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Knobelritters Spielearchiv - Mexica

Art des Spiels: Rollen- und Merkspiel
Autor:          Czarnè
Verlag:         Zoch Verlag
Jahrgang:       2002
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 bis 75 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Grübel, grübel. Für dieses Spiel eine objektive Spielerezension zu schreiben, ist ein schwieriges Unterfangen. Nicht dass es ein so kompliziertes, wahnsinnig komplexes Spiel wäre. Oder so grottenschlecht, dass mir die Worte fehlen. Es liegt vielmehr daran, dass es nun bereits das dritte einer Reihe von Spielen ist, die allesamt vom selben Autorenduo stammen (Michael Kiesling & Wolfgang Kramer) und vom selben Spieleverlag in ähnlicher Form herausgebracht wurden (Ravensburger). Rechnet man das spielmechanisch sehr verwandte "Torres" noch dazu, sind es sogar vier Spiele, von denen "Tikal" 1999 und "Torres" 2000 die höchste Auszeichnung in der Spielebranche ("Spiel des Jahres") erobern konnten.

Kiesling und Kramer haben da also hervorragende Arbeit geschaffen, aber der durchschnittliche Spieler fragt sich nicht ganz zu Unrecht: "Brauche ich wirklich noch ein weiteres ähnliches Spiel, wenn die ersten ohnehin schon so gut gelungen sind?" Diese Frage muss wohl jeder Spieler für sich selbst klären, ich kann nur dazu beitragen, in dem ich "Mexica" zuerst einmal ganz für sich alleine vorstelle und im Anschluss einen Vergleich mit den anderen Spielen dieser Reihe anstelle.

"Mexica" spielt - die Vifzaks unter den Lesern können sich's schon denken - in Mexiko, genauer gesagt auf einer kleinen Insel im Texcoco See. Hier fanden die Azteken nach langer Wanderung das von ihrem Gott Huitzilopochtli prophezeite Zeichen - einen Adler, der auf einem Kaktus sitzend eine Schlange frisst - und gründeten ihre neue Heimat. Der große Spielplan zeigt die Insel unterteilt in viele quadratische Felder. Die Aufgabe von uns Spielern ist es nun, die Insel mit Hilfe von Kanälen in kleinere Bereiche zu teilen und dort Bezirke (Calpulli) zu gründen und Gebäude zu errichten.

Um dies zu bewerkstelligen stehen jedem Spieler in jeder Runde sechs Aktionspunkte zur Verfügung. Auch wenn ich es eigentlich verabscheue, allzu genau die Regeln wiederzugeben, komme ich wahrscheinlich nicht umhin, die einzelnen Aktionen aufzulisten, die man mit seinen sechs Aktionspunkten durchführen kann. Um überhaupt Calpulli bilden zu können, müssen Kanalteile gelegt. werden. Das Legen eines Kanalteils kostet 1 Aktionspunkt (AP), gleichgültig, ob dieser 1 oder 2 Felder bedeckt. Um seine Spielfigur trotz der so allmählich entstehenden Wasserwege von Calpulli zu Calpulli zu bewegen, können Brücken gebaut werden (bzw. versetzt, wenn bereits alle 11 Brücken verbaut wurden). Dies kostet ebenfalls 1 AP pro Brücke. Für die Bewegung seiner "Mexica"-Figur braucht es auch Aktionspunkte, normalerweise 1 AP pro Feld. Die Brücken bieten jedoch die Möglichkeit, sich besonders schnell auf dem Wasserweg fortzubewegen, denn die Bewegung von einer Brücke zur nächsten kostet auch nur 1 AP, auch wenn dabei sehr lange Züge gemacht werden. Und schließlich ist es möglich, wenn auch mit 5 AP sehr teuer, seine Figur auf ein beliebiges freies Feld des Plans zu versetzen.

Was jetzt noch fehlt, sind die Gebäude, ohne die Tenochtitlan sehr leer ausschauen würde. Es gibt sie in vier verschiedenen Größen, mit den Werten 1 bis 4. In dem Bezirk, in dem sich der eigene Mexica befindet, darf man ein Gebäude aufstellen. Je nach Größe des Gebäudes kostet dies 1 bis 4 AP. Will oder kann man nicht alle Aktionspunkte verbrauchen, empfiehlt es sich, Aktionsplättchen zu kaufen. Pro Aktionsplättchen muss 1 AP bezahlt werden, sie dürfen in späteren Runden eingesetzt werden und erhöhen dann dementsprechend die zur Verfügung stehenden AP (eine Art Speicher sozusagen).

Kanalteile legen, Brücken bauen oder versetzen, seine Figur über den Plan ziehen, Gebäude bauen, wozu eigentlich dies alles? Die Kramerleiste um den Spielplan verrät es uns: Es geht um Punkte! Die kriegt man einerseits durch das Gründen von Bezirken während des Spielverlaufs, andererseits bei den Wertungen am Ende jedes Durchgangs. Für den ersten der beiden Durchgänge werden 8 der 15 Calpulli-Plättchen verdeckt gezogen und auf dann offen ausgelegt. Sobald nun durch Kanalteile ein Bezirk mit der passenden Größe (3 bis 13 Felder sind möglich) entstanden ist, kann ein Spieler diesen Bezirk gründen, was ihm einige Punkte einbringt (entspricht ungefähr der Hälfte der Größe des Bezirks).

Sind alle acht Bezirke gegründet worden und ein Spieler hat alle seine für diesen Durchgang bestimmten Gebäude verbaut, kommt es zur ersten Wertung. Bei dieser werden alle gegründeten Bezirke einzeln abgerechnet. Der Spieler, der in einem Bezirk die wertvollsten Gebäude besitzt, bekommt soviel Punkte wie die Anzahl der Felder in diesem Bezirk, der zweitplatzierte Spieler die Hälfte (aufgerundet), der Drittplatzierte nochmals die Hälfte. Für den zweiten Durchgang erhalten die Spieler wieder einen neuen Gebäude-Vorrat, die restlichen sieben Calpulli-Plättchen werden bereitgelegt, und das Spiel wird fortgesetzt. Nach der zweiten Wertung, die genauso abläuft wie die erste, endet das Spiel, und wer auf der Kramerleiste am weitesten vorgerückt ist, gewinnt klarerweise das Spiel.

Für sich allein gesehen ist "Mexica" ein absolut gelungenes Spiel, zwar nicht sehr kommunikativ, aber umso taktischer. Mit den - natürlich immer zu knappen - Aktionspunkten gilt es klug umzugehen und die einzelnen Möglichkeiten effektiv zu nutzen. Die Aufmachung ist schön, einzig die Gebäude schauen nicht so qualitativ hochwertig aus. Nimmt man dies alles zusammen, wäre "Mexica" eigentlich ein klarer Fall für die Auswahlliste 2002 gewesen, wenn nicht noch mehr...

Im Vergleich mit den anderen Spielen der Serie schneidet "Mexica" sehr gut ab. Es hat in etwa die gleiche Komplexität wie "Tikal" ("Java" ist in dieser Hinsicht eindeutig höher postiert), aber die einzelnen Spielelemente sind klarer und einfacher zu handhaben. Dass hier zudem nur sechs Aktionspunkte pro Spielzug zur Verfügung stehen (bei "Tikal" und "Java" sind's 10), beschleunigt das Spiel sehr und verkürzt die Wartezeiten, ein großes Plus. Aber wäre es nicht besser gewesen, wie bei den "Siedlern" jedes Jahr neue Erweiterungen rauszubringen, um das Interesse bei den Spielern aufrechtzuerhalten, statt drei für sich abgeschlossene, aber doch ähnliche Spiele auf den Markt zu werfen. Nur so ist zu erklären, dass "Mexica" trotz seiner unbestreitbaren Qualitäten bei den Kritikern ein wenig durch den Rost fiel...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde