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Knobelritters Spielearchiv - Pirates of the Spanish Main

Art des Spiels: Bastel-Sammel-Seefahrerspiel
Spieleautor:    (nicht genannt)
Verlag:         Wizk!ds
Vertrieb:       Amigo Spiele
Jahrgang:       2006
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 32,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)
                Zwei Personen (+)

Heute möchte ich Euch einmal ein ganz besonderes Spiel vorstellen, eines das zwar einige Anleihen bei anderen Spielen genommen hat, aber ansonsten - zumindest für meine Begriffe - doch recht einzigartig ist.

Zuerst ein paar Fakten die sicher weiter Fragen aufwerfen werden, die ich dann im Laufe dieses Berichts zu beantworten versuche: "Pirates of the Spanish Main" ist ein Tabletop Spiel, jedoch zugleich auch ein Sammelkartenspiel. Es wird in sogenannten "Booster-Packs" angeboten. Aber dieses Spiel hat auch sein eigenes Genre geschaffen, denn auf jeder Packung ist ganz deutlich die Bezeichnung „constructable stategy game“ zu lesen.

Und damit kommen wir nun zur eigentlichen Besonderheit dieses Spiels. Während man bei „Magic“, „Yu Gi Oh!“ und ähnlichen Sammelkartenspielen wirklich ausschließlich Karten in der Packung vorfindet, beinhaltet ein Booster von "Pirates of the Spanish Main" Bausätze, aus denen man sich niedliche kleine Schiffchen zusammenbauen kann, die noch dazu verdammt gut aussehen.

Eine Packung besteht immer aus zumindest einer Spielanleitung zum Auffalten, dem kleinsten Würfel, der jemals einem Spiel beigelegt wurde, einer Karte mit Schätzen und/oder einer Mannschaft, sowie einer Insel und mindestens 2 Schiffen.

Bei den "Schätzen" handelt es sich um Kunststoffmünzen. Auf der einen Seite sehen sie alle mehr oder weniger gleich aus - wie Goldmünzen eben - und auf der anderen ist eine Zahl abgedruckt. Die „Mannschaft“ wird durch ein quadratisches Plättchen symbolisiert auf dem irgendein Mann oder eine Frau abgebildet ist, dazu ein Name oder die Funktion der betreffenden Person (z.B. Steuermann, Kettenkugelspezialist etc.). Auf der dazugehörigen Karte sind noch genauere Infos über die Funktion der betreffenden Mannschaft zu finden, sowie oft auch eine nette kleine Hintergrundgeschichte. Die "Insel" wiederum besteht aus einem Kartonkärtchen und hat oft auf der Rückseite eine zweite Funktion, zum Beispiel einen Eisberg oder eine Nebelbank.

Das Wichtigste aber sind natürlich die Schiffe. Je nach Größe des Schiffes (Ein- bis Fünfmaster und in Ausnahmefällen auch 6 oder 10-Master) sind die Bauteile über bis zu drei Karten verteilt. Der Bausatz besteht im Normalfall aus zumindest einem Deck, zwei Teilen für den Rumpf sowie den Segeln und einer Nationalflagge. Bei komplexeren Schiffen gibt es dann schon auch mal ein Achterdeck sowie weitere Elemente zu finden.

Wer sich jetzt denkt, das Ganze sei so etwas Ähnliches wie ein Überraschungs-Ei, der liegt eigentlich gar nicht mal so weit daneben. Das Erlebnis, das man hat, wenn man so eine Packung aufreißt und gespannt ist, was sich denn diesmal darin befindet, ist dem bei einem Überraschungs-Ei nicht unähnlich. Der Zusammenbau geht nun folgendermaßen vor sich: Man drückt die Plastikteile aus der jeweiligen Karte raus, wobei man etwas acht geben muss, dass man sehr dünne Streben und Ähnliches nicht abbricht. Auch beim Zusammenbau muss man teilweise höllisch aufpassen, um nur ja nichts abzubrechen. Mit etwas Übung und Geschick geht es dann aber recht schnell und unproblematisch.

Der Bausatz für ein Schiff besteht, wie bereits erwähnt, aus ein bis drei Karten. Die erste Karte muss man sich unbedingt aufheben, denn darauf sind wertvolle Informationen zum entsprechenden Schiff enthalten. Links oben steht eine Zahl, welche den Wert des Schiffes in Punkten festlegt. Dieser ist bei der Zusammenstellung einer Flotte von Bedeutung, da man sich hier mit den Mitspielern vor dem Spiel auf ein Limit einigen muss, damit niemand mit einer riesigen Flotte von z.B. 17 Schiffen anrücken kann. Das Spiel würde damit auch viel zu lange dauern.

Direkt neben den Punkten ist die Nation in Form einer Flagge angegeben. Die Nation ist prinzipiell unbedeutend für das Spiel, man kann sich aber auch auf eine festlegen, besonders dann wenn man in größeren Gruppen spielt. Na gut, ganz unbedeutend ist sie nicht, denn auch die Mannschaften haben Nationen und müssen zur Nation des Schiffes passen, auf dem sie dienen. Jedes Schiff hat natürlich auch einen Namen. Dieser ist auf dem Schiffsrumpf ebenfalls aufgedruckt, was sehr hilfreich dabei ist, das jeweilige Schiff zur Karte wiederzufinden.

Als nächstes kommt nun ein Balken mit diversen Symbolen. Daran kann man sehen, wie viele Masten ein Schiff hat, wie groß sein Laderaum ist, wie schnell es sich fortbewegen kann und zu guter Letzt die Reichweite und Treffsicherheit der Kanonen in Form von Würfelsymbolen. Viele Schiffe haben dann noch Spezialfunktionen, die dann für das jeweilige Schiff als Ergänzung der Grundregeln gelten bzw. auch schon mal die eine oder andere Regel außer Kraft setzen. Auf der Rückseite der Karte ist dann immer noch eine kurze Geschichte zum betreffenden Schiff zu finden, ähnlich wie das schon bei der Mannschaft der Fall ist.

Doch nun zum eigentlichen Spiel. Bevor man beginnt, stellt sich jeder Spieler seine Flotte zusammen, wobei er darauf achten muss, das zuvor vereinbarte Punktelimit nicht zu überschreiten. Natürlich ist es hierbei gut, nicht nur zwei Schiffe zur Auswahl zu haben. Prinzipiell kann man auch ohne Mannschaft spielen, aber die Mannschaft kann ein Schiff schon ordentlich aufwerten. Im Gegenzug kostet sie ebenfalls Punkte und verbraucht außerdem noch Laderaum.

Sind die Schiffe gewählt, so muss man noch die Inseln am Tisch verteilen, ein paar Eisberge und Nebelbänke sowie eventuell Riffe und Seegrasfelder, damit es nicht zu einfach wird. Die Flotte wird nun noch bei der jeweiligen Heimatinsel platziert, und dann kann es auch schon losgehen.

Jeder Spieler kann pro eigenem Schiff einmal ziehen. Dabei muss er sich entscheiden, ob er fahren oder schießen möchte. Manche Schiffe können beides in einem Zug, auch die Mannschaft kann eine solche Zusatzfunktion ermöglichen. Greift man ein generisches Schiff an, so wird gewürfelt, für jedes eigene Segel einmal. Überschreitet man die auf dem jeweiligen eigenen Segel aufgedruckte Augenzahl, so hat man getroffen und das gegnerische Schiff verliert ein Segel. Hat es keine Segel mehr, so ist es ein Wrack und der nächste Treffer würde es versenken. Ein Wrack kann sich nicht mehr bewegen, es sei denn man hat eine Rudermannschaft an Bord.

Ziel des Spieles ist es jedoch nicht, möglichst viele Schiffe zu versenken, sondern möglichst viel Gold von den Inseln zu bergen und auf die eigene Heimatinsel zu transportieren. Doch um das zu schaffen, muss man natürlich an den Gegnern vorbei, die ebenfalls an das Gold wollen. Es ist auch möglich, gegnerische Schiffe zu rammen und zu entern. Klar, ist ja auch ein Piratenspiel :-)

Die Regeln sind an sich verhältnismäßig einfach, wobei ich zugeben muss, dass ich Euch noch einiges vorenthalten habe, sonst würde der Bericht über zehn Seiten lang werden. Viele Schiffe und viele Mannschaftsarten haben nun ihre eigenen Regelerweiterungen. Da kann einiges zusammenkommen und das Spiel nochmals ordentlich an Komplexität und Spannung dazu gewinnen.

Hier nun ein Beispiel für eine Spezialfunktion eines Schiffes: „Du darfst die Reichweite der Kanonen des Schiffes verdoppeln, triffst dafür aber nur noch bei einer 6“. Eine praktische Sache, vorausgesetzt, man hat eine Glückssträhne beim Würfeln.

Weiters gibt es verschiedene Schiffstypen die alle ihre eigenen Funktionen mitbringen. z.B. Schoner, Dschunke oder Geisterschiff. Ja, selbst U-Boote gibt es und dass hier Tauchen angesagt ist, versteht sich wohl von selbst.

An Mannschaften existiert ebenfalls eine große Auswahl und jede kann irgendetwas anders, oft auch ganz lustige (nicht für den Gegner) und spannende Dinge. Zum Beispiel gibt es einen Brandbombenspezialisten. Wenn man diesen auf seinem Schiff hat, dann kann man Brandbomben verschießen. Triff eine solche Brandbombe den Gegner, so wird eines seiner Segel durch einen Feuermast ausgetauscht. Von nun an verbrennt das Schiff langsam und sein Besitzer muss bei jedem Zug einmal würfeln. Die Augenzahl entscheidet dann darüber, ob der Brand auf das nächste Segel übergreift oder nicht bzw. sogar gelöscht wird.

Nun war ja „Pirates of the Spanish Main“ nur der Anfang. Es gibt in diesen Päckchen auch nur drei Nationen, nämlich Spanier, Engländer und natürlich die Piraten. Na gut, Piraten sind keine Nation, aber sie haben hier eben auch ihre eigene Flagge und zu guter Letzt gaben sie dem Spiel ja schließlich auch seinen Namen. Im Laufe der Zeit folgte Set um Set mit immer neuen Nationen und auch Schiffen anderer Bauart und damit auch jeder Menge Regelerweiterungen. Ich gebe hier einen kurzen Überblick darüber, was es so alles gibt, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Pirates of the Crimson Coast, Pirates of the Revolution, Pirates of the Barbary Coast, Pirates of the South China Seas, Pirates of Davy Jones Curse, Pirates of Mysterious Islands, Pirates of the Frozen North und Pirates at Oceans Edge.

Alle verschiedenen Editionen sind beliebig miteinander kombinierbar, und man kann auch mit jeder alleine spielen, jedoch macht es wenig Sinn, wenn z.B. ein Spieler mit Schiffen von "Oceans Edge" spielt, während der andere nur das Grundspiel "Spanish Main" besitzt. Die Kräfte wären sehr ungleich verteilt.

Abschließend möchte ich sagen, dass mir dieses Spiel wirklich gut gefällt. Ich bin zwar kein Tabletop-Fan, aber die niedlichen Schiffchen konnten mich restlos überzeugen. Das offene Regelkonzept verspricht jede Menge lange anhaltenden Spielspaß. Allerdings kam das Spiel mit zwei Spielern nie so richtig in Schwung, obwohl es ursprünglich genau dafür konzipiert war. Ab drei Leuten, die auch die entsprechende Begeisterung mitbringen, macht es aber richtig Freude, und man kann zu seinen Gegnern so richtig herrlich gemein sein.

Nebenbei werden hier gleich mehrere menschliche Grundbedürfnisse auf einmal bedient: Spieltrieb, Sammlerleidenschaft und der Basteltrieb. Man könnte das Spiel auch als eine Art Überraschungs-Ei ohne Kalorien betrachten.

Thomas Polaschek

Bewertung: 3 Schilde