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Knobelritters Spielearchiv - Men at Work

Art des Spiels: Geschicklichkeitsspiel
Spieleautorin:  Rita Modl
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2019
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          30 - 45 Minuten
Preis:          ca. € 48,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Partyspieler        (+)

Einleitung

»You come from a land down under?« fragte die gleichnamige Popband aus Australien in den 1980er Jahren. Von meiner Heimstatt im Westen des Ruhrgebiets aus betrachtet, ja. Die Newcomerin Rita Modl scheint zumindest derzeit in München beheimatet. Das Bausackprinzip als Geschicklichkeitsspiel hat sie in eine Themenwelt verfrachtet, die eigentlich naheliegend ist, aber bisher ungenutzt blieb: die gute alte Großbaustelle!

Spielbeschreibung

Was braucht man auf einer Großbaustelle? Stützen für die gesamte Konstruktion, klar! Stahlträger und damit der Alltag auf der Baustelle nicht so trist ist, in verschiedenen Farben. Bauarbeiter sind ebenso alternativlos wie weiteres Baumaterial in Form von Holzbalken und Ziegelsteinen.

Neben diesen Bauutensilien wird (für Varianten) eventuell ein Kran und die Schachtelunterseite benötigt. Immer dabei: Sicherheitszertifikate, für die Damen und Herren Konstrukteure alias Mitspieler jeweils 3 zu Spielbeginn. Ein Haken zum Aufräumen nach etwaigen Unfällen auf der Baustelle, Belohnungsurkunden und Bauplankarten runden das bereitzulegende Material ab.

Eine Startkonstruktion wird frei oder nach Vorlagen der Anleitung errichtet und die erste Konstruktionsaufgabe vergeben. Vom Stapel der Bauplankarten wird die oberste Karte aufgedeckt. Die Rückseite der nächsten Karte, die nun auf dem Stapel oben zu sehen ist, zeigt entweder eine Stahlträger oder einen Bauarbeiterhelm. Die Aufgabe des entsprechenden Symbols auf der aufgedeckten Bauplankarte gilt es nun zu erfüllen.

Vorgaben für das Verbauen von Stahlträgern oder das Platzieren von Arbeitern sind ebenfalls der Rückseite der obersten verdeckten Bauplankarte zu entnehmen: Bei den Stahlträgern sind 2 von 4 Farben zur Wahl vorgegeben, bei den Bauarbeitern ebenfalls.

Die Bauarbeiter müssen auf entsprechend farbigen Trägern platziert werden, meist noch mit weiterem Baumaterial auf den Schultern. Das Platzieren darf nacheinander erfolgen, also erst eine Bauarbeiterfigur einsetzen, dann deren Material auf ihr platzieren.

Bei den Bauaufgaben muss äußerst vorsichtig agiert werden, denn schließlich darf kein Material zu Boden stürzen. Egal, ob bereits verbaut oder gerade im Bau befindlich. Tut es dies dennoch, ist der eigene Zug sofort beendet und eins der Sicherheitszertifikate futsch. Der nächste Spieler erhält den Haken und räumt vor seinem Zug erst einmal alles zu Boden gegangene von der Baustelle.

Irgendwann taucht eine besondere Karte, die den Bauplänen zugemischt ist, auf: Rita. Erfrischend unbescheiden hat sich die Autorin im Spiel gleich zur Bauaufseherin ernannt und wird bei Erscheinen offen neben die Baustelle platziert.

Ab sofort können Urkunden erworben werden. Dies geschieht dadurch, dass durch die erfolgreiche Baumaßnahme im eigenen Zug die selbst platzierten Bauteile den höchsten Punkt der Gesamtkonstruktion darstellen.

Das fröhliche Rumgebaue endet, wenn eine der folgenden Bedingungen eintritt:

Der übriggebliebene bzw. der meist beurkundete Mitspieler gewinnt. Bei Ende durch fehlendes Baumaterial werden vorhandene Sicherheitszertifikate und Urkunden addiert.

Fazit

Der Spielmechanismus? Uralt! Die Autorin? Jung und ohne mehrseitige Ludografie! Der Spaßfaktor? Riesig!

Manchmal bedarf es eben nur Kleinigkeiten, um aus Altbekanntem etwas frisches Neues abzuleiten. Durch die Anwendung und sehr stimmige thematische Umsetzung der Großbaustelle sind Groß und Klein, Alt und Jung, spielerfahren und spielabstinent schon bei der Präsentation des Materials auf Neugierde programmiert.

Spätestens wenn die süßen kleinen Bauarbeitermeeple mit ihren Mini-Bauhelmen entdeckt werden, wirkt der Bann unwiderstehlich. Solide und für mehrfachen Gebrauch gut geeignet ist es auch, mehr kann man vom Material eines Spiels nicht verlangen. Volle Punktzahl für diesen Bereich.

Die Spielanleitung ist ausführlich, strukturiert gegliedert und fertigt etwaige Unklarheiten bezüglich der Bauregeln ab durch die Klarstellung, das alles erlaubt ist, was nicht explizit und eindeutig durch Textvorgaben verboten oder eingeschränkt ist.

Ausreichend bebildert und mit einem für Einsteigerrunden hilfreichen Glossar aller Bauplananweisungen bleibt auf den 8 Seiten Platz für die Benennung dreier Spielvarianten. Für die Durchschnittsfamilie Mustermann könnte das Regelwerk ein ganz kleines bisschen zu umfangreich sein, jede neue Spielgruppe war dankbar für Hilfestellung von erfahrenen Spielern bei der Erkundung der Spielregeln.

Auf einer Großbaustelle ist immer viel los. Man sollte also meinen, dass auch hier das Motto: Je mehr Mitspieler, desto besser! anzuwenden sei. Mitnichten! Das Spielprinzip hätte sogar erlaubt, ohne weiteres eine Solovariante zu integrieren. Wenn jemand Gefallen am Verbauen von Material und der Bewältigung der Aufgaben entwickelt hat, kann sich auch solitär ganz darin vertieft werden. Ich verweise auf Lego und Fischer Technik.

Allerdings bleiben sowohl die anfeuernden Rufe als auch die konzentrationsschwächenden Sticheleien und Bemerkungen einem Solisten verwehrt. Das gibt es nur in der Gruppe und ja, hierbei natürlich in umfangreicherem Maße, je mehr Konstrukteure sich beteiligen.

Ist Weibsvolk anwesend, ist der Kreischfaktor im oberen Frequenz- und Dezibelbereich angelegt, wenn doch mal ein Unfall die Baustelle heimsucht. Es wird mehr und intensiver gejuchzt als echte Bauarbeiter pfeifen würden, wenn Heidi Klums GNT eine Folge mit den Kandidatinnen auf der Baustelle drehen würden.

Da auch Kinder sich häufig gerne als Baumeister betätigen, können diese ab einer gewissen motorischen Geschicklichkeit ohne weiteres mittun. Der vorgeschlagene Alterseinstieg im mittleren Grundschulbereich ist korrekt gewählt, natürlich sind auch unter dieser Grenze Ausnahmekönner zu finden und weit darüber ebenso Zappelphilippe, denen keine großen Siegchancen in Aussicht gestellt werden können.

Das aber ist das allergrößte Plus bei "Men at Work": Über die Spieldauer von ebenfalls richtig annoncierten durchschnittlich 30 Minuten bleiben Spielspaß und Aufmerksamkeit derart hoch, dass ein Sieg oft nur noch als hübsches Beiwerk empfunden wird. Beziehungsweise dessen Verpassen von den auf den Plätzen folgenden Spielern nicht betrauert wird. Dem eigentlichen Vergnügen ist alles andere untergeordnet, wie es sich für ein Spiel dieser Machart gehört.

Der große Vorteil bei freien Bauspielen wie diesem ist die Garantie, dass jede Partie anders verläuft, weil es kein vorgegebenes Korsett gibt, in das man sich jede Partie neu zwängen muss. Sieht man mal von den einzuhaltenden Bauregeln ab. Ansonsten entstehen selbst bei gleicher Startkonstruktion oft sehr unterschiedliche Gebilde, je nach Gruppe und Geschicklichkeit. Der Spaßfaktor hält dadurch nicht nur über eine, sondern viele Partien an. Obendrein gibt es noch Varianten frei Haus dazu.

Man darf der Autorin und dem Verlag also zu einem gelungenen und runden Produkt gratulieren und gespannt sein, ob weitere Highlights folgen. Es müssen auch nicht zwingend die tollsten Innovationen überhaupt sein, wenn vorhandene Ideen so gelungen wie hier weiterverarbeitet werden und austariert sind, darf gerne kreativ geklont werden.

André Beautemps

Bewertung: 5 Schilde