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Knobelritters Spielearchiv - Pandemic - Untergang Roms

Art des Spiels: Kooperationsspiel 
Spieleautoren:  Matt Leacock &
                Paolo Mori
Verlag:         Z-Man Games
Jahrgang:       2018
Spielerzahl:    1 bis 5 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 49,-

Zielgruppen:    Spielexperten       ++
                Gelegenheitsspieler (+)
                Partyspieler        (+)

"Ihr seid im eigentlichen Sinne keine richtigen Säugetiere! Jedwede Art von Säuger auf diesem Planeten entwickelt instinktiv ein natürliches Gleichgewicht mit ihrer Umgebung. Ihr Menschen aber tut dies nicht. Ihr zieht in ein bestimmtes Gebiet, und vermehrt Euch und vermehrt Euch, bis alle natürlichen Ressourcen erschöpft sind. Und der einzige Weg zu überleben ist die Ausbreitung auf ein anderes Gebiet. Es gibt noch einen Organismus auf diesem Planeten, der genauso verfährt. Wissen Sie, welcher? Das Virus! Der Mensch ist eine Krankheit! Das Geschwür dieses Planeten! Ihr seid wie die Pest…"

So harsch beurteilte Agent Smith im ersten Teil der Matrix-Trilogie die Menschheit. Von diesem Standpunkt aus ist es somit durchaus legitim, wenn in einer Variante des beliebten Kooperationsspiels "Pandemie" einmal nicht Viren, sondern Menschen bekämpft werden. Als Bürger des Römischen Reichs müssen die Spieler das Imperium vor den einfallenden Barbarenhorden beschützen und auf diese Weise den Untergang Roms verhindern.


Nachdem das Thema für diese Variante doch stark verändert wurde, können natürlich nicht dieselben Begriffe verwendet werden. Es breiten sich deswegen nicht Viren von vier verschiedenen Virenstämmen aus, sondern es fallen Barbaren von 5 unterschiedlichen Barbarenstämmen ein. Die Angelsachsen und Franken (orange) fallen über den Nordwesten her, die Vandalen (schwarz) breiten sich über Frankreich, Spanien und schließlich Nordafrika immer weiter aus. Vom Osten her dringen Hunnen (grün), die Westgoten (weiß) und die Ostgoten (blau) ins römische Territorium ein. Im weiteren Spielverlauf kommt es auch nicht zu Epidemien, sondern zu Aufständen, und selbstverständlich wird nicht nach Heilmitteln geforscht, sondern es werden Bündnisse mit den einzelnen Stämmen angestrebt.

Die Grundregeln von "Pandemie" sind annähernd gleich geblieben. Der werte Leser kann diese zwar in der entsprechenden Rezension des Originalspiels nachlesen, ich werde aber trotzdem hier die Regeln - mit entsprechend abgewandelten Begriffen - erwähnen.

Jeder Spieler übernimmt eine Rolle, welche ihm einen gewissen Vorteil verschafft, und erhält - abhängig von der Spielerzahl - ein paar Spielerkarten auf die Hand. Die meisten davon zeigen Städte des Reiches in einer der fünf Farben der Barbarenstämme, einige wenige sind Ereigniskarten. In die restlichen Karten werden "Aufstand!"-Karten eingemischt, und zwar derart, dass sie in einigermaßen regelmäßigen Abständen auftauchen.

Die Barbarenkarten bilden einen verdeckten Stapel. Neun Karten werden zu Beginn aufgedeckt, in die angegebenen Städte werden als anfängliche Bedrohung bereits ein paar farblich passende Würfel - sie stellen die Barbaren dar - gestellt. Die verbliebenen Würfel kommen auf die entsprechenden Vorratsfelder, die beiden Marker "Aggressionsstufe" und "Niedergang" auf die jeweils ersten Felder der zugehörigen Leisten.

Der Spielzug eines Spielers besteht aus 3 Schritten:
Zuerst führt der Spieler 4 Aktionen durch. Dabei kann er zwischen mehreren Aktionen wählen, die er auch öfters in seinem Zug machen darf. Einige Aktionen dienen dazu, die eigene Spielfigur auf dem Plan zu bewegen (Marschieren von Feld zu Feld, Segeln von Hafen zu Hafen), oder gegen die Barbaren vorzugehen (ein Kastell errichten, dort Armeen ausheben und schließlich mit den Legionen und mit Hilfe der Kampfwürfel zu kämpfen, um - hoffentlich - Barbaren zu beseitigen).

Um der Barbaren aber endgültig Herr zu werden, müssen sie entweder ganz vertrieben, oder mit ihnen ein Bündnis geschlossen werden, wofür der Spieler - je nach Stamm - 3 bis 5 farblich passende Stadtkarten abgeben muss. Um dies zu erreichen, kann er vorher mit einem Mitspieler handeln, also 1 Stadtkarte in der entsprechenden Stadt weiterreichen (von einem Spieler bekommen oder an einen Spieler geben).

Im 2. Schritt zieht der Spieler zwei Karten vom Stapel nach. Taucht dabei eine "Aufstand!"-Karte auf, muss diese sofort abgehandelt werden. Dadurch steigt die Aggressionsstufe (um 1 Feld nach links), kommt es zu einem Aufstand (in die unterste Stadt des Barbarenstapels kommen 3 farblich passende Würfel) und abschließend zu einer Verschärfung, indem alle Karten des Barbaren-Ablagestapels gemischt und wieder auf den Nachziehstapel gelegt werden.

Im 3. Schritt kommt es schließlich zu Barbareneinfällen. Es werden so viele Karten vom Barbarenstapel aufgedeckt, wie die aktuelle Aggressionsstufe vorgibt. In jede dieser Städte wird üblicherweise 1 Barbarenwürfel gelegt. Immer dann, wenn von einem Stamm ein vierter Würfel in eine Stadt käme, wird stattdessen diese Stadt geplündert. Der Niedergangsmarker wird auf der Leiste ein Feld nach unten geschoben, außerdem wird in jeder benachbarten Stadt 1 Barbar des entsprechenden Stammes hinzugefügt. Dadurch kann es sogar zu Kettenreaktionen und infolgedessen zu weiteren Plünderungen kommen.

Rom kann auf viererlei Art untergehen. Die Spieler haben gemeinsam verloren, wenn Barbarenwürfel hinzugefügt werden müssten, aber nicht mehr genügend vorhanden sind, wenn ein Spieler keine 2 Spielerkarten mehr nachziehen kann, wenn der Niedergangsmarker das unterste Feld der Niedergangsleiste erreicht, oder wenn Rom geplündert wird.

Stellt jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt keiner der 5 Barbarenstämme eine Bedrohung dar - entweder weil mit ihm ein Bündnis geschlossen wurde, oder weil alle Barbaren dieses Stammes aus dem Reich vertrieben wurden - haben die Spieler als Team gewonnen und Rom vor dem Untergang gerettet.


Das beliebteste Kooperationsspiel der letzten Jahre in neuem Gewand und mit anderem Thema - das klingt schon auf jeden Fall interessant. Einmal nicht als Forscher, Ärztin, Dispatcher oder Krisenmanager den Ausbruch von Viren zu verhindern versuchen, sondern gegen einfallende Barbarenhorden zu kämpfen, finde ich grundsätzlich sehr reizvoll.

Um dem geschichtlichen Hintergrund jedoch gerecht zu werden, mussten von den beiden Autoren - "Pandemie"-Autor Matt Leacock zusammen mit dem Italiener Paolo Mori - ein paar Adaptionen vorgenommen werden. Leacock und Mori betonen dabei allerdings, dass es nicht ihre Absicht war, eine historische Simulation zu schaffen, sondern dass sie vielmehr Wert auf den Spielspaß legten.

Der Spielplan zeigt deshalb auch nicht die gesamte Weltkarte, sondern lediglich das Römische Reich. Die Städte sind farblich jenen Barbarenstämmen zugeordnet, welche sie auch tatsächlich mal geplündert oder erobert haben. Viele Städte weisen daher auch zwei oder drei Farben auf, Roma sogar alle fünf, da es im Laufe der Geschichte von allen fünf Stämmen geplündert wurde. Spielmechanisch passt dies auch ganz gut, immerhin weist der Spielplan doch deutlich weniger Städte auf als bei "Pandemie".

Eine weitere Besonderheit sind die Völkerwanderungsrouten. Kommt es zu Barbareneinfällen, wird nicht einfach bloß ein Würfel auf die gerade gezogene Stadt gelegt. Vielmehr wird zuerst kontrolliert, ob bereits ein Würfel dort liegt. Wenn nicht, wird rückwärts entlang der Völkerwanderungsroute des entsprechenden Stammes die nächste Stadt gesucht, welche eine Verbindung zu einem bereits vorhandenen Würfel aufweist. Dieser Kniff sorgt dafür, dass die Stämme einigermaßen vorhersehbar ins Reich eindringen, und man seine Verteidigung dementsprechend darauf einstellen kann. Andererseits können Aufstände dadurch umso unberechenbarer, ergo gefährlicher ausfallen.

Den größten Unterschied machen jedoch die Legionen aus. Die Spieler haben zwar ebenfalls verschiedene Rollen mit unterschiedlichen Funktionen, werden als "Consul", "Mercator" oder "Magister Militum" im Kampf gegen die Barbaren aber von Legionen - eigenen Spielfiguren - unterstützt. Als aktive Aktion kann man mit Legionen kämpfen, wobei für jede beteiligte Legion (bis zu 3) ein Kampfwürfel geworfen wird, welcher das Ergebnis (Entfernung von Legionen und/oder Barbaren) bestimmt. Passiv dienen Legionen allein durch ihre Anwesenheit als Schutz, denn befindet sich (mindestens) eine Legion in einer Stadt, wird im Falle eines Barbareneinfalls dort kein neuer Würfel platziert, sondern stattdessen 1 Legion entfernt. Dies bringt interessante taktische Überlegungen mit sich.

Der Untergang Roms ist historisch gesehen aber nicht nur eine Folge des ständig ansteigenden Drucks von außen, sondern beruht auch auf den inneren Zerfall des Reiches, zum Beispiel durch Korruption. Im Spiel wurde dem dahingehend Rechnung getragen, dass jede Ereigniskarte neben ihren normalen Effekt noch eine "korrupte" Option bietet, welche wesentlich stärker ist. Allerdings muss dafür auch der Niedergangsmarker um 1 Feld nach unten geschoben werden.

Und schließlich unterscheiden sich noch die Siegbedingungen von jenem des Originals. Musste man bei "Pandemie" noch unbedingt alle vier Gegenmittel gefunden haben, gilt hier ein Barbarenstamm auch als besiegt, wenn sich kein entsprechender Würfel mehr in einer Stadt des Reichs befindet. Um zu gewinnen, muss jeder Barbarenstamm jedoch zum selben Zeitpunkt entweder verbündet oder gänzlich vertrieben sein.

Bei allen Änderungen ist "Pandemic - Untergang Roms" aber eines geblieben: Ein tolles kooperatives Spiel, bei dem die Spieler ihre Aktionen absprechen und gut aufeinander abstimmen, ihre Bewegungen koordinieren und ihre speziellen Eigenschaften bestmöglich einsetzen müssen. Nach wie vor spielen sie gegen das Spiel selbst, welches ihnen durch das zufällige Auftauchen sowohl der Barbarenkarten als auch der Spielerkarten oft genug einen Strich durch die Rechnung macht. Kaum glaubt man, eine Region im Griff zu haben, fallen dort plötzlich verstärkt die Horden ein. Der Glücksanteil ist zugegebenermaßen hoch, aber es macht Spaß, durch gemeinsames Vorgehen dem Schicksal Herr zu werden, oder es zumindest zu versuchen. Mir gefällt das neue Setting wirklich ausgezeichnet, und das gelungene Spielmaterial trägt ebenfalls zum Spielvergnügen bei.

Dem beigefügten Solitärspiel kann ich hingegen wenig abgewinnen. Ich spiele "Pandemic - Untergang Roms" - wie auch das Originalspiel - am liebsten im Vielspielermodus, und wenn ich mich mal alleine an die Herausforderung wage, kann ich problemlos die Rollen von 3 oder 4 Personen übernehmen und kontrollieren.

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde