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Knobelritters Spielearchiv - Machu Picchu

Art des Spiels: Biet- und Positionsspiel
Autor:          Günter Burkhardt
Verlag:         Piatnik Spiele
Jahrgang:       1999
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 30 bis 45 Minuten
Preis:          ca. € 30,-

Fremde Sitten und Gebräuche muten uns - ach so zivilisierte - Europäer manchmal recht seltsam an, da brauchen wir oft gar nicht weit in die Vergangenheit zurückzugehen. Was soll man da erst von den dubiosen, und teilweise recht grausamen Ritualen der alten Inka-Kulturen halten. Sie kannten zwar nicht das Rad, hatten aber bereits höchst erstaunliche Kenntnisse der Astronomie. Und sie verehrten die Sonne über alles. Recht viel mehr wissen wir auch nicht, na ja die Archäologen, Ethologen u. ä. wahrscheinlich schon, aber wir mit unserem durchschnittlichen Allgemeinwissen halt nicht.

Da kann uns Günter Burkhardt, auch wenn er nicht zu den oben erwähnten Inkas im Tempel von Machu Picchu, ihrer sagenumwobenen Inkastadt hoch oben in den Anden, ein recht strenges Ritual abhielten. So versuchen nämlich vier unterschiedlich große Priester auf ihrem Weg durch den Tempelbezirk, die Sonnenfelder anzusteuern, die den Priestern anscheinend eine Belohnung in Form von Sonnensteinen bringt. Andererseits ist das Verlassen des Tempelbezirkes verpönt und wird mit dem Aushändigen eines Feuersteines geahndet.

Aber Günter Burkhardt begnügt sich nicht etwa mit dem bloßen Beschreiben des Rituals, er lässt uns so richtig lebendig an dem Zeremonial teilhaben, und zwar in Form eines Spieles. Unser österreichischer Spielehersteller Ferdinand Piatnik & Söhne liefert das dafür notwendige Material in einer für meine Begriffe recht ansprechend gestalteten Schachtel (was ja bei Piatnik keine Selbstverständlichkeit ist....): ein Spielplan, der den Tempelbezirk als Spielfläche und Ablageflächen für Karten und Steine zeigt; 4 Priesterfiguren in vier verschiedene Größen; 12 Sonnensteine mit positiven Werten; 8 Feuersteine mit negativen Werten; 50 Richtungskarten von 1 bis 50 durchnumeriert; 8 Sonne/Mond-Karten; 5 Priesterkarten und 1 Hohepriester-Figur.

Nun denn Günter, wie läuft nun so das Ritual ab? Jeder Spieler betreut zwei Priester. Welche, das wird durch verdeckt ausgeteilte Priesterkarten festgelegt. Die beiden darauf vermerkten Priester bringen einem Spieler am Spielende Punkte. Bewegt werden die Priester mit Hilfe der Richtungskarten und zwar nach folgenden Regeln: Der Reihe nach legt jeder Spieler eine seiner Richtungskarten auf eine der vier Steintreppen um den Tempelbezirk, wobei auf jeder Treppe nur eine Karte liegen darf. Anschließend werden die Priester bewegt. Die höchste ausliegende Karte wird dabei der größten Priesterfigur zugeordnet, die zweithöchste der nächstgrößeren usw. Durch die Steintreppe, auf der sich nun die Richtungskarten befinden, ist auch die Zugrichtung vorgegeben. So muss die kleinste Priesterfigur im Tempel ein Feld Richtung Norden gezogen werden, wenn die niedrigste Richtungskarte auf der Südtreppe (Pfeil nach Norden) liegt.

Landet eine Priesterfigur auf einem Sonnenfeld, wird ein gelber Sonnenstein erobert. Der niedrigste ausliegende Sonnenstein wird auf das Depot der entsprechenden Priesterfigur gelegt. Wird eine Priesterfigur allerdings aus dem Tempelbezirk herausgezogen, kommt stattdessen ein roter Feuerstein, auch hier wird der niedrigste Feuerstein genommen, in sein Depot.

Das Spiel endet, sobald alle fünf Ablagefelder des Depots eines Spielers belegt sind, spätestens jedoch nach acht Runden bei 2 oder 4 Spielern bzw. neun Runden bei 3 Spielern. Dann werden die Priesterkarten aufgedeckt und jeder Spieler zählt die Punkte seiner beiden Priester zusammen. Unnötig zu sagen, dass der Spieler mit der höchsten Summe gewinnt.

Das alles klang für mich recht vielversprechend, als ich im Februar 1999 durch die Hallen der Nürnberger Spielwarenmesse den Piatnik-Stand besuchte. Leider erwies sich dies - um es gleich vorwegzunehmen - als Fehleinschätzung. Von einem Taktikspiel - wie es die Spielregel verspricht - kann keine Rede sein. Der an und für sich interessante Mechanismus scheitert dafür gleich an mehreren Unwägbarkeiten. Zum einen kann man meist nur raten oder schätzen, ob die gespielte Karte nun die zweit-, dritt- oder vierthöchste Karte ist. Die Zahlen reichen immerhin von 1 bis 50 und der Wert einer Karte kann daher nur eine ungefähre Richtlinie angeben. Zum anderen darf man ja seine Karte nur auf eine noch freie Steintreppe legen, was die Handlungsmöglichkeiten noch stärker einschränkt. Da nützt einem die beste Taktik nicht, wenn man keine Chance hat, die geforderte Aktion zu setzen, von fehlendem Kartenglück oder Verschätzen in den Kartenwerten ganz zu schweigen.

Und dann hat der Autor noch unnötigerweise - wahrscheinlich wollte er etwas Abwechslung reinbringen - die Sonne/Mondkarten zugefügt. Der erste Effekt dieser Karten ist ja noch akzeptabel: Bei einer Sonne-Karte gibt es die bereits erwähnte Belohnung auf den Sonnenfeldern, bei einer ausliegenden Mondkarte gibt es in dieser Runde jedoch nur im Zentralfeld einen Sonnenstein zu gewinnen. Wesentlich ärger finde ich die darauf vermerkten Regeln, die für das Auslegen der Richtungskarten gelten. Also entweder "Alle offen", "Alle verdeckt", "Nur der Hohepriester(= Startspieler) offen", "Nur der Hohepriester verdeckt" und ähnliches. Ganz davon abgesehen, dass einige Karten im Spiel zu dritt vollkommen sinnlos sind ("Nur die beiden ersten offen" ist ja dann im Grunde genommen gleichbedeutend wie "Alle offen"), kann dies zu groben Ungerechtigkeiten führen. Im Extremfall ist ein Spieler gezwungen, in sieben von acht Runden seine Richtungskarten offen auszulegen, ein nicht mehr gutzumachender Nachteil. Aber auch das andere Extrem ist möglich: In sieben von acht Fällen verdeckt auslegen zu dürfen!

Alles in allem ist "Machu Picchu" ein Spiel, das bei den meisten meiner Mitspieler nur Kopfschütteln hervorrief und nicht den Wunsch nach Wiederholung aufkommen ließ. Aber vielleicht wird uns der Sinn des Spiels - ganz so wie die große Inkastadt über dem Urubamba-Tal selbst - für immer und ewig ein Rätsel bleiben.

Franky Bayer

Bewertung: 2 Schilde