessen. In den vorangegangenen Absätzen war nur zwei Mal von Machtpunkten die Rede: Bei den Konflikten, wo wir für unser Engagement im Kampf gegen Frankreich belohnt werden, und bei den Counties, wo uns die Besetzung eines spezielles County (Somerset) sechs Machtpunkte beschert. Einen wichtigen Teil können wir jedoch auf andere Weise bekommen. Aufmerksamen Lesern dürfte nicht entgangen sein, dass ich die Phase 2 ausgelassen habe. In dieser Phase - "Parlament" - können wir auf fast schon demokratische Weise über Gesetze abstimmen.

Es liegen stets drei gültige Gesetze offen aus. Diese geben vor, unter welchen Umständen wir Nachschub bekommen dürfen, unter welchen Bedingungen wir zusätzliche Machtpunkte gutschreiben können, auf welche Weise wir Ritter aufwerten dürfen, etc. In jeder Runde kommen drei neue Gesetze einzeln zur Abstimmung, wobei Buchstaben auf der Rückseite der Gesetzeskarten (A bis D) für ein etwas geregeltes Auftauchen der Gesetze sorgen.

Die Abstimmung erfolgt mit Hilfe von Stimmplättchen, mit denen wir dem neuen Gesetz - zunächst verdeckt - entweder unsere Zustimmung ("JA") oder unsere Ablehnung ("NEIN") erteilen. Mit Stimmsteinen, die wir in der geschlossenen Faust halten, verstärken wir unsere Entscheidung. Nach dem Aufdecken der Plättchen und der dafür eingesetzten Stimmsteine stellt sich dann heraus, ob das neue Gesetz abgelehnt wird, worauf es gänzlich aus dem Spiel genommen wird, oder ob es abgenommen wird. In letzterem Fall ersetzt es ein altes Gesetz (auf dem Parlamentstableau links oben), welches dafür entfernt wird.

Zu Stimmsteinen kommt man in einigen Counties, im Castle und sogar als "Gunst des Königs" bei Konflikten. Für den größten Teil an Stimmsteinen sind jedoch die Adligen verantwortlich, die wir an unsere Burg holen konnten, denn wir erhalten zusätzlich für eine Stimme für unseren Burgherrn auch je 1 Stimmstein pro Adligen, der an unserer Tafelrunde Platz genommen hat.

Ganz zum Schluss, nach der 5. Spielrunde, bringen uns die Adligen auch noch viele Machtpunkte ein. Die progressive Steigerung bewirkt, dass jeder neue Adlige mehr Machtpunkte wert ist. So bekommen wir beispielweise für 2 Adlige gerade mal 1 Machtpunkt, für 7 Adlige aber schon stolze 21! Mehr als neun Adlige sind übrigens nicht möglich, da wir nur verschiedene Adlige sammeln dürfen.

So, dass sind nun grob dargestellt alle Spielelemente. "Lancaster" ist vielschichtig und verlangt einiges an Überlegungen, ohne allerdings allzu kompliziert zu werden. Lediglich die beiden letzten Spielrunden können etwas länger dauern. Zum einen da alle Spieler über mehr Ritter verfügen, die es einzusetzen gilt, zum anderen, weil die wenigen Einsetzorte, besonders die neun Counties, umkämpfter sind. Zwar kommen Knappen, die aus den Counties verdrängt wurden, verloren und in den allgemeinen Vorrat zurück, aber die verdrängten Ritter können vom betroffenen Spieler in Folge erneut an beliebiger Stelle eingesetzt werden. Die angegebene Spieldauer von 60 Minuten kann daher kaum eingehalten werden, bei größerer Spielerzahl muss man sogar mit der doppelten Spielzeit rechnen.

Zum Abschluss noch ein paar Bemerkungen zum Material, welches wirklich ausgezeichnet ist. Der Preis von "Lancaster" ist auch für "Queen Games"-Verhältnisse ziemlich hoch, aber das tolle und vor allem reichhaltige Spielmaterial rechtfertigt alleine schon den Preis: viel Holzspielsteine, massenhaft Plättchen und Tafeln in stabilem Karton, Aufkleber und übersichtliche Spielhilfen. Die Spielschachtel beinhaltet immerhin fast 2 kg Spielmaterial, und das nach dem Entfernen der Stanzteile!

Ein exzellentes "Worker placement game" mit reichlich und schön gestaltetem Spielmaterial - "Lancaster" ist eindeutig eine Empfehlung wert!

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde