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Knobelritters Spielearchiv - Odysseus

Art des Spiels: Laufspiel
Spieleautor:    Dominique Ehrhard
Verlag:         Jumbo Spiele
Jahrgang:       2001
Spielerzahl:    3 bis 6 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

Die Spielgeschichte zu diesem Spiel bräuchte ich nicht wirklich wiedergeben. Die Odyssee, die von Homer beschriebene Irrfahrt Odysseus', des Helden von Troja, dürfte so ziemlich jedem bekannt sein. In Kurzform: Die Götter sind erbost über Odysseus. Um ihn für seinen Hochmut zu bestrafen, schicken sie ihn kreuz und quer durch die Ägäis, einer Gefahr nach der anderen ausgeliefert, wodurch er erst zwanzig Jahre später nach Ithaka heimkehren kann.

Auf dem tosenden Meer wird sein Schiff sozusagen zum Spielball der Götter. Im Spiel "Odysseus", gerade erst bei Jumbo erschienen, übernehmen die Spieler jedoch nicht die Rolle des Helden, sondern jene von Göttern. Jeder will Odysseus zu anderen Abenteuern locken. Und so entbrannt ein taktischer Wettstreit, der mit allen Mitteln - vor allem mit Karten - ausgefochten wird.

Zur Ausgangslage: Der Spielplan zeigt die Ägäis. Nicht etwa naturgetreu, nicht einmal annähernd. Denn die 18 Inseln, die man erkennen kann, sind eigentlich so nahe beisammen, dass kein Schiff zum "Inselhüpfen" notwendig ist. Macht nichts, für die Spieler relevant sind vielmehr die farbigen Linien, mit denen die Inseln miteinander verbunden sind. Das Liniennetz ist derart gestaltet, dass von jeder Insel drei Linien wegführen: jeweils eine gelbe, eine rote und eine grüne. Auf die Inseln selber kommen runde Scheiben. Sechs verschiedene Scheiben gibt es, die wichtige Abenteuer der Odyssee darstellen: "Odysseus und der Zyklop", "Die vier Winde von Äolus", "Die Sirenen", "Hades oder das Schattenreich", "Scylla und Charybdis" und "Odysseus Heimkunft". Zur besseren Übersicht sind die Abenteuer mit unterschiedlichen Farben untermalt. Sie kommen je fünf Mal vor, auf den Spielplan werden von jedem drei beliebig verteilt ausgelegt, der Rest bildet die Reserve.

Zu Beginn werden die großen Götterkarten verdeckt verteilt. So ist ein Spieler anfangs "Zeus", ein anderer "Poseidon", ein dritter "Hades", etc. Zusätzlich erhält jeder die dazupassende Holzscheibe für die "göttlichen Kräfte". Nun hat jeder Gott ja seine eigene Vorstellung, welche Abenteuer Odysseus zu bestehen habe. "Also, ich sähe Odi ja gerne beim Zyklopen!" - "Aber nein! ins Schattenreich soll er rein!" - "Ach was, Blödsinn! Zu den Sirenen, das wird viel interessanter!" So ungefähr kann man sich das vorstellen. Im Spiel wird dies durch Auftragskarten geregelt, auf denen je drei Abenteuer mit 1, 2 und 3 Punkten vermerkt sind. Jeder Gott bekommt verdeckt so eine Auftragskarte zugeteilt, die er tunlichst geheim halten sollte, um seine Absichten zu verbergen.

Fehlen nur mehr die Windkarten, der eigentliche Motor für die Bewegung von Odysseus' Schiff. Es gibt sie mit den Werten 1, 2, 3 und 5. Nachdem jeder Spieler als Erstausstattung drei Windkarten erhalten hat, kann das "Spiel der Götter" endlich losgehen.

Vorerst muss ich jedoch noch erklären, wie nun genau das Schiff gesteuert wird. Die Bewegung ist ganz einfach. Maximal wird das Schiff drei Schritte weit bewegt. Ich vermeide dabei bewusst den Begriff "vorwärts", da es auch denselben Weg zurück nehmen kann. An einem Ende des Spielplans sind hierfür drei Segelschiffe für diese drei Schritte abgebildet (1,2,3), jedes mit drei Farbfeldern. Mit diesem Wissen ausgestattet, ist der Rest leicht erklärt. Mit den Windkarten beeinflussen die Spieler, auf welcher Farblinie das Schiff bei jedem der 3 Schritte gezogen wird. Der größte Gesamtwert an Windkarten entscheidet über die Farblinie, bei Gleichstand zählt gelb vor grün vor rot. Die Bewegung selbst erfolgt jedoch erst am Ende der Runde. Die Scheibe, wo das Schiff schließlich landet, kommt neben den Spielplan. So kann jeder mit seiner Auftragskarte vergleichen, wie viele Punkte er erzielt.

Nun zum Spielverlauf. Wer an der Reihe ist, hat vier Möglichkeiten. Eine davon kennen wir bereits: Das Legen einer Windkarte. Daneben kann man auch einmal pro Runde seine "göttliche Kraft" einsetzen, indem man seinen Holzstein umdreht oder am Spielfeld entsprechend ablegt. Jeder Gott hat dabei seine eigene Gabe. Zeus kann die Runde augenblicklich beenden. Hades darf seine Windkarten verdeckt auslegen. Aphrodite kann die abgelegten Windkarten von einem beliebigen Farbfeld verdoppeln. Hermes darf eine bereits gelegte Windkarte an eine andere Stelle umlegen. Poseidon kann einen Sturm entfachen, der eine der neun Zugrichtungen blockiert. Und Athena hat die Möglichkeit - übrigens als einzige außerhalb ihres Zuges -, irgendeine gerade eingesetzte "göttliche Kraft" zu verhindern.

Diese Fähigkeiten sind - je nach Situation - halt unterschiedlich stark. Mal bräuchte man die Macht Poseidons, eine Farblinie zu blockieren. Ein andermal wäre es vorteilhaft, eine Windkarte umlegen zu können. Und die Rolle von Zeus ist besonders erstrebenswert, da man nicht nur die Möglichkeit hat, die Runde zu beenden, sondern auch leergewordene Inseln mit vorteilhaften Scheiben auffüllen kann. Was kann man nun machen, wenn man mit der einem zugeteilten Rolle nicht zufrieden ist? Auf einigen Windkarten mit dem Wert "1" ist der Gott "Dionysos" abgebildet. Man kann diese Karte - statt sie an ein Farbfeld zu legen - alternativ dazu verwenden, um seine Götterkarte gegen eine andere auszutauschen. Besonders günstig ist es dann, wenn dieser Gott seine "göttliche Kraft" noch nicht eingesetzt hat, da man sie dann später selber noch nutzen kann.

Als letztes bleibt noch das Passen! Das klingt nicht gerade attraktiv, aber andererseits: Warum sollte man unbedingt seine Karten verschwenden, wenn die momentane Lage vielleicht sowieso gerade "passt"?! Natürlich, wenn man keine Windkarten mehr hat und seine "göttliche Kraft" auch schon verbraucht, bleibt nichts anderes übrig, als zu passen. Aber ansonsten kann es auch ein taktisches Mittel sein. Taktisches Passen kann aber zwei Haken haben: Zum Einen kann Zeus ja die Runde beenden, zum anderen ist die Runde ebenfalls vorbei, sobald alle Spieler hintereinander gepasst haben.

Mit der Zeit sammeln sich neben dem Spielplan die Scheiben der besuchten Inseln. Sobald ein Spieler 10 Punkte erreicht, ist das Spiel aus und es gewinnt der "Gott" mit den meisten Punkten. Laut Spielbeschreibung sollte dies nach ungefähr einer dreiviertel Stunde sein. Aber dies hängt - wie so oft - stark von der Entschlussfreudigkeit der Spieler ab. Meiner Erfahrung nach kann es bei voller Spielerzahl sogar bis doppelt so lange brauchen.

Das liegt aber auch daran, dass das Spiel zu sechst ausgeglichener ist. Da alle möglichen Auftragskarten im Spiel sind, passen alle höllisch auf und rechnen nach, damit nicht jemand zu schnell fertig wird. Konsequenz: längeres Spiel. Umgekehrt haben die Spieler bei kleinerer Spielerzahl zwar mehr Einfluss, aber es besteht die Gefahr, dass die Auftragskarten ungleichmäßig vertreten sind. So wird jemand kaum gewinnen können, wenn er beispielsweise für Scylla & Charybdis 3 Punkte erhält, er aber als einziger dort hinmöchte. Auch die Sitzreihenfolge kann das Spiel beeinträchtigen. So kann ein Spieler Karten einsparen, wenn sein Vordermann ähnliche Inseln anstrebt.

Dies soll aber den überaus positiven Eindruck, den ich von "Odysseus" habe - sowohl optisch, als auch spielmechanisch - nicht trüben. Es ist ein gutes, spannendes Taktikspiel. Das Spielmaterial ist von guter Qualität, die Grafik ansprechend. Der Übersicht gut getan hätte noch eine Spielfigur zum Anzeigen, wo nach den momentan ausliegenden Karten das Ziel des Schiffes ist, aber es geht auch ohne.

Somit besteht die einzig richtige Kritik darin, dass das Thema nicht gerade realistisch ist. Es wirkt aufgesetzt, dass der Held von Troja einige Abenteuer zwei- oder gar dreimal zu bestehen hat. Man stelle sich vor: Odysseus, gerade mal dem Zyklopen entkommen, strandet bei nächster Gelegenheit wieder auf der gleichen Insel. Oder noch krasser: Aus welchem Grund sollte er, daheim in Ithaka angelangt, von dort wieder in See stechen? Der Götter Wille ist unbestimmbar.....

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde