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Knobelritters Spielearchiv - Oben und Unten

Art des Spiels: Abenteuer- und 
                Entwicklungsspiel
Spieleautor:    Ryan Laukat
Verlag:         Schwerkraft Verlag
Jahrgang:       2016
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 13 Jahren
Dauer:          90 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 50,-

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Ihr kommt an ein großes Loch im Höhlenboden. Ein altes Seil, an einer Felssäule befestigt, hängt über den Rand herab und verschwindet in der Finsternis. Wagt ihr euch dort hinunter?


Das gesamte Spielmaterial, bestehend aus vielen verschiedenen Häuserkarten sowie Personen- und Warenplättchen, wird in der Tischmitte ausgelegt. Außerdem erhält jeder Spieler ein Tableau, auf welches er seine ersten drei Bewohner, sein Startgebäude sowie 7 Geld legt.

Wer am Zug ist, lässt einen seiner Dorfbewohner eine Tätigkeit ausüben. Grundsätzlich sind diese danach immer müde und wechseln vom aktiven Teil des Tableaus in den Ermüdungsbereich.

Fünf verschiedene Aktionen stehen zur Verfügung:

Zum Erkunden muss man mindestens zwei Bewohner zur Verfügung haben. Man würfelt dafür und sieht auf der obersten Höhlenkarte nach, welcher Abschnitt aus dem Buch der Begegnungen vorgelesen wird. Im Anschluss an die kleine Geschichte gibt es für den Spieler meistens zwei Auswahlmöglichkeiten, wobei die möglichen Belohnungen dabei NICHT genannt werden. Nachdem er sich für eine entschieden hat, versucht er, die Aufgabe mit Hilfe eines Würfels pro Person zu erledigen. Gelingt ihm das, erhält er nicht nur die im Buch angegebene Belohnung, sondern darf die Höhlenkarte an sein Tableau legen. Sie stellt nun den Bauplatz für ein Außenposten-Gebäude dar, welches man sonst nicht errichten könnte.

Beim Arbeiten erhält man pro eingesetzten Dorfbewohner eine Münze. Außerdem erhält der erste Spieler, der dies macht, ein Apfelweinfass.

Zum Bauen benötigt man einen Bewohner, der ein Hammersymbol zeigt. Neben normalen Gebäuden und Außenposten gibt es noch Gebäude, die während des Spiels bestimmte Erleichterungen bringen und solche, für die es am Spielende fette Extrapunkte gibt. Grundsätzlich bringt jedoch jedes Gebäude irgendwelche Vorteile, z. B. Geld, Ruhmespunkte, Betten, Waren usw.

Waren, die man über Gebäudekarten erhält, bleiben so lange auf diesen Karten liegen, bis man sie erntet. Für das Ernten benötigt man pro Ware einen Bewohner.

Zu guter Letzt kann man noch neue Dorfbewohner kaufen. "Trainieren" heißt das im Spiel, und auch dafür benötigt man einen Bewohner, der speziell dafür ausgebildet ist (erkenntlich an einer Feder).

Zusätzlich zu einer dieser fünf Möglichkeiten darf man vor seiner Aktion noch beliebig viele ermüdungsfreie Aktionen ausführen, für die man keine Bewohner benötigt. Dazu gehört vor allem das Verschieben geernteter Waren (man kann sie auf seine Fortschrittsleiste legen oder zum Verkauf anbieten bzw. bei anderen Spielern Waren kaufen).

Sobald alle Dorfbewohner der Spieler im Ermüdungsbereich liegen, endet eine Runde. Jetzt erholen sich alle Bewohner, die die Nacht in einem Bett verbringen konnten bzw. Apfelwein zu trinken bekamen. Außerdem wechselt der Startspieler, und jeder erhält Einkommen, das davon abhängt, wie viele verschiedene Warenmarker ein Spieler bereits auf seine Fortschrittsleiste gelegt hat.

Nach sieben Runden endet die Partie. Neben den Punkten auf den erworbenen Häuserkarten sind diese grundsätzlich alle einen Punkt wert, außerdem gibt es noch Punkte für das Vorankommen auf der Ruhmesleiste. Auch die Waren auf der Fortschrittsleiste bringen Punkte - umso mehr verschiedene man hier gesammelt hat, desto besser.


"Oben und Unten" beinhaltet eine Menge Material, weshalb es auch ein Weilchen dauert, bis die Spielvorbereitung abgeschlossen ist.

Das gesamte Material macht einen wertigen Eindruck und vor allem die Grafik der Häuser finde ich gelungen. Es sieht sehr schön aus, wenn am Ende zwei Reihen unterschiedlicher Häuser neben dem eigenen Tableau liegen, deren Landschaften nahtlos ineinander übergehen.

Die Spielregel enthält beim Spielaufbau zwar einen ärgerlichen Fehler, ist ansonsten aber gut verständlich aufgebaut, über kleinere Fehler im Buch der Begegnungen kann man bei der Fülle an Textmaterial großzügig hinwegsehen.

Auf der Verlagsseite kann man alle bisher gefundenen Fehler nachlesen: https://www.schwerkraft-verlag.de/downloads/die-welten-von-ryan-laukat/

Das eigentliche Spielprinzip, Bewohner einsetzen und versuchen, die lukrativsten Gebäude zu errichten, möglichst viele Waren auszulegen und neue Dorfbewohner zu erwerben, um in den nächsten Runden noch mehr Aktionen ausführen zu können, ist nicht neu und aus vielen anderen Worker-Placement-Spielen bekannt. Auch den damit verbundenen Geldmangel kennt man zur Genüge sowie auch die Tatsache, dass Arbeiter nur dann aktiv sein können, wenn sie vor der nächsten Runde etwas Bestimmtes getan oder bekommen haben. In diesem Fall finde ich die Idee allerdings witzig, dass neben gesundem Schlaf in einem Bett auch Apfelwein dafür sorgen kann, dass ein Bewohner am nächsten Tag wieder fit ist!

Das Besondere an "Oben und Unten" ist zweifellos die Kombination eines Worker-Placement-Spiels mit einer Art Rollenspiel. Meine Generation kennt sicher die einige Zeit sehr angesagten Abenteuerbücher, in denen man sich nach jedem Kapitel aufs Neue dafür entscheiden musste, wie man weitermacht. Je nachdem, wofür man sich entschied, durfte man dann entweder auf dieser oder auf jener Seite weiterlesen. So ganz nebenbei hat mich als Leseratte an diesen Büchern immer gestört, dass ich nie alle Seiten des Buches gelesen habe - welche Verschwendung!

Im Grunde kann das auch hier passieren, wenn man die Zahlen auf manchen Höhlenkarten einfach nicht würfelt. Das führt dazu, dass die sechs Spezialbewohner, die es im Spiel nur über ein bestandenes Abenteuer zu erwerben gibt, vielleicht nie ins Spiel kommen. Trotz einiger Partien, die ich schon hinter mir habe, bin ich in meinen bisherigen Partien jedenfalls erst einem dieser Bewohner begegnet!

Die Besonderheit von "Oben und Unten" ist jedoch auch etwas, das nicht jedem gefällt. Spieler, die keinen Bezug zu Rollenspielen haben, finden die ständige Unterbrechung durch das Vorlesen aus dem Buch der Begegnungen eher ermüdend. Viele stört auch der damit verbundene Glücksfaktor. Während man sich noch einigermaßen ausrechnen kann, wofür es Ruhmespunkte gibt bzw. wofür welche abgezogen werden, weil man eher feige oder ehrlos handelt, sind die Belohnungen teilweise recht willkürlich.

In einer Partie zu viert kann man davon ausgehen, dass etwa eine halbe Stunde mit Lesen zugebracht wird. Das ist eine verhältnismäßig lange Zeit. Während einem dies in den ersten Partien oft nicht so sehr bewusst wird (vor allem, wenn man jemanden hat, der die Texte stimmungsvoll vorliest), so vermag das Spiel dieses Gefühl der Freude und Neugier am Erkunden des Unbekannten auf Dauer nicht aufrecht erhalten.

Dann habe ich leider Spiele erlebt, in denen die Spieler gegen Ende hin nur mehr die Auswahlmöglichkeiten vorgelesen haben, nicht jedoch die Geschichten. Was eigentlich schade ist, denn mit den Geschichten hat sich der Verlag wirklich Mühe gemacht, denn die 223(!) Begegnungen mit Tieren, Menschen, Fabelwesen und besonderen Gegenständen sind sehr abwechslungsreich gehalten.

Wer sich vorstellen kann, an solcherlei Geschichten auch länger seinen Spaß zu haben, der erhält mit "Oben und Unten" ein spannendes Spiel. Obwohl neben dem Erkunden auch andere Wege zum Ziel führen können und das Spiel diesbezüglich auch für Vielfalt gesorgt hat, wird es für alle anderen letztendlich früher oder später ein Spiel sein, das zwar gut funktioniert, das sich aber mit seinen vielen Lese-Unterbrechungen doch zu sehr in die Länge zieht.

Sandra Lemberger

Bewertung: 4 Schilde